Übersicht
Artikelbezeichnung: Bugatti 100 Racer
Maßstab: 1/72
Hersteller: Special Hobby
Material: Spritzguss, Resinteile
Preis: ca. € 15,–
Artikelnummer: SH72457
Produktlink: Bugatti 100 Racer
Download: Bauanleitung
Einleitung
Special Hobby, die umtriebige Modellschmiede aus Prag, sorgt nicht zum ersten Mal für eine gehörige Überraschung. Ganz aktuell bringt der Hersteller die Bugatti 100 Racer im Maßstab 1/72 auf den Markt – und das als leistbaren Spritzgussbausatz. Bisher gab es von diesem extrem formschönen Flugzeug nur Resin-Kits. Großes Lob an die Firma Special Hobby, die sich traut, auch weitab des Mainstreams immer wieder tolle Modelle von extravaganten Vorbildern umzusetzen.
Bugatti 100 Racer
Box & Inhalt
Die sehr schön gestaltete Box zeigt die schnittige Bugatti bei einem fiktiven Luftrennen, die in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts sehr beliebt waren. Hier der Inhalt der Schachtel im Kurzüberblick:
2 Spritzgussrahmen in grauem Kunststoff mit 44 Teilen
1 Rahmen mit einem Klarsichtteil
7 Resinteile
8-seitige farbige Bau- und Bemalungsanleitung
Geschichte des Originals
Nachdem sich die Firma Bugatti im Laufe der Jahre ein Renommee als Hersteller schneller und luxuriöser Automobile erarbeitet hatte, wandte sich Ettore Bugatti zusätzlich anderen Feldern zu. Neben Projekten für die Eisenbahn und dem Bau von Rennbooten galt sein Interesse der Fliegerei. Sein Augenmerk lag dabei stets auf der Erringung neuer Geschwindigkeitsrekorde.
Bereits während des Ersten Weltkrieges hatte Bugatti Motoren für Flugzeuge gebaut, doch ging er für den Entwurf eines kompletten Modells im Jahr 1936 eine Kooperation mit dem belgischen Ingenieur Louis de Monge ein. Ein erstes Projekt, die einmotorige Bugatti 100, war für die Teilnahme am Coupe Deutsch de la Meurthe des Jahres 1938 vorgesehen, doch entsprach es nicht den Vorstellungen von Ettore Bugatti und wurde schnell wieder eingestellt.
Als Nachfolger wurde die Bugatti 100P entworfen, die sehr viel mehr den Wünschen Bugattis entsprach. Bei einer Spannweite von 8,235 m und einer Länge von 7,7 m verfügte die Maschine über zwei Motoren von etwa 450 PS, die je einen der beiden gegenläufigen konzentrischen Propeller antrieben. Die geplante Geschwindigkeit sollte bei über 800 km/h liegen. Das Flugzeug verfügte über weitere bemerkenswerte und teilweise durch Bugatti patentierte Merkmale wie Holz-Verbundbauweise und ein Y-förmiges Leitwerk.
Der Bau wurde 1938 begonnen, verzögerte sich aber aufgrund des Zweiten Weltkrieges und wurde letztendlich nie abgeschlossen. Das unfertige Flugzeug ging durch mehrere Hände. Der Rumpf ohne die Motoren wird heute im EAA AirVenture Museum in Oshkosh ausgestellt.
Eine private Gruppe arbeitete ab 2009 an einem Nachbau, der am 19. August 2015 in Tulsa zum Erstflug abhob. Am 6. August 2016 kam es beim insgesamt dritten Flug der Replik wenige Sekunden nach dem Abheben zu einem Absturz, bei dem der Pilot ums Leben kam und das Flugzeug ausbrannte. (Quelle: Wikipedia)
Bausatz & Teile
Die Hauptbauteile, also Rumpf, Tragflächen und Leitwerk sind sauber ausgeführt und weisen schöne Gravurlinien und Wartungsdeckel auf. Fischhaut, Formversatz oder übermäßige Grate sind nicht zu erkennen. Alle Ruder sind angegossen, die Oberflächen sind glatt, was bei Bausätzen von Special Hobby nicht immer der Fall ist.
Bei den Kleinteilen auf dem zweiten Spritzgussrahmen sind die Formtrennlinien schon wesentlich deutlicher zu sehen – und hier sind sie besonders lästig, wie z.B. auf den Rädern und den Fahrwerksstreben. Aber das wird den geübten Modellbauer nicht aus der Bahn werfen, genauso wenig wie die etwas unsauber gespritzten Propeller. Ansonsten sind die Teile aber scharfkantig und akkurat wiedergegeben. Es sei auch erwähnt, dass die Teile auf den Rahmen nicht nummeriert sind. Das bedeutet, man muss jedes Mal in der Bauanleitung auf der Seite 2 nachsehen, wo sich das gerade benötigte Bauteil befindet. Bei 44 Teilen ist der zeitliche Aufwand dafür aber überschaubar.
Der Bau beginnt ganz klassisch für Flugzeugmodelle mit dem Cockpit. Hier wird durch die relativ große Kabinenhaube nicht nur der Arbeitsplatz des Piloten sichtbar sein, sondern auch das Getriebe für die beiden Propeller. Das Armaturenbrett wurde erhaben dargestellt, leider fehlen Decals für die Anzeigen. In diesem Maßstab hätte der Hersteller dem Pilotensitz auch noch Gurte in Form von Decals spendieren können. Der Modellbauer sollte dieses Detail unbedingt selbst ergänzen, weil dieser Bereich gut einsehbar sein wird.
Sehr sauber ausgeführt sind die sieben Resinteile. Damit werden die Lufteinläufe am Leitwerk, die Verkleidung der Auspuffanlage und die Fahrwerkschächte dargestellt. Besonders die Lufteinläufe werden sich am fertigen Modell sehr gut machen. Allerdings dürfte sich das Abtrennen vom Angussblock und das anschließende Versäubern der Teile als nicht ganz einfach herausstellen. Absolut überzeugen kann auch das Klarsichtteil für die Cockpitverglasung, das aber einteilig ist und deswegen nicht ohne weiteres geöffnet angebaut werden kann.
Zum Thema Lackierung der Cockpithaube liegt uns unter der Artikel-Nr. M72035 ein Bogen mit flexiblen und exakt vorgeschnittenen Abdeckmasken vor. Mit diesen Folien kann man neben den Klarsichtteilen auch die Räder des Modells schnell und sauber abkleben und dann mit dem Airbrush lackieren. Dieser Maskenbogen liegt dem Kit SH72457 nicht bei.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
18 Bauabschnitte führen zum fertigen Modell. Die Bauanleitung ist typisch für Special Hobby farbig gestaltet und dadurch sehr übersichtlich. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie bemalt werden sollten. Als Farbreferenz bezieht sich der Hersteller auf das Sortiment von Gunze.
Ein Decalbogen liegt dem Kit nicht bei, weil sowohl das Original, als auch der flugfähige Nachbau keinerlei Markierungen aufgewiesen haben. Die Lackieranleitung macht zwei Vorschläge, wie die Bugatti 100 1939/40 in Frankreich und bei einem Luftrennen in den USA 1940 ausgesehen haben könnte.
Fazit
Nochmals ein großes Lob an den Hersteller Special Hobby, der es uns mit diesem gut gemachten Bausatz der Bugatti 100 ermöglicht, dieses wunderschön konstruierte Flugzeug im Modell nachzubauen. Mit der blauen Lackierung wird es sicher ein Eyecatcher in jeder Vitrine, und auf Ausstellungen werden viele Besucher nachfragen, was für ein stylisches Flugzeug das denn ist, und ob es das wirklich gegeben hat.
Stefan Fraundorfer, Februar 2022