Übersicht
Artikelbezeichnung: Su-35S „Flanker-E“
Maßstab: 1/48
Hersteller: G.W.H – Great Wall Hobby
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Decals
Preis: € 88,50 bei Modellbau Koenig
Artikelnummer: L4820
Homepage des Herstellers: G.W.H – Lion Roar
Download: Bauanleitung
Einleitung
Great Wall Hobby (G.W.H), ein Tochterunternehmen von Lion Roar aus Shanghai in China, hat den Bausatz der Suchoi Su-35S Flanker-E in 1/48 bereits 2018 auf den Markt gebracht. Wir freuen uns sehr, euch diesen top Kit – wenn auch etwas verspätet – in dieser Review vorstellen zu dürfen. Mittlerweile gibt es schon drei weiteren Varianten dieses Bausatzes und für 2020 sind noch einmal zwei geplant, darunter eine sehr spektakuläre Decalversion in den Farben der russischen Kunstflugstaffel „Russian Knights“.
Suchoi Su-35S „Flanker-E“
Box & Inhalt
Auf dem Bild links seht ihr nur einen Teil des Boxinhalts. Der Platz auf meinem Fotohintergrund reichte einfach nicht aus, um den Kartondeckel, alle Spritzgussrahmen, die Bauanleitung und die beiden Decalbögen auf einem Foto abzubilden. Allein die Box hat schon eine Größe von 45 x 33 x 11 cm. Das schön gestaltete Deckelbild zeigt eine Flanker-E über einem russischen Kloster.
10 Spritzgussrahmen in grauem Kunststoff mit 258 Teilen
1 Rahmen mit 12 Klarsichtteilen
12 Einzelrahmen mit der Bewaffnung
1 Fotoätzteilplatine
2 Decalbögen
1 farbige Bemalungsanleitung im Format A3
1 Stencilanleitung im Format A3
20-seitige Bauanleitung im Format A4
1 Blatt mit Korrekturanleitungen im Format A4
Geschichte des Originals
Suchoi Su-35 (NATO-Codename: Flanker-E) ist die Bezeichnung für zwei stark aufgerüstete Versionen der Su-27 (Flanker). Diese Flugzeuge werden teilweise auch als Super Flanker bezeichnet.
Die erste Variante wurde bereits in den 1980er Jahren in der Sowjetunion entwickelt. Die zunächst als Su-27M bezeichnete Version hatte eine überarbeitete Flugzeugzelle, Entenflügel, ein vergrößertes Radom für das N-011-Radar sowie eine verbesserte Avionik. Finanzielle Probleme in den 1990er-Jahren und fehlende Exportnachfragen trugen dazu bei, dass der erste Su-35-Entwurf trotz zahlreicher Prototypen nicht bis zur Serienreife entwickelt wurde. Einige Maschinen wurden von der russischen Kunstflugstaffel „Russkije Witjasi“ genutzt.
Im Jahr 2003 begann Suchoi damit, die Su-27 erneut umfangreich zu modernisieren, um eine Übergangslösung bis zur Einführung der Su-57 zu schaffen. Dabei wurden die Entenflügel und die Luftbremse des ersten Su-35-Entwurfes weggelassen, die Zelle verstärkt sowie die Avionik und das Radar verbessert. Die leistungsstärkeren Triebwerke haben eine Schubvektorsteuerung und sollen Überschallgeschwindigkeiten ohne Nachbrenner ermöglichen. Die russischen Luftstreitkräfte bestellten insgesamt 48 Maschinen, die die Typenbezeichnung Su-35S tragen. Im Januar 2016 wurden weitere 50 Flugzeuge bestellt.
Aufgrund der Einsatzerfahrungen in Syrien werden unter anderem die Lufteinlässe der Triebwerke modifiziert, um den Schutz vor Fremdkörpern zu verbessern. Hard- und Software der Avionik werden zur besseren Bekämpfung von Bodenzielen angepasst. (Quelle: Wikipedia)
Fotos: Wikipedia
Bausatz & Teile
Beim Öffnen der Box wurde ich sofort positiv beindruckt von der sorgfältigen Verpackung der beiden Hauptkomponenten, dem Ober- und Unterrumpf samt angegossenen Tragflächen. Sie sind nämlich zusätzlich durch einen separaten Karton geschützt. Und die 12 Raketen befinden sich in eigenen Blisterverpackungen.
Sehen wir uns gleich mal die beiden größten Teile an: Rumpf und Tragflächen sind mit feinen Nietenreihen, schön gemachten Wartungsklappen und sauber gravierten Blechstoßlinien überragend detailliert. Die Konstruktion ist genial, denn nach dem Zusammenbau wird kaum eine Klebenaht zu sehen sein. Man darf nicht vergessen, auf der Unterseite der Flügel Löcher zu bohren, wenn man später die Raketen anbringen will.
Der Bau beginnt, wie bei Flugzeugen üblich, mit dem Cockpit. Der Schleudersitz wird aus 10 Teilen aufgebaut, wobei das Gurtzeug als Spritzgussteil beiliegt, das allerdings etwas deutlicher herausgearbeitet sein dürfte. Die Cockpitwanne samt Seitenkonsolen und Instrumentenbrett sind hervorragend detailliert. Mit Decals werden die Bildschirme, Anzeigen sowie diverse Schalter und Knöpfe dargestellt. Auch das Radar kann eingebaut werden, die Bauanleitung zeigt aber nicht, wie der Radarkonus geöffnet angebaut werden könnte. Es findet sich auch kein Hinweis, ob Gewicht in die Nase eingebaut werden soll, um keinen Tailsitter zu produzieren. Ich denke, das sollte man unbedingt machen.
Die Schächte des Hauptfahrwerks sind ein Traum an Detaillierung. Hier werden hauchdünne Hydraulik- und Elektroleitungen aus Spritzguss verbaut. Achtung beim Abtrennen von den Angüssen – Bruchgefahr! Ist das aber geschafft, ist der Rest ein Kinderspiel. Die Leitungen können vor dem Verkleben in der Bucht lackiert werden, was einem sauberen Erscheinungsbild sicher zu Gute kommen wird. Sowohl die Reifen des Haupt-, als auch des Bugfahrwerks sind einteilig ausgeführt, mit einem schönen Profil versehen und bereits etwas abgeflacht, um das Gewicht des schweren Flugzeugs zu simulieren. Die Lackierung wird dem Modellbauer ganz leicht gemacht, weil „Gummi“ und Felgen getrennt beiliegen und so vor dem Zusammenbau bemalt werden können.
Die beiden nächsten Großbauteile sind die Lufteinläufe mit den Triebwerkskanälen, die nicht ins Leere laufen, weil sie durch die ersten beiden Verdichterstufen abgeschlossen werden. Bei den Triebwerksauslässen kann man zwischen offenen und geschlossenen Düsen wählen. Seht euch mal das Bild mit dem Flammhalter an. Da braucht man wirklich keine Fotoätzteile mehr. Und die Nozzles der Schubvektorsteuerung können in der typischen abgewinkelten Parkposition angebaut werden. Die Landeklappen können ein- oder ausgefahren dargestellt werden. Die Seitenruder liegen gesondert bei, man kann sie daher ganz leicht in angewinkelter Stellung anbringen. An den Tragflächenhinterkanten und an den Höhenrudern sind feine Statikentlader angegossen. Sehr lobenswert, allerdings besteht beim Hantieren mit dem Modell auch große Bruchgefahr.
Selbstverständlich kann die Cockpitkanzel geöffnet, oder geschlossen angebaut werden. Die Klarteile wurden absolut sauber produziert. Leider trübt eine feine Mittelnaht den Gesamteindruck ein wenig, sie sollte unbedingt beseitigt werden. Die meisten Teile des kleinen PE-Bogens dienen übrigens der Darstellung der Formationsleuchtstreifen und der Abdeckung der Flare-Dispenser. Die Flanker-E kann übrigens ordentlich mit Waffen bestückt werden. Zur Auswahl stehen R-27ER, R-27ET, R-73 und R-77 Raketen. Natürlich liegen die dazu passenden Startschienen bei. Die Waffen sind einteilig gespritzt, nur eine leichte Formtrennlinie muss versäubert werden.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung gefällt mir persönlich nicht so gut. G.W.H gibt zwar bei praktisch jedem Teil an, mit welcher Farbe es lackiert werden sollte, was viel Recherchearbeit erspart. Aber ich bin kein Fan der semi-fotorealistischen Darstellung der Teile in Grautönen. Und die Anleitung ist auch noch etwas unübersichtlich in drei Teilen gefaltet. Als Farbreferenz verweist der Hersteller auf die Palette von Gunze Mr. Color und auf das Angebot von A-MIG.
Alle vier Markierungsmöglichkeiten sind als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen auf einem A-3 großen Zusatzblatt dargestellt. Die Positionierung der umfangreichen Stencils wird auf einem weiteren Blatt gezeigt.
Der beiden Decalbögen sind sauber und gestochen scharf in mattem Finish gedruckt. Damit können auch die Raketen und Startschienen dekoriert werden. Die Nassschiebebilder ermöglichen folgende vier Markierungsoptionen der Russischen Luft- und Weltraumkräfte:
RF-95493 „blaue 24“, 22. IAP, 23. KPVO, 11. Luftarmee, Centralnaya Uglovaya, Russland 2016
RF-95816 „rote 06“, 23. IAP, 25. DPVO, 11. Luftarmee, Hmeymim, Syrien 2016
RF-95816 „rote 24“, 23. IAP, 25. DPVO, 11. Luftarmee, MAKS 2017 (Moskau Aerosalon)
RF-95867 „rote 25“, 23. IAP, 25. DPVO / 11. Luftarmee, Dzemgi, Russland 2016
Fazit
Great Wall Hobby’s Flanker-E ist ein spitzen Bausatz, der Lust macht, sofort mit dem Bau zu beginnen. Zugegeben, mit fast 90,– Euro ist er nicht gerade ein Schnäppchen, dafür kann er aber auch was. Eine sehr schöne Oberflächengestaltung, akkurater Spritzguss, eine hervorragende Detaillierung und vier Markierungsmöglichkeiten sprechen für den gut konstruierten Kit.
Stefan Fraundorfer, Mai 2020