Boeing 737-100

Übersicht
Hersteller: BPK Big Plane Kits
Bausatztitel: Boeing 737-100
Artikelnummer: 7201
Maßstab: 1:72
Material: Polystyrol-Spritzguss, Resin-, Vinyl- und Ätzteile, Wasserschiebebilder, Messing
Teile gesamt: 261
Preis: UVP $ 79,90
Bezugsquelle: BPK / Fachhandel
Herstellerseite / Shop: BPK
Produktseite: 7201
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Box & Bausatzinhalt
- stabile, farbig bedruckte Stülpdeckelschachtel
- 2 graue Rumpfhälften
- 4 Tragflächenteile
- 1 Rumpfelement (Fahrwerksbereich)
- 8 graue Spritzrahmen mit 139 Teilen
- 17 Klarsichtteile (inkl. 2 Bugsektionen)
- 5 Resinteile
- 5 Vinylteile
- 1 Ätzteilebogen (Messing) mit ca. 60Teilen
- 2 Teile Messingblech
- 1 Maskenbogen
- 1 Decalbogen
- 12-seitige Bau- und Lackieranleitung in A5
Vorwort
Große Flugzeuge im „großen“ Maßstab, dafür ist Aleksey Leushyn mit seiner bezeichnenden Firma „Big Plane Kits“ seit einigen Jahren bekannt. Abseits des Mainstreams bietet uns seine Firma die von den namhaften Herstellern meist stiefmütterlich behandelten Airliner in „groß“.
Nach einer kurzen, typenspezifischen Einleitung, werfen wir auch gleich einen Blick auf die Einzelteile der neuen Boeing 737-100, welche verwirrenderweise die gleiche Artikelnummer hat, wie die ausverkaufte 200er Version.
Vorbild / Historie:
Charakteristisch für die ersten Versionen der 737 sind die schlanken Triebwerke. Da diese länger sind als bei den späteren 737-Typen, ragen sie nach hinten unter den Tragflächen hervor. Ein weiteres Merkmal dieser ersten Versionen ist das in der Form anders gestaltete Seitenleitwerk, dessen Vorderkante eine Kurve darstellt. Bei den neueren Versionen befindet sich hier eine abgeknickte Gerade, was in der größeren Rumpflänge und damit kleineren benötigten Fläche der neueren Versionen beim einseitigen Triebwerksausfall beim Start begründet ist. Insgesamt wurden 1125 Maschinen dieses Typs ausgeliefert. Nach Typen aufgeschlüsselt sind das 30 x 737-100, 991 x 737-200 und 104 des Typs 737-200C.
Die 737-100 ist mit einer Länge von 28,63 Metern (94 Fuß) die ursprüngliche Kurzversion der 737-Familie. Der Erstflug erfolgte am 9. April 1967. Die 737 bekam denselben Rumpfquerschnitt und dieselbe Cockpitform wie die bereits vorhandenen Typen Boeing 707 und Boeing 727 und ist mit Pratt-&-Whitney-JT8D-Triebwerken ausgestattet. Auf den damals noch üblichen Flugingenieur wurde wie bei allen anderen Kurzstreckenflugzeugen mit nur zwei Triebwerken verzichtet, entsprechend wurde im Cockpit der 737 keine separate Armaturentafel auf der rechten Seite hinter dem Copilotensitz eingerichtet. Das Flugzeug wurde zunächst belächelt, da seine Flügelspannweite genauso groß war wie seine Länge. Es war in Zusammenarbeit mit der Deutschen Lufthansa AG entwickelt worden, die auch der Hauptabnehmer dieser Version war. Am 15. März 1965 wurde zunächst der Kaufvertrag über 21 Maschinen des Typs 737-130 unterzeichnet. Dieser wurde am 26. Februar 1967 auf 24 Maschinen erhöht, dann aber wieder am 5. August 1968 auf 22 Maschinen reduziert. Diese Maschinen trugen die Boeing-Fabriknummern 19013 bis 19033 sowie 19794. Sie wurden zwischen Dezember 1967 und Februar 1969 in die Flotte der Lufthansa übernommen und dort als B 737 A bezeichnet. Von der Boeing 737-100 wurden insgesamt 30 Stück hergestellt. Neben Lufthansa waren Malaysia Singapore Airlines (MSA) mit fünf und Avianca mit zwei Flugzeugen weitere Kunden. Die NASA übernahm am 26. Juli 1973 die erstgebaute und bis dahin als Prototyp genutzte Maschine von Boeing.
Die beiden Flugzeuge der Avianca wurden im November und Dezember 1971 mit zivilen Kennzeichen auf die deutsche Luftwaffe registriert, kamen aber nie zum Einsatz und gingen via Boeing an Aloha Airlines. Die fünf von Singapore Airlines betriebenen Boeing 737-100 erwarb Air Florida von 1979 bis 1980. Zwischen März 1981 und April 1983 verkaufte auch Lufthansa alle Maschinen an People Express, Far Eastern Air Transport und einen Händler. Textquelle: Wikipedia
Bildquelle unten: (c) Eduard Marmet via Wikimedia Commons

Der Bausatz
Wie oben bereits angesprochen, kommt der neue Bausatz mit selbiger Artikelnummer wie das BPK Erstlingswerk, die 737-200 (Piedmont Airlines), daher. Abgesehen von neuen Rumpfhälften, einem neuen Decalbogen und der Bauanleitung ist die 737-100 sonst aber auch identisch in den Bauteilen, bzw. Spritzrahmen. Die Änderungen liegen da vielmehr im Detail, wie z.B. beim erweiterten Ätzteilebogen, weniger bei den Spritzgussteilen an sich, worauf ich unten eingehen werde.
BPK präsentiert uns die 1/72er 737-100 in einer wirklich ansprechend gestalteten Verpackung, mit allen wichtigen Informationen auf den Seitenteilen. Im Inneren befinden sich die Teile getrennt in Folien- bzw. Zippbeutel verpackt. Nach dem Auspacken der Vielzahl an unterschiedlichen Komponenten ist klar, wir halten einen waschechten Multimedia-Bausatz in Händen. Bleiben wir erst einmal beim Spritzguss. Hier lässt sich sofort erkennen, dass es sich um Kleinserienformen handelt, was aber erstmal kein Nachteil ist, da sie alle notwendigen, scharfkantigen und exakten Details aufweisen. Besonders hervorzuheben sind hier die feinen Gravuren der Tragflächen, aber auch das Rumpfsegment der Fahrwerkseinhausung und z.B. die Felgen können sehr überzeugen. Die Spritzgussqualität an sich hinkt dem derzeitigen Standard aber doch etwas hinterher. Häutchenbildung, Grate und teils stärkere Formtrennlinien gilt es beim Bau zu versäubern. Bei der Passgenauigkeit sollte man in gewissem Maße kleinere Abstriche machen, -bei einem derartigen Kit, mit der Spachtelmasse in Griffreichweite- ist dies normal. Kommen wir nun zu dem Punkt, der den Bausatz für den weniger erfahrenen Bastler ausschließt. Hier müssen die Profis ran! Die Cockpitverglasung ist als kleines Rumpfsegment ausgeführt, muss aber für die 100er Version nochmals längs zersägt und mit einer zweiten Verglasung komplettiert werden. Ein äußerst exaktes Arbeiten beim Sägen, einzusetzende Hilfsstege zum Verkleben und das Verspachteln / Verschleifen der Trennstellen ist hier angesagt! Mit leichten Verzerrungen und Schlieren erkennt man auch die „short-run“ Abstammung. Den letzten „Schliff“ sollte man mit einer “Nachbehandlung” in einem Future-Tauchbad erreichen.
Die wenigen Resinteile (für den Triebwerksauslass) sind als gut zu betiteln, etwas schwieriger wird da wohl, wie diese verbaut werden sollen. Hierzu werden die beigelegten Messingbleche zu einem Zylinder gebogen, in die die Resinteile dann eingeklebt werden. Theoretisch kein Problem, fehlt mir hier aber eine Maßangabe, wo dies sein soll. Zum Biegen der Bleche sollte man sich einen Rundstab, dickeren Filzstift oder ähnliches, mit passendem Durchmesser, zurechtlegen,
Ein sinnbildlicher Blick nach unten, lässt uns bei den Fahrwerken am Modell ankommen. Das Hauptfahrwerk besteht aus je 12 Teilen und ist somit stimmig umgesetzt. Sogar die „Good Year / Flight Leader“ Reifenbezeichnung auf den Flanken wurde bei den Vinylreifen nicht vergessen. Im Übrigen sind die Hauptfahrwerksschächte ausreichend gut detailliert, mit etwas Recherche lassen sich dann auch noch die diversen Leitungen ergänzen.
Das Cockpit bietet einen guten Einblick und ist entsprechend auch gut ausgestattet. 26 Teile, Spritzguss und Ätzteile, werden hier verwendet, 5 Decalelemente komplettieren das Ganze. Die Tür zur Passagierkabine sollte verschlossen werden, was auch gut so ist, denn über eine Inneneinrichtung, Kabinenboden und Sitzreihen verfügt der Bausatz nicht. In wie weit dies, am fertigen Modell und bei den kleinen Kabinenfenstern, später eine Rolle spielt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten werden. Die Rumpfhälften innen schwärzen wird wohl am sinnvollsten sein. Apropos Kabinenfenster; hier geht BPK einen guten Weg und setzt diese als von außen einzusetzendes Klarsichtteil um. Da die Fensterreihe am Originalflieger „wie aus einem Guss“ mit dem Rumpf verschmilzt, ist das eine gute Sache, um nahtlose Fenster zu erhalten. Nahtlos natürlich nur dann, wenn man das maskierte Klarsichtteile-Band auch entsprechend einspachtelt, bzw. einklebt und verschleift. Hier kommt aber auch gleich die nächste kleine Herausforderung auf den Bastler zu, denn die Fensterreihen sind die aus dem 737-200 Bausatz und müssen gemäß Plan zersägt und neu eingepasst werden. Im Gegensatz zu den späteren Modellen, wie etwa der CRJ-Serie, muss man den Platz, wo diese eingesetzt werden erst einmal aus dem Rumpf aussägen. Ein Bausatz eben, an dem noch richtig gearbeitet werden muss!
Kommen wir zum Schluss der Bausatzbetrachtung zur sehr gut ausgestatteten Fotoätzteilplatine. Diese ergänzt unter anderem all die kleinen und feinen Details wie Antennen, Scheibenwischer, Winkelanzeiger, Cockpitinterieur usw.
Bauanleitung
Mit der Bau- und Lackieranleitung hält man einen funktionellen Plan in Händen, der mit 33 Baustufen alles abdeckt. Lobenswert wird auf die zu ändernden Plastikteile genau eingegangen, auch der Hinweis auf ein Buggewicht wurde nicht vergessen. Allerdings wünscht man sich ein größeres Format als dieses in A5, vor allem auch wegen der exakten Anbringung der Ätzteile am Rumpf. Die jeweils farbige Markierungsanleitung ist in 4-Seiten-Ansichten gut umgesetzt. Die Farbangaben beziehen sich auf das System von Mr.Hobby (Gunze).
Markierungsoptionen:
- Boeing 737-100 D-ABET Lufthansa, Düsseldorf International, September 1980
- Boeing 737-100 9V-BFF Singapore Airlines, Singapore – Paya Lebar, Januar 1979
Decalbogen
Der großzügige Decalbogen von Decograph verfügt über alle notwendigen Markierungen und Details, welche vor allem auch das Cockpit beleben. Alle Elemente sind mit leuchtenden Farben, ohne Versatz und auf dünnem Träger gedruckt.
Fazit
Wer ein großes ziviles Modell bauen möchte, der kommt um BPK wohl nicht herum. Gut detailliert wird dieser Multimedia-Brummer einen definitiven Blickfang in der Vitrine abgeben. Allerdings ist bis dahin einiges an Arbeit zu leisten, was nicht nur mit dem reinen Verkleben von Plastikteilen getan ist. Ein Bausatz für den Enthusiasten und Profi eben, der auch entsprechend zusätzlich Zeit in Bildrecherche etc. investiert. Wünschenswert wäre ein größeres Format der Bauanleitung und zumindest angedeutet umgesetzte Sitzreihen in der Passagierkabine gewesen. Doch ich jammere schon wieder einmal auf hohem Niveau (-;
Diesen ausschließlich an den erfahrenen Modellbauer adressierten, sehr empfehlenswerten Bausatz, erhalten sie im gut sortierten Fachhandel oder direkt bei Big Plane Kits.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(April 2021)
