Übersicht
Artikelbezeichnung: Adlerangriff
Bf 109E in the Battle of Britain, Limited Edition, Dual Combo
Maßstab: 1/48
Hersteller: Eduard Model Accessories
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Resinteile, Masken, Decals
Preis: ca. € 45,–
Artikelnummer: 11144
Produktlink: Adlerangriff
Download: Bauanleitung
Einleitung
80 Jahre ist es nun her, dass am Himmel über Großbritannien zwischen Sommer 1940 und Anfang 1941 die „Luftschlacht um England“ getobt hat. Grund genug für die Macher von Eduard, diesem Ereignis mit einer speziellen limitierten Auflage der legendären Messerschmitt Bf 109 zu gedenken. Wobei der Bausatz nicht einfach langweilig den Titel „Bf 109E“ trägt – nein, er wurde markig und werbewirksam „Adlerangriff“ getauft – vermutlich in Anlehnung an den deutschen Begriff „Adlertag“. Damit ist der 13. August 1940 gemeint, an dem eine Serie von Großangriffen auf die Einrichtungen der RAF, im Speziellen die Stützpunkte der 11 Fighter Group, begann.
Ganz neu ist Eduards E-Version der 109er übrigens nicht mehr. Sie wurde 2012 erstmals in die Händlerregale gebracht. Trotzdem zählt sie immer noch zum Besten, was der Markt in diesem Segment zu bieten hat.
Adlerangriff
Box & Inhalt
Die Gestaltung der Box finde ich äußerst gelungen. Der Grafiker hat ein Originalfoto mit deutschen Jagdpiloten mit zwei Modellen der Bf 109E kombiniert. Es handelt sich bei dieser Limited Edition um einen Dual Combo Bausatz, das heißt, es können ZWEI komplette Modelle der Versionen E-1, E-3 oder E-4 gebaut werden. Der Inhalt des Bausatzes setzt sich wie folgt zusammen:
8 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff
2 Rahmen mit den Klarsichtteilen
4 Fotoätzteilplatinen
10 Resinteile
1 Pilotenfigur aus Resin
1 Bogen Abdeckmasken
3 Decalbögen
28-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Hier nur ein kurzer geschichtlicher Abriss der „Emil“, also der E-Version der Messerschmitt Bf 109. Ende 1938 wurden die ersten Vorserienmodelle Bf 109E-0, die erstmals mit dem DB-601-A-Motor angetrieben wurden, fertig gestellt. 1940 wurden bereits 1.868 „Emil“ in den bedeutendsten Subvarianten E-2, E-3 und E-4 produziert. Sie wurden im Blitzkrieg gegen Frankreich und die Benelux-Staaten sowie in der Luftschlacht um England eingesetzt. Später flogen sie auch noch über dem Mittelmeer und in Nordafrika. Auch zu Beginn des Russlandfeldzuges machte die „Emil“, die nach und nach von der Bf 109F ersetzt wurde, noch ein gutes Drittel der deutschen Jägerstreitmacht aus.
Die Version E-3 war ein einsitziges Jagdflugzeug, das von einem 12-Zylinder-V-Motor Daimler-Benz DB 601 A-1 mit maximal 990 PS Startleistung angetrieben wurde. Er sorgte für eine Höchstgeschwindigkeit von 570 km/h in 5000 m Höhe. Bewaffnet war die Maschine mit zwei 7,92-mm-MG 17 über dem Motor (je 1000 Schuss) und zwei 20-mm-Maschinenkanonen MG FF in den Tragflächen (je 60 Schuss).
Bilder: Messerschmitt Bf 109E-3, Deutsches Museum, München, 2014
Fotos: Stefan Fraundorfer
Bausatz und Teile
Nach der 14. Wiederauflage der Bf 109E durch Eduard dürften die Plastikteile schon sehr vielen Modellbauern bekannt sein und können nicht mehr wirklich überraschen. Die Hauptsegmente, also Tragflächen, Rumpf und Leitwerk weisen sehr feine Gravuren, wunderschöne Nietenreihen und tolle Oberflächenstrukturen auf – typisch Eduard eben. Grußgrate, Fischhaut oder Formversatz sind nicht zu sehen, nur an der Außenseite der rechten Rumpfhälfte sind auf Höhe des Cockpits minimale Sinkstellen auszumachen. Auch kleine Teile sind hervorragend detailliert. Das alles zeugt von der hohen Qualität der Spritzgussformen, die auch nach 8 Jahren noch top in Schuss sind.
Die Seiten 5 und 6 der sehr übersichtlichen Bauanleitung widmen sich dem mit zusätzlichen Fotoätzteilen super detaillierten Cockpit, das geradezu danach bettelt, geöffnet dargestellt zu werden. Die Instrumententafel und die Sitzgurte auf der entsprechenden PE-Platine sind bereits fix und fertig farbig bedruckt, was ein tolles Ergebnis bringen wird. Sogar das „Glas“ der Instrumentenabdeckungen ist schön wiedergegeben. Optional kann das Instrumentenbrett auch mit einem Decal dargestellt werden, was meiner Meinung aber zweite Wahl wäre.
Weiter geht’s mit dem Waffenschacht und dem Motor. Im Gegensatz zu den neueren Varianten der Bf 109 von Eduard (F und G) liegen die dafür benötigten Teile dem „Emil“-Kit bei. Hier sind zwar keine Ätzteile zu verbauen und es ist noch etwas Luft nach oben bezüglich der Detaillierung, aber die Qualität der Einzelteile lässt trotzdem ein sehr ansprechendes Ergebnis erwarten. Natürlich kann die Motorabdeckung auch geschlossen angebaut werden. Für die Ölkühler liegen wieder einige sehr fein gemachte PE-Teile bei.
Positiv zu vermerken ist auch, dass das Seiten- und die Querruder, die Landeklappen sowie die Vorflügel in ausgelenkter Stellung angebaut werden können. Das wird ein sehr realistisches Aussehen ermöglichen. Von ausgezeichneter Qualität ist auch das Fahrwerk – auf den Reifen kann man sogar die Beschriftung lesen.
Als Gimmick zu dieser Limited Edition wurde eine im Cockpit sitzende und Zigarre rauchende Pilotenfigur aus Resin beigelegt. Das war typisch für den damaligen Major Adolf Galland, Gruppenkommandeur der III./JG 26. Angeblich hat er sogar angefragt, ob man einen Zigarrenanzünder in seine Bf 109 einbauen könne. Jedenfalls lassen sich mit dem beiliegenden Decalbogen zwei Maschinen darstellen, die er währen der Luftschlacht um England geflogen ist.
Eine exakt vorgestanzte Abdeckmaske sorgt dafür, dass das Abkleben der Cockpitverglasung rasch und sauber ausgeführt werden kann. Die schlierenfreien Klarsichtteile für die Kanzel liegen in drei Einzelteilen bei und ermöglichen so eine unkomplizierte geöffnete Darstellung.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Die großformatige Bauanleitung ist typisch für Eduard sehr exakt gezeichnet. Viele Klebeflächen sind hellblau markiert, das erleichtert die Positionierung der Anbauteile. Teile die entfernt und durch Fotoätzteile ersetzt werden, sind rot gekennzeichnet. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie zu bemalen sind, das erspart viel Recherchearbeit. Weil mit diesem Bausatz zwei komplette Modelle aus 13 Markierungsoptionen realisiert werden können, sollte man immer gut darauf achten, die richtigen versionsspezifischen Teile zu verbauen.
Alle dreizehn (!!!) Markierungsmöglichkeiten sind als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen dargestellt. Die Anbringung der Stencils wird auf einer eigenen Seite gezeigt. Zu den darstellbaren Maschinen und ihren Piloten gibt es jeweils eine kurze Info in englischer Sprache. Als Farbreferenz verweist Eduard auf die Paletten von Gunze Aqueous bzw. Mr. Color und auf das Angebot von Mission Models.
Die Nassschiebebilder von Eduard überzeugen ebenfalls. Die Farben sind satt, es ist kein Versatz zu erkennen, allerdings könnte der Überstand des Trägerfilms etwas kleiner sein. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Decals zwar sehr dünn, trotzdem aber auch extrem reißfest sind und sich praktisch ohne Weichmacher schön in alle Vertiefungen legen. Allerdings neigen sie zum Einrollen – also Vorsicht beim Herunterschieben vom Trägerpapier. Welche Markierungsmöglichkeiten der Decalbogen bietet, schaut ihr euch am besten auf den folgenden Bildern an.
Fazit
Zu einem äußerst fairen Preis (schon gesehen unter 40,– Euro) erhält man hier einen top Bausatz mit dem ZWEI Messerschmitt Bf 109E zum Thema „Luftschlacht um England“ im beliebten Maßstab 1/48 gebaut werden können. Eduards „Adlerangriff“ besticht durch eine perfekte Oberflächengestaltung, einem super detaillierten Cockpit, beiliegendem Motor und Waffenschacht, 13 Markierungsmöglichkeiten, Fotoätz- und Resinteilen sowie Abdeckmasken. Von mir gibt es für dieses „rundum sorglos Paket“ eine klare Kaufempfehlung.
Stefan Fraundorfer, Oktober 2020