Made in Japan
Modell: Japanischer Tankkarren und Feuerlöscher
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: Brengun (BRS48006 und BRS48007)
Eine Behauptung zu Beginn: beim Erwerb dieser beiden Bausätze steht nicht so sehr die Faszination für die jeweiligen Vorbilder im Vordergrund, sondern deren modellbauliche Einsatzmöglichkeiten. Vermutlich werden die meisten Miniaturen dieses japanischen Tank-Karrens beziehungsweise des Feuerlöschwagens als Requisiten für ein Diorama verwenden werden. Mein Zugang ist zwar ähnlich, unterscheidet sich aber in einem wesentlichen Punkt: mein Interesse gilt nicht dem Bau von Dioramen, sondern dem Ausstatten eines fotografisch interessanten Hintergrunds meiner Flugzeugmodelle.
Zum Einsatz von Requisiten in der Modellfotografie
Ein Ziel, das ich beim Fotografieren der Modelle verfolge, ist ein möglichst großer Tiefenschärfebereich: vom Bug bis zum Heck, von Flächenspitze zu Flächenspitze soll das Flugzeug möglichst durchgehend scharf abgebildet werden. Dies minimiert nachhaltig den Eindruck des Modellhaften und sorgt relativ verlässlich dafür, das abgebildete Flugzeug als „groß“ in Erscheinung treten zu lassen. Das hat vor allem den Grund, dass aufgrund der Bedingungen der Optik flugzeuggroße Objekte, wenn sie aus einer Entfernung aufgenommen werden, in der sie in ganzer Ausdehnung auf dem Foto zu sehen sind, in ihrer gesamten Tiefe scharf abgebildet werden. Verstärkt wird dieser Eindruck, wenn die Horizontlinie des Bildes – und damit die scheinbare Augenhöhe der Betrachters – angemessen realitätsnah tief gelegt wird.
Was hat das aber nun mit dem Tank-Wägelchen und dem Feuerlöscher zu tun? Durch die Möglichkeit, Objekte vor und hinter das Modell zu positionieren, erweitert sich die räumlicher Tiefe – und damit auch der Eindruck scheinbarer Größe des abgebildeten Modells. Mittels einer tiefliegenden Horizontlinie ergibt sich noch dazu auch leicht die Gelegenheit, Objekte so vor oder hinter das Flugzeug zu arrangieren, dass sich die Objekte im Bild überschneiden. Dies kann den Grad scheinbarer Realität weiter erhöhen.
Darüber hinaus bietet die Möglichkeit, Objekte im Bildraum verteilen zu können, auch die Gelegenheit, Bildkomposition zu betreiben. So sorgt etwa die optische Betonung der unteren Bildecken in der Regel für einen ausgewogenen Gesamteindruck. Mit der Anordnung und der Ausrichtung von Requisiten können überdies optisch Richtungen ins Bildformat gelegt werden, die den eigentlichen Hauptdarsteller, das Flugzeug, sozusagen einrahmen und den Blick des Betrachters -ganz nach dem Willen des Gestalters – durch das Bild führen.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass durch die Verwendung von Requisiten Modellfotos ordentlich „aufgepeppt“ werden können! Gerätschaften wie das Tank-Wägelchen oder der Feuerlöscher sind aber natürlich auch noch aus anderen Gründen interessant: hier kann sich die Fantasie des Modellbauers ordentlich entfalten, sind doch die Vorgaben zu Aussehen oder Farbgebung meist nicht ganz so streng vorgegeben, als dies bei Flugzeugmodellen der Fall ist.
Zur Geschichte und Herkunft oder auch zum Hersteller der beiden Gerätschaften habe ich keine Information, wobei ich nicht bezweifle, dass der motivierte Modellbauer sich dazu unschwer die entsprechenden Fakten beschaffen könnte. Auch wenn mein Interesse den Flugzeugen gilt, hat mir die Beschäftigung mit den beiden Geräten doch wieder einmal verdeutlicht, wieviel Infrastruktur erdacht, entwickelt und bereitgestellt werden hat müssen, um diese Flugzeuge zu betreiben. Auch das wäre ohne Zweifel ein faszinierendes und anregendes Gebiet!
Ob aus dieser technikgeschichtlichen Perspektive oder aus jener des Requisiteurs und Gestalters eines Dioramas: die Beschäftigung mit dem „Rundum“ des Flugbetriebs kann erstaunlich lohnend sein!
Zu Bausatz und Bauprozess
Der Hersteller Brengun legt hier zumeist brauchbares und sauber gegossenes Resinmaterial in die ansprechenden Verpackungen. Das Wort „zumeist“ deutet hierbei schon zwei Einschränkungen eines ansonsten sehr positiven Gesamteindrucks an!
Zum einen sind manche der in Kunstharz umgesetzten Bauteile aus meiner Sicht einfach nicht brauchbar. Diese Kritik bezieht sich vor allem auf die Darstellung der zahlreichen Teilstücke von Schläuchen, die, fransig und unsauber gegossen, schon beim Lostrennen vom Gussblock zerbrechen. Unnötig ist dies im Wortsinn, da sich die Schläuche meines Erachtens ja weit leichter mit entsprechend improvisierten Lösungen wie Elektrokabeln oder Ähnlichem darstellen lassen. Alle an den beiden Modellen sichtbaren Schlauchstücke und die meisten Anschlüsse habe ich daher auch aus entsprechend dimensionierten Kabelisolierungen gefertigt.
Zum anderen findet man bei beiden Bausätzen leider auch einzelne äußerst unsauber gegossene Bauteile vor, die zuerst einmal mühsam in Form gebracht werden müssen. Vor allem beziehe ich mich da auf die insgesamt vier Räder der beiden Gefährte, deren Radnaben und Speichen mitunter heftig vernarbt und fehlerhaft ausgefallen sind. Die Notwendigkeit der Bearbeitung und Versäuberung zieht sich aber quer durch alle Bauteile.
Ich habe bei Tank-Karren wie Feuerlöscher versucht, die Spuren eines schon längeren Gebrauchs, der neben Lackschäden auch Verschmutzung umfasst, sichtbar werden zu lassen. Dazu wurden die Oberflächen nach ihrer Grundierung mit einer Schicht „Alclad Gunmetal“ überzogen. Darauf aufgetupftes Maskol diente dem Vorbereiten der Darstellung von Lackabplatzern. Abschließend wurden beide Gerätschaften einem „washing“ unterzogen, bevor noch Verschmutzungsspuren mittels Pastellkreiden aufgetragen worden sind.
Die beiden Gerätschaften warten nun in meinem Fundus auf ihren Einsatz bei dem einen oder anderen japanischen Szenario. Über die erweiterten fotografischen Möglichkeiten zukünftiger Flugzeugfotos bin ich jedenfalls ebenso froh, wie über die Horizonterweiterung, die mir die Beschäftigung mit diesem mir fremden Thema gebracht hat!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer