© Thomas Schneider  originalundmodell.de  2014    V1.12

Abgewrackt!

Tamiya´s Focke Wulf Fw 190 D-9 in 1/48

Nachdem der Hersteller Eduard seine Focke Wulf Fw-190 Serie um eine ebenfalls hochdetaillierte D-Version erweitert hatte, fragten sich viele Modellbauer, was denn mit dem bisherigen Ende der Meßlatte von Tamiya mitsamt seinem riesigen Angebot an Zurüstteilen zu tun sei. Eine Möglich- keit stellt diese, modellbauerisch sehr arbeits- intensive, Schrottplatz-Variante dar...
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14 Tage aus dem Leben eines Modellbauers

(Die etwas „andere“ Story zum Projekt)

Wenn man sich als Modellbauer, durch wie auch immer geartete Umstände, vom bisherigen (Ehe-) Leben verabschiedet, gibt es offenbar zwei Möglichkeiten. Entweder man(n) verlässt sein selbst gewähltes Verlies – genannt Bastelkeller - und fängt wieder an in der realen Welt zu leben. Oder man gibt jetzt endlich richtig Gas und kann sich ohne strafende Blicke und verbalen Disharmonien in seinem Hobby richtig austoben. (Allerdings habe ich auch schon von Kollegen gehört die danach in eine künstlerische, kataleptische Starre mit Plastikkleber- Allergie gefallen sind und sich nur noch anatomisch korrekten, weiblichen Formen im Maßstab 1:1 widmeten). Wie dem auch sei, ich gedachte Gas zu geben. So geschehen am 2.März 2013, als nur noch zwei Wochen Zeit blieben bis die für mich wichtigste Modellbauausstellung seine Pforten öffnete. Die von Traudl´s Modellbauladen organisierte Ausstellung in der Flugwerft Oberschleißheim war sozusagen das alljährliche Highlight und der Jahresauftakt der Süddeutschen Szene. Nun war es schon fast so etwas wie Tradition für mich speziell für dieses Event ein Projekt auf die Füße zu stellen. Nur, durch die eingangs erwähnten Umstände lag ich diese mal sehr weit zurück. Sonntag, 3.März! Stundenlanges Suchen im Lager – jaaa, bei genügend Platz hat der ambitionierte Modellbauer eben nicht nur eine Modellwerkstatt und einen wie auch immer gearteten Ausstellungsraum (ehemaliges, eheliches Schlafzimmer beispielsweise :-) ) sondern auch ein Lager für seine gefühlten 5000 Schachteln (=Altersvorsorge) – brachten mich außer zu dem Gedanken, es für dieses Jahr zu lassen, keinen Schritt weiter. Montag! Der Zufall, soweit man an diesen glauben will, nahm mir die Entscheidung ab. Die junge, freundliche und adrette Dame der gelben Zustellerbrigade brachte mir meine längst ersehnte Modellbaubestellung und einen großen Umschlag. (Wenn der Zustrom an neuen Modellen eine Zeitlang abreißt fühlt man sich als Bastler auch schon mal etwas „unterversorgt“). Voller Freude hielt ich nun die – keine Ahnung wievielte-  Fw-190 D in meinen Händen. Eigentlich waren es sogar zwei, da es sich um Eduard´s DualCombo in 1:48 handelte. Noch viel interessanter war allerdings der Inhalt des Umschlages mit der nachgeorderten Ausgabe des „Military Illustrated Modeller Issue 011“ aus England. Mangels aktuellem Bauprojekt machte ich mich sofort an die Lektüre. Wie vom Blitz getroffen las und sah ich ein genial umgesetztes Stück Arbeit. Der Typ da im Bericht hatte genau die gleiche Thematik auf seinem Basteltisch liegen. Eduard´s neue 190er D-Serie. Und da Modellbauer bekanntlich und grundsätzlich nicht alle Nadeln an der Tanne haben, beschließt dieser Typ einen Akt von Modellvandalismus. Er beschreibt in allen Einzelheiten wie eine seiner Tamiya 190er D (mindestens zwei pro Hersteller dürften in der Szene wohl als normal gelten…) im wahrsten Sinne des Wortes verschrotten wird. Jetzt überschlugen sich meine Gedanken: „Klar, das mache ich auch!“ Nächster Gedanke: „Nein….., dann werde ich ja wieder als unbequemer, ketzerischer Modellbaukumpel verschrien und für zweifelhafte Schlagzeilen sorgen  -  “Der Plagiator hat wieder zugeschlagen… .“ (siehe Hangar 5 Projekt – Anm. des Verfassers). Der letzte Gedanke der Kette war dann lediglich ein gut fränkisches „drauf geschi…“ und ich verbrachte den Rest des Tages damit meinen kompletten Bestand zu durchwühlen. Alles was irgendwie nach Zurüstteil und brauchbar aussah kam auf den Tisch. Alle bekannten Namen lagen da. Eduard, CMK, Verlinden, Aires, Quickboost, Part, Hauler, Master und Brengun, um nur einige zu nennen. Dienstag! Die vorhandene Zeit verwendete ich dafür alle benötigten Teile auszuwählen und auch die Resin-Teile vorzubereiten. Der Knackpunkt bei der Sache war, einen völlig intakten Bausatz, welcher noch dazu am oberen Ende der Messlatte anzusiedeln ist und den man über Jahre hinweg gehegt und gepflegt hat, zu zersägen. Ein Trauma! Mittwoch! Gerade mal eben mit dem Cockpit fertig geworden war klar, dass das so niemals funktioniert. Also wurde ich später zur Schicht bei meinem Arbeitgeber vorstellig und nahm meine aufgelaufenen Überstunden. Sicherlich kennt der eine oder andere das Phänomen, wie sich zum Ende einer zwischenmenschlichen Beziehung Überstunden im Betrieb auf wundersame Weise vermehren. Übrigens, mein Chef… sehr Verständnisvoll. Klar, Modelleisenbahner! Doch zurück zum Thema. Jetzt lief ich auf Hochtouren. 14 Stunden täglich waren machbar und der Ehrgeiz packte mich am Kragen. Statt einer Kopie des gesehenen sollte es nun überwiegend meine eigene Handschrift tragen und in wichtigen Punkten verbessert werden. Beispielsweise sollte die Kiste auf welcher der Rumpf lag unter dem Gewicht leicht nachgeben. Die Wartungsklappe, bei der man schließlich am meisten sieht (Spornrad-Einziehmechanik) sollte nun auch noch geöffnet und in Scratchbauweise hergestellt werden. Außerdem sollte das Fahrrad einen selbstgebauten Anhänger erhalten. Nicht zu vergessen der Schmetterling (viel Spaß beim Suchen). Weiterhin wollte ich nicht einfach einen fertig gekauften Sockel verwenden. Wenn schon, denn schon, und das Ding wurde selbst „geschreinert“. Ein paar selbstgegossene Ziegelsteine zum Aufbocken sollten die Szenerie abrunden. Soweit die Planung. Ehrgeiz hin oder her, die ersten größeren Probleme machten sich ebenfalls schon breit. So zerstörte ich neben meiner Ersatz-Airbrush gleich noch die Vacu-Kanzelhaube. Für letztere musste schnellstmöglich Ersatz beschafft werden. Nur ein einziger Händler aus Polen hatte das Objekt der Begierde derzeit auf Lager und bereit es gleich zu versenden. (So´n Schei.., für die Versandkosten hätte ich ein komplettes Modell bekommen). Da meine Haupt-Airbrushpistole wegen eines Garantiedefektes derzeit in Reparatur war, musste ich mir auch hier noch etwas passendes  borgen. Im Übrigen machte ich damit eine verblüffende Entdeckung. Mit der Airbrush eines anderen Spaß zu haben, fühlt sich so an, als würde man mit der Frau eines Kumpels ins Bett gehen?! Geht ja gar nicht! Donnerstag! Die Zeit rannte und meine Leistungsgrenze war erreicht. So holte ich mir meinen 15jährigen Sohn als Verstärkung ins Boot. Vom Typus eher der Gelegenheitsbastler erledigte er aber sehr gewissenhaft alle anstehenden Lackieraufgaben. Damit hatte ich auch schon mein psychologisches Airbrushproblem wieder los. Ab Samstag wurden wir nur noch durch die  Trocknungszeit von Farbe und Washing ausgebremst. Montag! Alle vorgefertigten Einzelteile sollten nun „verheiratet“ werden, um festzustellen, alle Theorie ist grau. Es passt rein gar nichts so wie es soll. Verlinden, Aires und Sonstige weigern sich beharrlich gemeinsam zu harmonieren. Dienstag! Nach stundenlangem fluchen und überarbeiten erkennt man bereits was es werden soll. (Wurde auch Zeit, denn bisher war das nicht so wirklich klar und ersichtlich…) Freitag! Letztendlich haben wir es als Team bis 12 Stunden vor der Abfahrt nach Oberschleißheim geschafft. Diese letzten Stunden nutzte ich nun noch um etwas Schlaf nachzuholen, die 1,40 Meter gestapelten Kartonagen eines kreisrunden italienischen Lebensmittels zu entsorgen und die Verwüstungen im Haus zu beseitigen. Nicht zu vergessen, die Grundreinigung meines Lackierplatzes. Mein Junior hat zwar die Farbe perfekt auf das Modell gebracht, leider aber auch überall sonst hin. Samstag! Morgens um 4 Uhr, beim Beladen des Autos war das einzige was ich nach dieser Aktion noch herausbrachte: „Was riecht hier so komisch?“ Was mein Sohn prompt mit einer Antwort quittierte: „Frischluft, Papa. Nur Frischluft!“ … Sonderausgaben des Projektes „Dora ade“: Kaffe: 28,- Euro. Pizza: 83,50 Euro. Stromkosten für meinen Küchenbackofen, welcher zum Trocknen der Farbe ständig auf 45 Grad Celsius lief: 7,20 Euro. Heckenschere zum Entfernen meiner Barthaare: 19,95 Euro. Lohn der Arbeit: 1.Platz beim Wettbewerb Wahrheitsgehalt der Geschichte. 91,3 % Die Welt ist ernst genug… In diesem Sinne, Happy Modelling - Der Plagiator -
Gold   Flugwerft Oberschleiß-heim  Traudl´s Modellbautage 2013  Traudl´s Modellbautage 2013
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