Es gibt viel zu tun -
packen wir's an
Modell: Feld-Werkstatt
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: MiniArt (49012)
„Ich habe mich schon gefragt, ob das jemand tatsächlich kaufen wird“ So oder ganz ähnlich hat der Modellbauhändler meines Vertrauens meine spontane Kaufentscheidung kommentiert. Den „Field Workshop“ von MiniArt ins Sortiment zu legen, so hat er den Gedanken weiter ausgeführt, wäre nur ein Versuch gewesen, um zu sehen, wie – und ob überhaupt – in seinem Kundenkreis derart Ausgefallenes ankäme. Er hätte wetten können, dass die Schachtel zum Ladenhüter wird, ließ er mich noch lächelnd an seiner Freude teilnehmen, während ich zahlte…
Für mich war diese „Feld-Werkstatt“ zwar ein Zufallsfund, allerdings einer, den ich sofort mit großer Freude ohne jedes Zögern zur Kassa getragen habe. Selbst ohne Kenntnis des genauen Inhalts und nach nur einem schnellen, orientierenden Blick auf die schön gemachte Grafik des Schachteldeckels war mir eines sofort klar: das werde ich sehr gut brauchen können! Bevor ich erklären werde, wieso mich als Flugzeugmodellbauer ohne jede Dioramen-Ambition diese Sammlung von unzähligen Hämmern, Sägen, Werktischen und Ambossen begeistern hat können, möchte ich mit dem Leser einen Blick auf den Schachtelinhalt werfen.
Der Bausatzinhalt
Die sechs Gussrahmen und zwei kleinen Ätzteilplatinen, welche die von MiniArt gewohnt eng geschneiderte Schachtel füllen, enthalten die Bauteile für zwei Tische, zwei Stühle, ebenso vielen Hockern und eine große Stehleiter. Weiters findet man vier 200 Liter Fässer, zu denen auch eine Handpumpe und ein zugehöriger Zapfhahn gehören. Die Schläuche für diese Anlage so wie auch jene für die insgesamt vier beiliegenden Sauerstoff- und Acetylenflaschen muss man selbst ergänzen. Der komplexeste Bestandteil ist der Transportwagen für zwei der Druckgasflaschen, die man übrigens auch mit gut gemachten Manometern ausstatten kann. Besonders gefallen hat mir die Ansammlung kleineren, recht fein detaillierten Werkzeugs, deren Ausgestaltung durch den Inhalt der Ätzteilplatinen ergänzt wird: eine kurze (und nicht vollständige) Aufzählung reicht von zwei Ambossen über Ölkännchen, Eimern und – besonders schön – einem geschlossenen wie einem offenen Werkzeugkasten über eine Vielzahl an Hämmern, Schraubenschlüsseln und Sägen bis zu einer Anzahl unterschiedlicher Schaufeln.
Ich war von der hohen Qualität an Detailierung beeindruckt. Auch der beinah perfekte Guss ist höchst angenehm, denn hiermit entfällt so gut wie jedes Versäubern, Entgraten oder sonstige Vorarbeiten. Auch ohne diese gelangt man zu formschönen Wiedergaben der genannten Objekte.
Hinweise zur Bemalung derselben findet man wie bei MiniArt üblich auf den Schachteldeckeln, wobei die Farbcodes von Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, Ammo und Tamiya angeführt werden. Hier ist allerdings die Bemerkung angebracht, dass eine willkommene Eigenheit bei Projekten wie diesen ja darin liegt, einmal nicht eng an einen vorgegebenen Farbkanon gebunden zu sein und die Sache so spielerischer und freier angehen zu können.
Dieses Werkstattsset ist ein Teil von MiniArts „Accessories Series“ und beinhaltet Teile, die auch schon in anderen Zusammenstellungen im Rahmen dieser Serie zu sehen waren.
Dinge erzählen Geschichten
Woher kommt nun meine Freude an all diesen Objekten? Ich gebe natürlich gerne zu, dass die gut gemachte miniaturisierte Wiedergabe eines Gegenstands an sich schon ein Augenreiz und eine Freude sein kann. Aber allein deshalb würde ich dieses Set wohl nicht gleich gekauft haben: hinzu kommt hier noch der Umstand, dass mit den Objekten des „Field Workshop“ sehr gut unterschiedliche Geschichten erzählt werden können! Bei den Fotografien fertig gestellter Flugzeugmodelle geht es doch darum, diese möglichst anschaulich in Szene zu setzen und so für den Betrachter klar und eindrucksvoll erlebbar zu machen. Mit Requisiten wie dem vorliegenden Werkzeug hat man ein ganzes Bündel an Möglichkeiten in der Hand, diese Bild-Erzählung zu gestalten und ihre Wirkung zu verstärken.
Ein paar Überlegungen dazu möchte ich folgen lassen, diese nummeriere ich der Übersicht wegen durch.
- Durch die Beigabe von Requisiten kann über die Größenrelation des abgebildeten Flugzeuges Auskunft gegeben werden, oder, noch spannender,
- über deren räumliche Dimensionen: wenn vor und am besten auch gleich hinter dem Flugzeug ein wiedererkennbarer Gegenstand platziert wird, wird die Raumtiefe, welche die Flügelspannweite oder die Rumpflänge der Maschine beansprucht, für den Betrachter leichter einzuordnen sein.
- Eine weitere reizvolle Verwendungsmöglichkeit von Requisiten ist die, im Bild kompositorisch wichtige Bezüge durch deren überlegte Positionierung abzustecken. So kann der Blick des Betrachters geplant geführt und die beabsichtigte Bildwirkung bewusst verstärkt werden.
- Die Objekte können dazu genutzt werden, die Lichtführung im Bild zu steuern. Gegenstände können etwa gut beleuchtet die vorderste Raumebene markieren, während andere, schattig und dunkel gehaltene Gegenstände die hinterste Bildebene abstecken. Und dies ist natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten!
- Schlussendlich wird durch bewusst arrangierte Objekte unweigerlich das „Kopfkino“ des Betrachters angeworfen: ein umgeworfener Stuhl, auffallende Unordnung auf dem fleckigen Werktisch – oder penibel ausgerichtetes und wie zur Inspektion ausgelegtes Werkzeug? Wenig genügt und wir beginnen, selbst eine Geschichte zu erzählen.
Fazit
Das alles habe ich damals dem Modellbauhändler meines Vertrauens natürlich nicht erzählt. Meinem vorfreudigen Blick wird er aber wohl entnehmen haben können, dass ich mit der Entdeckung und dem Erwerb von MiniArt „Field Workshop“ zufrieden war. Zu hoffen ist, dass es Ihn animiert, weiterhin ein Auge auf diese (für mich) exotischen Bausätze zu haben und diese anzubieten, denn ihre Einsatzmöglichkeiten sind tatsächlich vielfältig!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer