Der Gott des Meeres
Modell: Boeing P-8A Poseidon
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/72
Verwendeter Bausatz: BPK (7222)
Neptun und Poseidon, Orion oder Nimrod: die Namen der mythologischen Herrscher über Ozeane und Meere sind für fliegendes Seekriegsgerät aus gutem Grund gängig: der Anspruch, über die Meere zu gebieten, entspricht den Einsatzrollen dieser Flugzeuge recht gut. Die Aufklärung über See sowie das Finden und Bekämpfen von Zielen auf und unter der Wasseroberfläche zählen zu den wesentlichen Aufgaben, die die Besatzungen dieser reichweitenstarken Flugzeuge zu erfüllen haben.

Mit der 1945 erstmals geflogenen Lockheed P-2 Neptun hatte die westliche Welt in den frühen Jahren des kalten Kriegs ein Flugzeug zur Verfügung, dass dieses Einsatzspektrum über Jahrzehnte mit großem Erfolg ausfüllen konnte. Der Nachfolger P-3 Orion, ebenfalls von Lockheed, stand seit den 60er Jahren weitere lange Jahre im Einsatz, musste aber spätestens mit dem Ende des kalten Kriegs wegen explodierender Betriebskosten und überalteter Systeme das Zepter an einen Nachfolger weiterreichen: an die hier gezeigte Boeing P-8 Poseidon.
Die Vorbereitungen zu dieser Ablöse reichen bis in die Mitte der 1980er zurück. Lockheed Martin, BAE-Systems und Boeing wurden aufgefordert, im Rahmen einer Ausschreibung für ein neues „Multimission Maritime Aircraft Program“ Vorschläge einzureichen. Lockheed schickte mit der P-7 eine überarbeitete P-3 Orion ins Rennen, deren in die Höhe schnellenden Projektkosten schlussendlich aber zur Ablehnung führen sollten. BAE mit einer erneuerten Nimrod-Version war mit dem Zeitpunkt aus dem Rennen, als klar wurde, dass eine US-nationale Lösung bevorzugt werden sollte. Boeing dagegen versprach mit einer Ableitung ihrer bewährten Boeing 737-800 eine preisgünstige und zügig realisierbare Lösung – und sollte tatsächlich den Zuschlag bekommen.
In ihrer militärischen Ableitung als P-8 Poseidon bringt die Boeing 737 beachtliche maximale 85.130 kg auf die Waage (leer 62.730 kg) und führt dabei bis zu 2,5 Tonnen an Abwurfwaffen mit sich. Dazu zählen 5 Raytheon MK 54 „Mako“ Torpedos sowie bis zu vier AGM-84K oder L „Harpoon“ Seeflugkörper an vier Unterflügelstationen. Die Besatzung besteht aus zwei Piloten im Cockpit und 7 Operatoren für die offensiven und defensiven Systeme der P-8, die mit dem komplexen Raytheon APY-10 Suchradar ausgestattet ist. Diese mit zahlreichen Subsystemen vernetzte hochmoderne Anlage machen die Poseidon zu einem der derzeit leistungsfähigsten Seeraumüberwachungsflugzeuge. Mit 39,5 m Länge und einer Spannweite von 37,64 m (die Tragflächen stammen von der Boeing 737-900) ist die P-8 im Original wie im Modell eine imposante Erscheinung.
Im Juli 2004 erging vom US-Verteidigungsministerium ein Auftrag von fünf Vorserien-Maschinen, deren erste dann am 25. April 2009 zu ihrem Jungfernflug abhob. Die weitere Erprobung fand bei der Test and Evaluation Squadrons VX-1 und VX-20 an der Naval Air Station Patuxent River in Maryland statt, wobei der Testbetrieb mit April 2013 als abgeschlossen erklärt wurde. Die Poseidon erwies sich in Folge als großer Exporterfolg, so setzen neben den USA die Streitkräfte Großbritanniens, Australiens, Kanadas, Neuseelands, Indiens, Norwegens, Singapurs, Südkoreas und Deutschlands die P-8 Poseidon in teils beträchtlichen Stückzahlen zur Seeraumüberwachung ein.
Das hier vorgestellte Modell stellt eine P-8A der oben schon genannten Navy-Squadron VX-1 Pioneers dar.
Zu Bausatz und Bauprozess
Der Schachtelinhalt der P-8 Poseidon von BPK („Big Planes Kits“) macht dem Namen alle Ehre, denn eine Boeing 737/P-8 im Maßstab 1/72 ist tatsächlich „big“. BPK versteht es dabei aber, Teile zu liefern, die trotz ihrer Größe relativ stabil und vor allem verzugsfrei sind. Den Grad an Detailierung habe ich als sehr gut bis hervorragend empfunden. So sind die großen Haupfahrwerksschächte mit vielen Details versehen, aber auch die Ausstattung des Cockpits müsste sich nicht hinter den kleinen Fenstern der Bugverglasung verstecken.
Insgesamt hat mich überrascht, wie problemfrei der Aufbau eines derart großen Flugzeugmodells vonstattengehen kann. Ein Detail würde ich bei einem nächsten Bau allerdings ändern: der Rumpf besteht aus vier Halbschalen, ich würde nun die beiden Teile einer Seite als erstes zusammenfügen und dann folgend die beiden Rumpfhälften verkleben – und nicht in umgekehrter Reihenfolge, wie ich es gemacht hab. Durch meine Vorgehensweise ist leider eine ganze Menge an vermeidbarer Spachtel und Schleifarbeit verursacht worden.
Die beiden AGM-84 „Harpoon“ sowie die vier Pylone stammen von Reskit, eine Wahl, die den Anspruch an die Detailierung noch einmal heben hilft. Abschließend noch ein Wort zu den Markierungen. Mit dem Bausatz-Decals habe ich ebenfalls recht gute Erfahrungen gemacht: problemfrei im Aufbringen und trotz dünnem Trägerfilm relativ robust, ergeben sie mit ihrem sauberen Druck ein recht schönes Ergebnis.
Mein Fazit
… wird nicht überraschen: den Bausatz kann ich unbedingt und wärmstens allen Interessierten empfehlen. Über einen Umstand, der andererseits auch als sehr reizvoll empfunden werden kann, muss man sich im Vorfeld allerdings ins Reine setzen: „Big Planes Kits“ liefert mit der P-8A Poseidon tatsächlich das Modell eines wirklichen „BIG plane“!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer





