Übersicht
Artikelbezeichnung: AJ-37 Viggen „Strike Fighter“
Maßstab: 1/48
Hersteller: Special Hobby
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Decals
Preis: ca. € 70,–
Artikelnummer: SH48216
Produktlink: AJ-37 Viggen „Strike Fighter“
Download: Bauanleitung
Einleitung
Wir Modellbauer mussten lange warten, bis es endlich einen dem heutigen Stand der Technik entsprechenden Bausatz der Saab Viggen gab. In enger Kooperation entwickelte im Jahr 2014 Special Hobby aus Prag gemeinsam mit der schwedischen Firma Tarangus dieses legendäre Kampfflugzeug im Maßstab 1/48. Abwechselnd und zeitlich versetzt wurden jeweils verschiedene Varianten angeboten. Aktuell ist Special Hobby mit der AJ-37 „Strike Fighter“ dran – also der Jagdbomber-Version der Viggen.
AJ-37 Viggen
Box & Inhalt
Der praktische Stülpkarton in blau-weiß-grau – diese Farben kennzeichnen bei Special Hobby den Maßstab 1/48 – ist gut gefüllt und bietet folgenden Inhalt:
8 Spritzgussrahmen in grauem Kunststoff mit 163 Teilen
1 Rahmen mit 12 Klarsichtteilen
1 Fotoätzteilplatine mit 36 Teilen
1 Decalbogen
20-seitige farbige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Die Anfang der 1960er Jahre als Ersatz für die J 32 Lansen entwickelte Viggen gehörte zu den ersten modernen Kampfflugzeugen mit Deltatragwerk und Canardflügeln. Letztere verliehen der Maschine gute Manövriereigenschaften und in Verbindung mit den Deltaflügeln die kurze Startstrecke, die die Viggen für den Einsatz von Straßen aus benötigte, wie ihn die schwedischen Luftstreitkräfte für den Kriegsfall einplanten.
In der nordischen Mythologie bedeutet Viggen „Donnerschlag“ oder der „Hammer des Donnergottes Thor“. Und das Flugzeug namens Viggen war genauso gewaltig wie Thors Hammer. Sein Zweck war, einen Angriff auf das traditionell neutrale Schweden so zu erschweren, dass er sich für keinen potentiellen Angreifer gelohnt hätte.
Nach dem Erstflug der Viggen am 8. Februar 1967 erschien zuerst die Erdkampfvariante AJ 37. Später folgten die Abfangjäger-, Fotoaufklärer- und Seeaufklärerversion. Von den insgesamt 330 gebauten Viggen wurden 109 in der Version AJ 37 gefertigt, die von einem Nachbrenner-Mantelstromtriebwerk Volvo Flygmotor RM8A mit 115,76 kN Schub angetrieben wurden. Die Höchstgeschwindigkeit lag in 11.000 m Höhe bei 2.124 km/h. Sie war mit Penguin-Schiffsabwehr- oder Maverick-Luft-Boden- oder Sidewinder-Luft-Luft-Lenkwaffen und Kanonen- oder Raketenbehältern oder bis zu 6.000 kg an Bomben schwer bewaffnet.
Die Viggen wurde übrigens nicht zum Exportschlager. Alle gebauten Einheiten versahen ihren Dienst nur in der schwedischen Luftwaffe.
Alle Fotos der Originalmaschine wurden 2016 bei der Airpower in Zeltweg in der Steiermark aufgenommen.
Bausatz & Teile
Sehen wir uns gleich mal die Teile auf den Spritzgussrahmen an. Die Oberflächen der teileweise sehr großen Bauteile von Rumpf, Tragflächen und Leitwerken sehen sehr gut aus. Absolut akkurat und scharf ausgeführte, versenkte Paneellinien stellen die Blechstöße der Originalmaschine dar. Wartungsklappen sind mit fein dargestellten Verschraubungen bestückt. Die Oberflächen sind leicht rau, müssen meiner Meinung aber nicht nachbehandelt werden.
Die notwendigen Säuberungsarbeiten werden sich in Grenzen halten, nur vereinzelt ist etwas Gussgrat zu erkennen. Auch die – vor allem an runden Bauteilen zu sehenden – produktionsbedingten Formtrennlinien können leicht versäubert werden.
Gut gelöst finde ich, wie der Rumpf zusammengebaut wird. Hier wird am Ende relativ wenig Klebenaht zu sehen sein. Äußerst vorteilhaft sind auch die nahtlosen Lufteinläufe, die jeweils einteilig gegossen wurden. Ein Highlight ist für mich auch die Ram Air Turbine RAT (Staudruckturbine), die ausgefahren angebaut werden kann und mit einem kleinen Propeller super detailliert wird.
Die Detaillierung der Kleinteile, der Fahrwerksschächte und des Triebwerkauslasses ist recht überzeugend. Die Räder des Hauptfahrwerks sind aber sicher zu schmal ausgefallen. Hier bietet CMK Ersatz in Form von abgeflachten Resinrädern in der korrekten Dimension an. Für die Montage des recht komplexen Hauptfahrwerks wird man etwas Geduld und Fingerspitzengefühl aufbringen müssen.
Alle Ruder und Klappen an den Tragflächen und dem Seitenleitwerk sind angegossen und das händische Abtrennen wird z.B. wegen angegossener Pylone auf der Unterseite der Tragflächen kein Kinderspiel bzw. sogar fast unmöglich gemacht. Dafür können die drei Schaufeln der Schubumkehr in drei verschiedenen Positionen angeklebt werden. Die vier Luftbremsen unter dem und seitlich am Rumpf können ausgefahren angebaut werden. Allerdings fehlt hier für eine geöffnete Darstellung jegliche Detaillierung des „Innenlebens“.
Special Hobby hat mittlerweile einen Fehler der ersten Bausatzserie behoben – die Ruder der Canards liegen jetzt separat bei, was den Vorteil hat, dass sie ganz einfach um 30 Grad abgesenkt werden können – das ist bei abgestellten originalen Viggen nämlich immer der Fall. Die Klarsichtteile sind makellos und die Cockpithaube kann offen oder geschlossen angebracht werden.
Die meisten Fotoätzteile auf der Platine sind bereits farbig lackiert – und das in sehr guter Qualität. Sie dienen hauptsächlich der Detaillierung des Cockpits. Neben dem Instrumentenbrett und den Seitenkonsolen liegen auch Sitzgurte bei.
Sehr schade finde ich, dass bis auf zwei verschiedene Zusatztanks keinerlei Waffen beiliegen – und dabei handelt es sich um die AJ 37, also die Erdkampfversion! Natürlich kann man sich am Zurüstmarkt damit eindecken, aber bei einem Kit dieser Preisklasse hätte ich mir zumindest eine Grundausstattung an Waffen erwartet.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Die exakt gezeichnete Bauanleitung ist typisch für Special Hobby durchgehend farbig gestaltet. Durch das Format A4 sind alle 35 Bauabschnitte in angenehmer Größe dargestellt. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie bemalt werden sollten – das erspart viele Recherchearbeit (Bauanleitung in Auszügen siehe unten). Als Farbreferenz bezieht sich der Hersteller auf das Sortiment von Gunze.
ACHTUNG: Im Abschnitt 23 der Bauanleitung hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Die Teile 111 und 112 dürfen nicht verwenden werden. Das sind die zusätzlichen Servos am äußeren Elevon, die wurden nur für die JA 37 Viggen verwendet und NICHT für die AJ Ausführung
Der Decalbogen, auf dem sich auch jede Menge Stencils befinden, wurde sauber und versatzfrei gedruckt, der Überstand des Trägerfilms könnte allerdings etwas kleiner sein. Die Nassschiebebilder ermöglichen folgende drei Markierungsvarianten, die als farbige 4-Seiten-Risse in der Bemalungsanleitung dargestellt werden:
AJ-37 Viggen 37023/7-23/418, Wing F7, Sätenäs, Juli 1973
AJ-37 Viggen 37029/7-29, Wing F7, Sätenäs, Juli 1975
AJ-37 Viggen 37035/6-35, Wing F6, Karlsborg, September 1984
Ein von mir gebautes Modell der Saab AJ 37 Viggen von Special Hobby in 1/48
Fazit
Special Hobby hat bei diesem Bausatz sehr gute Arbeit geleistet – trotz der fehlenden Waffen. Die Qualität der Plastik- und Fotoätzteile sowie des Decalbogens ist überzeugend. Außerdem bietet der Bausatz die Möglichkeit sein Modell in einer attraktiven Vier-Farben-Splintertarnung zu lackieren – eine willkommene Abwechslung zum grauen Einheitsbrei moderner Kampfflugzeuge.
Stefan Fraundorfer, Mai 2022