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Unterwegs Modell - Journal
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Informationen, Spaß und ein tiefer Blick hinter die Kulissen der tschechischen Modellschmiede Eduard.
Zwar   dieses   Mal   nicht   mehr   dem   Namen   entsprechend   im   November, aber   ebenso   interessant   wie   bei   den   vergangenen   Tagen   der   offenen Tür,   lud   Eduard   nach   einer   einjährigen   Pause   wieder   zur   begehrten Tour durch   die   Firma   ein.   Zum   4.   Mal   inzwischen   wurde   diese   für   Modell- bauer, Fans und interessierte Laien organisiert. Wie   zu   erwarten   war,   wurde   Eduard´s   Einladung   zum   Großteil   wieder von   tschechischen   Besuchern   genutzt,   aber   auch   der   Anteil   an   Modell- baubegeisterten   aus   den   europäischen   Nachbarländern   war   nicht   ge- rade    wenig.    Deutlich    wurde    dies    nicht    nur    durch    ein    internationales Sprachengewirr   in   den   Pausen   und   beim   abendlichen   Buffet,   auch   die Kennzeichen   und   die   Beschriftungen   der   geparkten   Fahrzeuge   verrieten so     manches     Detail     zum     privaten     und     geschäftlich     interessierten Besucher Aus   dem   Kontingent   von   144   Plätzen   verteilte   man   die   Besucher   auf   12 Gruppen.   Diese   durften   dann   in   einem   wahren   Labyrinth   an   Gängen, Durchgängen   und   Räumen,   prinzipiell   hinter   jede   Tür   des   Betriebes   (ein ehemaliges   Kaufhaus)   blicken.   Wie   bereits   in   den   Vorjahren   stand   auch dieses     Mal     wieder     Petr     Frank,     Mitbegründer     des     “Museum     der Luftschlacht     über     dem     Erzgebirge     am     11.9.1944”,     für     unsere deutschsprachige 11. Gruppe als Simultanübersetzer zur Verfügung. 
Die Registration und Einweisung (mit Kaffee und Kuchen) fand am Freitag ab 16 Uhr statt. Frau Petra Šolcová machte hier einen wirklich erstklassigen   Job.   Es   war   wieder   alles   perfekt   organisiert,   jede   Frage   wurde   bereits   vorweggenommen.   Hotelunterkunft,   Bustransfer,   Stadtkarten,   Verpflegung, Sicherheitsunterweisung, Notfallhandy u.s.w., an alles wurde gedacht. Danach   stand   bis   20:30   Uhr   die   Besichtigung   des   einige   Kilometer   entfernten Auslieferungslagers   in   Most   auf   dem   Programm.   Natürlich   mit   Einkaufsmöglichkeit und   ordentlichen   Rabatten! Augenscheinlich   platzte   man   bei   Eduard   hier   bereits   aus   allen   Nähten,   die   Lagerfläche   wurde   zeit   dem   Besuch   von   vor   zwei   Jahren verdoppelt.   Hier   wurde   wirklich   jeder   fündig.   Unser   Gruppenführer,   Jan   Zdiarský,   sorgte   zusätzlich   als Taxifahrer   dafür,   dass   auch   wirklich   jeder   im   Lager   ankam. ;-) Ein Schelm, wer “Marketingstrategie” dabei gedacht…
Ab   9   Uhr   Es   galt   es   in   einem   rollierenden   System   die   verschiedenen   Bereiche   des   Unternehmens zu besuchen. Wir   starteten   die   Tour   im   Konferenzraum   mit   einem   -wie   er   sagte,   unvorbereitetem-   Firmeninhaber Vladimir   Sulc.   Den   üblichen   Vortrag   zur   Firmengeschichte   wollte   er   diese   Mal   nicht   wieder   zum Besten geben, vielmehr wollte er für Fragen aus der Gruppe Rede und Antwort stehen. So   erfuhr   man,   dass   Eduard   derzeit   125   Mitarbeiter   beschäftigt   und   diese   immer   noch   zu   wenig   für die   angedachten   Projekte   wären.   Für   den   ersten   Lacher   unter   den   Zuhörern   sorgte   dann   seine Aussage,    dass    er    natürlich    mehr    Leute    beschäftigen    könnte,    würde    er    nur    ein    Auto    nach tschechischem Standard fahren. Doch wo bleibt da der Spaß…? (Hummer) Eine   Frage   bezog   sich   auf   die   neue   Bf   109G-6   des   japanischen   Herstellers   Tamiya,   bzw.   ob   diese ein   Problem   für   die   hauseigene   Neuentwicklung   darstellen   könnte.   Herr   Sulc   lächelte   nur   und   lobte den   guten   Bausatz   des   Mitbewerbers.   “…und   auch   damit   verdienen   wir   wieder   unser   Geld”!   Die kommenden Ätzteil und Brassin-Upgrades waren damit gemeint.
Für   das   ganze   Event   war   ein   Unkostenbeitrag   von   46,20   Euro   zu   ent- richten,    was    zwar    knappe    10    Euro    mehr    waren    als    in    den    ver- gangenen   Jahren,   was   angesichts   des   Limited   SE.5a   Kits,   den   man im   Laufe   des   nächsten   Tages   (mehr   oder   weniger)   selbst   produziert, samt Verpflegung mit Buffet, wirklich mehr als nur in Ordnung war.
Als   nächstes   stand   die   Spritzgussabteilung   auf   dem   Programm,   welche   in   den Kellerräumen    untergebracht    ist.    Eine    spezielle    “Limited    Editon”    der    neuen 1/48er SE.5a sollte nun “selbst” hergestellt werden.
Oben:   Sichtkontrolle   der   soeben   gespritzten   Klarsichtteile,   nur   100%-ige   Rahmen kommen in die Tüte unserer Special-Edition. Jeder   Besucher   hatte   die   Möglichkeit,   die   Maschinen   und   Geräte   hierfür   selbst   zu bedienen.   Na   ja,   es   war   wohl   eher   ein:   “So,   und   jetzt   drücken   sie   diesen   Knopf und dann entnehmen sie ihr fertiges Teil...” Auf   alle   Fälle   war   es   immens   interessant   den   Produktionsvorgang   einmal   aus   der Nähe    zu    sehen.    Den    Eduard-Mitarbeitern    kostete    dies    lediglich    ein    müdes Lächeln.   War   es   doch   eher   ein   langweiliges,   fließbandähnliches   Bedienen   der Maschinen... Links:   Im   “Mischraum”   werden   auch   die   unbrauchbaren   Spritzrahmen   und   Test- bauten   wieder   zu   Granulat   geschreddert.   Man   erklärte   uns:   “wie   Tamiya   seine Granulat-Mischungen   herstellt   wissen   wir   nicht,   am   Einfachsten   geht   das   aber bei uns mit einer Betonmischmaschine”!
Das Granulat ! Der Stoff aus dem die (Modellbau-) Träume sind.
Weiter   ging   es   in   den   Werkzeugbau.   Eduard   setzt   seit   einigen   Jahren   komplett   auf   mittels   CAD-Technologie   gefräste   Werkzeuge.   Feinste   Oberflächendetails   wie Gravurlinien   oder   Nietenreihen   werden   funkenerosiv   hinzugefügt.   Die   ganze   Abteilung   ist   seit   kurzem   klimatisiert   um   Toleranzen   im   1000stel   Millimeter- vermeiden.
Oben: Petr Frank übersetzte alle technischen Details und ließ keine Fragen offen.
Ein Bericht von Thomas Schneider
Oben: Samstag morgens um 8 Uhr; Treffpunkt Kulturzentrum Obrnice. Die Gruppen werden von ihren Führern in Empfang genommen.
Die   Frage   nach   den   neuen   Modellen,   speziell   auch   wegen der    längst    überfälligen    Liberator,    wurde    natürlich    auch promt   beantwortet.   3D-Render,   Boxarts   und   Markierungen     wurden   mittels   Beamer   gezeigt.   So   dürfen   wir   uns   auf   zwei weitere   Varianten   der   neuen   Bf   109   G   und   eine   Kurfürst freuen.   Finnische   Kriegs-   und   Nachkriegsmaschinen   sowie das   italienische   “Kanonenboot”   Bf   109   G-6/R6   stehen   auf dem   Programm.   Ersteres   wird   -nach   der   Firmenanfrage bei   den   deutschen   Behörden-   wohl   in   Deutschland   nicht   zu haben sein.
Die   B-24   RAF   Liberator   in   1/72   (auf   Hasegawa   Basis)   hat   derzeit   ein   Jahr   Verspätung.   Die   Neuentwicklung   der   zwei ergänzenden   Spritzrahmen   um   akkurate   RAF   Maschinen   darstellen   zu   können   hat   deutlich   mehr   Zeit   in   Anspruch genommen   als   erwartet.   Der   Modellbauer   kann   sich   aber   ab   März   2018   über   das   erste   Modell   der   B-24   freuen,   eine weitere   (Mk.V)   wird   das   Highlight   zum   eday   2018   sein.   Die   erste   Version   soll   14   attraktive   Markierungen   von   Maschinen mit Geschichte beinhalten, australische inbegriffen.
Auch   zum   Thema   MiG-21   erfuhr   man   Neues,   zumindest   dass   es   in   absehbarer   Zeit   keine   Vervollständigung   der   Serie   inkl.   der   MiG-21F   in   1/48   geben   wird.   Der Markt   ist   derzeit   an   48er   MiG-21   Kits   gesättigt   und   man   könnte   sich   nur   alle   paar   Jahre   ein   Modell   leisten,   von   dem   man   von   vorne   herein   weiß,   dass   es   nur schlechte   Absatzzahlen   bringen   wird.   (Beispiel:   tschechisches   Prestigeobjekt   Avia   B-534).   Aus   diesem   Grund   müssen   jetzt   wieder   Muster   folgen,   bei   denen   die Entwicklungs-   und   Produktionskosten   ohne   nachzudenken   herein   gespielt   werden. Also   MiG-21   Serie   in   1/72   und   Mustang   P-51D   in   1/48!   Letztere   ist   bereits   weit fortgeschritten   und   kommt   demnächst.   Ob   man   damit   ein   ebenso   begehrtes   Modell   schafft,   wie   der   Rekordhalter   in   der   Szene   (die   inzwischen   ca.   140.000   fach verkauften Eduard 1/48er Fw-190 Kits), wird sich zeigen. Der   schrille   Feueralarm,   der   das   Wechslen   der   Gruppen   signalisierte, brachte   Herrn   Sulc   aber   in   keinster   Weise   aus   der   Ruhe   und   ging deutlich    amüsiert    auf    eine    letzte    Frage    ein.    “Wieso    heißt    Eduard Eduard?”   Der   Firmenchef   erklärte   es   so:   Der   junge   Vladimir   arbeitete in   Most   in   einer   chemischen   Fabrik   und   hatte   -wie   junge   Leute   so   sind- auch   hin   und   wieder   viel   Schabernack   im   Kopf,   welcher   seinen   Meister an   den   Rand   der   Verzweiflung   führte.   Dies   führte   soweit,   dass   er   von seinem   Vorgesetzten   nicht   mehr   mit   Vladimir,   sondern   grundsätzlich mit    dem    Namen    eines    ungarischen,    schusseligen    und    immer    zu Späßen    aufgelegten    Romanhelden    betitelt    wurde:    Eduard!        Nach einem    Betriebsunfall,    bei    dem    Herr    Sulc    schließlich    berufsunfähig wurde,     nutzte     er     die     Jahre     der     Genesung     um     einer     neuen Beschäftigung   und   Leidenschaft   nachzugehen.   Dem   Herstellen   von Gießharzformen     für     Modell-Flugzeuge.     Damals     in     den     1980ern bestand   die   einzige   Möglichkeit   zum   Verkauf   der   Modelle   ins   Ausland darin,   sich   der   staatlich   “geduldeten”   Gruppe   Czech   Master   Kits   (CMK) unter   Führung   von   Jiri   Silhanek   anzuschließen.   Da   er   für   die   spätere eigene    Firmengründung    allerdings    nicht    sein    “Czech    Master    19” verwenden   wollte,   entschied   er   sich   für   den   seit   langem   verhassten Spitznamen, um dieses Ärgernis endlich in etwas positives zu verwandeln. Die Firma Eduard war geboren. Oben:   Weitere   Fragen   wollte   er   mit   den   Teilnehmern   abends   an   der   Bar   bei   einem   oder   zwei   Tropfen   seiner   hochprozentigen   (und   teils   wirklich   edlen)   erhaltenen Werbegeschenke beantworten…
zum Beitrag
Bereich   zu   vermeiden.   Ein   Mitarbeiter   erklärt   der   Gruppe   die   Funktionsweise   der   Fräs- maschine   mit   seinem   Herzstück   aus   Schweizer   Produktion:   dem   Fräskopf.   Dieser   ist   wie   ein rohes Ei zu behandeln, kostet er doch die Hälfte der gesamten Anlage.
Oben: Neue Einsätze im Vergleich zu “verbrauchten” mit verwaschenen Details. Oben   rechts:   Die   erste   MiG-21   Form   der   1/72er   Serie.   Eduard   fertigt   das   Gusswerkzeug   aus Duraluminium. Ein Maximum von ca. 250.000 Gussvorgänge ist damit zu realisieren.
Ein   Blick   in   Eduard´s   “Schatzkammer”.   Hier   lagern   unbezahlbare Werte!    Allerdings    scheint    es    seit    geraumer    Zeit    bereits    ein Kapazitätsproblem   zu   geben.   Unzählige   Formen   lagern   bereits   in den Gängen. Unten:   Ebenfalls   ein   interessantes   Detail:   Nicht   nur   in   den   Büros, sondern   auch   In   den   Gänge,   Fluren   und   auch   sonstigen   Räumen stieß man immer wieder auf Originalteile.
Unten:   Das   Balkenkreuz   ist   noch   erkennbar.   Dieses   quadratische   Teil   einer   Ju   88   diente   einem   tschechischen   Züchter   jahrzehntelang   als   Dach   für   einen Hasenstall. :-)
Oben:   Auch   diese   Tür   blieb   uns   nicht   verschlossen.   Ein   Blick   in   die   not- wendige Abwasseraufbereitung der Firma.