German Battleship Scharnhorst, 1940
Übersicht
Hersteller: Dragon
Bausatztitel: German Battleship Scharnhorst, 1940
Artikelnummer: 1062
Maßstab: 1:350
Material: Polysyrol-Spritzguss, Photoätzteile
Teile gesamt: 1370+
Preis: ca. € 145,95
Bezugsquelle: Fachhandel
Herstellerseite: 1062
Download: –
Vertrieb: CARSON-MODEL SPORT
Box & Bausatzinhalt
- stabile, farbig bedruckte Stülpdeckelschachtel
- 2 Rumpfteile
- 1 Sockelteil
- 17 graue Spritzrahmen mit 973 Teilen
- 2 transparente Spritzrahmen mit 32 Teilen
- 1 Vinylspritzrahmen mit 21 Teilen
- 4 Ätzteilebögen aus Messing mit 350 Teilen
- 10-seitige Bau- und Lackieranleitung
Vorwort
Schiffsmodelle im großen Maßstab 1/350 sind schon etwas ganz besonderes, sind sie doch auf Ausstellungen, Messen oder in ihren meist eigens angefertigten Vitrinen, ein ganz besonderer Eyecatcher und Publikumsmagnet. Mit der Scharnhorst hat Dragon 2010 ein erstaunliches Modell dieser Kategorie geschaffen und bietet dies nunmehr in der 3. Variante (Rüststände 1945, 1941 und 1940) an, wobei der vorliegende Bausatz „Scharnhorst 1940“ auf Bauteilebene identisch mit dem zuvor erschienenen Kit ist.
Vorbild / Historie:
Die Scharnhorst war das erste Schiff der deutschen Kriegsmarine, das von Anfang an deutlich über die Schranken des Versailler Vertrages hinausgehen sollte. Ursprünglich wurde sie als Panzerschiff mit einer Verdrängung von etwa 18.000 Tonnen auf Kiel gelegt. Als Reaktion auf den Bau der französischen Schlachtschiffe der Dunkerque-Klasse wurde der Bau im Juli 1934 abgebrochen und etwa ein Jahr später nach einem anderen Entwurf mit einer offiziellen Tonnage von 26.000 t neu begonnen. Diese Verdrängung wurde tatsächlich noch erheblich überschritten. Der neue Entwurf der Scharnhorst versah sie mit einem guten Panzerschutz, und ihre Hochdruck-Heißdampf-Turbinenanlage verlieh ihr überlegene Geschwindigkeit.
Hinsichtlich der Hauptartillerie wurde eine Ausstattung mit 38-cm-Zwillingstürmen erwogen, da sich diese jedoch noch in der Entwicklung befanden und die Indienststellung der Einheiten daher erheblich verzögert hätten, fiel die Entscheidung zugunsten der schon vorhandenen und erprobten 28-cm-Drillingstürme. Diese glichen jedoch nur auf den ersten Blick der Hauptbewaffnung der Deutschland-Klasse. Sowohl was die Stärke der Turmpanzerungen als auch die Länge der Geschützrohre anbelangte, stellten die Geschütztürme eine Weiterentwicklung dar. Eine spätere Aufrüstung auf 38-cm-Kanonen in Zwillingstürmen wurde zwar konstruktiv vorbereitet und im Falle des einzigen Schwesterschiffes Gneisenau auch begonnen, aber nicht vollendet. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde die Scharnhorst bei verschiedenen Unternehmungen eingesetzt, oft zusammen mit ihrem Schwesterschiff. (Quelle: Wikipedia)
Der Bausatz
Dragon typisch ist die Kartonage, dem großen Modell entsprechend, sehr stabil gehalten. Im Inneren befinden sich alle Spritzrahmen separat in Folie verschweißt. Gleiches gilt für die vier Ätzteilebögen in Zip-Beuteln. Nur die beiden Rumpfteile liegen fest, ohne weitere Umverpackung, schon fast fest eingeklemmt zwischen den Spritzrahmen. Fehlt nur noch die große, gefaltete Bauanleitung und schon ist der Inhalt komplett. Denn einen Decalbogen gibt es nicht, der ist dem deutschen Zensurwahn zum Opfer gefallen. Zumindest hat man die leere Folie mit einem Hinweisaufkleber in der Schachtel gelassen…
Das große zweiteilige Rumpfteil ist stabil mit Querstreben umgesetzt, bietet aber ernüchternd wenige Details! Wenn meine Recherchen richtig sind, ignoriert Dragon hier die Turbinenauslässe, das Horchgerät und die Bugschallanlage, ebenso wie die Kabelschleife für den magnetischen Minen-Eigenschutz. Die Spritzrahmen machen durchwegs einen gut bis sehr guten Eindruck. Grate, Häutchen und Formtrennlinien sind nur minimal zu finden und somit auch ohne großen Aufwand zu bereinigen. Relevante Sinkstellen konnte ich keine ausmachen, was ebenso für später sichtbare Auswerfermarken zutrifft. Der Detailliierungsgrad ist (global gesehen) ebenfalls sehr gefällig und macht wirklich Spaß! Auch die Geschützrohre (28er, 15er und 10,5er) sind von den Designern sehr fein umgesetzt und angedeutet hohl. Es gibt zwar ein tolles Messing-Set von Master, ob man es wirklich einsetzen sollte ist aber fraglich, bei der gebotenen Bausatzdetaillierung. Weniger strukturiert sind dagegen die Kleinigkeiten an den Aufbauten, wie etwa Handläufe, Leitern, Bullaugen, etc.. Auch bei den Strukturen der Holzdecks, die nicht schlecht gemacht sind, hätte der Spritzguss mehr gekonnt. Hier passen auch gleich die nur als Ätzteile, flach umgesetzten Ankerketten dazu, die dem Bausatz nicht gerecht werden. Erfreulicherweise legt Dragon dem Kit einen Satz Blastbags für die schwere und mittlere Artillerie aus Vinyl bei. Hier hat man die Wahl, mit oder ohne zu bauen. Natürlich sind auch sehr gut abgespritzte Klarsichtteile dabei. Besonders zu erwähnen ist der klare Spritzrahmen für die Arado Ar 196. Für mich eine gute Idee, denn damit hat der Flugzeug-Winzling später eine Cockpitverglasung und nicht wie bei manch anderen Herstellern eine schwarz bemalte Kabine! Wie sich für mich durch die Recherche in Printmedien und im Netz herausgestellt hat -in Marineangelegenheiten bin ich nun wirklich noch kein Experte- hat der so dargestellte „1940er“ Rüststand der Scharnhorst aber, zusätzlich zu den eingangs bereits erwähnten Punkten, augenscheinlich auch noch ein paar Schwachstellen. Z.B. gibt es eine Diskrepanz bei den Beibooten, Vormars- und Schornsteinplattform falsch, die Turbinenauslässe hinten am Schlingerkiel fehlen, der Bereitschaftskutter ist fehl am Platz und ein Namensschild gab es 1940 nicht mehr und noch so einiges…
Versteht mich hier bitte nicht falsch, aber die Enthusiasten werden es nachvollziehen können. Das ist einfach ein Klasse Bausatz, der Lust macht, sofort zu Kleber und Zange zu greifen. Aber wenn man schon einen Rüststand genau anbietet, dann liebes Dragon-Team, bitte auch die Hausaufgaben machen und einen zusätzlichen Spritzrahmen mit geänderten Teilen beilegen !
Fotoätzteile
Die mitgelieferten Ätzteile verteilen sich auf 4 Messing-Bögen und sorgen für eine atemberaubend feine, ja schon fast grenzwertige, Detaillierung. Einziges Manko, die Relings für das Haupt- und Aufbaudeck wurden überhaupt nicht berücksichtigt.
Bauanleitung
Die Bauanleitung ist auf einem großen Faltplan, Dragon typisch in S/W mit blauen Hinweisen und etwas überfrachtet gedruckt. Andererseits müssen über 1300 Teile in einer Bauanleitung auch erst einmal Platz finden. Monochrom vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß, hätte hier Farbe das Zurechtfinden verbessert. Sehr sparsam geht Dragon mit den Farbangaben in den Baustufen um und den Takelageplan sucht man leider vergebens. Hier ist auf historisches Referenzmaterial zurückzugreifen.
Modelldetails
(Bildquelle: Dragon)
Fazit
Wenn auch nicht ganz stimmig, was die Ausführung „1940“ betrifft, so hat man mit der Dragon Scharnhorst einen absoluten Spitzenbausatz in Händen. Dieser verlangt dem Modellbauer aber auch Können und Geduld ab, gerade was den Einsatz der mitgelieferten, teils extrem winzigen Ätzteile, betrifft. Am Ende hat man aber ein imposantes Stück Marinegeschichte vor sich stehen. Leider fiel der mitgelieferte Decalbogen, auf dem auch eine Reichskriegsflagge enthalten ist, der Zensur komplett zum Opfer…
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(September 2021)