EGYPTIAN T-34/85. INTERIOR KIT
Übersicht
Hersteller: MiniArt Models
Bausatztitel: EGYPTIAN T-34/85. INTERIOR KIT
Artikelnummer: 37071
Maßstab: 1:35
Material: Polysyrol-Spritzguss, Photoätzteile, Wasserschiebebilder
Teile gesamt: 1111
Preis: UVP € 69,99
Bezugsquelle: Fachhandel
Herstellerseite: 37071
Download: Manual
Vertrieb: Glow2B
Box & Bausatzinhalt
- rundum farbig bedruckte Stülpdeckelschachtel
- 80 mittelgraue Spritzgussrahmen mit 934 Teilen
- 2 Spritzgussäste aus klarem Polystyrol mit 36 Teilen
- 1 Fotoätzteilebogen mit 141 Teilen
- 1 Decalbogen, plus Korrektur
- 36-seitige Bau- und Lackieranleitungen
Vorwort
Das Beste kommt zum Schluss, so zumindest sehe ich meine Reviews der T-34/85 Serie von MiniArt. Speziell in diesem Fall, wo es sich um eine der letzten Ausführungen dieses weltweit verbreiteten Panzers handelt, der zudem mit einem kompletten Innenleben aufwarten kann. Ich bin gespannt, ob dieser Kit die 4-stellige Bauteilezahl knackt. So ist diese zwar ohne jedwede Bedeutung, kommt aber im Plastikmodellbau doch eher selten vor!
Vorbild
Die Operation Barbarossa, die deutsche Invasion in der Soviet Union im Juni 1941 stellte sich als Katalysator für die Entwicklung der Panzertechnik heraus: zuerst kämpfte die Wehrmacht mit der schrägen Panzerung und der 76,2 mm Kanone, sowie mit der Mobilität des T-34, der mehr als eine Herausforderung für die Panzerkampfwagen III und IV war. Mächtige Nachfolger wie der Tiger und der Panther wurden entwickelt und in der Schlacht am Kursker Bogen in größerer Stückzahl eingesetzt. Das führte zu einer Neukonstruktion des T-34 um die nun zu geringe Feuerkraft und die Überlebensfähigkeit, sowie den engen Turm verbesserten. Das Ergebnis war der T-34/85 mit einem schwereren besser gepanzerten Turm mit einer 85 mm Kanone und Raum für 3 Besatzungsmitglieder. Die erste Produktion (Januar 1944) des T-34/85 wurde bekannt als Modell 1943 und die Panzer wurden direkt von der Fertigung an die Front geliefert. Nachher wurden weitere Verbesserungen eingeführt, was zum Modell 1944 des T-34/85 führte, dass ab Februar 1944 produziert wurde und eine verbesserte Kanone mit einfacherer Aufhängung besaß und eine neue Zieleinrichtung. Ab Anfang 1945 wurden aus den zweiteiligen Turmluken einteilige gemacht. Insgesamt wurden mehr als 25.000 T-34/85 gebaut zwischen 1944 und 1946. Sie nahmen Teil an der Operation Bagration im Sommer 1944 und beim Vormarsch nach Berlin im April 1945 zum Ende des II Weltkriegs. Eindrucksvoll durch seine Leistung und die hohen Produktionszahlen spielte der T-34-85 eine Schlüsselrolle in der Roten Armee und wurde in diverse Staaten exportiert. Mit dem kalten Krieg diente der T-34/85 in den Armeen des Warschauer Pakts und nahm am Korea Krieg und am Vietnam Krieg teil. (Textquelle: Tamiya 32599)
Bausatz
Allein die nackten Daten zum Inhalt des Kits lassen erkennen, dass hier ein Schwergewicht von Bausatz auf dem Tisch, besser „mitunter auf dem Tisch“ zur Begutachtung vorliegt. Um die ganzen Rahmen halbwegs übersichtlich abzulegen, stapele ich bis zu 9 Rahmen übereinander. Die in der Grundfläche unverändert große Schachtel, mit auf allen Seiten hochglanzbedrucktem Deckel, musste zwangsweise an Höhe zunehmen. Zwei Zentimeter entsprechen bei einem vormaligen Höhenmaß von 7 cm genau 28.57 %. Der abgezogene Deckel gibt eine randvoll gefüllte Schachtel preis. Kunstvoll gestaltet, zeigt das digital erstellte Bild enorm viele Details des T-34/85 und darüber hinaus nachahmenswerte Effekte der Alterung, Gebrauchsspuren und Lackkratzer. Alle Rahmen sind in einer einzigen großen Plastikfolie eingeschweißt. Einmal ausgepackt, ist es sehr aufwändig, die Rahmen wieder in die Tüte zu packen. Mit den beiden Glasrahmen zusammen eingetütet ist der Decalbogen. Den hätte ich gerne zwischen der Bauanleitung gefunden. Er zeigt zwar keine Schäden oder Druckstellen auf, ich würde da aber doch sicher gehen und ihn mit dem Papier der Bauanleitung zusätzlich schützen wollen. Zwei Halterungen des Zusatztanks sind mittig durchgebrochen. Gleich am Gussast Mk mit Tamiya Extra Thin geklebt, ist dieser kleine Schaden leicht behoben. Die darauffolgende Überprüfung auf Vollzähligkeit nimmt mehr als eine Kaffeepause in Anspruch! Nach nun drei Bausatzbeschreibungen über den T-34 meinerseits, stechen die neuen Rahmen sofort ins Auge. Teile über Teile benötigt man, um den Motor mit Kraftübertragung, den Fahrer- und Schützenplatz samt der Munition im detaillierten Turm vorbildgerecht im Maßstab 1:35 abzubilden. Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass ich noch nie in einem T-34/85 gewesen bin, geschweige dem einen gefahren habe. Auf die im Innenraum angeordneten Details vertraue ich hier voll und ganz den Entwicklungsingenieuren von MiniArt. Überprüfen konnte ich die Anordnung der Steuerungselemente des Fahrerplatzes mit den Gerätschaften der linken Seitenwand. Dazu diente mir ein Video, welches Herrn Voß am Fahrerplatz des T-34 zeigt und indem er die Steuerung des T-34 erklärt. (Link)
Da sich alle technischen Vorrichtungen und Einbauten zum Steuern des Panzers im 35-fach verkleinerten Maßstab minutiös wiederfinden, denke ich, dass sich mein der Modellbauschmiede MiniArt entgegen gebrachtes Vertrauen auf vollzählige Ausstattung des Innenraumes bestätigt.
Durch den modularen Aufbau des Kits werden die zusätzlichen Gerätschaften und Ausrüstungsgegenstände in die Bauanleitung der Bausätze ohne Interior grafisch leicht verständlich integriert. Dass sich dadurch der Arbeitsumfang erhöht, ist natürlich selbstredend. Vielen heutigen Autofahrern ist ein Kupplungspedal fremd. Der T-34 wird klassisch mit Brems- Kupplungs- und Gaspedal samt 5-Gang Schaltgetriebe bedient. Als Steuerung der Lenkbewegung dienen zwei Lenkhebel links und rechts kurz vor dem Fahrersitz. Dieser hatte übrigens den meisten Platz. MiniArt hat hier alle relevanten Details wiedergegeben. Ob die an der Frontplatte angebrachten „Pioniergeräte“ Axt und Vorschlaghammer, den beiden Luftdruckflaschen mit an der linken Seite angebrachten Luftdruckmanometer, oder dem kleinen Geräteträger, der unterhalb der Einstiegsluke des Fahrers vier Instrumente (von links nach rechts: Uhr; Kühlwassertemperatur; Öltemperatur und Öldruck) aufnimmt, wirklich an alles haben die Mitarbeiter von MiniArt gedacht. Der Tachometer und der Drehzahlmesser befinden sich links vom Fahrer vor dem Sicherungskasten mit darunter angebrachten Amperemeter des Akkumulator (Umgangssprachlich Batterie). Beide o. g. Luftdruckflaschen dienten als Speicher für die Luftdruckstartanlage, mithilfe ein Starten des 12-Zylinder Dieselmotors auch bei hohen Minusgraden erfolgreich war. Panzer ohne diese Einrichtung konnten aufgrund der schwachen Leistungsabgabe der Akkumulatoren bei Kälte oftmals nicht starten. Ein großer Vorteil für den T-34, genauso wie sein wegweisender Motor, der Dank der Selbstzünder-Technik weniger brandanfällig war. Meine Recherche ergab, dass dieser Motor in seiner letzten Ausbaustufe bei unveränderten Grundmaßen (Hubraum) bis zu 1120 PS Leistung abgab. Hierfür ist eine Aufladung durch Turbolader von Nöten.
Fast über den ganzen Boden sind die Munitionskisten verteilt. Für heutige Verhältnisse nicht mehr vorstellbar, holte der Ladeschütze die Munition nach dem aufbrauchen der in den Vorratsregister (16-fach) hinten im Turm und den seitlich an der Wanne befestigten Geschossen, selbige aus dem Behältern des Fahrzeugbodens. Bleiben wir kurz bei der gefürchteten 85 mm Munition! Selbst hier bietet MiniArt alle vier verwendeten Munitionsarten an. Darunter befindet sich auch die Unterkalibergranate, die als leistungsfähigstes Geschoss gegen Panzer eingesetzt wurde. Eine wird rechts, zwei im Doppelpack an der linken Wanne auf den Verkleidungen der Schraubenfedern befestigt. Ob es sich nun um den Motor mitsamt seines Antriebstrangs, der Kühlanlage oder dem großen Lüfterrad handelt, alle Einrichtungen und Baugruppen sind mit sehr viel Liebe zum Detail designed. Mit viel Geschick und großer Vorsicht, sind die oftmals kleinen Plastikteile (gerade ein paar Millimeter groß) vom Rahmen zu trennen. Abkneifen geht nicht immer, Schneiden zum teil nur, wenn man zuvor großzügig das Teil samt Anguss aus dem Rahmen trennt. Erfahrung ist hier gefragt! Genauso wie die Optimierung der vielen Details mit den Ätzteilen. Dort, wo der Spritzguss an seine Grenzen stößt, setzt MiniArt auf die Technik mit allerfeinsten Ätzteilen. Halterungen, Gurte, Gitter und dergleichen mehr sprechen für die hier gebotene Qualität. Bei all den gebotenen Details, ist es sinnvoll, den minutiös Umgesetzten Innenraum auch nach vollendeter Montage noch Einsehbar zu halten. Jetzt kommen auch die offen darstellbaren Luken, die Motorraumabdeckung und der nur aufgesetzte Turm ins Spiel. Eventuell sollte man bei dem Kampfraum für eine Beleuchtung sorgen! Ein Aufbohren beider MG´s ist bei diesem Kit in Eigenregie verpflichtend. Soviel Anstand sollte man diesem Bausatz entgegenbringen. Wie im richtigen Leben muss man aber auch die Sachen ansprechen, die man hätte besser machen können. So ist wie bei den zuvor besprochenen Typen, kein Material zur Darstellung der Seile und Plane dabei. Wer eine solche Akribie an den Tag legt, muss hier für Abhilfe sorgen. Und nicht allen sind die Einbauten und Gerätschaften namentlich geläufig! Hier sehe ich auch alle „Anderen“ Hersteller von Bausätzen in der Pflicht, diese in der Bauanleitung zu bezeichnen. Wünschenswert wäre ein Foto oder eine Zeichnung der wichtigsten Leitungen am Motorblock und die diverser elektrischer Kabel im Kampfraum gewesen. Diese Kritikpunkte stellen den Profi unter uns vor nicht sehr schwierigen Aufgaben. Auf jeden Fall wäre es für mich die Königsdisziplin, würde all dies dem Bausatz beiliegen. Der Turm ist selbstverständlich mit der gleichen Fülle an darstellbaren Details versehen, wie die bis jetzt beschriebenen Teile des Kits. Schlichtweg würde es den Rahmen eines Reviews sprengen, würde ich hier noch mehr ins Detail gehen. Ein paar letzte Worte zu der Qualität der dargebotenen Bauteile. MiniArt rangiert hier mit den besten Bewerbern auf aktuellem, sehr hohem Niveau. Was Detailierung und Spritzguss angeht, findet man keinen Anlass zur Kritik. Ohne Verzug, Sinkstellen oder Fischhaut weisen die Polystyrol-Teile eine hohe Verarbeitungsgüte auf. Einzig, die manchmal überdimensionierten Angüsse könnten kleiner und feiner gestaltet werden. Alle anderen Vorzüge dieses umfangreichen Bausatzes können Sie in einem meiner Review zum T-34/85 ohne Interior (35293, 37085, 35306) hier auf Kitchecker Modell-Journal nachlesen.
Decals & Ätzteile
Mit einem nur unter der Lupe zu erkennenden Versatz von Weiß und Schwarz, von weit unter einem Zehntel Millimeter, zeigen diese ansonsten eine kritikfreie Performance. Die für den ägyptischen T-34 Panzer passen auf einem kleinen Bogen. Alle Instrumente, zwei Hinweisschilder in Schwarz und die erste Hilfe Kreuze sind allerfeinst gedruckt. Der Trägerfilm ist angenehm dünn und die Farben sind kräftig in seidenmatt aufgebracht. So steht ein leichtes Verarbeiten der Decals nichts im Wege.
Bauanleitung
Auf Anhieb versteht ein jeder diese klar und unmissverständliche Anleitung zum Bau des T-34/85 mit Interior Ausstattung. Hervorzuheben ist die großzügige grafische Darstellung der 115 Baustufen auf 32 Seiten. Wie oben im Haupttext geschrieben, würde ich es sehr begrüßen, wenn die Bauteile eine Bezeichnung bekommen würden. Auf Seite zwei und drei werden 2 von insgesamt 5 Markierungsmöglichkeiten gezeigt, die, wie alle anderen auch, den T-34/85 von allen Seiten in Farbe abbilden. Selbst leichte Gebrauchsspuren zeigen die Bilder, was eine große Hilfe beim „Altern“ des Modells gibt. Bis auf den letzten darzustellenden T-34 auf Seite 35, sind alle Panzer sandfarben bemalt. Letzterer bekommt eine Wellentarnung aus 4BO Russian Green und Brown. Als Referenz/Farbkarte dienen auf der letzten Seite ganz unten die bekannten Hersteller von Farben. Sechs an der Zahl, Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, AMMO MIG und Tamiya sind hier wieder mit von der Partie. Da dürfte wirklich für jeden die passende Farbe dabei sein.
Markierungsvarianten:
- Egyptian Armed Forces, Cairo, Summer 1956
- Egyptian Armed Forces, Suez Crises, Autumn 1956
- Egyptian Armed Forces, 1956 – 1967
- Egyptian Armed Forces, Six-Day War, Sinai, Summer 1967
- Egyptian Armed Forces, 1967 – 1973
Bauanleitung in Auszügen
Modell-Details
Quelle: MiniArt
Fazit
Ja, dieser Kit hat die 1000er Marke geknackt. Zwar nicht mit den zu verbauenden Plastikteilen, da sind es derer 970, sondern mit Hilfe der Ätzteile. Die in Eigenregie anzufertigenden Seile und Planenteile nicht mitgerechnet! Das spielt auch keine Rolle! Der Kit beinhaltet so viele Details und Teile, dass die Mehrarbeiten, die durch das Anfertigen der Seile entstehen, nicht mehr auffallen. Ich bin mir sicher, dass der Modellbauer diesem Kit mit viel Freude begegnet und auch alle Leitungen in Eigenregie hinzufügt. Als Technikfreak für greifbare Mechanik, ist ein solches Modell für mich ein Geschenk. Die paar Kritikpunkte, die ich aufgeführt habe, können mein sehr gutes Ergebnis, zu dem ich bei diesem Review gekommen bin, nicht beeinträchtigen. Geradezu begeistert bin ich von der Vielzahl an Details, die man „an“ und „in“ diesem Panzer findet. Nicht nur ein alleiniges zur Schau stellen der Inneneinrichtung rechtfertigt diesen Kit, auch der Dioramenbauer mit einer Werkstattszene kommt hier voll und ganz auf seinen Genuss. Glückwunsch an MiniArt und ein herzliches Dankeschön zur Bereitstellung dieses Bausatzes.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten Sie im gut sortierten Fachhandel.
Guido Veik
(Juni 2021)