Übersicht
Artikelbezeichnung: Blackburn Buccaneer S.2C
Maßstab: 1/72
Hersteller: Airfix
Material: Spritzguss, Decals
Preis: ca. € 27,–
Artikelnummer: A06021
Produktlink: Blackburn Buccaneer S.2C
Einleitung
Wie oft habe ich auf Facebook und Co. gelesen, dass sich Airfix Fans eine neue Buccaneer in 1/72 wünschen und dementsprechend groß war auch die Freude über dieses neue Release. Airfix bleibt sich aktuell seiner Linie treu und bringt nur noch „New Tool“ bzw. Reboxed-Versionen von 2-3 Jahre alten „New Tool“ Kits heraus. In dem Fall der Buccaneer handelt es sich um eine vollständig neue Entwicklung, die ich Euch in dieser Review näher bringen will.
Blackburn Buccaneer S.2C
Box & Inhalt
Hier der Inhalt des Bausatzes im Kurzüberblick:
5 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff mit 141 Teilen
1 Rahmen mit Klarsichtteilen
1 Decalbogen
16-seitige Bauanleitung im Format A4
3 einseitige Bemalungs- und Stencilanleitungen im Format A3
Geschichte des Originals
Die Blackburn Buccaneer war ein zweistrahliges Kampfflugzeug der Zeit des Kalten Krieges aus britischer Produktion. Sie wurde als „Modell B-103“ von Blackburn Aircraft entwickelt; nachdem das Unternehmen von Hawker Siddeley übernommen worden war, wurde sie oft auch als Hawker Siddeley Buccaneer bezeichnet. Das Flugzeug war bei der Royal Navy und der Royal Air Force eingesetzt und für Tiefflugangriffe vorgesehen.
Als die sowjetische Marine in den frühen 1950er-Jahren die leichten Kreuzer der Swerdlow-Klasse in Dienst stellte, forderte die Royal Navy ein spezielles Tiefangriffsflugzeug, das die atlantischen Konvoirouten mit konventionellen bzw. nuklearen Waffen verteidigen sollte. Im Juni 1952 wurde die Forderung NA.39 herausgegeben. In ihr war ein auf Flugzeugträgern einsetzbares Flugzeug mit Faltflügeln und zwei Mann Besatzung gefordert, das Mach 0,85 in 60 m Höhe erreichen sollte. Die Reichweite sollte 740 km betragen. Als Bewaffnung waren Nuklearwaffen in einem Bombenschacht gefordert. Daraufhin gab das britische Ministry of Supply im August 1952 die gleichlautende Ausschreibung M.148T heraus.
Gewinner der Ausschreibung wurde das von Konstrukteur B. P. Laight entworfene „Projekt B-103“. Aus Geheimhaltungsgründen bezeichnete man das Flugzeug als BNA (Blackburn Naval Aircraft = Blackburn Marineflugzeug) oder BANA (Blackburn Advanced Naval Aircraft = fortgeschrittenes Blackburn Marineflugzeug), was zu dem Spitznamen „Banana Jet“ führte.
Der Erstflug des Prototyps fand in RAE Bedford statt, wohin er per Straßentransport vom Blackburnwerk Brough überführt worden war, da man die werkseigene Start- und Landebahn in Holme-on-Spalding Moor (HoSM) für zu kurz hielt. Ab dem zweiten Prototyp wurden jedoch alle weiteren Erstflüge von HoSM aus durchgeführt.
Die Buccaneer war als Mitteldecker mit zwei Triebwerken ausgelegt, wobei die zwei Mann Besatzung hintereinander saßen. Eine konstruktive Besonderheit dabei war, dass der hintere Sitzplatz mit einer eigenen Windschutzscheibe vom Piloten abgetrennt war. Das Kanzeldach war einteilig und wurde zum Öffnen über den Rumpfrücken zurückgeschoben. Der Rumpf war nach damals neuesten aerodynamischen Erkenntnissen mit einer „Wespentaille“ nach der Flächenregel konstruiert. Die Höhenflosse des T-Leitwerks war zur leichteren Trimmung voll beweglich als Pendelruder ausgeführt. Zur Verringerung der Landegeschwindigkeit auf Flugzeugträgern erhielt das Flugzeug angeblasene Landeklappen. Allerdings mussten dazu zur Erzeugung der notwendigen Zapfluft die Triebwerke auch im Langsamflug mit hoher Leistung laufen. Deshalb landete das Flugzeug mit dem charakteristischen, als Luftbremse gespreizten Heckkonus. Der Bombenschacht war rotierend ausgelegt. Ferner konnte die Flugzeugnase mit dem Radar um 180° nach links abgeklappt werden, was die Unterbringung in den Hangars der relativ kleinen britischen Flugzeugträger erleichtern sollte.
Die erste Serienversion Buccaneer S.1 litt unter den zu schwachen Triebwerken de Havilland Gyron Junior Mk 101, wodurch die Maschinen nicht voll aufgetankt und bewaffnet starten konnten. Man behalf sich damit, dass die Flugzeuge voll bewaffnet starteten und in der Luft von Supermarine Scimitar aufgetankt wurden. Die Buccaneer S.2 wurde deshalb mit Rolls-Royce-Spey-Triebwerken ausgerüstet, die 40 % mehr Schub bei gleichzeitig stark verringertem Treibstoffverbrauch lieferten. Die S.1 wurden deshalb schon im November 1966 ausgemustert.
Bereits im Januar 1963 bestellte Südafrika 16 S.2 mit Bristol-Siddeley-BS.605-Starthilferaketen, um besser von den hoch gelegenen und heißen Basen in Südafrika starten zu können. Die 16 Flugzeuge wurden als „S.50“ ausgeliefert, eine stürzte jedoch vor der Übergabe an die südafrikanische Luftwaffe ab.
Im November 1968 wurde die Buccaneer auch für die Royal Air Force als Ersatz für die English Electric Canberra geordert, obwohl die RAF das Flugzeug ursprünglich abgelehnt hatte. Grund war die Streichung der eigentlich vorgesehenen BAC TSR-2 bzw. der General Dynamics F-111K. Die RAF erhielt daraufhin 46 S.2B. Diese hatten eine Avionik-Ausrüstung der RAF, einen vergrößerten Bombenschacht zur Aufnahme eines Zusatztanks und konnten mit AS.37-Martel-Luft-Boden-Flugkörpern ausgerüstet werden. (Quelle: Wikipedia.com)
Bild 1 und 2: Imperial War Museum, Duxford, 2011
Bild 3 und 4: RAF Museum London, 2011
Fotos: Stefan Fraundorfer
Bausatz & Teile
Der Bausatz der Buccaneer beruht auf völlig neu entwickelten Formen und ist Ende 2019 im Handel erschienen. Die Spritzgussteile kommen in der heute Airfix-typischen guten Qualität daher und sind sehr sauber und detailliert. Es sind feinste Nietenreihen auf den Tragflächen oder Rudern vorhanden, auch Blechstöße und Wartungsklappen am Rumpf sind von sehr guter Qualität. Da die Formen noch sehr neu sind findet man auch keine Fischhaut an den Teilen.
Ein großes Manko, welches von vielen Leuten bei den neuen Airfix Kits bemängelt wird, sind die „Gräben“ aka Panellines. Meiner Meinung nach ist dieses kein großes Thema und hat sich auch bei den zuletzt herausgebrachten Kits zum Positiven gewandelt. Ein sehr positiver Punkt ist, dass Airfix anscheinend das Problem mit den Sinkstellen immer besser in den Griff bekommt. Bei New-Tool-Kits der letzten Jahre waren mehrere Sinkstellen vorhanden. Wie bereits im MiG-17 Review erwähnt, sind diese Stellen in den sichtbaren Bereichen kaum bis gar nicht mehr vorhanden (wie in dem Fall der Buccaneer) und man kann somit sagen, dass Airfix hier dazugelernt hat.
Airfix-typisch bietet das Modell auch mehrere Features und Auswahlmöglichkeiten, auf welche in der Anleitung separat eingegangen werden. So kann man die Buccaneer entweder im Flug (hierfür sind natürlich wieder zwei Pilotenfiguren im Bausatz enthalten) oder im geparkten Zustand mit ausgefahrenem Fahrwerk darstellen. Zwei weitere Möglichkeiten sind die Tragflächen im angeklappten Zustand darzustellen oder die sehr speziellen Bremsklappen der Buccaneer ausgefahrenen wiederzugeben.
Der restliche Aufbau des Modells ist sehr gut und „straight forward“. Es dürften somit beim Bau selbst kaum Probleme entstehen und auch das erste „Dry-Fitting“ versprach gute Passgenauigkeit. Sehr löblich sei hier der Hinweis zu erwähnen, wie viel Gewicht man in die Nase stecken muss, um keinen Tail-Sitter zu bauen.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung von Airfix ist gewohnt übersichtlich und gut durchdacht. Auf der Vorderseite wird kurz auf das Vorbild und dessen Geschichte eingegangen. Die nächsten Seiten erklären die einzelnen Bauschritte sehr gut und die zusätzlichen zwei DIN-A3 Seiten (in Farbe) beziehen sich auf die Lackierung und die Anbringung der Decals und Stencils. Bei den Farben bezieht sich Airfix ausschließlich auf das hauseigene Sortiment von Humbrol.
Wie das Seitenteil der Schachtel verrät, wurde der Decalbogen bei Cartograf in der Matt-Variante hergestellt. Die Elemente weisen einen dünnen Trägerfilm ohne Überstand auf. Erfreulich, auch das Instrumentenbrett wurde berücksichtigt. Die Decals können auf ganzer Linie überzeugen. Es ist kein Versatz zu erkennen und der Überstand des Trägerfilms ist minimalst. Sie ermöglichen folgende zwei Markierungsoptionen:
XV154 of No. 809 Naval Air Squadron, HMS Ark Royal, Januar 1972
XV336 of No. 800 Naval Air Squadron, HMS Eagle, Juni 1971
Gebautes Modell der Blackburn Buccaneer S.2C von Airfix in 1/72
Bildquelle: Airfix
Fazit
Die Freude und auch die Erwartungen waren groß, als Airfix die Ankündigung eines der bekanntesten britischen Cold War Jets gemacht hat. Konnten diese Erwartungen erfüllt werden? Ich würde sagen: Ja!
Mit diesem Release hat Airfix ein weiteres tolles Modell auf den Markt gebracht, das nicht schwierig zu bauen sein dürfte und am Ende ein schönes Modell in der Vitrine zeigen wird.
Ich oute mich, gerade bei solchen Kits, immer wieder gerne als echter Airfix Fan und bin auch von diesem Bausatz mehr als überzeugt. Von meiner Seite gibt es eine Kaufempfehlung für jeden „Cold War Jet“-Fan. Auch Anfänger oder Neueinsteiger werden ihren Spaß mit der Buccaneer haben.
Sören Reifert, Januar 2020