ICM DS3506 - Battle of Berlin (April 1945) 1/35
Box & Bausatzinhalt
- 5 grüne Spritzgussrahmen mit 171 benötigten Teilen
- 7 graue Spritzgussrahmen mit 260 benötigten Teilen
- 4 Kompletteile Ober- und Unterwanne
- 1 Klarsichtrahmen mit 4 Teilen
- 10 Vinylteile
- 2 Decalbögen
- 2 Bau- und Bemalanleitung in A4 (20- und 24-seitig)
Vorwort
„Götterdämmerung“, April 1945. Die letzten deutschen Verbände von Wehrmacht, SS und Volkssturm stehen einer gewaltigen Übermacht der Roten Armee gegenüber. Eine Flutwelle von Menschen und Material der Roten Armee strömt auf die Reichshauptstadt Berlin zu, wo es vom 16. April bis zum 2.Mai 1945 zu einem der letzten Akte des zweiten Weltkriegs kommt.
In den erbitterten Abwehrkämpfen stehen sich auch zwei der Panzerlegenden des zweiten Weltkriegs gegenüber, der T-34, und der Tiger II „Königstiger“. Hier nun von ICM als preisgünstigeres Set angeboten.
Vorbild / Historie:
Über den T-34 zu referieren ist eigentlich Eulen nach Athen tragen, da über den meistproduzierten Panzer schon so viel verfasst wurde. Deshalb nur kurz zur Variante T-34/85.
Nachdem der T-34 1941 auf dem Schlachtfeld auftrat, und durch sein revolutionäres Design (schräge Panzerung, starke Kanone mit Kaliber 76mm, breite Ketten für geringen Bodendruck) nur durch die deutsche 8,8 cm Flak zu stoppen war, legte die deutsche Panzerindustrie ebenfalls nach und brachte ab 1942/43 stärkere Varianten des Panzer IV, den Panther und Tiger I ins Spiel. Um der überlegenen Kampfkraft der deutschen Panzer etwas entgegenzusetzen, wurde der T-34/76 (erst so benannt, nachdem der T-34/85 produziert wurde) kampfwertgesteigert, indem er einen neuen, gegossenen Turm mit der 85mm Kanone SiS-S-53 bekam, wodurch das Gewicht von knapp 31 auf 32 Tonnen anstieg. Außerdem stieg die Besatzungsstärke von 4 auf 5 Mann an.
Auch die deutsche Seite legte immer wieder nach. War der Tiger I bis 1943/44 einer der kampfstärksten Panzer, wurde das Design weiterentwickelt, und die späten Panzerkampfwagen bekamen, vom T-34 übernommen, ebenfalls geneigte Panzerungen. Gegenüber dem Tiger I, war der Tiger II eine komplette Neuentwicklung. Seine 8,8cm KwK 43 L/71 war die stärkste Panzerkanone, die einen T-34 bis auf 3000m (es gibt sogar bestätigte Berichte von 4000m) erledigen konnte. Seine Panzerung wurde ebenfalls verstärkt (40-150mm, Turmfront sogar 185mm), weshalb die Frontpanzerung fast undurchdringlich für die alliierten Panzerabwehrkanonen war. Das Gewicht wuchs auch auf fast 70 Tonnen, was den Tiger II technisch anfällig machte, einen hohen Spritverbrauch verursachte und nur eine Höchstgeschwindigkeit von 38 km/h auf der Straße einbrachte.
Der Bausatz
ICM hat nun aus ihren zwei schon bekannten Bausätzen des T-34/85 und des Tiger II eine Combo unter den Namen “Battle of Berlin (April 1945)” zusammengestellt. Da die Bausätze bereits in früheren Ausgaben des Kitchecker Modell-Journals ausführlich vorgestellt wurden (ICM 35367 / 35364 (Variante mit Interior)) möchte ich nur einen kurzen Eindruck meinerseits abgeben.
Der Tiger II ist in grauen, der T-34/85 in grünen Polystyrol gespritzt. Es sind kaum Gussgrate vorhanden, lediglich leichte beim T-34 (Lüftungsschlitze an den Motorabdeckungen). Beide Bausätze bestehen aus relativ wenigen Bauteilen, was der Detaillierung aber keinen Abbruch macht. Die Wanne des Tigers wird aus mehreren Teilen zusammengesetzt, die des T-34 ist aus einem Stück. Die Oberflächen zeigen sich mit einer guten Struktur, die des Tigers könnte meiner Meinung nach, etwas ausgeprägter sein. Die Schweißnähte sind bei beiden Fahrzeugen schön ausgebildet. Der Tiger II (hier als Basismodell beigepackt) besitzt keinerlei Inneneinrichtung, der T-34 nur Sitze für den Fahrer und Beifahrer.
Das Kanonenrohr des Tigers ist leider zweiteilig, das des T-34 ist aus einem Guss.
Sicherlich Geschmackssache, aber nicht besonders gut gelöst, finde ich die Materialwahl der Ketten, beide besitzen zweiteilige Vinyl-Ketten, was natürlich dem weniger erfahrenen Modellbauer zugute kommt. Enthusiasten finden hier im Zubehörmarkt Ersatz. Auch die Abschleppseile des T-34 sind aus Vinyl, was in puncto lackieren und positionieren, bestimmt auch nicht von Vorteil ist.
Leider das große Lüftergitter am Heck des T-34 komplett im Spritzguss eingebettet und deshalb geschlossen, hier wäre ein Äzteil realistischer gewesen. Im Gegensatz dazu sind die Lüftungsschlitze an den Seiten des T-34 durchbrochen ausgeführt.
Während die Winkelspiegel beim T-34 als Klarsichtteile ausgeführt sind, sind die des Tiger leider aus grauem Kunststoff.
Decalbogen
Die zwei kleinen Decalbögen sind sauber und versatzfrei auf dünnem Träger gedruckt und bieten jeweils Markierung von vier Fahrzeugen an.
Bauanleitung
Die übersichtlichen Bauanleitungen haben relativ wenige Bauabschnitte und legen somit, in Verbindung mit der relativ geringen Teilezahl der Kits, die Zielgruppe eher weniger beim Enthusiast, als vielmehr beim Anfänger oder unerfahreneren Bastler fest. Für den Fortgeschrittenen ergibt sich aber auch ein großes Aufwertungspotential durch Zurüstteile (z.B. Ketten, Abschleppseile, Äzteile usw.).
Bezüglich der Markierungen, liegt hier mein größter Kritikpunkt. Auf der Verpackung wird geworben mit der Schlacht von Berlin im April 1945, aber keine der Markierungen des Tigers sind von Fahrzeugen aus dem Kampfgebiet Berlin, sondern reichen von Ungarn, Polen bis zu den Ardennen. Beim T-34 kann ich es nicht genau sagen, da ich das Markierungssystem der roten Armee nicht kenne, die Angaben “Deutschland, Frühjahr 1945” wären aber schon mal passend.
Fazit
Beide Kits sind bestimmt keine Hi-Tech Bausätze im Sinne von Vollausstattung, denn Innenausstattung, Einzelkettenglieder und Äzteile etc. wurden nicht berücksichtigt. Somit ergeben sich Bausätze für einen schnellen Bau, aber mit dem Ergebnis einer korrekten Wiedergabe im Modell. Gedacht sowohl, oder ganz speziell, auch für den Einsteiger und Anfänger mit weniger Modellbauerfahrung. Auch dem Fortgeschrittenen werden diese Bausätze viel Spaß bereiten, möchte man nicht immer Wochen oder Monate mit dem Bau eines Modells verbringen.
Allerdings sollte sich ICM schon die Mühe machen, einen unter einem speziellen Thema veröffentlichten Bausatz auch mit entsprechenden Markierungsvarianten zu versehen.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten Sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Joachim Weidinger,
Juni 2020