Übersicht
Artikelbezeichnung: Avro 671 Rota Mk.I RAF
Maßstab: 1/35
Hersteller: MiniArt
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Decals
Preis: ca. € 35,–
Artikelnummer: 41008
Produktlink: Avro 671 Rota Mk.I
Download: Bauanleitung
Einleitung
Wir freuen uns, an dieser Stelle über eine komplette Neuentwicklung im Modellbauangebot berichten zu dürfen. Seit etwa zwei Jahren hat der ukrainische Hersteller MiniArt die Sparte „Aircraft Miniatures“ in sein Portfolio aufgenommen. Knapp 24 Monate nach der Auflage des ersten Modells dieser Kategorie (Flettner Fl 282 V-6 Kolibri) steht nun wieder ein Hubschrauber der ersten Stunde auf dem Programm: der Avro 671 Rota Mk.I. Genauer gesagt wird dieses Fluggerät als „Autogiro“, oder auch als „Tragschrauber“ bezeichnet, welchen Avro nicht selbst entwickelt, sondern unter Lizenz gebaut hat. Aber dazu mehr unter dem Punkt Geschichte. MiniArt ist der einzige Hersteller der die Rota im Maßstab 1/35 im Programm hat. Dieses Thema ist für Luftfahrtenthusiasten, aber auch für Modellbauer, die gerne mal etwas Exotisches bauen wollen, äußerst interessant.
Avro 671 Rota Mk.I RAF
Box & Inhalt
Den praktischen, aber etwas dünnhäutigen Stülpkarton ziert ein schönes Bild einer Rota über den Kreidefelsen von Dover. Hier der Inhalt im Kurzüberblick:
8 unterschiedlich große Spritzgussrahmen in grauem Plastik mit 107 Teilen
1 Rahmen mit 2 Klarsichtteilen
1 Fotoätzteilplatine mit 61 Teilen
1 Decalbogen
12-seitige, teilweise in Farbe gedruckte Bauanleitung, im Format A4
Geschichte des Originals
Anfang 1934 erhielt Avro eine Lizenz zum Bau des Cierva C.30, ein zweisitziger Tragschrauber mit einem 140 PS leistenden Armstrong Siddeley Genet Major IA als Antrieb. Entwicklungsgrundlage für die erste C.30, die in Hanworth von den National Flying Services gebaut wurde, war die Cierva C.19 Mk. V. Es folgten ein C.30P-Prototyp, der von Airwork in Heston gebaut wurde und drei C.30P-Vorserienmaschinen, gebaut von Avro in Manchester.
Einer der ersten Aufträge kam vom Air Ministry, das am 14. Februar 1934 zehn (später zwölf) Maschinen zu Erprobungszwecken im Bereich der Heeresunterstützung bestellte. Die Flugzeugzelle erhielt die militärische Bezeichnung Rota I, während das Triebwerk Civet I genannt wurde. Die Auslieferung erfolgte zwischen dem 24. August 1934 und dem 23. Mai 1935 an die School of Army Co-Operation.
Bei Kriegsbeginn waren die meisten der noch in England vorhandenen zivilen C.30A eingelagert. Anfang 1941 baute die Autogiro-Abteilung des No. 74 (Signals) Wing davon sechs Exemplare wieder auf, die zusammen mit vier verbleibenden Rota I und sieben weiteren zivilen C.30A für Kalibrierungs-Flüge der an der Küste installierten Radaranlagen eingesetzt wurden. Im Februar 1942 wurde die Einheit in No. 1448 Flight und im Juni 1943 in No. 529 Squadron umbenannt. (Quelle: Wikipedia)
Bild 1 und 2: Imperial War Museum Duxford, 2011
Bild 3: Royal Air Force Museum London, 2011
Fotos: Stefan Fraundorfer
Bausatz & Teile
Die über 100 Plastikteile wurden absolut überzeugend und sorgfältig hergestellt. Es sind weder Fischhäutchen noch Formversatz oder Gussgrat zu sehen. Soweit ich erkennen konnte, sind nur auf der Bodenplatte des Cockpits drei Auswurfpins vorhanden, die sich leicht beheben lassen. Hinweisen möchte ich auf die sehr filigran abgeformten Gestängeteile der Rohrkonstruktion des Originals. Hier ist beim Abtrennen von den Gussästen besondere Vorsicht geboten, damit nur ja nichts abbricht.
Sehr viel Mühe hat sich MiniArt mit dem Sternmotor der Rota gemacht, der am fertigen Modell sehr gut sichtbar sein wird. Die Teile sind super detailliert und werden zusätzlich noch durch filigrane PE-Teile aufgewertet. Auch das Cockpit weiß zu überzeugen. Den Pilotensitzen hat der Hersteller fotogeätzte Gurte spendiert und die Instrumente werden mit 11 einzelnen Decals dargestellt.
Nach Fertigstellung des Cockpits wird es in die beiden Rumpfhälften eingebaut, an denen mir die Wiedergabe der Stoffbespannung äußerst gut gefällt. Es folgt der Aufbau des Rotorsystems, der Anbau des Motors und des abgestrebten Fahrwerks. Hier sollten sich keine größeren Schwierigkeiten ergeben, weil Passzapfen für die nötige stabile Verbindung sorgen.
Spannender könnte es beim Aufbau des Rotorkopfs werden. MiniArt bietet die Möglichkeit, den Rotor in Flug- oder in Transportposition anzubauen, was toll ist, weil gerade Hubschrauber in der Vitrine mit Rotoren in Flugstellung viel Platz brauchen. Hier müssen einige Fotoätzteile verbaut werden. Es wirkt alles ziemlich zerbrechlich, also mit Bedacht vorgehen. Die Rotorblätter weisen übrigens schon die nötige Krümmung auf.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die 29 Bauabschnitte sind fotorealistisch in der Anleitung dargestellt und äußerst übersichtlich. Hier werden auch Modellbauanfänger nicht überfordert. Die Klebepositionen der einzelnen Teile sind exakt gekennzeichnet. Bei praktisch allen Kleinteilen ist angegeben, in welcher Farbe sie lackiert werden sollen. MiniArt bezieht sich dabei auf die Farbpaletten von gleich 7 verschiedenen Herstellern (Vallejo, Mr. Color, Life Color, Tamiya, Mission Models und Hataka).
Die ukrainische Firma Decograph ist der Hersteller des Decalbogens. Dieser zeichnet sich durch sehr dünnen Trägerfilm aus. Die Nassschiebebilder sind sauber im Register gedruckt, nur unter der Lupe sind ein paar vernachlässigbare Unschärfen zu erkennen. Der Decalbogen bietet vier Markierungsmöglichkeiten. Zwei davon sind als farbige Drei-Seiten-Risszeichnung in angenehmer Größe dargestellt, bei den beiden anderen ist nur die linke und rechte Rumpfhälfte zu sehen, was aber auch vollkommen genügt.
Avro 671 Rota Mk.I, Flugzeugträger HMS „Courageous“, 1930er Jahre
Avro 671 Rota Mk.I, Trainingseinheit der RAF, 1939 – 1940
Avro 671 Rota Mk.I, 1448 (Radar Calibration) Flight, RAF Halton, 1942
Avro 671 Rota Mk.I, 529 (Radar Calibration), RAF Halton, 1943 – 1944
Gebautes Modell der Avro 671 Rota Mk.I von MiniArt in 1/35
Bildquelle: MiniArt
Fazit
MiniArt bleibt seiner Linie eisern treu und produziert auch seine Trag- und Hubschraubermodelle ausschließlich im Maßstab 1/35. Das mag die eingefleischten Anhänger der klassischen Flugzeugmaßstäbe 1/32, 1/48 und 1/72 vielleicht stören, aber ich denke, man muss das positiv sehen. So kann man viel einfacher Fahrzeuge mit Fluggeräten auf einem Diorama oder einer Vignette kombinieren.
MiniArt liefert uns hier einen sehr willkommenen Bausatz mit Alleinstellungsmerkmal. Hervorragend ausgeführte Plastik- und Fotoätzteile, eine überzeugende Bauanleitung und vier Markierungsoptionen ergeben meinerseits eine klare Kaufempfehlung. Wegen der teilweise recht filigranen Ausführung sollte der Modellbauer zumindest etwas Erfahrung mitbringen.
Stefan Fraundorfer, Dezember 2019