ICM 32041 - Gloster Gladiator Mk.II
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 5 graue Spritzrahmen mit 133 Teilen
- 1 transparenter Spritzrahmen mit 10 Teilen
- 1 Decalbogen
- 20-seitige Bau- und Lackieranleitung in A4
Vorwort
Auf Mk.I folgt Mk.II und daraus resultierend bietet ICM im Anschluss die zweite Version der Gloster Gladiator an. Soweit ich richtig informiert bin, handelt es sich bei der Gloster Gladiator von ICM um den zweiten, in Spritzguss gefertigten Modellbausatz im Maßstab 1:32. Die sehr guten Bausätze von Silver Wings aus Resin sind schon längst vergriffen und hatten aufgrund ihrer Machart einen doch hohen Preis für unser schmales Portemonnaie. Außerdem ist die Verarbeitung aus Gießharz hergestellten Modellen nicht Jedermanns Sache. Klasse ist, dass ICM sich dieses bulligen Doppeldeckers britischer Luftfahrt annimmt und die Mk.II kurz auf die Mk.I folgen lässt.
Vorbild / Historie:
Die Gloster Gladiator war ein einmotoriges Jagdflugzeug aus britischer Produktion und das letzte als Doppeldecker ausgelegte im Dienst der Royal Air Force. Sie bildete den Abschluss einer langen Entwicklungsreihe von erfolgreichen Doppeldeckerkonstruktionen des Herstellers Gloster Aircraft Company. Die Gladiator flog zuerst im September 1934 und wurde im Januar 1937 bei der Royal Air Force eingeführt. Die Konstruktion der Gladiator zeigte noch einige für Doppeldecker typische Merkmale: verstrebte und verspannte Tragflächen, einen stoffbespannten Rumpf und ein festes Fahrwerk. Fortschrittlicher waren das geschlossene Cockpit und hydraulische Landeklappen. Die Gladiator war bereits vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs den als Eindecker ausgelegten moderneren Jagdflugzeugen unterlegen. Im Zweiten Weltkrieg kam es jedoch noch zu einzelnen Konfrontationen zwischen der Gladiator und anderen Doppeldeckermustern. So wurde sie über Malta im September 1940 gegen italienische Fiat CR.42 eingesetzt. Dabei konnten wahrscheinlich zwei CR.42 durch Gladiator abgeschossen werden. Auch im Sowjetisch-Finnischen Winterkrieg 1940 kam es zu Luftkämpfen finnischer Gladiator mit sowjetischen I-15- und I-153-Doppeldeckern.
(Quelle: Wikipedia)
Der Bausatz
Fast könnte man meinen, es handelt sich um den gleichen Bausatz, wie dem der Mk.I mit der Nummer 32040.
Dem ist auch so. Dieser mir leicht gefallenen Feststellung wird variantenspezifisch ein fünfter grauer Rahmen mit 8 Bauteilen beigelegt, um die Mk.II verwirklichen zu können. Gleich vorab, man kann jederzeit eine Mk.I bauen, sofern man geeignete Markierungen parat hat. Eine gern angenommene Wahlmöglichkeit.
Worin unterscheidet sich nun die neue Version? Als wichtigste Neuerung sorgt ein Dreiblattpropeller von Fairey Reed in Verbindung mit einem Bristol Mercury VIIIA oder VIIIAS für Vortrieb. Dabei erinnert mich der neue Propeller in seinem Aussehen an einen Wurfstern. Optisch unterscheidet sich der Motor nicht vom Vorgänger. Die Änderung dürften sich hierfür in der Untersetzung vom Propellergetriebe und in der Verwendung von 100 Oktan Flugbenzin bewegen. Leider geben meine Unterlagen nicht mehr preis! Eine neue Propellerhaube, ein zweigeteiltes Instrumentenboard, ein in etwa 60 Grad abgewinkelter Lufteinlauf und ein mit einem neu geformten Pitotrohr versehener linker Flügelstiehl sind zusammengenommen die ganzen Änderungen zur Mk.II Version hin. All diese Neuerungen finden sich auf dem Rahmen F.
Ausgepackt und fein säuberlich auf dem Tisch ausgebreitet, liegen die sechs Rahmen auf meinem Basteltisch und lassen aus der Distanz von einem halben Meter, jetzt schon feinsten Spritzguss erkennen. Rahmen für Rahmen unterziehe ich meinem doch verwöhnten Auge die angegossenen Bauteile einer ersten Prüfung. Beide Rumpfhälften trägt der A-Runner und zeigt pikobello saubere Details wie eine ebenso saubere Ausführung vom Spritzguss. Wunderbar wiedergegen sind die erkennbaren, längsverlaufenden Rohre der Rumpf-Rohrkonstruktion, in deren Zwischenraum sich die Stoffverspannung absolut realistisch einschnürt. Die auf beiden Seiten aufgesetzten Rahmen dreier Verkleidungen könnten nach meinem Geschmack etwas weniger ausgeprägt ausfallen. Auf zeitgenössischen Aufnahmen und Fotos aktuell restaurierter Gladiators sind diese Verkleidungen, zwei links und eine rechts, sofort erkennbar, treten aber nicht so in den Vordergrund. Wahrscheinlich täuscht mich dieser Eindruck und verschwindet nach dem lackieren. Im direkten Vergleich mit der Gloster Gladiator G-AMRK, haben die Entwickler dieses Modells ganze Arbeit geleistet. Jedes erkennbare Detail ist minutiös umgesetzt worden. Eine wahre Freude für den Betrachter. Gleichermaßen gefällt Rahmen B. Neben den vier Motor- und den MG-Verkleidungen
(befindlich unter dem Unterflügel), trägt er das Seiten- und Höhenruder und den in Ober- und Unterschale aufgeteilten Oberflügel. Gerade zu perfekt ist die dargestellte Bespannung getroffen worden. Überdies sind alle Steuerflächen beweglich ausgeführt, was weiterhin zu einem realistischen Erscheinungsbild der Gladiator beiträgt. In gleicher Manier wie der Oberflügel überzeugt der auf den Rahmen C angebrachte Unterflügel. Genauso aufgebaut wie der obere Teil des Flugwerks, trägt die Ausführung der Bauteile zu einer hervorragenden Stabilität des Modells bei. Für beide Flügelpaare sind mittig vom Rahmen C die Querruder als einzelnes Bauteil angebracht. Auch diese können mit einem leichten Ausschlag am Gladiator angeklebt werden. Zum landen, sind die zum Rumpf hin als Spreizklappen ausgeführten Landehilfen nur als Gravur auf beiden Flügeln dargestellt. Das ist auch gut so, denn nur beim Verlassen seiner eigentlichen Bestimmung des Fliegens, wurden sie ausgefahren und nach der erfolgten Landung wieder eingefahren. Auffallend sind die großen Räder. Ohne viel Schnickschnack wie im Original, sind sie zweigeteilt ohne Belastung mit einem leichten Profil versehen abgespritzt worden. Einige Bauteile des Cockpits, die zweigeteilten Stiele zum Rumpf hin, die Propellernabe, das Wellblech vor dem Cockpit zur weiteren Kühlung des Ölkühlers und ein in Ober- und Unterteil aufgeteiltes Instrumentenbrett vervollständigen nebst weiteren Teilen Rahmen C. Dabei gefallen die als einzelne Instrumente gedruckten Decals besonders gut. Deren Anordnung ergibt sich von selbst, da sie wie die erhaben gravierten Instrumentengehäuse auf dem Trägerfilm angeordnet sind. Ein Tropfen Klarlack darauf gesetzt und schon hat man ein perfekt realisiertes Instrumentenboard, das unseren imaginären Piloten alle wichtigen Daten zum Flug mitteilt. Die Teile, die sehr viel an Details erkennen lassen, sammeln sich um den Rahmen D. Zwei Motorhälften des 9-Zylinder Bristol Mercury IX Motors, die Abgaskrümmer, der Townend-Auspuffsammelring, alle Streben, die MG´s (zwei synchronisierte .303 cal. Vickers MG´s und 2 auf der Druckseite des unteren Flügels per Waffengondel montierte .303 Lewis MG´s) und die meisten Kleinteile vom Cockpit. Ins Auge sticht der gut 10 cm messende Zweiblattpropeller von Watts, dessen Blatttiefe und Blattsteigung durchaus als gewaltig bezeichnet werden darf. Für eine sehr interessantes Konstruktionsmerkmal halte ich die hintereinander liegenden Stößelstangen des Vierventil-Motors. Bauteil D 36 gibt diese technische Besonderheit der Motorenfamilie gekonnt wieder. Zugleich zeichnet sich der ganze Kit durch liebevoll ausgearbeitete Details aus, die bemerkenswert sind. Alle Teile zeigen wie gesagt einen sehr guten Spritzguss, der zum Besten gehört was derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Dieses Urteil unterstützen geradezu die Klarsichtteile. Klare Sicht, wo immer man durchschauen möchte. Ohne Nacharbeit sehen sie so aus, als wären sie vor dem nächsten Flug auf Hochglanz poliert worden.
Rein technisch gesehen bietet der Kit den selbigen einmal mit und ohne Motorabdeckung darzustellen. Die Bauanleitung geht hier auf Seite 16 genauestens darauf ein. Hierfür muss für jeden Zylinder ein Bauteile D14 (der Gehäusedeckel der Nockenwellen für die Ein- und Auslassventile) in Baustufe 54 angeklebt werden. Mit Bauteil D14 kann die Verkleidung den Motor nicht abdecken. Wer denn dann eine genaue Replik des Motors darstellen will, kommt ohne die Zündkerzen und deren Verkabelung nicht umher. Gut ist, dass für den offenen Motorraum zwei separate Auspuffrohre mit den zugehörigen Anschlussstücken an den Sammelring beileigen (D21 u. D22, D28 u. D29).
Bauanleitung
ICM bleibt der Ausführung ihrer Anleitungen treu, leicht verständlich und überaus übersichtlich führt sie dank großer Zeichnungen der einzelnen Baustufen logisch und unmissverständlich durch den Bau. 16 1/2 Seiten sind für 60 Baustufen da, 1 1/2 Seiten für die Verspannung und 2 Seiten für die Lackierung samt Übersicht der Decals. Der Grafiker zeichnet die Anordnung der Steuerseile und den Verlauf der Spannbänder richtig ein, geht aber leider nicht genau darauf ein, um was es sich dabei handelt. Die Engländer benutzten sog. Spannbänder, an deren Enden sie in ein Gewinde übergingen, mit dessen Hilfe sie dann gespannt wurden. Stromlinien gerecht, hatten sie eine leicht ovale Form. Gewiss ist dies nicht leicht umzusetzen. Derzeit bietet nur AIMS ein fotogeätztes Set der Spanndrähte an.
Optional zeigt die Anleitung, auf Baustufe 59 und 60, die Gladiator mit beiden Propellern auszustatten. Im Farbprofil sind aber alle Versionen mit dem Dreiblattpropeller abgebildet. Das ist ein bisschen irreführend. Ganz unten links auf der 18ten Seite ist ein MASK TEMPLATE gedruckt, mit dessen Hilfe man sich Maskier-Schablonen aus Kabukiband schneiden kann. Ein sehr gute Idee.
Der Farbteil ist übersichtlich, aber nicht gerade üppig. Ein bisschen Einarbeitung erfordert die grafische Darstellung schon. Alle 4 Versionen sind in zwei Grün und zwei Brauntönen lackiert. Erste bis dritte Variante haben die Unterseite in Sky lackiert, die letzte eine in weiß lackierte rechte, die linke Seite in schwarzer Farbe lackiert. Für die Farben dienen die Kooperationspartner Revell und Tamiya. Wie gewohnt, sind sie als Produzent der für den Kit benötigten Farben auf der ersten Seite der Anleitung aufgeführt.
Markierungsoptionen:
- Gloster Gladiator Mk.II, No 247 Squadron RAF, Roborough, August 1940
- Gloster Gladiator Mk.II, flown by Flt Lt M.T.St.J. Pattle, No 80 Squadron RAF, Greece, December 1940
- Gloster Gladiator Mk.II, No 1 Squadron SAAF, East Africa, 1940
- Gloster Gladiator Mk.II, No 615 (County of Surrey) Squadron RAF, St. Inglevert (Northern France) April 1940
Decalbogen
Gleichzusetzten mit dem Kit sind die Wasserschiebebilder. Hier erlaubt sich ICM keine Schwäche. Ganz im Gegenteil, hier zeigen Sie einmal mehr, wie sie sein sollten! Scharf, versatzfrei, dünn, farbecht und perfekt im Raster gedruckt, erfreuen Sie mein Auge. Auch der Trägerfilm verspricht die Ideale Stärke zu haben. Ausgezeichnet!
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Auch hier gratuliere ich ICM zu dieser Gloster Gladiator Mk.II. Ausführung und Ausarbeitung der Details mit einem sehr guten Formenbau können als Resultat nur ein gutes, ein sehr gutes Modell hervorbringen. Die Decals sind von gleicher Qualität und versprechen eine einfache Verarbeitung. Vier zu verwirklichende Varianten der Abziehbilder sind mehr als gut, wobei diesmal alle vier Markierungsmöglichkeiten in Tarnbemalung gehalten sind.
Die wenigen augenscheinlichen Änderungen wurden gekonnt umgesetzt und benötigten nur 8 Bauteile.
Für uns Detailverliebten fehlen leider die Sitzgurte. Eine kleine Ätzplatine wäre schon angebracht gewesen. Wie wir aber die Verspannung bewerkstelligen, bleibt jedem Modellbauer selbst überlassen. Dafür kann man den Hersteller von Spritzgussmodellen auch nicht verpflichten. Zu aufwändig und komplex ist dieses Thema. Dafür hat der Zubehörhandel einen gewissen Spielraum, sich um dieses Modell zu kümmern.
Darüber hinaus kann man wie eingangs erwähnt auch die Mk.I verwirklichen, Decals hierfür müssen aber selbst gestellt werden.
ICM hat eine wunderbare Replik der Gloster Gladiator Mk.II auf dem Markt gebracht, an der sich auch der Nachwuchs im Modellbau herantrauen sollte. Uneingeschränkt zu empfehlen ist der Kit dem erfahrenen Modellbauer, weil wie gesagt die Verspannung ansteht und auch noch Raum für die Detailfreaks vorhanden ist. Zudem ist er, abseits des UVP, auch für deutlich unter 50,00 Euro im Fachhandel erhältlich
Happy Modelling,
Guido Veik
(August 2020)