Arma Hobby 70023 - Hurricane Mk I, Battle of Britain, Limited Edition!
Box & Bausatzinhalt
- rundum farbig bedruckte Schüttbox
- 2 graue Spritzrahmen mit 54 Teilen
- 1 Spritzrahmen mit 8 Klarsichtteilen
- 1 Decalbogen
- 8-seitige, farbige Hochglanzanleitung in A5
Vorwort
Durch die Spielwarenmesse 2020 und diverse Ankündigungen war man ja in gewisser Weise bereits „vorgewarnt“, was der Warschauer Modellbauhersteller Arma Hobby an tollen Neuerscheinungen am Start hat. Hält man die Spritzrahmen der neuen Arma 1/72er Kits dann aber in Händen, so fallen einem sofort die teils sehr kleinen und für Spritzguss ungewöhnlich filigran umgesetzten Kleinteile ins Auge. Erst mit dem zweiten Blick erfasst man danach die umwerfenden Oberflächen von Rumpf und Tragflächen und ein simples aber lautes „WOW“ lässt sich vernehmen…
Wie im vorherigen Review der Yak 1b, gilt dies auch uneingeschränkt für die nun vorliegende Hurricane.
Vorbild / Historie:
Unter der Leitung von Chefkonstrukteur Sydney Camm hatte man bei Hawker seit 1933 ohne eine Ausschreibung an einem neuen Eindeckerjagdflugzeug gearbeitet. Die ersten Detailzeichnungen im Januar 1934 stießen beim Luftfahrtministerium auf zu wenig Begeisterung, um einen Prototyp in Auftrag zu geben. Die Verfeinerung des Projekts, dessen äußerlich größte Änderung ein Einziehfahrwerk war, erfolgte darum weiterhin auf private Initiative. Nach Versuchen mit einem Windkanalmodell bestellte das Ministerium im September 1934 einen Prototyp, der am 6. November 1935 zum Erstflug startete.
Bei der RAF fand der schnelle Jäger großen Anklang und bereits im Juli 1936 wurden 600 des Hurricane benannten Typs in Auftrag gegeben, um die veralteten Doppeldeckerjäger der RAF mit ihrem festen Fahrwerk schnellstens zu ersetzen. Die erste Serienmaschine Hurricane I flog schließlich am 12. Oktober 1937.
Von der Konstruktion her war der neue Hawker-Jäger altbewährt: Rumpf und Flächen bestanden aus einem Stahlrohrgerüst als tragende Komponente sowie aus Sperrholz gesägten und laminierten Rippen und Spanten, die größtenteils stoffbespannt oder mit Balsaholz beplankt waren (formgebende Komponente). Diese Bauweise entsprach zwar schon damals nicht mehr dem neuesten Stand der Technik – der in metallbeplanktem Mischmetalltragwerk Stahl/Aluminium mit zunehmender Verwendung von geodätischen Elementen bestand – ermöglichte aber die schnelle Serienproduktion der Hurricane. Vor allem kleine holz- und metallverarbeitende Betriebe fertigten die Einzelteile dezentral im Manufakturstil. Auch in diesem Stil war die Kabinenhaube entstanden: ein aus Winkeleisen geschweißtes Rahmengestell mit planen Glasscheiben, später zur Gewichtsreduktion aus Plexiglas, herstellbar durch Kleinbetriebe. Diese Produktionsbedingungen waren zur Zeit der schweren Bombenangriffe auf die Insel 1940/41 ein rüstungsstrategischer Vorteil. Waffen und Motor hingegen wurden in Industriezentren gefertigt. In den Hawker-Werken erfolgte die Endmontage.
Erst ab 1939 wurden die stoffbespannten Tragflächen durch blechbeplankte ersetzt; die Flächen waren austauschbar und so wurden während der Luftschlacht um England alle Flugzeuge nach und nach umgerüstet. Die blechbeplankten Tragflächen waren nur noch bis zu den Fahrwerkanschlüssen hin als Rohrgerüst ausgeführt, während die Außenflächen in moderner Schalenbauweise gefertigt wurden.
Die Hawker Hurricane war zunächst mit acht Browning-Maschinengewehren des Kalibers .303 British (7,7 mm) bewaffnet. Angetrieben wurde der stabile, mit Einziehfahrwerk versehene Tiefdecker von einem 1030 PS leistenden Rolls-Royce-Merlin-II-Motor, der auf eine starre Zweiblattluftschraube wirkte. Anfang 1939 kam der gleich starke Merlin III zum Einbau, der einen effizienteren, mit konstanter Drehzahl laufenden Verstellpropeller mit drei Blättern antrieb.
Um die Leistung der Hurricane, besonders die Höchstgeschwindigkeit und Steigrate, zu erhöhen, erhielt die Version Mk.II den stärkeren Merlin-XX-Motor mit zweistufigem Lader und einer Leistung von 1300 PS. Quelle: Wikipedia
Der Bausatz
Wie bereits geschrieben, hat das Arma-Designteam die langjährige Erfahrung und Finesse gekonnt in ihre neuen Spritzgussprodukte einfließen lassen. So auch bei vorliegender kleinen Hurricane, welche mit einer überschaubaren Teileanzahl und durchdachtem Design punktet. Natürlich stammt das neue Werkzeug für das Modell aus CAD generierten Formen aus Duraluminium.
Als Hinweis sei noch erwähnt, Arma Hobby bietet den jeweiligen Modelltyp, in der Regel, in verschiedenen Editionen an. Vorliegend ist die Limited Edition „BATTLE OF BRITAIN“, mit geändertem Decalbogen; es sind aber auch der Standardbausatz (ohne Zubehör) und das Expert Set (mit Ätzteilen, Masken etc.) erhältlich.
Richtet man seinen Blick nun auf den Hauptspritzrahmen mit seinem gebotenen Detailreichtum und der hohen Qualität der Spritzgussbauteile, so fallen feinste Nietenreihen, scharfkantige Blechstöße, Wartungsklappen, Verschraubungen etc. auf. Geradezu unglaublich realistisch können sich die bespannten Flächen an Rumpf und Rudern präsentieren. Generell sind die Gravuren sehr fein und gefällig für 1/72 umgesetzt. Grate und Häutchen sind nicht zu erkennen, die Formtrennlinie ist ebenfalls höchstens zu erfühlen, statt zu sehen. Bei einer Trockenpassung der Hauptkomponenten zeigt sich der neue Kit in fast schon Tamiya-typischer Passgenauigkeit. Auf der Negativseite (wenn mann überhaupt davon sprechen kann) gibt es einige Sinkstellen, z.B. auf den Höhenrudern. Natürlich sind diese Stellen mit wenig Aufwand und im Nu zu bereinigen. Kommen wir zum Klarsichtrahmen, diese Teile sind (beim vorliegenden Muster) absolut schlieren- und verzerrungsfrei, sowie zweiteilig ausgeführt. Der Schiebeteil ist zweimal vorhanden, mit einer breiteren Haube, falls man diese aufgeschoben anbauen möchte. Zum Thema passend ist dann auch die sehr gute Gestaltung des Cockpits an sich; besonders gefällig, der Rohrrahmen. Eigentlich wären hier zusätzliche Ätzteile völlig überflüssig, abgesehen von realistischer wirkenden Gurten, anstatt der mitgelieferten Decal-Variante. Was das Instrumentenbrett angeht, da bietet der Decalbogen die passenden Verfeinerungen.
Zum Außenbereich lässt sich noch feststellen, dass die Räder abgeflacht sind und sind sogar -für den kleinen Maßstab!- mit Schriftzügen auf der Felgenwand versehen. Die Höhenruder kann man angelenkt anbauen, alle anderen Steuerflächen sind maßstabstypisch in Neutralstellung wiedergegeben.
Decalbogen
Dem Bausatz liegt ein exakt im Register gedruckter Decalbogen zur Dekorierung von 4 Maschinen bei. Dieser stammt ebenfalls von einem polnischen Spezialisten, nämlich der Decalschmiede Techmod und sollte demnach perfekt zu verarbeiten sein. Cockpitinstrumente und Gurte sind dankenswerterweise darauf enthalten.
Battle of Britain – Limited Edition
4 Maschinen bekannter Fliegerasse:
Von links nach rechts: S/Ldr Robert Stanford Tuck, F/Lt John Alexander Kent, F/Lt Ian Richard Gleed, F/Lt James Brindley Nicolson
Bauanleitung
Die Bauanleitung führt in überschaubaren 19 Schritten zum fertigen Modell. Alle Baustufen der A5-Anleitung sind in noch akzeptabler Größe abgebildet. Lobend erwähnen sollte man die ausführliche Information zum Original, was bei vielen Herstellern heutzutage gerne vergessen wird. Als Farbreferenz sind 7 der bekanntesten Hersteller angegeben.
Markierungsoptionen:
- Hurricane Mk I, V6864/DT-A, 257 Squadron RAF, S/Ldr Robert Stanford Tuck DSO, DFC & Two Bars, AFC , December 1940
- Hurricane Mk I V6665/RF-J, 303 Squadron PAF, F/Lt John Alexander Kent DFC & Bar, AFC, VM, September 1940
- Hurricane Mk I P2798/LK-A, 87 Squadron RAF, F/Lt Ian Richard Gleed DFC, August/September 1940
- Hurricane Mk I P3576/GN-A, 249 Squadron RAF, F/Lt James Brindley Nicolson VC, DFC, 16 August1940
Fazit
ARMA Hobby liefert einen Garanten für hochwertigen Plastik-Modellbau nach dem anderen ab. Mit absolut überzeugender Qualität und gut umgesetzten Ideen, kann man hier von Bastelspaß pur sprechen. Möchte man einen Kritikpunkt finden, so bleiben hier nur die wenigen Sinkstellen zu benennen…
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten Sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(Dezember 2020)