Übersicht
Artikelbezeichnung: Bf 109G-6
Maßstab: 1/48
Hersteller: Eduard – Model Accessories
Material: Spritzguss, Decals
Preis: ca. € 16,–
Artikelnummer: 84173
Produktlink: Bf 109G-6, Weekend Edition
Download: Bauanleitung
Einleitung
Der tschechische Hersteller Eduard legt aktuell einen sehr günstigen Weekend-Bausatz seiner überragenden Messerschmitt Bf 109G-6 auf. „Weekend Edition“ bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Modell an einem Wochenende fertigzustellen ist, sondern kennzeichnet einen reinen Basisbausatz ohne Zugabe von Fotoätz- und/oder Resinteilen, Abdeckmasken, etc.
Messerschmitt Bf 109G-6, Weekend Edition
Box & Inhalt
Eduard hat vor kurzer Zeit dem Layout seiner Bausatz-Boxen eine Frischzellenkur verpasst. Die Farben Weiß und Blau rahmen nun das Deckelbild einer Weekend Edition ein. Die Box-Art ist extrem gut gestaltet und zeigt fast fotorealistisch einen Luftkampf über einer Insel im Mittelmeer. Der Inhalt des Kits setzt sich wie folgt zusammen:
4 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff
1 Rahmen mit den Klarsichtteilen
2 Decalbögen
16-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Im Herbst 1941 befand sich die F-Serie der Bf 109 bereits seit einem halben Jahr im Einsatz. Trotz der guten Ergebnisse, die mit der ständigen Weiterentwicklung erzielt wurden, war man sich bei Messerschmitt im Hinblick auf die rasanten technischen Veränderungen, die der Luftkrieg mit sich brachte, der Notwendigkeit weiterer Verbesserungen stets bewusst. Die durchschnittlich geflogenen Geschwindigkeiten und Höhen vergrößerten sich insbesondere in den Luftkämpfen mit den westlichen Alliierten zusehends. Die Forderung nach einer druckbelüfteten Höhenjägervariante gehörte darum von Anfang an zum Forderungskatalog der G-Serie.
Als deren Entwicklung angestoßen wurde, war die Notwendigkeit der Verwendung eines neuen Motors als Ersatz für den nunmehr an seine Entwicklungsgrenzen stoßenden DB 601 als einzige Möglichkeit zur weiteren Steigerung der Flugleistungen absehbar. In Form des Daimler-Benz DB 605 stand ein Aggregat zur Verfügung, das diesen Zweck optimal erfüllen konnte – abgeleitet aus dem DB 601 besaß der DB 605 bei erhöhtem Hubraum und Verdichtungsverhältnis dieselben Außenabmessungen wie sein Vorgänger. Die Integration in die Zelle der Bf 109 gestaltete sich somit relativ unkompliziert. Die größere Leistung und das höhere Drehmoment des Motors bedingten strukturelle Verstärkungen an der Zelle, die das Leer- und Startgewicht der Maschine erhöhten. In Kombination führte der Gewichts- und Leistungszuwachs zu einer gegenüber der F-Serie deutlich schlechteren Handhabung der Bf 109 G – ein Nachteil, den man zugunsten der verbesserten Flugleistungen in Kauf nehmen musste.
Die G-5 und G-6 fanden umfangreichen Einsatz in den Jagdgeschwadern der Luftwaffe. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bf 109 den Höhepunkt ihrer Entwicklung höchstwahrscheinlich bereits überschritten, und ihre Piloten sahen sich in rasch zunehmender Zahl mit technisch immer ausgereifteren Mustern ihrer Gegner konfrontiert. Ab dem Frühjahr 1943 sahen sich beispielsweise die Einheiten der Reichsverteidigung mit ihren Bf 109 G-5 und G-6 immer häufiger in Abwehrkämpfe gegen schwere amerikanische Bomber verwickelt, in deren Verlauf die Piloten oft gezwungen waren, ihre Maschinen sowohl mit R3- als auch R6-Rüstsätzen auszustatten. Zudem führte der Verzicht auf ein einziehbares Spornrad und auf Fahrwerks-Restabdeckungen sowie die Beulen der MG 131 dazu, das sich die Höchstgeschwindigkeit gegenüber der F-Serie eher verringerte. Die derart überladenen Maschinen waren träger und schwerer zu fliegen, wodurch der Entwicklungsdruck auf Messerschmitt weiter erhöht wurde. (Quelle: Wikipedia)
Bilder: Messerschmitt Bf 109G-6, Smithsonian National Air and Space Museum, Washington, DC, 2017
Fotos: Stefan Fraundorfer
Bausatz & Teile
Nach der x-ten Wiederauflage der Bf 109 von Eduard können uns die Plastikteile nicht mehr wirklich überraschen. Sie weisen sehr feine Gravuren, wunderschöne Nietenreihen und erstklassige Oberflächenstrukturen auf – typisch Eduard eben. Grußgrate, Fischhaut oder Sinkstellen sind nur ganz vereinzelt zu erkennen. Die wenigen Auswurfmarkierungen werden nach dem Zusammenbau nicht mehr sichtbar sein. Auch noch so kleine Details sind scharfkantig und exakt wiedergegeben.
Die sehr übersichtliche und exakt gezeichnete Bauanleitung lässt meiner Meinung keine Fragen offen. Seite 3 widmet sich dem Cockpit, dessen Detaillierung bei der Weekend-Ausgabe nicht von Fotoätzteilen unterstützt wird. Die Anzeigen der Instrumente und auch die Sitzgurte werden mit Nassschiebebildern dargestellt. Wer hier mehr will, kann sich im reichhaltigen Zubehörangebot von Eduard eindecken. Bei praktisch jedem auch noch so kleinen Teil ist angegeben, wie es zu bemalen ist. Ein besonderes Highlight ist die Benzinleitung aus einem Klarsichtteil. Man muss beim Abtrennen vom Rahmen zwar höllisch aufpassen, dass sie nicht bricht, aber ist sie einmal ordentlich bemalt und angebaut, wird sie sich im Cockpit sehr gut machen.
Im Gegensatz zur „Emil“ in 1/48 findet sich bei der „Gustav“ auf den Spritzgussrahmen weder Motor noch Waffenschacht. Freilich hat Eduard etliche Zurüstsätze in der Brassin-Reihe auf den Markt gebracht, aber die muss man sich dann natürlich extra kaufen. Wobei ich die Entscheidung des Herstellers verstehe, denn der Bausatz kann günstiger produziert und damit verkauft werden, je weniger Teile für die Spritzgussformen konstruiert werden müssen. Und wahrscheinlich wird der Großteil aller Modelle ohnehin mit geschlossener Motorverkleidung gebaut, auch wenn ein Motor beiliegen würde. Und für die Profis kommt wahrscheinlich ohnehin nur der Brassin-Motor mit seiner Spitzendetaillierung in Frage.
Positiv zu vermerken ist auch, dass die Seiten-, Höhen- und Querruder, die Landeklappen sowie die Vorflügel in ausgelenkter bzw. ausgefahrener Stellung angebaut werden können. Das wird ein sehr realistisches Aussehen ermöglichen. Von ausgezeichneter Qualität ist auch das Fahrwerk – auf den Reifen kann man sogar die Beschriftung lesen. Die Radkästen sind gut detailliert. Etwas problematisch sehe ich das bereits an der linken Tragfläche angegossene Pitotrohr. Eine kleine Unachtsamkeit genügt und es wird abbrechen.
Die Klarsichtteile sind von sehr guter Qualität – glasklar und frei von Schlieren. Selbstverständlich kann die Cockpithaube geöffnet angebracht werden. An Außenlasten können je nach Version ein Zusatztank und zwei Kanonenbehälter angebaut werden.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Die großformatige Bauanleitung ist typisch für Eduard sehr exakt gezeichnet. Viele Klebeflächen sind hellblau markiert, das erleichtert die Positionierung der Anbauteile. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie zu bemalen sind, das erspart viel Recherchearbeit. Und auf die versionsspezifischen Unterschiede wird genau hingewiesen. Damit ihr euch einen Eindruck der Bauanleitung verschaffen könnt, zeigen wir sie hier in Auszügen.
Alle vier Markierungsmöglichkeiten sind als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen in angenehmer Größe dargestellt. Die Anbringung der Stencils wird auf einer eigenen Seite gezeigt. Zu den darstellbaren Maschinen und ihren Piloten gibt es jeweils eine kurze Info in englischer Sprache. Als Farbreferenz verweist Eduard auf die Paletten von Gunze Aqueous bzw. Mr. Color und auf das Angebot von Mission Models.
Die Nassschiebebilder von Eduard überzeugen ebenfalls. Die Farben sind satt und es ist kein Versatz zu erkennen, aber der Überstand des Trägerfilms könnte etwas kleiner sein. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Decals zwar sehr dünn, trotzdem aber auch extrem reißfest sind und sich praktisch ohne Weichmacher schön in alle Vertiefungen legen. Allerdings neigen sie zum Einrollen – also Vorsicht beim Herunterschieben vom Trägerpapier. Mit dem Decalbogen kann eine der vier folgenden Maschinen realisiert werden:
Werk-Nr. 27169, Feldwebel Heinrich Bartels, 11./JG 27, Kalamaki, Griechenland, November 1943
Oberleutnant Alfred Grislawski, Staffelkapitän 1./JGr. 50, Wiesbaden-Erbenheim, Deutschland, September 1943
Major Ludwig Franzisket, Gruppenkommandeur I./JG 27, Fels am Wagram, Österreich (damals Deutsches Reich), Anfang 1944
Major Kurt Ubben, Gruppenkommandeur III./JG 77, Foggia, Italien, Mai 1943
Fazit
Eduards Weekend Edition der Bf 109G-6 im beliebten Maßstab 1/48 besticht durch eine absolut überzeugende Oberflächengestaltung und Markierungsoptionen für vier Maschinen von bedeutenden Jagdfliegerassen der Luftwaffe. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist hervorragend. Wer noch mehr aus dem Bausatz herausholen möchte, kann je nach Bedarf aus dem reichhaltigen Zubehörangebot von Eduard wählen.
Stefan Fraundorfer, April 2021