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Revell, 1/72 Ein Beitrag von Stefan Fraundorfer Die   Black   Pearl   ist   wahrscheinlich   die   einzig   wahre   Liebe   von   Captain Jack   Sparrow,   dem   Helden   aus   der   Filmreihe   „Fluch   der   Karibik“.   Fünf Abenteuer   hat   sie   nun   schon   mit   ihm   erlebt   und   spielte   dabei   -   neben   den menschlichen   Darstellern   -   eine   entscheidende   Hauptrolle.   Die   Pearl   ist das   schnellste   Schiff   der   Karibik,   sie   segelt   sogar   schneller   als   die   Flying Dutchman.   Es   heißt,   wenn   Jack   am   Steuer   der   Black   Pearl   steht,   dann segelt   sie   schneller   und   ruhiger,   als   würde   sie   spüren,   dass   sie   von   ihrem Herrn geführt wird. Das   Schiff   ist   einschließlich   der   Segel   und   Masten   infolge   eines   Brandes vollständig   schwarz   –   daher   stammt   auch   der   Name.   Die   Black   Pearl   ist eine   Galeone   und   als   3-Mast-Vollschiff   getakelt.   Sie   ist   mit   32   Kanonen bewaffnet.
Ich   habe   nie   daran   gedacht,   jemals   ein   Segelschiff   zu   bauen.   Die   Seefahrt übt   zwar   schon   eine   gewisse   Faszination   auf   mich   aus,   aber   allein   die komplexe   Takelage   hat   mich   immer   abgeschreckt,   so   ein   Modellschiff   in Angriff   zu   nehmen.   Aber   im   Leben   kommt   eben   Vieles   anders,   als   man denkt.    Meine    Stieftochter    Melanie    ist    ein    großer    Fan    der    „Fluch    der Karibik“-Reihe.   Daher   habe   ich   mich   bereit   erklärt,   die   Black   Pearl   für   sie zu   bauen.   Gleich   vorweg:   Ich   sollte   meinen   Entschluss   nicht   bereuen,   trotz einiger   hundert Arbeitsstunden   hat   mir   der   Bau   die   meiste   Zeit   richtig   Spaß gemacht.    Und    als    echter    österreichischen    Landratte    möge    man    mir verzeihen,    wenn    ich    im    folgenden    Bericht    den    einen    oder    anderen nautischen Fachausdruck falsch verwende. Der   Bausatz   stammt   ursprünglich   von   Zvezda   und   wurde   2017   von   Revell neu   auf   den   Markt   gebracht.   Der   Kit   ist   mit   etwa   120,--   Euro   zwar   nicht gerade   ein   Schnäppchen,   aber   er   ist   sein   Geld   wert.   895   Teile,   von   denen tatsächlich   fast   alle   gebraucht   werden,   wollen   verbaut   werden.   Nach   105 Bauabschnitten   kann   man   ein   53   cm   langes   und   50   cm   hohes   schwarzes Segelschiff in die Vitrine stellen – das hat was.
Modell, Bilder und Text: Stefan Fraundorfer
Die   Passgenauigkeit   aller Teile   kann   ich   nur   loben.   Die   Konstrukteure   haben   sich hier   wirklich   Mühe   gegeben   und   überlegt   gearbeitet.   Aber   wo   viel   Licht   ist,   ist meist   auch   etwas   Schatten.   Ich   musste   fast   alle   Bauteile   sehr   zeitaufwendig   von Formtrennlinien    und    Gussgraten    säubern.    Manche    Teile,    hier    vor    allem    die Rahen,   wiesen   einen   enormen   Formversatz   auf,   der   mühevoll   bearbeitet   werden musste. Das waren die Arbeiten, die keinen Spaß gemacht haben. Der   Bau   beginnt   mit   dem   Sockel,   den   ich   glänzend   Schwarz   und   Gold   lackiert habe.   In   den   Hohlraum   auf   der   Unterseite   habe   ich   eine   schwere   Metallplatte eingeklebt,   damit   das   Modell   später   einen   stabileren   Stand   hat.   Schon   ziemlich früh   muss   man   sich   entscheiden,   ob   man   die   Kanonen   des   Unterdecks   zeigen möchte,   oder   die   Stückpforten   geschlossen   anbauen   will.   Ich   entschied   mich dafür,    die    Kanonen    zu    zeigen,    weil    das    Modell    so    um    einiges    martialischer aussieht.    Das    hat    natürlich    zur    Folge,    dass    der    Bau    komplizierter    und zeitaufwendiger   wird.   So   müssen   unter   anderem   20   Kanonen   mehr   angefertigt, bemalt und gealtert werden. Gleich   mal   zu   den   Kanonen.   Jede   der   insgesamt   32   Waffen   besteht   aus   sieben Teilen.    Lackiert    habe    ich    sie    mit    Gunze    H12    matt    Schwarz.    Es    folgte    ein Drybrushing   der   Holzteile   mit   Gunze   H27   Tan,   das   Rohr   wurde   mit   Kupfer   aus dem      Tamiya      Weathering      Master      Set      behandelt.      Um      die      Kanonen widerstandsfähiger   mit   den   Decks   zu   fixieren,   habe   ich   sie   mit   einem   kurzen Stück Draht verstiftet.
Ein    ganz    entscheidender    Punkt    beim    Bau    der    Black    Pearl    ist    die Farbgebung   und   die   Verwitterung.   Um   ein   Gefühl   dafür   zu   bekommen, habe   ich   zuerst   das   Beiboot   gebaut.   Lackiert   habe   ich   es   mit   Gunze H77    Reifenschwarz.    Diese    Farbe    wurde    im    weiteren    Verlauf    mein ständiger   Begleiter   und   ich   habe   einige   Gebinde   davon   verbraucht.   Die Lackierung    alleine    reicht    natürlich    nicht,    damit    die    Pearl    am    Ende halbwegs    realistisch    da    steht.    Dafür    sind    mehrere    Alterungs-    und Verwitterungstechniken notwendig. Die   Oberflächen   habe   ich   zuerst   mit   Ölfarben   behandelt,   vor   allem   mit Buff   Titanium.   Diese   brechen   die   eintönige   Grundfarbe   und   erzeugen interessante   Schattierungen.   Vor   allem   die   Decks,   aber   auch   andere horizontale    Oberflächen    habe    ich    mit    H27    Tan    von    Gunze    trocken gemalt.   Das   sieht   dann   so   aus,   als   ob   bei   stark   beanspruchten   Flächen die   schwarze   Farbe   abgerieben   wurde   und   das   Holz   zu   sehen   ist.   Bei vertikalen   Flächen   habe   ich   die   gleiche   Technik   mit   H338   Light   Gray angewandt – aber nur ganz leicht, um die Kanten etwas zu betonen.
Auch das oben erwähnte Weathering Master Set und Pigmente von MIG kamen umfangreich zur Anwendung. Der   Zusammenbau   des   Schiffsrumpfs   ging   wegen   der   ausgezeichneten   Passgenauigkeit   recht   zügig   voran.   Man   darf   nur   nicht   vergessen,   jene   Räume   zu lackieren,   die   durch   die   geöffneten   Stückpforten   bzw.   die   Fenster   am   Heck   später   einsehbar   sein   werden. Auf   eine Alterung   dieser   Bereiche   kann   hier   getrost verzichtet werden, dafür ist der Lichteinfall zu gering, um sie wirklich erkennen zu können. Nach   der   Fertigstellung   des   Rumpfs   muss   auch   schon   mit   dessen   Verwitterung/Alterung   begonnen   werden,   weil   man   sonst   an   viele   Stellen   einfach   nicht   mehr ordentlich    rankommen    würde.    Dafür    habe    ich    die    oben    beschriebenen    Techniken    angewandt.    Genial    gelöst    hat    Revell,    besser    gesagt    Zvezda,    den Heckspiegel.   Das   mit   Ornamenten   reich   verzierte   Teil   kann   eigenständig   lackiert   und   erst   später   auf   das   „Holz“   des   Spiegels   geklebt   werden.   Hier   gibt   Revell als   Farbvorschlag   übrigens   Gold   an   –   wie   auch   für   die   beiden   Poseidon-Skulpturen   und   die   zwölf   „Frauenstatuen“   (dafür   gibt   es   sicher   einen   Fachausdruck, den   ich   aber   leider   nicht   kenne).   Das   hat   dann   aber   mit   der   Black   Pearl   nichts   zu   tun,   denn   da   ist   nichts   aus   Gold.   Diese   Bereiche,   sowie   die   Galionsfigur,   die Laternen   und   das   Dach   der   Kapitänskajüte,   sind   im   Film   eindeutig   grün-grau.   Ich   habe   mich   für   Gunze   H461   Oxidgrün   entschieden   und   später   ein   Washing   mit schwarzer Ölfarbe gemacht. Das kommt dem Original schon sehr nahe.
Die   einzigen   Teile,   die   wirklich   schlecht   konstruiert   wurden,   sind   die   drei   Hecklaternen   aus   Klarsichtteilen.   Hier   musste   ich   120   winzige   Felder   maskieren, damit   ich   die   Rahmen   mit   der Airbrush   lackieren   konnte,   nur   um   später   festzustellen,   dass   es   nicht   wie   gewünscht   funktioniert   hat.   Die   Laternen   waren   ruiniert. Ich   besorgte   mir   Ersatz   in   Form   fotogeätzter   Rahmen   ohne   „Glas“.   Bei   dieser   Gelegenheit   kaufte   ich   auch   gleich   eine   passende   Schiffsglocke,   die   im   Bausatz nicht enthalten war. Ab   Baustufe   68   ging   es   los   mit   den   Masten,   den   Wanten   und   der Takelung.   Die   Masten   mussten   jeweils   aus   zwei Teilen   zusammengeklebt   werden,   was   leider wieder   umfangreiche   Schleifarbeiten   zur   Folge   hatte.   Die   Wanten   waren   Gott   sei   Dank   im   Großen   und   Ganzen   fertig   und   mussten   nur   lackiert   und   ein bisschen   gealtert   werden. Auch   die   Verspannung   der   Masten   verlief   recht   reibungslos.   Die   Lackierung   und   vor   allem   die   Verwitterung   der   Segel   bereitete   mir erhebliches   Kopfzerbrechen.   Wegen   der   großen   Flächen   und   der   damit   verbundenen   Wirkung   auf   den   Betrachter,   sollten   sie   richtig   gut   aussehen.   Ich   musste hier   viel   Zeit   aufwenden   und   mehrere   Anläufe   unternehmen,   um   zu   einem   halbwegs   brauchbaren   Ergebnis   zu   kommen.   Ganz   zufrieden   bin   ich   damit   nicht, aber   besser   bringe   ich   es   nicht   hin.   Übrigens   sehen   manche   Segel   auf   den   Fotos   grünlich   aus.   Das   ist   in   der   Realität   aber   nicht   so,   dieser   Effekt   kommt   von der Lichteinstrahlung der verwendeten Lampen. Vor    dem    Anbringen    der    Segel    hatte    ich    gehörigen    Respekt,    weil    ich    das    erstens    noch    nie    gemacht    habe    und    zweitens    allein    der    Anblick    des Verspannungsplans   auf   mich   unglaublich   kompliziert   wirkte.   Diese   Furcht   war   aber   zum   größten Teil   unbegründet.   Es   hat   zwar   wahnsinnig   lange   gedauert,   bis alle   Segel   gesetzt   waren,   weil   der   Plan   wirklich   genauestens   studiert   werden   musste,   aber   letztlich   war   dieser   Bauabschnitt   deutlich   einfacher,   als   ich   ihn   mir vorgestellt habe.
Nach   mehr   als   einem   Jahr   Bauzeit   kann   ich   die   Black   Pearl   nun   endlich   ihrer   neuen   Besitzerin   übergeben,   die   sich   schon   sehr   darauf   freut.   Das   Modell   ist   nicht perfekt,   das   weiß   ich   (eingefleischte   Schiffsmodellbauer   werden   den   einen   oder   anderen   Makel   entdecken),   aber   es   gefällt   mir   und   ich   bin   schon   ein   bisschen stolz   darauf,   es   in   dieser   Form   vollendet   zu   haben.   Jedenfalls   hat   mir   der   Bau   der   Pearl   gezeigt,   dass   es   nicht   schaden   kann,   mal   über   den   Tellerrand   zu blicken, um neue Erfahrungen abseits der ausgetretenen Pfade zu sammeln. Happy Modelling! Stefan Fraundorfer
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