Übersicht
Hersteller: Ryefield Model
Bausatztitel: M551A1/ A1(TTS) SHERIDAN
Artikelnummer: RM-5020
Maßstab: 1:35
Material: Polysyrol-Spritzguss, Photoätzteile Messing, Wasserschiebebilder
Preis: UVP € 49,99
Bezugsquelle: Fachhandel
Vertrieb: Glow2B
Herstellerseite: RM-5020
M551A1/ A1(TTS) SHERIDAN - Ryefield Model RM-5020 1/35
Box & Bausatzinhalt
- farbig bedruckte Stülpdeckelschachtel ca. 38x24x7cm
- 6 braune Spritzrahmen mit 533 Teilen
- 1 grauer Spritzrahmen mit 8 Vinylteilen
- 1 Wannenoberteil
- 1 Klarsichtrahmen mit 18 Teilen
- 1 Stahlfeder
- 1 Photoätzbogen Messing mit 115 Teilen
- 1 Decalbogen (plus Korrektur)
- 36-seitige, teils farbige Bau- und Lackieranleitung
Vorwort
Was derzeit in Sachen Spritzguss, Technik und Design möglich ist, verschlägt einem beim ersten Öffnen eines neu erstandenen Kits oftmals den Atem. Einer der Hersteller, bei dem dieser Effekt garantiert einsetzt, ist Ryefield Model aus Hong Kong.
Hier vorgestellt nun der neue Bausatz des leichten US Panzer M551 Sheridan, aus der Zeit des Kalten Krieges, welchen der asiatische Hersteller mit einer atemberaubenden Detaildichte umgesetzt hat.
Vorbild / Historie:
Im Jahr 1958 wurde das Vorgängerprojekt des Sheridan, der Aufklärungspanzer T92, aufgrund mangelnder amphibischer Fähigkeiten der Prototypen eingestellt. Im folgenden Jahr wurde unter dem Akronym ARAAV (Armored Reconnaissance Airborne Assault Vehicle) ein neues Konzept für einen Panzer entwickelt, der sowohl die Eigenschaften eines Aufklärungspanzers, als auch die eines Luftlandepanzers haben sollte. Dabei wurde Wert auf amphibische Eigenschaften, die Möglichkeit zum Fallschirmabwurf und auf eine starke Bewaffnung gelegt. Insgesamt wurden zwölf Vorschläge von verschiedenen Firmen eingereicht, wobei das Modell der Cadillac Motors Car Division für die weitere Entwicklung ausgewählt wurde. Das Kernstück des Fahrzeugs war das XM81 Shillelagh Combat Vehicle Weapon System. Die Kennedy-Administration mit Verteidigungsminister Robert McNamara beschleunigte das Programm, da mehr Wert auf konventionelle Streitkräfte gelegt wurde und McNamara technische Lösungen für taktische Probleme bevorzugte. Da die ersten Versuche mit dem Shillelagh-System im Herbst 1961 jedoch enttäuschend ausfielen, wurden für den Sheridan verschiedene andere Arten der Bewaffnung in Erwägung gezogen. Darunter fielen eine konventionelle Bewaffnung mit einer Zugrohrkanone, eine Zugrohrkanone in Kombination mit dem französischen ENTAC-System oder eine reine Lenkflugkörperbewaffnung mit dem TOW- oder Polecat-System. Da die beiden Raketensysteme ebenfalls noch nicht einsatzbereit waren, fiel die Wahl auf eine 152-mm-Zugrohrkanone, die neben den Shillelagh-Raketen auch konventionelle Munition abfeuern konnte, so dass die Bewaffnung im Falle einer Einstellung der Lenkflugkörperversuche hätte beibehalten werden können. Weitere Tests der Shillelagh verliefen jedoch zufriedenstellend
Da die 152-mm-Kombinationswaffe eine Neuheit darstellte, wurde bei der folgenden Entwicklung viel Wert auf die Tests des Turms mit der Waffe gelegt. Im August 1962 wurde ein Prototyp des Turms auf die Wanne eines M41 montiert, um die Waffe mit der konventionellen Munition zu testen. Prototypen der Wanne und des Fahrgestells wurden ab Juni 1962 Tests unterzogen. Während der Tests wurden die Prototypen insgesamt vier großen Änderungen unterzogen, das Design des fünften Prototyps wurde für die Produktion übernommen.
Die Haushaltsmittel für die Produktion des M551 Sheridan wurden am 12. April 1965 bewilligt. Im Mai 1966 wurde das Design des letzten Prototyps als Urmuster festgelegt, obwohl noch im März schwerwiegende technische Mängel vorhanden waren. Der Grund hierfür war die Sorge der US Army, dass die Finanzierung für weitere Tests aufgehoben werden könnte, was das Ende des gesamten Projekts bedeutet hätte. Die Mängel betrafen Sicherheit, Haltbarkeit, Verlässlichkeit, Leistung und Wartung. Das Test and Evaluation Command (TECOM) der Army bezeichnete den M551 als nicht für den Einsatz geeignet. Dennoch wurde die Serienproduktion 1966 aufgenommen. Bis zum November 1970 wurden 1662 Fahrzeuge produziert. Die Gesamtkosten betrugen etwa 1,3 Milliarden US-Dollar, was einer Kostenüberschreitung von 80 % gegenüber den ursprünglich veranschlagten Kosten entspricht.
1989 wurde der Sheridan einer Kampfwertsteigerung unterzogen. Dabei wurde die unzuverlässige Nebelmittelwurfanlage ausgetauscht und ein AN/VSG-2 Thermalsichtgerät eingebaut, das dem Sheridan Nachtkampffähigkeit verlieh. Der Fahrer konnte auf einen Restlichtverstärker zurückgreifen. Die neue Bezeichnung lautete M551A1(TTS). Insgesamt sollten 70 Fahrzeuge umgerüstet werden, durch den Ausbruch des zweiten Golfkriegs konnten jedoch nur 60 Fahrzeuge umgerüstet werden, bevor sie nach Saudi-Arabien geflogen wurden.
Der Sheridan wurde nur von der US-Army eingesetzt, lediglich ein einziges Exemplar wurde von Australien erprobt, jedoch als unbrauchbar zurückgewiesen.
Heute dienen noch einige Exemplare des Sheridan zur Feindzieldarstellung in Gefechtsübungszentren. Durch Um- und Anbauten sollen Fahrzeuge sowjetischer Herkunft wie zum Beispiel der T-80, BMP-1 oder der ZSU-23-4 dargestellt werden.
Quelle: Wikipedia
Der Bausatz
Beim ersten Öffnen dieser Bausatzneuheit aus 2019, hat man es mit einem bis zur Oberkante gefüllten und mit einem dynamischen Boxart versehenen Karton zu tun. Die 560 Spritzgussteile (von insgesamt 676) sind auf 8 Spritzrahmen und einer einzeln produzierten Oberwanne verteilt, inklusive einem grauen Vinylrahmen und einem mit Klarsichtteilen. Die restlichen 116 Teile verteilen sich auf dem beliegenden Ätzteilebogen und einer Stahlfeder zur Simulation der Rückstoßdämpfung. Im gesamten bewegen wir uns mit dem Sharidan teilemäßig also im derzeitigen Mittelfeld; man denke nur an so manchen Panzer-Bausatz von Miniart, mit bis zu 1400 Teilen, oder der erst kürzlich veröffentlichte Sherman „Easy Eight“ von Ryefield, bei dem alleine die Ketten mit 1050 Einzelteilen zu Buche schlagen. Somit: Mittelfeld 😉
Sehen wir uns die Spritzgussteile etwas genauer an: Die Umsetzung und Qualität kann sich mehr als nur sehen lassen, ist schlichtweg phantastisch. Alle Spritzrahmen besitzen eine extrem feine Detaillierung auf den Bauteiloberflächen. Einzelheiten wie etwa die grobe Gussstruktur mancher Teile, die Schweißnähte, Bolzen, Nieten, Zahnkränze, Scharnierbänder, die Anti-Rutsch-Flächen oder der Kühlmantel des cal .50 MG´s sind beeindruckend. Bei diesen Teilen, wie auch bei allen anderen an den Spritzrahmen, sucht man Sinkstellen, Grate oder Häutchenbildung vergebens. Die teils extrem filigranen Rundteile sollten übrigens besser mit einer Microsäge herausgetrennt werden um Bruch zu vermeiden! Auswerfermarken im sichtbaren Bereich sind ebenfalls nicht vorhanden mit Ausnahme der Kettenglieder und Segmente. Ein kurzes Abschaben mit einer scharfen Klinge bereinigt diese aber auch schon im Handumdrehen. …naja, zumindest pro Kettenglied. 😉
Der Bau des M551 ist in drei grobe Schritte unterteilt. Beginnend mit der Kanone und Turm, über die Oberwanne zur Unterwanne mit Fahrwerk. Bleiben wir gleich bei dieser, sie ist nicht wie meist üblich als Ganzes vorhanden, sondern wird aus Boden und Seitenteilen zusammengebaut, was u.U. den folgenden Bau erleichtert. Auffällig ist, dass sich Ryefield die später kaum sichtbaren Torsionsstäbe eingespart hat. Wer möchte, kann hier natürlich selbst detaillieren, die Ansatzpunkte sind vorhanden. Für den begrenzten Einblick durch die Fahrerluke ist übrigens eine minimale Ausstattung in Form des Fahrersitzes etc. vorhanden. Die Schwingarme werden fest angebaut, was der Ausführung als starre Konstruktion mit langen Kettensegmenten und Einzelsegmenten um die Treib- und Führungsräder herum geschuldet ist.
Kommen wir zur Oberwanne mit ihren diversen Anbauten. Hier zeigt der Bausatz seine ganze Stärke, denn nicht nur der bereits mehrfach zitierte Detailreichtum, sonders die Möglichkeit der offenen Klappen und Luken mit der jeweiligen Ausstattung darunter -wie etwa die von den Panzerbesatzungen scherzhaft so genannte „Telefonzelle“, oder die integrierten Werkzeugkästen- macht enorm Laune. Die Klappen werden aus Photoätzteilen gebogen und verbaut, ebenso stammen die Lüftungsgitter des Motordecks aus geätztem Messing.
Weiter geht es zum Turm mit seiner 152-mm-Kanone M81. Diese ist dann auch das absolute Highlight des Kits. Ich erspare mir an dieser Stelle eine weitere Beschreibung und verweise auf die Worte eines ehemaligen Sheridan Kommandanten, welcher versichert, Ryefield hat hier sehr gut recherchiert und Formentechnisch eine nahezu 100%ige Replik geschaffen. Ein Gimmik stellen die beweglichen Teile dar, wie etwa die mittels Stahlfeder realisierte Rückstoßbremse, oder auch die beweglich gelagerten Luken am Turm. Weniger gefällig bei einem Bausatz dieser Güte, sind die an den Munitionskästen und Kanistern fest angegossenen Befestigungsriemen und Gurte. Eine Ätzteillösung hätte den bisherigen Charakter des Kits unterstrichen.
Bauanleitung
Die Bau- und Lackieranleitung ist im Konstruktionsteil sinnvoll farbig unterlegt und in der Lackieranleitung komplett in Farbe gehalten. Auf 55 Baustufen gelangt der Bastler in angenehmer Abbildungsgröße, doch manchmal auf den ersten Blick in etwas verwirrenden Zeichnungen, zum fertigen Modell. Dies ist wohl der hohen Detaildichte geschuldet. Vorbildlich sind auch die Maß- und Positionsangaben der diversen zu bohrenden Löcher angeben. Wobei wir hier auch gleich bei einigen wenigen Ungenauigkeiten des Plans wären. Es gibt Lücken in der Nummerierung der Baustufen, Nr. 19 und 23 fehlen. An anderer Stelle sollen beispielsweise die Löcher für eine Kabelbuchse neben der Fahrerluke gebohrt werden. Diese ist aber erst mit der Kampfwertsteigerung A1(TTS) verbaut worden. Der Hinweis hierfür fehlt. Ein anderer Fall zeigt die Periskop-Abdeckung zurückgeklappt im Plan bei ausgefahrenem Periskop. Dies ist falsch, da sie federgelagert einrastete und als Regen-/Spritzwasserschutz diente. Wie gesagt, es handelt sich nur um wenige Ungereimtheiten eines im Gesamten wirklich gut umgesetzten Bauplans.
Farbhinweise und Empfehlungen zu passenden Washes sind im System von Ammo by Mig Jimenez aufgeführt. Je 4 Ansichten in Farbe zeigen die beiden möglichen Farboptionen.
(Bauanleitung in Auszügen)
Decalbogen
Mit satten Farben gedruckt, liefert der kleine Decalbogen alle notwendigen Markierungen der zwei möglichen Versionen. Auffällig ist nur ein relativ dicker Trägerfilm. Zur Korrektur liegt ein zusätzlicher kleiner Bogen mit den Elementen Nr. 1 bei. Diese sind auf dem Originalbogen zu klein geraten.
Modelldetails
Bildquelle: Ryefield Model
Fazit
Mit dem neuen „Sheridan“ hat Ryefield Model definitiv einen weiteren HighEnd Kit und den derzeit besten dieses Modells auf den Markt gebracht. Mit einer phantastischen Detaildichte und hochwertig produzierten Spritzrahmen bekommt man sprichwörtlich sofort Lust zu Kleber und Zange zu greifen.
Einen geringen Punkteabzug gibt es bei der Bauanleitung, da sie einige Ablauf- und Recherchefehler enthält und an manchen Stellen kompliziert aufgebaut ist. Ein genaues Studium der Versionen vor Baubeginn und der Vergleich mit Bildmaterial ist ratsam.
Die Begeisterung für den Bausatz und den zu erwartenden Bastelspaß schmälert dies aber in keinster Weise.
Aufgrund der Auslegung der Spritzrahmen bzw. des Designs ist es möglich, dass Ryefield Model eine frühe (Vietnam) Version oder sogar einen Bausatz mit Innenausstattung nachlegen wird. Lassen wir uns überraschen.
Diesen sehr empfehlenswerten und an den erfahrenen Modellbauer gerichteten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider