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Hobby Boss 1/48
Ein Beitrag von Roland Sachsenhofer
Die Fw190 darf ja wahrhaft zu den bekanntesten und in den größten
Stückzahlen produzierten Flugzeugen des Kriegs zählen- und trotzdem
findet man immer wieder einmal die Möglichkeit, ein wirklich seltenes
Exemplar dieses bekannten Musters zu bauen.
Mit der V18 bietet Hobby Boss eine solche Gelegenheit. Die Maschine
entstammt einer Reihe von Erprobungsträgern, mit denen die
Möglichkeit ausgelotet werden sollte, aus dem Fw190 Grundmuster
einen brauchbaren Höhenjäger zu entwickeln. Diese sollte zur geplanten
C-Reihe werden.
Zentral war dabei die Verwendung eines abgasgeladenen Turbos, der
das Triebwerk auch in großer Höhe mit entsprechendem Ladedruck
versorgen sollte. Erprobt wurde dabei der DB 603A Reihenmotor, der,
von einem Hirth 9-2281 Abgasturbolader versorgt, in 10700 Meter Höhe
eine Leistung von beachtlichen 1600 PS erbrachte. Die aufwendige
Verrohrung die ob der schlanken Zelle der Fw190 „über Putz“ außen
geführt werden musste, machte durch ihren hohen aerodynamischen
Widerstand die Leistungssteigerung allerdings wieder zunichte.
Einige Maschinen in dieser Figuration wurden dabei auch unter
Einsatzbedingungen erprobt, eine Serienproduktion lief jedoch nicht an.
Die Fw 190 V18 wurde schließlich zum Prototypen der D-Reihe
umgebaut; insofern hat sich die Maschine einen wesentlichen Platz in
der Entwicklungsgeschichte der Fw 190 gesichert.
Ansonsten half bei der V18 auch noch ein „Fw 190 Interior Set“, um die Gestaltung von Cockpit und Fahrwerksbucht zu verfeinern. Da genug Originalfotos zur
Verfügung standen, konnte ich auch Details rekonstruieren, die sich im Bausatz erst gar nicht finden. Dazu zählen etwa die beiden Straken, die am Vorderende
des großen Bauch-Kühlers zu finden sind. Auch für das vollkommen unbehandelte Cockpit hinter dem Flugzeugführersitz musste Abhilfe in Form eines
modifizierten Tamiya-Bauteils gefunden werden.
Vergleiche mit dem Original weisen weiters auf einen kleinen Formfehler am Leitwerk hin: hier hatte die V18 einen eigenen Aufbau für die Einmündung des
Antennenkabels. Dies ist allerdings mit wenig Aufwand und ein wenig Spachtelmasse zu beheben.
Die Anleitung zur Farbgebung muss man nicht allzu ernst nehmen. Auch hier hilft ein Blick auf das Original, um zu einer eigenen Einschätzung zur Aufteilung
der nicht lackierten NMF-Bleche zu kommen.
Hobby Boss betreibt seit einiger Zeit eine begrüßenswerte Strategie, wahrhafte Exoten als Spritzgussbausätze anzubieten. Wer hätte erwartet, ein so weithin
unbekanntes Versuchsmuster in den Händlerregalen zu sehen? Für diesen Mut möchte ich ein großes Lob aussprechen, denn damit erweitert sich die
Möglichkeit, „Farbe“ in die eigene Sammlung zu bringen.
Das Lob erweitere ich auf die Passgenauigkeit der Bausatzformen. Diese könnte gemeinsam mit dem durchdachten und einfachen Aufbau des Modells für einen
raschen und unkomplizierten Bauprozess sorgen, wenn nicht eine Eigenheit von HB-Bausätzen zuschlagen würde, die mir schon einmal aufgefallen ist: die
Bauteile sind zum Teil von einer so „fantastischen“ Ausprägung, dass ich es nicht übers Herz bringe, sie in einem sonst wunderbaren Modell zu verbauen.
Parallelen zu einem anderen HB Exoten drängen sich auf, denn auch bei der Bv 141 mussten einzelne Teile gescratcht werden, obwohl die grundsätzliche
Auslegung vollkommen in Ordnung war. Betraf es hier die unkorrekt geformte Abgasanlage und den falsch drehenden Propeller, so sind bei der V18 vor allem
die fantasierten Felgen sowie die problematisch geformte Kabinenhaube mit dem vollkommen leer gelassenen Innenleben zu nennen.
Bei meinem Modell sind an jenen Stellen Teile eines ausgeschlachteten Fw 190 Bausatzes-von Tamiya verwendet worden. Dieses Modell hatte schon für die Bv
141 den Propeller spendieren müssen.
Zu den korrekturbedürftigen Teilen zählen auch die Mündungen der Bordwaffen. Diese waren in der V18 des im Modell dargestellten Bauzustandes nicht
eingebaut, die Mündungsöffnungen wurden verblendet.
kitchecker
Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen:
ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer
Die oben geschilderten Schattenseiten sollen allerdings nicht darüber
hinwegtäuschen, dass dieser Bausatz für Interessierte unbedingt zu
empfehlen ist. Gespannt warte ich schon, welchen Exoten-Leckerbissen
Hobby Boss als nächstes servieren wird!
Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer