Übersicht
Artikelbezeichnung: F-14D Super Tomcat
Maßstab: 1/48
Hersteller: AMK AvantGarde Model Kits
Material: Spritzguss, PE-Teile, Decals
Preis: ca. € 60,–
Artikelnummer: 88007
Produktlink (Facebook): F-14D Super Tomcat
Einleitung
Es ist schon einige Jahre her, dass AMK eine neue F-14D angekündigt hat. Nach einigen Verschiebungen ist es jetzt endlich soweit und AMK hat die F-14D 2019 endlich auf den Markt gebracht. Es gab in den letzten Jahren vermutlich keinen anderen Bausatz, welcher so sehr erwartet wurde und über welchen sich viele Leute in den Foren oder auf Facebook ausgelassen haben (positiv und negativ). Der Bausatz hat es von Anfang nicht leicht auf dem Markt, weil er sich direkt mit Tamiya messen muss/darf.
F-14D Super Tomcat
Box & Inhalt
Der praktische Stülpkarton ist bis oben hin vollgepackt und daher auch ordentlich schwer. Die Boxart zeigt eine startende F-14D der VF-2 „Bounty Hunters“. Hier der Inhalt des Bausatzes in Kurzform:
56 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff
1 Rahmen mit Klarsichtteilen
1 Ätzteilplatine
3 Decalbögen
27-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Die Grumman F-14 Tomcat ist ein überschallschnelles, zweistrahliges, mit Schwenkflügeln ausgestattetes zweisitziges Kampfflugzeug, das für die United States Navy entwickelt und ab 1974 eingesetzt wurde. Ihre primären Aufgaben bei der US Navy waren die eines Luftüberlegenheitsjägers, Aufklärers und die Flottenverteidigung. Später wurden noch rudimentäre Luft-Boden-Fähigkeiten eingerüstet. Die letzte Tomcat wurde von der US Navy am 22. September 2006 außer Dienst gestellt. Ersatz ist die F/A-18E/F Super Hornet. Heute fliegt nur noch die iranische Luftwaffe das Flugzeug.
Im September 1974 lief der Flugzeugträger USS Enterprise (CVN-65) in den Pazifik aus. An Bord befanden sich die ersten beiden F-14-Staffeln VF-1 „Wolfpack“ und VF-2 „Bounty Hunters“ als Teil des Bordgeschwaders „Carrier Air Wing 14“. Insgesamt erhielt die Navy inklusive der zwölf Prototypen 478 Flugzeuge des Typs F-14A, mit denen die McDonnell Douglas F-4 Phantom II und F-8 Crusader im Flottendienst ersetzt wurden. Die Produktion der Tomcat setzte Grumman unter starken finanziellen Druck, da der Vertrag mit der Navy die Stückkosten festschrieb. Zudem waren die späten 1970er-Jahre eine Zeit besonders starker Inflation in den USA. Glücklicherweise entschied sich der Iran unter dem Schah für den Kauf von 80 Tomcats, was Grumman vor der Insolvenz bewahrte.
Mit zunehmendem Alter der F-14 wurden von Grumman stark verbesserte Versionen, sogenannte „Super Tomcats“ vorgeschlagen. Die erste – Quickstrike genannt – war eine F-14D mit Navigations- und Zielpod, zusätzlichen Waffenstationen und Luft-Boden-Radarmodi. Die Version sollte die Rolle der A-6 Intruder übernehmen. Die Verbesserungen waren dem Kongress nicht ausreichend, sodass Grumman die Super Tomcat 21 konzipierte und diese als Low-Cost-Alternative zum Navy Advanced Tactical Fighter (NATF) vermarktete. Das Flugzeug würde auf der Flugzeugzelle der F-14 aufbauen und ein verbessertes AN/APG-71-Radar haben. Neue GE-F110-129-Triebwerke sollten eine Supercruisegeschwindigkeit von Mach 1,3 und Schubvektorsteuerung ermöglichen. Der interne Treibstoffvorrat sollte vergrößert und die Steuerflächen verbessert werden. Die Attack Super Tomcat 21 sollte noch mehr Treibstoffkapazität aufweisen, weiterentwickelte Steuerflächen und das AESA-Radar der A-12 Avenger II. Die Version ASF-14 (Advanced Strike Fighter-14) war noch fortschrittlicher und wäre eine weitgehende Neuentwicklung geworden. Letztlich erwiesen sich alle Modifikationen als zu kostspielig. Die US Navy entschied sich letztlich für die F/A-18E/F Super Hornet. (Quelle: Wikipedia)
Bilder 1 bis 3: Steven F. Udvar-Hazy-Center, Virginia, 2017
Bilder 4 bis 8: USS Intrepid Sea-Air-Space Museum, New York, 2017
Fotos: Stefan Fraundorfer
Bausatz & Teile
Der Bausatz der F-14D von AMK stammt aus vollständig neuentwickelten Formen und spiegelt den heutigen Stand der Möglichkeiten im Gussformsegment wieder. Deshalb findet man weder Fischhaut oder verschwommene Gravuren an den Teilen. Die Spritzgussteile kommen in einer super Qualität daher und sind entsprechend sehr sauber und detailliert. Es sind feinste Nietenreihen auf den Tragflächen und Rudern vorhanden, auch Blechstöße oder die Wartungsklappen am Rumpf sind von überzeugender Qualität. Viele kleine und gelungene Details findet man auch in den Fahrwerksschächten oder am Fahrwerk selbst. Hier hat AMK sich richtig Mühe gegeben und kleinste Details wie Leitungen, Zylinder oder Nieten perfekt und sauber wiedergegeben.
Dieser Detailgrad setzt sich im Cockpit der F-14D mit kleinsten Schaltern und Knöpfen auf den Armaturenbrettern fort. Bei solchen Details ist das Verwenden von Aftermarket Teilen und das damit verbundene Wegschleifen dieser Details z.B. im Cockpit fast schon eine Strafe in meinen Augen.
Meiner Meinung nach – auch wenn ich mich jetzt weit aus dem Fenster lehne – liegt die Qualität der Teile in einigen Bereich sogar über dem bekannten Tamiya-Niveau. Ein sehr passendes Beispiel dafür sind die Waffen, welche dem Bausatz beiliegen. Diese Waffen sind, wie auch die Resin-Waffen von Eduard, einteilig und bestehen somit nicht aus zwei Hälften, die man verkleben (ggf. auch spachteln & schleifen) muss. Die Waffen wurden in dem Review des AMK „US Ordnance Set 1“ schon näher betrachtet. Den Bericht findet Ihr bei uns unter: US Ordnance Set 1
Der F-14D liegen folgende Raketen, Bomben und Zusatzbehälter bei:
4x AIM-54C Phoenix
4x AIM-7M/P Sparrow
4x AIM-9L/M Sidewinder
4x GBU-31 JDAM
4x GBU-16 Paveway II
4x GBU-12 Paveway II
4x GBU-38 (V)-1 JDAM
1x TARPS Behälter
1x AN/AAS-25 LANTIRN Behälter
Man kann sich somit also austoben und direkt aus dem Kasten eine vollbeladene F-14D bauen und muss sich nicht, wie z.B. bei Hasegawa, zusätzliche Waffensets kaufen – Bravo AMK! Abgesehen von den Waffen, bietet AMK natürlich auch weitere Möglichkeiten sein Modell individuell zu gestalten. So hat der Modellbauer unter anderem auch die Möglichkeiten die Airbrakes oder die vorderen Flügelkanten-Flaps im ausgefahren Zustand (diese Möglichkeit bietet der Tamiya Bausatz z.B. nicht) zu bauen. Solche kleinen Aspekte machen viel aus in meinen Augen.
Auf die Passgenauigkeit der einzelnen Teile kann ich leider selbst noch nicht eingehen, aber nach ersten Baureviews zu urteilen, erwarten uns hier keine bösen Überraschungen. Das liegt vermutlich auch am Aufbau des Modells, welches nicht aus zwei seitlichen Rumpfhälften besteht, sondern aus einer Ober- und Unterseite. Der Cockpitbereich hingegen ist ein einzelnes Teil, das am Ende in die zusammengebauten Rumpfteile hineingeschoben wird. Für mich ist dieser Aufbau eine sehr willkommene Konstruktion, weil so die Klebenaht über den ganzen Rumpf umgangen wird und man keine Details beim möglichen Schleifen verliert. Das Modell dürfte somit genauso gut zu bauen sein wie die MiG-31 von AMK – übrigens auch ein sehr zu empfehlender Bausatz.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung von AMK ist auf den ersten Blick sehr vollgepackt mit vielen Informationen und Hinweisen, aber dennoch soweit verständlich und gut aufgebaut. Auf der ersten Seite der Anleitung geht AMK kurz auf die Geschichte der F-14D ein. Auf den darauffolgenden Seiten werden die Lackierung und die Anbringung der Decals & Stencils (inkl. der Waffen) beschrieben. Im Anschluss geht es an die einzelnen Bauschritte des Modells, welche sehr komplex & überladen wirken und somit den Anfänger ggf. abschrecken. Man sollte hier also die Anleitung genau lesen und Schritt für Schritt vorgehen. Was mir in der Anleitung leider fehlt, ist der Hinweis auf den Bau des Modells im fliegenden Zustand. Dieses ist bestimmt möglich, aber dieser Aspekt wird in der Anleitung völlig ignoriert.
Bei den Farben bezieht sich AMK ausschließlich auf das Sortiment von Mr. Color (Gunze), aber nennt dennoch nach Möglichkeit auch die FS Codes. Die Decalbögen wurden bei Furball Decals hergestellt.
Man kann diese Nassschiebebilder ohne Zweifel als absolute Spitzenklasse im Decalbereich beschreiben, und die AMK F-14D Decals machen hier keine Ausnahme. Die Elemente weisen einen dünnen Trägerfilm ohne Überstand auf. Erfreulich, auch das Instrumentenbrett wurde berücksichtigt.
Die Decals können auf ganzer Linie überzeugen. Sie ermöglichen folgende fünf Markierungsoptionen:
F-14D Tomcat BuNo. 164348 of VF-213 ‚Black Lions‘ Februar 2002
F-14D Tomcat BuNo. 164342 NE 106 of VF-2 ‚Bounty Hunters‘ May 2003
F-14D Tomcat BuNo. 164600 NK 100 of VF-31 ‚Tomcatters‘ 1997
F-14D Tomcat BuNo. 164604 ‚Vandy One‘ of VX-9 ‚Vampires Spring 2000
F-14D Tomcat BuNo. 163900 AD 155 of VC-101 ‚Grim Reapers‘ 2005
Die ausgewählten Varianten von AMK finde ich sehr gelungen, weil man die Wahl von einer klassichen Low-Viz F-14 über eine buntere Tomcatters F-14 bis hin zur bekannten Vandy One in kompletter schwarzer Lackierung hat.
Fazit
Mein Fazit ist durchweg positiv und ich bin begeistert von dem, was AMK uns hier auf den Basteltisch legt. Ich für meinen Teil kann nicht einschätzen, ob die Formen an gewissen Stellen zu 100% korrekt sind oder sie von den Bauplänen abweichen. Mir fehlt für so eine Einschätzung dann leider doch die F-14 Expertise. In meinen Augen sieht es aus wie eine F-14 und somit passt es für mich. Sagen kann ich somit nur, dass das Modell einen super Eindruck bei mir hinterlässt und AMK hier wieder in die Vollen gegangen ist.
Sollte sich das Modell ähnlich der MiG-31 bauen lassen, erwartet hier jeden erfahrenen Modellbauer die reinste Freude! Kurz gesagt: Die F-14D von AMK ist mein Modell 2019, wenn nicht sogar DAS Modell schlechthin aktuell! Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber dennoch und zwar ist die AMK Super Tomcat in Deutschland nicht offiziell verfügbar, weil es derzeit keinen Distributor gibt. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Situation schnell ändert.
Sören Reifert, Januar 2020