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Modelle, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer
Italeri 1/72
Ein Beitrag von Roland Sachsenhofer
Das Konzept eines Nurflügel-Flugzeugs besticht durch seine Eleganz,
denn die gesamte Oberfläche der Konstruktion trägt zum Auftrieb bei.
Kein Rumpf oder Leitwerk müssen wie bei einem konventionellen Flug-
zeug als auftriebstechnisch tote Masse mitgeschleppt werden. Die ver-
fügbare Energie wird so beinahe optimal in Auftrieb, Geschwindigkeit,
Wendigkeit oder Ladefähigkeit umgesetzt.
Obwohl sich schon in den ersten Jahren der Fliegerei das Rumpfflugzeug
als konstruktive Grundform durchgesetzt hatte, fand das Nurflügel Kon-
zept immer wieder begeisterte Vertreter. In den Vereinigten Staaten hatte
diese Fraktion in Jack Northrop einen begnadeten Fürsprecher und
Pionier.
Im Laufe der 30er und 40er Jahren wurden verschiedene „Flying Wings“
von Northrop erdacht, gebaut und erflogen, sodass es nicht überrascht,
dass an ihn der Auftrag für den Entwurf eines schweren Bombers in
dieser Konfiguration herangetragen wurde.
Mein Modell zeigt einen der beiden ab 1946 geflogenen Prototypen mit den gegenläufigen Propellern. Komfortabler Weise gibt es zahlreiche gute Abbildungen
der Originalmaschine, die, als Novität, nicht nur etwa im Flug abgelichtet worden ist, sondern auch in ihren Detailformen gut dokumentiert wurde. Übrigens
zeigen die Prototypen recht ansehnliche Verschmutzungsspuren und gehörige Abgasfahnen- diese sind einen Blick auf das Original wert –und auf mein Modell
natürlich, wo ich dieses nachzugestalten versucht habe :-)
Italeris Bausatz geht auf die AMT/ERTL Formen von 1995 zurück. Diese zeigen eine recht angemessene Oberflächendetaillierung und, angenehmerweise,
eine hervorragende Passgenauigkeit. Auch der Teileaufbau des Modells ist gut durchdacht und sorgt für Stabilität. Das ist in dieser Größe- über 72 Zentimeter
Spannweite- kein zu vernachlässigender Faktor.
Die XB-35 war also nicht Northrops erster Nurflügel, wohl aber der größte. Die mit 52.2 Meter Spannweite äußerst eindrucksvolle XB-35 hob im Juni 1945 zum
ersten Mal ab. Zwei Prototypen wurden für die Erprobung gebaut, wobei sich bei beiden die Getriebe der gegenläufigen Propeller und die Fernwelle, mit der die
je 3000 PS der vier Pratt & Whitney R-4360 Motoren übertragen wurden, als problemanfällige Schwachstellen zeigten.
Eine nachfolgende Vorserie von dreizehn YB-35 wurde daher auch mit einer vereinfachten vierblättrigen Propelleranlage geliefert, jedoch ohne dass damit der
Antrieb als Schwachstelle zu beheben gewesen wäre.
Der Antrieb sollte in einer anderen Form auch zum Ende des XB-35 Projekts führen. Nach 1945 war klar zu erkennen, dass die Zukunft dem Jet-Antrieb gehören
würde. Obwohl noch zwei YB-35 mit den neuen Triebwerken ausgerüstet wurden, ging schlussendlich ein anderer bemerkenswerter Entwurf in Serie: Convairs
gewaltige B-36 wurde Northrops radikalem Entwurf vorgezogen, um dann ihrerseits rasch von den
reinen Jet-Bombern B-47 und dann der B-52 abgelöst zu werden.
kitchecker
Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer
Nachfolgend noch einige Baustufenfotos:
Die Detaillierung des Innenraumes ist für heutige Erwartungen als eher
rudimentär zu bezeichnen, in den Radschächten und an der Auspuffanlage
muss jedoch unbedingt nachgearbeitet werden. Ich habe dies in Form von
Kabelsträngen und Bremsleitungen aus Kupferdraht unterschiedlicher
Stärken sowie einer ganzen Menge adaptierter Ätzteile für das Cockpit getan.
Die größte Herausforderung- man kann auch sagen, das größte Vergnügen-
ist hier die Arbeit mit den Metalloberflächen. Auch hier halfen mir die
Originalfotos, mittels einigen Metall-Farbtönen von Alclad dem Vorbild nahe
zu kommen.
Nicht nur beim Abkleben der verschiedenen Metallpanelle sondern auch beim
unumgänglichen Maskieren und mehrfachen Lackieren der zweiunddreißig
einzelnen Propellerblätter ist Geduld und eine gewisse Unerschütterlichkeit
anzuraten.
Der Bau der XB-35 war trotz allem relativ rasch und vor allem nahezu pro-
blemfrei zu bewerkstelligen. Ich kann diesen wirklich seltenen Vogel jedem
empfehlen, der Sinn für das Besondere hat- und sich an einem wirklich
großem Stück Aluminium in seiner Vitrine erfreuen möchte.