Messerschmitt Bf 109G-6, Schwarze 11
Modell: Messerschmitt Bf 109G-6
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: Eduard (11140)
Dieses Modell macht den Abschluss einer Gruppe von vier Bf 109G, die ich mir als modellbauerischen Jahresauftakt gegönnt habe. „Gönnen“ ist dabei die richtige Bezeichnung, denn was Eduard hier in die Schachteln packt, ist tatsächlich ein wohldurchdachtes Verwöhnprogramm. Doch bevor ich zu einer abschließenden Betrachtung der „Profi-Packs“ zum Thema Bf 109G komme, möchte ich ein paar interessante Fakten rund um das hier gezeigte Modell präsentieren.
Zum Vorbild
Ein Umstand ist mir in der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Bf 109 Vorbildern bewusst geworden: die geschichtlich-technischen Hintergründe und die Schicksale, die mit diesen Maschinen verbunden sind, sind so vielfältig wie die große Bandbreite an Markierungen und Tarnschemen, die man an diesen Maschinen findet! Das hier gezeigte Modell ist durchaus ein gutes Beispiel für das, was ich damit meine.
Das Vorbild gehörte im Sommer 1944 der 2./JG 302 an. Die Staffel war Teil eines von drei Jagdgeschwadern, die im Jahr zuvor für das gewagte Nachtjagdverfahren „Wilde Sau“ aufgestellt worden waren. Dies war eine Antwort auf den Umstand, dass es den Briten mit „Windows“, also dem Einsatz massenweise abgeworfener Aluminiumstreifen, gelungen war, das für die Nachtjagd essentielle boden- und luftgestützte Radar effektiv blind zu machen. Der Gedanke der „Wilden Sau“ war nun, über den angegriffenen Städten die Nacht buchstäblich zum Tage zu machen: Flakscheinwerfer sollten die Wolkendecke von unten beleuchten, sodass vor dem Hintergrund dieser erleuchteten Decke die Silhouetten der feindlichen Bomber für die oberhalb fliegenden Jagdmaschinen sichtbar werden sollten.
Die drei auf die „Wilde Sau“ spezialisierten Geschwader waren das JG 300, JG 301 und JG 302. Für die Besatzungen der einmotorigen Bf 109 und Fw 190 wurden bevorzugt nachtflugerfahrene Flugzeugführer ausgewählt. Dies erklärt auch die hohe Dichte an Kampffliegern, ehemaligen Lufthansa-Piloten oder erfahrenen Fluglehrern, die man in den Staffeln dieser Einheiten antreffen konnte.
Die Einsatzgeschichte des JG 302 illustriert dabei ganz gut die wechselvolle Geschichte des „Wilde Sau“ Nachtjagdverfahrens. Am 1. November 1943 aufgestellt, erzielte das Geschwader schon am 22. November einen ersten Abschuss: Hauptmann Heinrich Wurzer von der 1. Staffel fiel über Berlin eine Lancaster zum Opfer. Bei zwei aufeinanderfolgenden Angriffen der RAF auf diese Stadt konnten die einmotorigen Maschinen mehr Bomber abschießen, als Flak und radargeführte Nachtjäger zusammen.
Allerdings: die überraschenden Anfangserfolge der radarlosen Nachtjagd sollten sich nicht als von Dauer erweisen. Die Briten reagierten schnell und ließen ihre Bomber in „Combat Boxes“ fliegen, um sich mit der konzentrierten Feuerkraft ihrer Abwehrstände gegenseitig Schutz zu geben. Die „Wilde Sau“ zeigte sich in der Praxis überdies als ein allzu unflexibles und zudem komplexes Verfahren; dies vor allem, was eine erfolgreiche Koordination mit der Flak am Boden und den Bodenleitstellen betraf.
Mit den nachlassenden Erfolgen und steigenden eigenen Verlusten wurden schon im darauffolgenden Frühjahr Flugzeuge und Personal von der „Wilden Jagd“ abgezogen, um die einsitzigen Jäger wieder in der Tagjagd einsetzen zu können. So verlegte im Mai 1944 die 2./JG 302 nach Götzendorf an der Leitha, wo sie im Raum Linz, Wien, Bratislava und Budapest die von Italien einfliegenden Bomberverbände der USAAF bekämpfte.
Die hier gezeigte Bf 109G-6 „Schwarze 11“ der 2./JG 302 zeigt Markierungen, die gut zu wechselvollen Geschichte dieser Einheit passt. Das rote Rumpfband stellt die Kennung des JG 302 innerhalb der Reichsverteidigung dar, während sich das Geschwaderwappen in Form eines auf einem Eber reitenden und mit einem Dreizack bewehrten Teufels am Bug befindet. Die gelbe Motorunterseite und ebensolche Flügelspitzen verweisen dagegen auf an der Ostfront eingesetzte Maschinen. Das bis zum Kriegsende bestehende JG 302 beanspruchte bis Kriegsenden übrigens 348 Abschüsse für sich.
Zum Bauprozess
Neben Qualitäten wie die willkommene Zugabe von Ätzteilen, von Abklebemasken oder gar Verfeinerungen in Resin, die ein „Profi Pack“ von Eduard aufweist, ist mir eine andere, nicht weniger wichtige Eigenschaft hier besonders klar geworden: die Bauanleitungen aus dem Hause Eduard sind eine Klasse für sich!
Um sich durch das üppige Überangebot an Kunststoffteilen zu arbeiten, um jeweils das für die Unterversion der gewählten Bf 109G richtige Teil zu finden, bieten die Grafiker im Hause Eduard Hilfe in Form klarer, übersichtlicher und ansprechend gestalteter Anleitungen. Gerade wenn man vier unterschiedliche „Gustavs“ parallel baut, ist Eindeutigkeit eine Qualität, die man zu schätzen lernt!
Dies gilt vor allem, da Eduard an alternativen Bauteilen in den Bf 109 Bausätzen wahrhaft nicht spart. Diese abschließende Bemerkung möchte ich den Beschreibungen meiner Erfahrung mit den großartigen Bf 109 Bausätzen, die in den anderen drei Berichten zu finden sind, noch hinzufügen.
Mein Fazit – bei dem bisher Gelesenen vielleicht wenig überraschend – lautet: dies wird sicher nicht mein letztes Eduard Bf 109 Projekt gewesen sein!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer