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Happy Modelling
Thomas Schneider,
Januar 2016
Als im Oktober letzten Jahres der ProfiPack zu Eduard´s neuer
Fw 190 in 1/72 auf den Markt kam, war die Erwartungshaltung
bereits sehr groß. Hatte der tschechische Hersteller doch bereits
11 Monate zuvor, anlässlich des Novemberfestes 2014, die ersten CAD-Bilder des
Modells und der Spritzrahmen dem staunenden Publikum präsentiert. Aufgrund der
damals bereits umgesetzten Details konnte man gut erkennen, das dies ein
erstklassiger Bausatz werden wird.
Nachdem ich die Spritzrahmen dann selbst in Händen hatte war schnell klar, Eduard
hatte nicht zu viel versprochen. Die Oberflächendetails sind einfach fantastisch und
die Umsetzung der einzelnen Baugruppen und Komponenten lässt einen problem-
losen Bau erahnen.
Doch wird der Bausatz den Erwartungen gerecht werden und wie sieht es mit den
hoch detaillierten Zubehörteilen aus dem Hause Eduard aus? Fragen wie diese
waren es schließlich, die mich für einen Parallelbau zu Seitenschneider, Resinsäge
und Kleber greifen ließen…
Als Bausätze verwendete ich den ProfiPack Fw 190A-8 Artikel-Nr.: 70111 und den Tour-Kit vom Novemberfest 2015 Fw 190A-8/R-2. Beide Bausätze sind
bis auf die versionsspezifischen Teile (z.B. andere Rumpfhälften mit Zusatzpanzerung des “Sturmbocks”) weitgehend identisch.
Der ProfiPack sollte direkt aus der Schachtel, lediglich mit zusätzlich angebrachten Antennendrähten und Bremsleitungen, gebaut werden. Beim
Novemberfest-Kit, also der A-8 mit Rüstsatz 2, wollte ich zusätzlich einige der gerade neu erschienenen BRASSIN- und Ätzteile-Sets verbauen.
Entschieden hatte ich mich letztendlich für 672088 “engine & fuselage guns”, 72612 “landing flaps”, 672080 “wheels late” und Teile der Fotoätzteilplatine
72611, welche hauptsächlich dem Außenbereich gewidmet ist. Anfänglich liebäugelte ich noch mit dem Cockpit Set 672081, was ich aber nach dem
direkten Vergleich mit den ätzteilbestückten ProfiPacks wieder verworfen habe.
Diese (noch) feineren Unterschiede sind bei geschlossenen Rumpfhälften einfach
nicht mehr sichtbar! Für die kommenden Weekend-Editionen ist dieses Set
u.U. durchaus eine sinnvolle Ergänzung. Ob dann der Sinn dieses einfachen
Bausatzes noch gegeben ist, ist ein anderes Thema… :-)
Der Bau beginnt, wie bei den Meisten Flugzeugmodellen, beim Cockpit.
Bei diesem neuen Bausatz hat man für die Gestaltung gleich mehrere
(vier) Möglichkeiten, da die Teile zweifach, d.h. einmal mit und einmal
ohne Oberflächenstrukturen (z.B. Teile A8 und A5) vorhanden sind. Da
die Instrumentenbretter und Konsolen einerseits akkurat umgesetzte
Oberflächen aufweisen, könnte man diese mittels Bemalung, Trocken-
malen und anschließendem Washing realisieren, oder einfach die
mitgelieferten Decalelemente verwenden. Verwendet man die farbig
bedruckten Fotoätzteile, kommen die glatten Teile zum Einsatz. Diese
werden dann in Sandwichbauweise auf die zuvor in RLM 66 lackierten
Bauteile geklebt. Eine Weitere Möglichkeit wäre die Verwendung des
neuen Cockpit-Sets aus dem Eduard BRASSIN-Programm.
Links: Achtung! Beim sehr frühen Bauschritt des Verklebens der Fotoätz-
teile sollte man erhöhte Sorgfalt walten lassen, da dies u.U. den kom-
pletten späteren Bau beeinflusst. Sie werden sich nun fragen: “Wie das?”
Die Frage ist aber relativ einfach zu beantworten. Da Eduard diesen
Bausatz sehr akkurat umgesetzt hat, passen die (Cockpit-) Teile im
trockenen Testbau sehr genau zueinander. Verklebt man diese nun, reicht
der hinzugefügte Kleber aus, damit die fertigen Komponenten nicht mehr
in die Aussparungen passen und oben aufsitzen. Die Folge daraus ist,
dass der Rumpf zu breit wird und z.B die Cockpitverglasung nicht mehr
bündig abschließt. Deshalb, schleifen Sie die beiden Instrumentenbretter
(siehe Bild links) auf die Hälfte herunter und nehmen ein paar Zehntel von
der Breite weg. Nun steht einem stressfreien Bau (fast) nichts mehr im
Weg!
Rechts: Die fast fertig aufgebaute Cockpitwanne mit den farbigen Foto-
ätzteilen. Wie bereits bekannt sein dürfte, können die (bei Eduard mittels
Ink-Jet-Technologie) bedruckten Ätzteile nur mit einer annähernden
Farbtreue aufweisen. Das Bild rechts wurde kontrastverstärkt um den
Unterschied zwischen lackiertem RLM 66 und dem gedruckten
“Schwarzgrau” zu verdeutlichen. Eine leichte Anpassung der Grundfarbe
wäre somit für einen stimmigen Gesamteindruck anzuraten. Bei dem “aus
der Schachtel” gebauten Modell habe ich es so gelassen und später
festgestellt, dass der sehr geringe Einblick in das dunkle Cockpit diese
Unterschiede so gut wie verschwinden lässt.
Der nächste Schritt ist der Zusammenbau der Fahrwerkschächte. Auch
hier gibt es zwei Punkte, die zu beachten sind…
…Für einen besseren, spaltfreien Sitz des Fahrwerkschachtes, sollten die
Bauteile A89 (links) A66 und A67 einer Trockenpassung und Nacharbeit
unterzogen werden. Die Aufnahme an A67 (roter Pfeil) ist zu flach und ver-
hindert ein perfektes Ergebnis.
Einbau der fertigen Teilkomponenten! Wichtig hierbei, Schließen Sie die
beiden Rumpfhälften noch solange der Schmelzkleber weich ist um einen
schrägen Einbau der Cockpitwanne und des Brandschotts zu vermeiden.
Möglich ist dies, da die Rumpfhälften nicht genügend Stabilität bieten. Ein
Umstand der der modularen Aufrüstfähigkeit mit BRASSIN-Artikeln ge-
schuldet ist.
Unten: Zwischenzeitlich wurde für den Bau des “Sturmbocks” das BMW 801-
Triebwerk aus dem BRASSIN-Set 672088 “Motor und Rumpfbewaffnung”
fertiggestellt. (Der Baubericht dieser Komponente wird zu gegebener Zeit in
einem eigenen Artikel folgen um diesen hier an Umfang nicht zu sprengen).
Als weiteren “Eyecatcher” sollte der Sturmbock auch die Landeklappen aus
dem Fotoätzteileset 72612 erhalten.
Das Aussägen der Trag-
flächenelemente und der
anschließende Auf- und
Einbau wurden nach An-
leitung bewerkstelligt und
verliefen völlig problemlos.
Ohne Ätzteil-Biegevor-
richtung wird man sich
allerdings schwer tun!
Nachdem alle relevanten Komponenten angebaut sind werden Motor, Cockpit
und Fahrwerkschächte lackierdicht verschlossen.
Rechts: Eduard liefert mit seinem Schaumstoff-Polster aus den BRASSIN-
Sets gleich das richtige Arbeitsmaterial mit.
originalundmodell.de verwendet Airbrush-Technik von
Harder & Steenbeck.
Oben links: Der erste Farbauftrag ist eine relativ hoch verdünnte Grundierung
mit Mr.Surfacer 1000. So lassen sich vor dem eigentlichen Lackieren noch
eventuelle unsaubere Klebenähte erkennen und korrigieren. Kleinere “Un-
gereimtheiten” werden mit dieser Spritzspachtel verfüllt, ohne die feinen
Oberflächendetails des Modells zu verschließen.
Oben: Danach folgt eine dünne Schicht weiße Farbe um die Grundfarben
heller (leuchtender) wirken zu lassen und eine obligatorische Vorschattierung.
Diese darf relativ ungenau ausgeführt werden, es verstärkt damit den späteren
Verschmutzungs- und Verwitterungsgrad.
Links: Die Grundfarben (Gunze RLM 74, 75, und 76) werden hoch verdünnt
in mehreren Bahnen aufgetragen. Es ist darauf zu achten, dass die Vor-
schattierung in einem realistischen Maß vorhanden bleibt.
Die Farbübergänge wurden freihand gespritzt mit dem 0,15mm
Düsen/Nadel-Satz der verwendeten Harder & Steenbeck Evolution.
Oben: Anbauteile bereit zum Lackieren.
Nach dem Auftrag der Grundfarben wurden spezielle Bereiche abgeklebt um diese dann blau (wie bei der Fw 190 A-8 des JG 5) oder schwarz/weiß (Rumpfband der
Fw 190A-8/R-2 des JG 4) zu spritzen. Nach einer ausreichenden Trocknungszeit von einem Tag wurden die Oberflächen für die Wasserschiebebilder mit einem Überzug
Klarlack, in meinem Fall Pledge Fußbodenversiegeler, vorbereitet und gleichzeitig versiegelt. Nach dem Aufbringen der Decalelemente und wiederum einer ausreichenden
Trocknungszeit von mindestens einem halben Tag erhielten auch diese ihren Überzug aus Pledge und waren somit für das anschließende Washing bestens geschützt.
Die Alterung (Washing) erfolgte nun mit lediglich zwei Tönen Ölfarbe, welche mit Terpentinersatz zu einer dünnflüssigen Brühe verrührt wurden. Dieses Gebräu wurde nun mit
einem Pinsel über alle Gravuren und Nietenreihen aufgetragen und gleichzeitig, unregelmäßig auf der Oberfläche in Streifen verteilt.
Sobald die Oberfläche des Ölfarbenwashings abgetrocknet ist erscheint diese
stumpf. Dies kann zwischen einer und drei Stunden dauern. Ist diese nun auch in
den Vertiefungen trocken, beginnt man mit einem Stück Baumwolllappen die Farbe
in kreisenden Bewegungen oder mit Wischen in Flugrichtung abzutragen. Für Ecken
und Kanten empfiehlt sich der Einsatz von Wattestäbchen. Mit starkem oder
schwachem Abwischen, oder mit einem mehrfachen Auftrag der Ölbrühe lässt sich
der gewünschte Verschmutzungsgrad steuern.
Unten: Das Resultat nach dem Entfernen der Ölfarbe. Subtile Farbnuancen bleiben
erhalten und natürlich die betonten Blechstöße und Nieten.
Oben: Für das Washing kommt Künstlerölfarbe in den Farbtönen “Lampenschwarz”
und “Umbra gebrannt” zum Einsatz.
Der letzte “Farb”-Auftrag besteht aus seidenmattem Klarlack und einigen leichten
Abgasspuren mit Gunze “Ruß” und einem hellbraunen Farbton. Beides jeweils zu
ca. 90% verdünnt.
Bei meinem A-8/R-2 “Sturmbock” waren alle Arbeitsschritte identisch, lediglich die
Klappen und der Motor mit Waffenträger wurden ergänzt.
Unten: Der fertige Motor, testweise mit der Luftschraube der “blauen 8”.
Bei diesem Bausatz-Upgrade ist peinlichst darauf zu achten, dass die
jeweiligen Angussblöcke der Resinteile exakt abgetrennt werden. Aus dem
Bauplan geht dies nicht zu 100% hervor, also sind ständige Probepassungen
notwendig damit diese Motor/Waffenträger-Einheit in den Abmessungen nicht
zu lang wird und erst später beim Aufsetzen z.B. der Verkleidungen oder des
Lüfterrades massive Probleme macht. Ich spreche aus eigener Erfahrung,
denn meine Gebaute Einheit war 2mm zu lang, so dass das Lüfterrad über die
Verkleidung hinausragte. Auf die danach folgenden Extraarbeiten, verbunden
mit so etlichen Flüchen, möchte ich hier nicht wirklich eingehen… ;-)
Links: Alle Teilkomponenten sind fertig zum Ein- bzw. Anbau.
Unten: Eines sei zum Schluss noch erwähnt. Die Aufnahmen der Fw 190-typischen,
dackelbeinartigen Fahrwerksbeine sind für einen korrekten und sicheren Einbau zu
flach ausgeführt. Den richtigen Winkel zu finden ist anhand der Bauteile nur schwer
möglich. Gleiches gilt auch für die Fahrwerksstreben. Die Bauanleitung hilft hier
zumindest mit einer Frontzeichnung aus der man die richtige Stellung ableiten kann.
Alles in allem ist dieser Bauschritt als “knifflig” zu bezeichnen.
Schlussbetrachtung:
Eduard hat mit diesem neuen Bausatz, trotz einiger kleiner “Stolpersteine”,
den derzeit besten Fw 190A - Kit in 1/72 auf die Basteltische gebracht.
Gerade in der ProfiPack Edition mit seinem sinnvollen, bausatzeigenem
Zubehör macht der Bau nicht nur enorm Spaß, sondern geht auch noch
sehr zügig von statten. Beachtet man die eingangs erwähnten Korrekturen
am Cockpit, baut sich das Modell schon fast im Handumdrehen.
Mit dem reichhaltigen Zubehörprogramm hat Eduard praktisch jedem
Modellbauer die Möglichkeit gegeben seine individuelle 190er zu bauen.
Manche dieser Sets sind -meiner Meinung- eine grandiose Idee und sehr
zu empfehlen, bei anderen liegt der Nutzen der (perfekt gemachten) Teile
eher beim reinen Enthusiasten. Dies liegt aber sicher auch im Auge des
Betrachters.
Das originalundmodell.de Urteil zu diesem Bausatz lautet:
SEHR EMPFEHLENSWERT !
Focke Wulf Fw 190A-8/R-2 “gelbe 5” der
7.(Sturm)/JG 4, Wezlow, Deutschland.
Maschine von Uffz. Günther von Wenkstern
11.September 1944
Bei den Sturmböcken des JG 4 wurde
die MG 131 Rumpfbewaffung generell
ausgebaut, zugunsten zweier 30-mm-
MK 108 im Außenflügel.
Focke Wulf Fw 190A-8 “blaue 8 - Erika”
der IV./JG 5 Eismeer, Herdla, Norwegen
Frühjahr 1945
Eduard 1/72
Ein Baubericht von Thomas Schneider