Übersicht
Artikelbezeichnung: P-51D-5 Mustang, ProfiPack
Maßstab: 1/48
Hersteller: Eduard Model Accessories
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Masken, Decals
Preis: ca. € 30,–
Artikelnummer: 82101
Produktlink: P-51D-5 Mustang
Download: Bauanleitung
Einleitung
2019 brachte die tschechische Modellschmiede Eduard mit der North American P-51D wieder ein echtes Sahnestück im Maßstab 1/48 auf den Markt. Die erste Ausgabe in Form einer Limited Edition war rasch vergriffen. Kein Wunder, denn wenn die neue Mustang die gleichen Qualitätsstandards aufweisen kann, wie z.B. Eduards Bf 109, Fw 190 oder die Spitfire, dann hat man einen top Bausatz in den Händen – dazu aber weiter unten mehr. Es freut mich sehr, euch in dieser Review den ProfiPack der P-51D-5 vorstellen zu dürfen.
P-51D-5 Mustang
Box & Inhalt
Der praktische Stülpkarton ist für einen ProfiPack von Eduard in den typischen Farben orange und grau gehalten. Die schön gestaltete Box-Art zeigt eine olivgrüne Mustang der 357th Fighter Group der 8th Air Force, die im August 1944 Begleitschutz für mehrere B-24 Liberator fliegt und dabei in einen Luftkampf mit einer Bf 109 verwickelt wird. Selbstverständlich kann die dargestellte Maschine mit den beiliegenden Decals auch gebaut werden. Der Inhalt des Bausatzes setzt sich wie folgt zusammen:
5 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff mit 211 Teilen
1 kreisrunder Rahmen mit 17 Klarsichtteilen
1 Fotoätzteilplatine mit 64 Teilen
1 Bogen Abdeckmasken
1 Decalbogen
20-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Über die P-51 Mustang wurden schon unzählige Bücher geschrieben und natürlich gibt es auch im Internet jede Menge Information über dieses berühmte Jagdflugzeug. Deshalb begnüge ich mich hier mit einem nur kurzen geschichtlichen Abriss.
Die Mustang basierte auf einer Anforderung der britischen Luftstreitkräfte, die Anfang 1940 angesichts der drohenden deutschen Invasion enormen Bedarf an Jagflugzeugen sah. North American Aviation brauchte nur 78.000 Arbeitsstunden bzw. 127 Tage bis der Prototyp NA-73X am 9. September 1940 aus dem Hangar rollte. Infolge ihres Allison-Motors bot die P-51 nur schlechte Höhenleistungen. Die Umrüstung auf den britischen Rolls-Royce Merlin-Motor, der als Lizenzbau Packard Merlin V-1650 in den USA gefertigt wurde, sollte die Mustang entscheidend verbessern.
Merlin-Mustangs mit ihren ausgezeichneten Flugleistungen wurden in immer größerer Zahl eingesetzt und verdrängten die zuvor als Begleitjäger eingesetzten Lockheed P-38 und Republic P-47 fast völlig aus dieser Rolle. Hauptvorteile der Mustang waren große Reichweite, hohe Geschwindigkeit sowie gute Manövrierfähigkeit im Hochgeschwindigkeitsbereich und in großer Höhe. Im Mai 1944 begann die Umrüstung auf die verbesserte P-51D. Mit zwei von 65 auf 110 Gallonen vergrößerten Abwurftanks waren die P-51 nunmehr in der Lage, jeden Punkt im Deutschen Reich zu erreichen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Mustang fast ausschließlich als Jagdflugzeug, Jagdbomber und Aufklärungsflugzeug eingesetzt. Aufgrund zahlenmäßiger Überlegenheit und besserer Ausbildung ihrer Piloten errangen die Alliierten mit der North American P-51 Mustang und anderen Flugzeugtypen bis Ende 1944 endgültig die Luftherrschaft. Allein in Europa absolvierten die P-51 fast 214.000 Einsätze, bei denen sie knapp 5.000 gegnerische Flugzeuge abschossen und 4.100 am Boden zerstörten. Die 8. US-Luftflotte verlor im Einsatz insgesamt 2.200 P-51.
Bausatz & Teile
Allein beim Betrachten der Teile auf den Spritzgussrahmen möchte man am liebsten sofort mit dem Bau der Mustang von Eduard beginnen. Eine wunderschöne, extrem detaillierte Oberflächengestaltung mit sauberen Blechstoßlinien und feinsten Nietenreihen zeichnen diesen Bausatz aus. Dabei hat der tschechische Hersteller berücksichtigt, dass die Nieten auf den Tragflächen beim Original verspachtelt waren. Der Spritzguss ist als perfekt zu bezeichnen – da gibt es keine Fischhaut, Gussgrate oder Formversatz. Auch kleinste Teile sind überzeugend detailliert und akkurat widergegeben. Die wenigen Auswurfmarkierungen sind bei Eduard immer so platziert, dass sie nach dem Zusammenbau nicht zu sehen sein werden. Das erspart Spachtel- und Schleifarbeit. Von den 211 Plastikteilen werden viele nicht benötigt, sie sind für andere, später folgende Varianten der Mustang gedacht.
Die Seiten drei, vier und sieben der Bauanleitung widmen sich dem herausragend detaillierten Cockpit, das mit den beiliegenden, bereits farbig lackierten PE-Teilen für das Instrumentenbrett und die Sitzgurte super aussehen wird. Als Alternative zu den Fotoätzteilen könnten die Anzeigen auch mittels Decals dargestellt werden, das wäre für mich aber die zweite Wahl. Selbstverständlich kann das Kabinendach, das in drei Varianten beiliegt, sowohl in geöffneter als auch geschlossener Position angebracht werden. Die Klarsichtteile wurden in guter Qualität gespritzt.
Sehr viel Aufmerksamkeit widmet Eduard auch den Schächten des Hauptfahrwerks. Es wird durch eine enorme Detailfülle glänzen. Auf der Unterseite des Rumpfes müssen für die D-5 Version zwei eingravierte Wartungsklappen verspachtelt und eine neu graviert werden. Dafür liegt auch das passende Ätzteil bei. Alle Ruder und Klappen liegen gesondert bei und könnten somit relativ einfach in ausgelenkter Stellung angebracht werden.
Die Lackierung der Räder wird uns recht einfach gemacht, weil die Felgen vom „Gummi“ getrennt sind und so erst nach der Bemalung zusammengebaut werden können. Bei der Auspuffanlage und den Zusatztanks kann man aus jeweils zwei Varianten wählen. Obwohl die Spritzgussrahmen Raketen und Bomben enthalten, sind sie für diese Version der Mustang nicht gedacht. Der Merlin-Motor liegt übrigens nicht bei.
Die beiliegenden Abdeckmasken werden die Abklebearbeiten an der Cockpithaube wesentlich vereinfachen und beschleunigen. Die entsprechende Maske vom Trägerpapier ablösen, an der richtigen Stelle aufkleben, die noch freien Stellen mit Flüssigmaske ausfüllen und schon kann mit der Airbrush lackiert werden. Einfacher und sauberer geht’s nicht mehr.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die großformatige Bauanleitung ist typisch für Eduard sehr exakt gezeichnet. Viele Klebeflächen sind hellblau markiert, das erleichtert die Positionierung der Anbauteile. Teile die entfernt und durch Fotoätzteile ersetzt werden, sind rot gekennzeichnet. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie zu bemalen sind, das erspart viel Recherchearbeit.
Alle sechs Markierungsmöglichkeiten sind als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen dargestellt. Die Anbringung der Stencils wird auf einer eigenen Seite gezeigt. Zu den darstellbaren Maschinen und ihren Piloten gibt es jeweils eine kurze Info in englischer Sprache. Als Farbreferenz verweist Eduard auf die Paletten von Gunze aqueous bzw. Mr. Color und auf das Angebot von Mission Models.
Die Nassschiebebilder können auf ganzer Linie überzeugen. Die Farben sind satt, es ist kein Versatz zu erkennen und der Überstand des Trägerfilms ist nicht besonders groß. Für die nackte Lady auf der s/n 44-13859 liegt noch ein Korrekturdecal bei. Der Decalbogen ermöglicht den Bau folgender sechs Maschinen:
s/n 44-13318, Lt. Col. Thomas L. Hayes jr., CO 364th FS, 357th FG, 8th Air Force, Leiston, Großbritannien, August 1944
s/n 44-13606, Capt. Claude J. Crenshaw, 369th FS, 359th FG, 8th Air Force, East Wretham, Großbritannien, September 1944
s/n 44-13859, Lt. Walter Mullins, 55th FS, 20th FG, 8th Air Force, Kings Cliffe, Großbritannien, September 1944
Capt. John M. Simmons jr., 317th FS, 325th FG, 15th Air Force, Lesina, Italien, August 1944
s/n 44-13321, Maj. George Preddy jr., 487th FS, 352nd FG, 8th Air Force, Bodney, Großbritannien, Juni 1944
s/n 44-13321, Maj. George Preddy jr., 487th FS, 352nd FG, 8th Air Force, Bodney, Großbritannien, Juli 1944
Fazit
Wenn Eduards neue Mustang genauso angenehm zu bauen ist, wie z.B. die Spitfire des gleichen Herstellers (wovon man meiner Meinung nach ausgehen kann), dann werdet ihr damit Bastelspaß in seiner reinsten Form erleben. Man bekommt für sein Geld hervorragend ausgeführte Plastik- und Fotoätzteile. Und man kann aus sechs verschiedenen Markierungsoptionen wählen. Mein Urteil: Absolut empfehlenswert für alle Freunde der Mustang. Der im Umgang mit Fotoätzteilen halbwegs erfahrene Modellbauer wird mit diesem Kit ein sehr schönes Exemplar des legendären amerikanischen Jagdflugzeugs in die Vitrine stellen können.
Stefan Fraundorfer, Februar 2020