C-54D - Thunderbirds
Modell: Douglas C-54D Skymaster
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/72
Verwendeter Bausatz: Revell (03920)
Eine C-54 „Skymaster“, militärischer Abkömmling des eleganten Passagierflugzeuges DC-4, ist eine in jeder Weise hochelegante und atemberaubende Erscheinung, daran kann kein Zweifel bestehen. So zeitlos gültig fallen die Formen der DC-4 aus, dass kaum eine der unzähligen farbigen Fassungen und militärischen Tarnungen, in die gehüllt dieser Klassiker über Jahrzehnte Dienst getan hat, die klaren Linien und kraftvoll-rasanten Formen verderben hätte können. Ganz im Gegenteil: einige Lackierungen haben den optischen Reiz sogar noch erhöht!
Die C-54 als Unterstützungsmaschine der „Thunderbirds“
Dazu zählt sicherlich dies Gestaltung der hier gezeigten Logistikmaschine des legendären Kunstflugteams der US-Air Force, der „Thunderbirds“. Die graphische und farbige Gestaltung nimmt dabei die charakteristischen Elemente der Thunderbirds auf: die Farben Rot, Blau und Weiß dominieren und sind in Form der bekannten geschwungenen Streifen, die sich in dynamischen Formverläufen über die Rumpfformen ziehen, gestaltet. Zusätzlich steigert der Einsatz der dunkelblauen Sterne am Leitwerk den Wiedererkennungswert und somit die Identifikation mit den in derselben Weise gestalteten Kunstflugmaschinen dieser Einheit.
Wenn man bedenkt, dass hinter den Flugvorführungen der Thunderbirds neben den im Rampenlicht stehenden acht Kunstflugpiloten noch ein eindrucksvolles Team von gut eingespielten Technikern, von Management und Presseoffizieren, aber auch administrativen Kräften oder etwa dem flugmedizinischen Personal steht, wird die Bedeutung einer gut ausgebauten Logistik deutlich.
Insgesamt sind bei den weltweiten Aktivitäten der Thunderbirds heute rund 130 Frauen und Männer jeweils vor Ort im Einsatz. Die Logistikmaschine wird dabei nicht nur zur Verlegung des Begleitpersonals genutzt, sondern kann auch Teil der Vorführung werden. Bekannt sind etwa spektakuläre Überflüge, oder – wahrscheinlich noch spektakulärer – die Demonstration von mit Starthilferaketen unterstütztem Abheben auf kürzestem Raum.
Kunstflugtauglichkeit wird von der C-54 natürlich nicht erwartet, ihre Stärken spielen in einer ganz anderen Liga! Mit 38,81 m Spannweite und einer Länge von 28,81 m bringt die Skymaster eine Rüstmasse von 19.310 kg auf die Waage. Als maximale Abflugmasse werden imposante 33.190 kg angegeben, die über maximal 6.000 Kilometer bewegt werden können. Vier Pratt & Whitney R-2000-25 Triebwerke mit je 1.450 PS beschleunigen die elegante Maschine auf maximal 450 km/h.
Die hier gezeigte C-54D wurde von den Thunderbirds ab der Saison 1961 genutzt. Zu diesem Zeitpunkt war das bekannte Akrobatikteam gerade einmal acht Jahre alt und ging, wie sich bald zeigen sollte, mit dem neuen Jahrzehnt schwierigen und tragischen Zeiten entgegen. In den Jahren, in denen diese C-54D die Thunderbirds unterstützte, lag Triumph, tragisches Unglück und Neuanfang für das Akrobatikteam eng beieinander.
Das Akrobatikteam der USAF „Thunderbirds“ in den 60er Jahren
1953 als „3600th Air Demonstration Unit“ in der Luke AFB/Arizona gegründet, bestand ein Grundsatz der Einheit darin, dass jeweils mit den modernsten Einsatzmuster der USAF Präzisionskunstflug der Spitzenklasse gezeigt werden sollte. Der ursprüngliche Name stellte für Reklame und die PR-Abteilung eine Katastrophe dar, sodass die Wahl der Bezeichnung einer Gottheit der in Arizona ansässigen Ureinwohner als Glücksfall gewertet wurde: im „Donnervogel“ schwingen ja tatsächlich jede Menge passender Assoziationen mit! Umso angemessener war, dass das erste Muster der Thunderbirds die F-84G Thunderjet war. Zwei Jahre später tauschte man sie gegen die F-84 Thunderstreak ein, die jedoch nur ein kurzes Gastspiel geben sollte.
Schon im Jahr darauf fiel die Wahl auf die F-100D Super Sabre, mit der für das Team völlig neue Zeiten beginnen sollten. Zum ersten Mal waren die Piloten mit einem überschallschnellen Jet konfrontiert, dessen beachtliche 12 Tonnen Gewicht mit einem Triebwerk bisher ungeahnter Leistungskraft beschleunigt werden konnte. Diese neuen Paramater stellten natürlich auch eine Herausforderung für die Planung der Flugshows dar. Aber schon die Saison 1956, die erste, die mit der Super Sabre geflogen wurde, zeigte, dass die Thunderbirds auf der Gewinnerstraße waren.
Die Bekanntheit stieg und das Team rückte in die oberste Liga der Weltspitze im Präzisionskunstflug auf. Die Thunderbirds waren nun weltweit aktiv. Allein in der Saison 1959 wurden rund um den Globus über 100 Veranstaltungen abgehalten, bei dem rasanter Spitzen-Kunstflug vor unglaublichen 10 Millionen Zusehern gezeigt wurde.
Das Jahr 1964 muss dagegen als schwarzes Jahr in der Geschichte des Teams bezeichnet werden. Mit der Einführung der F-105B Thunderchief waren zwar wieder „Donnervögel“ in das Nest der Thunderbirds eingezogen, allerdings sollte die damit einhergehende Leistungssteigerung diesmal kein gutes Geschäft sein. Die riesige Thunderchief, ein Ungetüm von 23 Tonnen Gewicht, unerträglich lautem Triebwerk, kraftstrotzend schnell, schwerfällig und träge, forderte die Piloten wie den Choreographen bei den Vorführungen alles ab. Zuviel, wie sich zeigen sollte.
Am 9. Mai zerbrach während einer Flugvorführung einer der beteiligten F-105 in der Luft, der Pilot kam dabei ums Leben. Die einwirkenden Kräfte hatten sich als zu groß erwiesen, die Thunderchief war einfach nicht in die Rolle eines auf relativ kleinen Raums agierenden Akrobatikflugzeuges zu zwingen. Das Unglück erwischte die Thunderbirds noch dazu auf dem linken Fuß. Vor dem Hintergrund des gerade auf einen ersten Höhepunkt zugehenden US-Engagements in Vietnam und eines Popularitätstiefs war gar von der Auflösung der Einheit die Rede.
In der Saison 1965 kehrte man wieder zur bewährten F-100D zurück- und fand offensichtlich auch wieder zur bewährten Form zurück. Mit 121 Vorführungen in 23 Ländern erreichte man in diesem Jahr wieder an die sieben Millionen Zuseher. Bekanntheit wie Popularität der Thunderbirds sollten danach nie wieder einen so tiefen Einbruch erleiden, wie im Krisenjahr 1965.
Das hier betrachtete Jahrzehnt ging mit einem weiteren umstrittenen Musterwechsel zu Ende: 1968 sagten die Thunderbirds endgültig adieu zur bewährten F-100 Super Sabre und arbeiteten sich auf ein neues Muster ein: der F-4 Phantom. Befürchtungen, dass sich mit der schweren und leistungsstarken F-4 die Ereignisse rund um die unglückliche Wahl der F-105 wiederholen könnten, waren zwar nicht gänzlich unbegründet, bewahrheiteten sich glücklicherweise aber nicht. Umso spannender sollten Geschichte wie die Geschichten, die das weltbekannte US-Akrobatikteam ab Beginn der 70er schrieb, ausfallen. Aber das ist, wie man so schön sagt, nun wirklich eine andere Geschichte.
Zum Bausatz
Revell legt hier wirklich Sehenswertes in den großen Karton, die üppige Detaillierung bezaubert in so gut wie allen Bereichen! Im Rumpf wird diese Pracht, baut man ihn geschlossen, zwar auf nimmer wiedersehen verschwinden, aber das möchte ich wirklich nicht bemäkeln. Ein gewisser Hang zum „over-engineering“ ist dem Bausatz allerdings nicht abzusprechen.
Dieses macht den Bau manchmal unnötig aufwendig und führt auch zu so manchem Problem: nennen möchte ich hier vor allem den komplexen Aufbau der Motorgondeln. Ohne dass mir ersichtlich wäre, was damit gewonnen würde, muss hier Teil in Teil geklebt werden. Die Handhabbarkeit aber auch die Passgenauigkeit des Endprodukts leidet darunter schwer und führt so zu aufwendiger Nacharbeit.
Einen Einwand möchte ich übrigens auch gegen das von Revell immer wieder gern verwendete hellweiße Polystyrol formulieren. Dieses ist in der guten Beleuchtung eines Werktisches so strahlend hell und konturlos, dass die Orientierung schwer fällt. Ich habe mich die lange Bauzeit über nach grauem, grünem oder braunem Material gesehnt!
Aber halt: eigentlich wollte ich ja loben! In allen anderen Kategorien finde ich Revells große C-54 Skymaster einfach spitze. Speziell in der vorliegenden Platinum Edition ist dieser Bausatz Garant für ein langes und lohnendes Bauvergnügen.
Zum Abschluss müssen noch die Decals angesprochen werden: diese entsprechen den hohen Erwartungen, die man an die Schiebebilderbögen von Revell stellen darf. Gerade die Glaubhaftigkeit der „Lackierung“ dieser C-54 Variante steht und fällt mit der Qualität der Decals, sind sie doch großflächig anzubringen. Revell gebührt höchstes Lob: die Decals verarbeiten sich ohne Probleme, der Trägerfilm findet ein wunderbares Maß zwischen Festigkeit und Feinheit der Materialstärke.
Um eine Vorstellung vom Aufwand zu geben, den Revell in Sachen Detaillierung treibt: Pro Propellerblatt ist das Aufbringen von fünf einzelnen Markierungen notwendig. Das macht für einen Propellersatz 15 einzelne Decals – allein bei der Gestaltung der vier Propeller wurden also 60 einzelne, feine Decals verarbeitet!
Abschließend darf ich sagen: Revell bereitet hier sachkundig und detailreich ein Modellbauvergnügen vor, das lange unterhalten wird und für alle Modellbaufreunde, außer vielleicht den ganz Eiligen, schöne Erlebnisse bereithalten sollte. Last but not least: die Vitrine wird durch einen wirklich bunten Vogel bereichert!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer