Übersicht
Artikelbezeichnung: Mirage 2000C
Maßstab: 1/32
Hersteller: Kitty Hawk
Material: Spritzguss, Resin- und Fotoätzteile, Decals
Preis: zwischen 79,– und 125,– Euro
(in Deutschland und Österreich noch nicht erhältlich)
Artikelnummer: KH32020
Homepage Kitty Hawk (Facebook): Kitty Hawk
Einleitung
Kitty Hawk hat einen brandneuen Bausatz auf den Markt gebracht, der bis dato im deutschen und österreichischen Handel leider noch nicht angeboten wird. Es handelt sich dabei um die Dassault Mirage 2000C in 1/32. Damit hat der chinesische Hersteller ein Alleinstellungsmerkmal inne, denn er ist meines Wissens der einzige, der diesen Flugzeugtyp im Großmaßstab anbietet. Demnächst soll von Kitty Hawk auch noch die Mirage 2000D/N folgen. Interessant finde ich die Preisgestaltung der europäischen Anbieter für die hier vorgestellte C-Version. Sie liegt zwischen 79,– (Pre-Order bei Modellbau König) und 125,– Euro (Super-Hobby, Polen).
Mirage 2000C
Box & Inhalt
Den großen Stülpkarton (40 x 25,5 x 14! cm) ziert ein schönes Deckelbild einer startenden Mirage. Die Piste ist dabei von typisch französischen Lavendelfeldern umgeben. Die Box ist wirklich randvoll, da ist kaum noch Platz für Luft.
13 Spritzgussrahmen in hellgrauem Kunststoff
1 Rahmen mit den Klarsichtteilen (in einem separaten Karton verpackt)
2 Resinteile
1 kleine Fotoätzteilplatine aus Messing
2 Decalbögen
40-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Als Anfang der 1970er-Jahre in den USA mit der F-14 und F-15 eine neue Generation von Jagdflugzeugen in Dienst gestellt wurde, sollte Dassault einen zweistrahligen Luftüberlegenheitsjäger entwickeln. Mit Schwenkflügeln hatte Dassault aber keine Erfahrungen, weshalb die Firma die Entwicklung in diesem Bereich nach dem Prototypen Mirage G aufgab. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass eine zweistrahlige konventionelle Auslegung mit der F-15 entsprechenden Leistungen die finanziellen Möglichkeiten überschreiten würde. Deshalb suchte Dassault nach einer billigeren Alternative, und da der Konzern auf dem Gebiet der Deltaflügel die meisten Erfahrungen besaß, ging er vom erfolgreichen Entwurf der Mirage III aus. Im Dezember 1975 begann Dassault schließlich mit den Arbeiten an zwei neuen schwanzlosen Deltaflugzeugen, wovon eine einstrahlig war, die andere zweistrahlig. Der neue einstrahlige Jäger flog erstmals am 10. März 1978 als Mirage 2000. Die zweistrahlige Version flog dagegen erst am 9. März 1979 als Mirage 4000. Diese Version sollte letztendlich auch scheitern, während die Mirage 2000 mit 601 gebauten Maschinen zu einem Erfolg wurde. Die letzte Mirage 2000 (eine Mirage 2000-5 Mk.II) für die griechischen Luftstreitkräfte wurde am 23. November 2007 auf der Luftwaffenbasis Tanagra übergeben.
Die erste einsitzige Basisvariante, die Mirage 2000C hatte ihren Erstflug im November 1982. Hiervon sind 136 Stück gefertigt und ausgeliefert worden. Die ersten 37 hatten ein Thomson-CSF-RDM-Radar sowie ein SNECMA-M53-5-Triebwerk. Die spätere Serie ist bereits mit dem neueren Thomson-CSF-RDI-Radar und SNECMA-M53-P2-Triebwerk ausgestattet worden.
Die Mirage 2000-5 ist eine verbesserte Version der 2000C und verfügt über das modernere Thales RDY-Radar, Glascockpit sowie die neuen MICA-Lenkwaffen. Ihr Erstflug fand am 24. Oktober 1990 statt. Die auf den Standard 2000-5 umgebauten 2000C der französischen Luftwaffe werden als Mirage 2000-5F bezeichnet. Die Mirage 2000-5 Mk.II ist eine weiter verbesserte Mehrzweckversion der 2000-5, die allwetter- und tag-/nachteinsatzfähig ist. Sie verfügt unter anderem über ein Thales-RDY-2-Radar (SAR fähig) und verbesserte Avionik (neuer Rechner, Laserkreisel, GPS sowie neue ECM-Ausrüstung). (Quelle: Wikipedia)
Bilder 1 – 3: Airpower 2011
Bild 4: Royal International Air Tattoo 2011
Fotos: Stefan Fraundorfer
Bausatz & Teile
Für einen eingefleischten 48er Modellbauer wie mich, der noch dazu gerade eine Mirage 2000C von Kinetic in diesem Maßstab baut, wirken die Teile der Mirage von Kitty Hawk geradezu monströs. Ich brauchte eine Weile, um mich an den Großmaßstab zu gewöhnen. Der erste allgemeine Eindruck fällt sehr positiv aus. Die Teile an den Spritzrahmen wurden ordentlich und in guter Qualität hergestellt. Sie sind scharfkantig und nicht verwaschen, was auch auf die Kleinteile zutrifft. Fischhäute und Formversatz sind nicht zu erkennen. Leichte Gussgrate, vor allem auf runden Teilen, sind produktionsbedingt und werden sich leicht entfernen lassen. Etwas ärgerlicher sind da schon ein paar Sinkstellen, die ich im oberen Bereich des Seitenleitwerks ausmachen konnte. Die Oberflächendetaillierung der Hauptkomponenten Rumpf, Tragflächen und Seitenleitwerk ist sehr überzeugend mit fein gravierten Blechstoßlinien und Nietenreihen ausgeführt.
Auch die Detaillierung des Cockpits gefällt mir recht gut. Der Schleudersitz wird mit fotogeätzten Gurten aufgepeppt. Die Cockpitwanne zeigt schön abgeformte Seitenpaneele, deren Knöpfe, Schalter u.s.w. entweder ziemlich leicht händisch bemalt werden können, oder mittels Decals farbig dargestellt werden. Schwachpunkte sind das Instrumentenbrett und das dafür vorgesehene Decal, die jeweils nur einmal vorhanden sind, obwohl der Bausatz Markierungsmöglichkeiten für fünf C-, eine EG-, eine H- und eine 2000-5 Version bietet, die sich in diesem Bereich teilweise deutlich voneinander unterscheiden. Wer es ganz genau nehmen will, sollte hier unbedingt Referenzmaterial studieren, um eventuell unter Zuhilfenahme von Aftermarketprodukten eine korrekte Darstellung des Instrumentenbretts zu erzielen.
Die Klarteile wurden in einer separaten Kartonbox verpackt, um sie so bestmöglich zu schützen. Die Cockpithaube ist leider nicht ganz schlierenfrei und weist zudem eine feine Mittelnaht auf, die beseitigt werden muss. Selbstverständlich kann sie in geöffneter oder geschlossener Position angebaut werden. Das Triebwerk könnte theoretisch auch ausgebaut dargestellt werden, eine gewisse Grunddetaillierung in Form von angegossenen Leitungen ist bereits vorhanden und beim restlichen Tuning könnte man sich so richtig austoben. Entscheidet man sich dafür, hat man aber das Problem, dass die Innenseiten des Rumpfs „nackt“ sind. Die Schubdüse liegt übrigens als schön abgeformtes Resinteil bei. Auch eine aus diesem Material super gestaltete Pilotenfigur ist enthalten.
Der Bausatz bietet noch ein paar weitere Optionen. So können die beiden 30-mm-Maschinenkanonen sichtbar dargestellt werden. Auch zwei Avionikboxen können durch geöffnet anbaubare Klappen gezeigt werden. Das Radar im Radom ist vorhanden und die Vorflügel sowie die Luftbremsen können ausgefahren angebracht werden. 14 verschiedene Außenlasten kann man anbringen, die Bauanleitung zeigt auch, an welchen Pylon welche Waffe bzw. welcher Behälter gehört. Es wird aber nicht darauf hingewiesen, welches Land die entsprechende Ausrüstung verwendet. Man kann immerhin aus vier französischen Mirage 2000 oder jeweils einer aus Griechenland, Taiwan, Indien und Brasilien wählen. Auch hier müssen Referenzen gecheckt werden. Das gilt auch für das obere Teil des Seitenleitwerks. Hier kann man aus vier verschiedenen Ausprägungen wählen, ohne aus der Anleitung zu erfahren, zu welcher Version sie gehören. Auch bei den Antennen am Rumpfrücken ist das unklar.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Kitty Hawks Bauanleitung gehört nicht zu den besten, die ich je gesehen habe – aber auch nicht zu den schlechtesten. Wie oben schon beschrieben, geht sie leider nicht auf variantenspezifische Unterschiede der Mirage 2000 ein. Außerdem finde ich die Darstellung der Bauabschnitte in dunkelgrau nicht optimal. Bei manchen Teilen ist – zumindest bevor man sie in den Händen hält – nicht ganz klar, wo sie platziert werden müssen. Manche Baugruppen sind zu überladen gezeichnet, hier vor allem die Rumpfunterseite mit den Fahrwerksschächten.
Top hingegen sind die Bemalungs- und Markierungsanleitungen in der Größe A3, die aus der Bauanleitung herausgenommen werden müssen. Alle acht Optionen sind als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen in ordentlicher Größe dargestellt. Da sollten keine Fragen offen bleiben. Auch die Anbringung der Stencils auf den diversen Waffen und Pylonen wird hinlänglich erklärt. Allerdings fehlen hier die Farbangaben. Es gibt auch keine weiteren Infos zu den Markierungsmöglichkeiten, außer dem Typ, der Kennung und dem Land in dem die Originalmaschine eingesetzt wurde.
Die beiden Decalbögen wurden sehr sauber und absolut versatzfrei gedruckt. Die Farben sind satt und richtiggehend leuchtend. Vor allem die Decals für das Seitenleitwerk der beiden Sonderlackierungen haben durchaus schon Fotoqualität. Fährt man mit dem Finger über die Nassschiebebilder spürt man allerdings einen extrem dicken Trägerfilm. Und hier sind die acht Markierungsmöglichkeiten:
Mirage 2000C, 118-AX, Frankreich
Mirage 2000C, 5-OP, Frankreich
Mirage 2000-5EI, EI27, Taiwan
Mirage 2000C, 103-KV, Frankreich
Mirage 2000EG, 239, Griechenland
Mirage 2000C, 330-AS, Frankreich
Mirage 2000H, KF-101, Indien
Mirage 2000C, 4949, Brasilien
Fazit
Eine Mirage 2000C in 1/32 gab es bisher noch nicht. Dank Kitty Hawk ist diese Lücke nun gefüllt. Und das mit einem sehr guten Bausatz, der viele Optionen bietet und jede Menge an Außenlasten bereithält. Einzig die Bauanleitung fällt etwas zurück und ist diesem Kit eigentlich unwürdig. Dafür ist aber die Lackieranleitung umso besser. Bei den Markierungsoptionen kann man mit acht Möglichkeiten, darunter zwei äußerst attraktiven Sonderlackierungen, aus dem Vollen schöpfen. An alle Fans des Großmaßstabs: zugreifen, sobald der Bausatz erhältlich ist!
Stefan Fraundorfer, Januar 2020