Übersicht
Artikelbezeichnung: Mirage F.1 EQ/ED
Maßstab: 1/72
Hersteller: Special Hobby
Material: Spritzguss, Resin, Fotoätzteile, Decals
Preis: ca. € 19,–
Artikelnummer: SH72386
Produktlink: Mirage F.1 EQ/ED
Einleitung
Special Hobby aus Prag brachte 2016 die Mirage F.1 in 1/72 – der für viele Modellbauer der „einzig wahre Maßstab“ ist – erstmals in die Händlerregale. Aufgrund der großen Nachfrage nahmen die Tschechen die Variante F.1 EQ/ED jetzt wieder in Produktion – als unveränderte Wiederauflage des 2018 aufgelegten Bausatzes.
Mirage F.1 EQ/ED


Box & Inhalt
Die Farben Rot, Weiß und Grau kennzeichnen bei Special Hobby den Maßstab 1/72. Das interessant gestaltete Deckelbild zeigt eine irakische Mirage F.1 im Dogfight mit einer iranischen F-4 Phantom währen des Ersten Golfkriegs. Hier der Inhalt des Stülpkartons in Kurzform:
8 graue Spritzrahmen mit 91 zu verwendenden Teilen
1 Klarsichtteilerahmen mit 9 zu verwendenden Teilen
12 Resinteile
1 Fotoätzteilbogen mit 4 Teilen
1 Decalbogen
12-seitige farbige Bauanleitung
Geschichte des Originals
Die Mirage F1 wurde von Dassault in Eigeninitiative auf Basis der Mirage III als kleinere, leichtere und einsitzige Alternative zu der 1964 von Frankreich geforderten Dassault Mirage F2 entwickelt. Die Maschine absolvierte ihren Erstflug am 23. Dezember 1966. Dieser Prototyp stürzte im Mai 1967 ab, woraufhin die Flugerprobung erst ab März 1969 fortgesetzt wurde. Die ersten Serienexemplare wurden im März 1973 an die französische Luftwaffe ausgeliefert, wogegen es bei der schon ein halbes Jahr vor der F1 zum Erstflug gestarteten Mirage F2 beim Prototyp blieb.
Die Maschinen wurden später auch nach Jordanien, Griechenland, Kuwait, Spanien, Marokko und weitere Staaten exportiert. So wurden als erster Exporterfolg ab 1975 32 Mirage F1AZ und 16 F1CZ nach Südafrika geliefert und dort bis November 1997 eingesetzt. Die meisten Maschinen (110) wurden vom Irak gekauft.
Insgesamt wurden 730 Maschinen gebaut, davon 251 für die französische Luftwaffe. Zum Einsatz kamen die Maschinen in verschiedenen militärischen Konflikten, so unter anderem im Iran-Irak-Krieg, im Alto-Canepa-Grenzkrieg zwischen Ecuador und Peru, im südafrikanischen Krieg gegen die namibische Unabhängigkeitsbewegung (SWAPO) und im Tschadkonflikt. (Quelle: Wikipedia)
Auf dem Foto ist eine Dassault Mirage F1E der Luftwaffe Ecuadors zu sehen, die mit einer R-550 Magic 2 Luft-Luft-Rakete bewaffnet ist. (Bildquelle: Wikipedia)
Bausatz & Teile
In der Box befinden sich gut verpackt sechs mittelgraue Spritzrahmen, zwei Rahmen mit den Rumpfhälften, ein Spritzrahmen mit den Klarsichtteilen, zwölf Resinteile, ein Decalbogen und die farbige Bau- und Lackieranleitung. Bei den Spritzrahmen handelt es sich, wie oben bereits erwähnt, um eine aus modernen Metallformen stammende Formneuheit aus dem Jahr 2016.
Betrachtet man diese nun genauer, so fällt einem sofort der außergewöhnliche Detailreichtum und die hohe Qualität der Spritzgussbauteile auf. Die obligatorische Formtrennlinie ist vernachlässigbar gering und bedarf lediglich an runden Teilen einer Nacharbeit, wie z.B. an Fahrwerksbeinen oder Rädern. Grate sind erstmal nicht erkennbar, relevante Sinkstellen, welche eine Nacharbeit erfordern, sind an den Tragflächenwurzeln zu entdecken. Die sehr überzeugende Rumpfoberfläche besteht aus scharfkantigen, versenkten Gravuren und erhabenen Strukturen mit feinen Details. Einige Zugangsklappen und Blechstöße an der Tragflächenoberseite und den Rumpfteilen wirken etwas überbetont, was sich aber mit dem ersten Farbauftrag, oder Grundierung egalisiert. Apropos Rumpfteile, sämtliche Angusskanäle führen direkt auf die Klebeflächen und beschädigen somit beim Heraustrennen die exakten Kanten der Klebenaht nicht.
Die Fahrwerkschächte besitzen bereits einige Strukturen und Leitungen und sind für diesen Maßstab gut umgesetzt. Dies trifft ebenso auf den Arbeitsplatz des Piloten zu. Auch dieser ist gut gestaltet, besonders der Schleudersitz macht einen sehr guten Eindruck. Natürlich wird der ambitionierte Modellbauer das Gurtmaterial ergänzen, oder auf die Resinteile der CMK Quick & Easy-Reihe zurückgreifen. Die Instrumente werden übrigens durch Decalelemente realisiert.
Der Bausatz verfügt über einen eigenen Spritzrahmen mit reichlich Außenlasten. Es wird hiervon aber gerade einmal ein Drittel benötigt, der Rest – immerhin nochmals ca. 20 Teile – wandert in die Restekiste. Der große Centerline Tank “Irakien” ist auf einem zusätzlichen kleinen Spritzrahmen untergebracht. Eine besondere Erwähnung gilt den Lufteinläufen der Triebwerke. Diese sind hervorragend in einem Stück gegossen. Dadurch entfallen umständlich zu verschleifende Klebenähte im Inneren, die Angussstege und zusätzlich angebrachte Auswurfhilfen befinden sich dann allerdings im Sichtbereich und müssen nach dem Aussägen verschliffen werden. Meiner Meinung trotzdem die bessere Lösung.
Schön gemacht für diesen Maßstab sind auch die Teile der Triebwerksauslässe. Allerdings wird man hiervon, abgesehen von der reinen Nozzle, am fertigen Modell wohl nicht mehr allzu viel sehen. Die Teile für die Exocet-Rakete und dem zugehörigen Pylon liegen aus blasen- und verzugsfrei gegossenem Resin bei. Ein paar Antennen werden mit Fotoätzteilen dargestellt.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Die Bau- und Lackieranleitung (in Auszügen siehe Bilder unten) ist wie immer bei Special Hobby hochwertig gedruckt. Dankenswerterweise im gefälligen, größeren Format, welches die Baustufen “augenschonend” abbildet. Auf Versionsunterschiede, sei es beispielsweise bei den Schleudersitzen oder den Außenlasten, wird genauestens hingewiesen.
Alle vier Markierungsoptionen sind jeweils als farbige Vier-Seiten-Risszeichnung dargestellt, bei der Lackierung sollten also keine Fragen offen bleiben. Dem Bausatz liegt ein exzellent gedruckter Decalbogen von Cartograf bei, der in der Qualität kaum zu übertreffen ist. Aus eigener Erfahrung lassen sich diese Nassschiebebilder sehr gut verarbeiten. Er bietet folgende Markierungsoptionen:
Mirage F.1EQ, 4014, 79. Sqn. Irakische Luftwaffe, September 1981 – Juni 1982, Wahda AB
Mirage F.1EQ-5, 4577, 81. Sqn. Irakische Luftwaffe, Juni 1985, Qayyarah AB
Mirage F.1EQ-6, 3-6211, 102. Tactical Fighter Sqn. Iranische Luftwaffe, Chabahar/Konarak, 2011
Mirage F.1ED, 502 und 508, Freie Libysche Luftwaffe, Malta, 2011 – 2012
Gebautes Modell einer Mirage F.1EQ von Special Hobby in 1/72
Bildquelle: Special Hobby
Fazit
Special Hobby´s kleine Mirage F.1 hat auch als Wiederauflage nichts an ihrer Attraktivität verloren. Der Bausatz bietet vier sehr abwechslungsreiche und nicht alltägliche Markierungsoptionen. Insgesamt betrachtet lässt dieser Kit – als Basisbausatz – so gut wie keinen Spielraum für Kritik.
Wer möchte kann sich mit dem hauseigenen Detail- oder Diorama-Zubehör regelrecht an der F.1 austoben. Auch der externe Zubehörmarkt hat sich dieser Bausatzreihe intensiv angenommen und diverse Ätzteilsets etc. herausgebracht. Wegen der filigranen Kleinteile empfehle ich diesen Bausatz dem erfahrenen Modellbauer.
Thomas Schneider, März 2021