Bristol Britannia
Modell: Bristol 175 Britannia
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/144
Verwendeter Bausatz: Roden (312)
Falls es eine technische Verkörperung der Design-Eleganz der 50er Jahre geben sollte, dann wäre die Bristol Britannia wohl eine Kandidatin dafür. Ihre eleganten Linien begeistern damals wie heute und auch ihr Beiname „Whispering Giant“ spricht von Wertschätzung und Qualität. Trotzdem konnte die Karriere der Britannia niemals dem hohen Potenzial des Entwurfes gerecht werden.
Dem technisch Interessierten wird ein Blick auf die Konstruktion von den Gründen dafür erzählen: als Turboprop mit geraden Tragflächen musste sie gegen Konkurrenten wie der DeHavilland Comet, der DC-8 oder der Boeing 707 antreten, die mit Turbinenantrieb, gepfeilten Flächen und hohen Reisegeschwindigkeiten die Zukunft darstellten
Das kam nicht von ungefähr: konzeptuell wurde die Britannia noch vor 1945 festgelegt. Noch vor dem Erstflug 1952 bestellte die BOAC schon 20 Maschinen – eine Anzahl, die schon bald unter den Zeichen der neuen Zeit auf 15 reduziert wurde.
Obwohl die Bristol Britannia von Anfang an „zum alten Eisen“ zählte und nicht die große Rolle spielen konnte, für die sie entworfen worden war, erwarb sich das Muster einen ausgezeichneten Ruf. Die vier Proteus Triebwerke, Eigenentwicklungen von Bristol, arbeiteten auffallend leise, was den schon angesprochenen schönen Beinamen „Flüsternder Riese“ zur Folge hatte.
In der relativ kleinen Stückzahl von nur 85 Maschinen gefertigt, wurden Britannias dann doch über einen erstaunlich langen Zeitraum von einer beträchtlichen Anzahl von Haltern geflogen. Interessant ist auch die Tatsache, dass Britannias eine der wenigen Flugzeugtypen waren, die in Zeiten des kalten Kriegs sowohl in West wie auch in Ost anzutreffen waren. Last but not least: von der Royal Air Force wurden ebenfalls insgesamt 20 Britannias übernommen.
Dem Entwurf war ein Nachleben in Form kanadischer Lizenz-Fertigung vergönnt: Canadair erwarb schon 1954 die Rechte zur Fertigung und Fortentwicklung des Typs. Die daraus entstandene CL-44 Yukon sowie der Seeaufklärer CL-28 Argus schrieben die Geschichte der Britannia noch einige Kapitel recht erfolgreich weiter.
Mein Modell zeigt die „County of Fife“, eine von vier bei „Caledonian“ geflogenen Britannias. Die dafür nötigen Markierungen entstammen einem Bogen von „26 Decals“, was nicht nur von der Qualität des Materials und der Attraktivität des Vorbildes her eine gute Wahl war, sondern bei der fragwürdigen Beschaffenheit von Roden-Decals leider ein Muss darstellt.
Ich habe die Probe auf das Exempel gemacht und anfangs versucht, die Bausatz-Schiebebilder zu verwenden. Nach wenigen Minuten war klar: das wird nichts! Wieso Roden es nicht gelingen will, brauchbares Decal-Material zu besorgen, ist mir nicht klar. Als ein den Kaufpreis zahlender Modellbauer fühlt man sich aber definitiv nicht ernstgenommen.
Ansonsten möchte ich dem Bausatz gute bis befriedigende Noten geben. Die Bauschritte sind auch recht schnell absolviert. Als Ergänzungen habe ich dem Fahrwerk vorbildnahe Verkabelungen spendiert, weiters wurden sämtliche am Rumpf angegossene Antennen gleich zu Baubeginn entfernt und durch Ätzteile aus dem Restefundus ersetzt.
Dieses Projekt war für mich ein lohnender Probelauf in einem mir neuen Maßstab, dem sicherlich weitere Modelle folgen werden. Den Bau der Bristol Britannia verbuche ich als eine schöne Bereicherung: für die Vitrine wie für meine Modellbauerfahrungen.
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer