Fuji T-1A
Modell: Fuji T-1A
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/72
Verwendeter Bausatz: Platz (AC-30)
Zur Fuji T-1A
Die Fuji T-1 ist eine jener Flugzeugkonstruktionen, die mehr über ein attraktives Äußeres als mittels ihrer technischen Daten die Neugier der Luftfahrt-Interessierten zu wecken vermögen. Tatsächlich: es verbirgt sich recht Erstaunliches hinter der Entstehung und der Einsatzgeschichte dieses Musters!
Das beginnt mit dem Namen: Fuji Heavy Industries Ltd. entstand 1953 aus der Wiedervereinigung des nach Kriegsende in mehrere Teile zerschlagenen Nakajima Konzerns. FHI sollte bald darauf –vorerst unter amerikanischer Kontrolle – den steilen Aufstieg zu Japans führendem Transportmittelunternehmen beginnen. So ist etwa der bekannte Automobilhersteller Subaru ein Teil des Konzerns, Fuji etablierte sich aber auch in anderen Sparten als bedeutender Hersteller von Lokomotiven, Traktoren, Motorrollern – und eben Flugzeugen.
Noch im Jahr der Gründung begann bei Fuji die Arbeit an einem modernen doppelsitzigen Turbinenflugzeug, Japans erstem militärischem Flugzeugprojekt nach 1945. Ziel war, die neu gegründeten Japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte mit einem Jettrainer eigener Produktion zu versorgen.
Die Positionierung Japans im kalten Krieg, der zeitgleich im benachbarten Korea in einem ersten realen Krieg kulminierte, schlug sich im Layout dieses Entwurfs nieder. Die T-1 lehnt sich stark an die F-86 Sabre an. Ein Umstand, den ein Blick auf das Äußere wie auf die „inneren Werte“ bestätigt. US-amerikanisches Know-how wurde so zur Einbindung und Aufrüstung Japans in den westlichen Block genutzt.
Der Erstflug des neuen Trainers erfolgte 1958, nach zügiger Erprobung war die Entwicklung mit der Indienststellung 1960 abgeschlossen. Japans neuem Jettrainer Fuji T-1 sollte eine bemerkenswert lange Karriere in den Reihen der JSDF bevorstehen: erst nach 46 Jahren Einsatz als Fortgeschrittenen-Trainer sollten die letzten T-1B aus dem aktiven Dienst genommen werden.
Die Fuji T-1 kam in zwei Versionen zur Auslieferung. Die ältere Variante T-1A wurden von einer Bristol-Siddeley/Rolls-Royce Orpheus-Turbojet-805 Turbine angetrieben, während der T-1B Standard die Verwendung eines leistungsstärkeren heimischen Ishikawajima-Harima-J3-7B-Triebwerks vorsah. Die Kenndaten sind für einen Trainer jener Tage sehr annehmbar: Höchstgeschwindigkeit 926 km/h (bei einer Reisegeschwindigkeit von 625 km/h), Steigleistung: 33m/s und eine recht respektable Reichweite von 1300 Kilometern machten diesen Trainer zu einem durchaus „heißen Eisen“.
In das Schicksal der T-1 sollte die Einführung der F-104 „Starfighter“ eingreifen: als geeignete Maschine zur Pilotenschulung wurde nun die T-33 angesehen, sodass die ursprünglich geplante Produktion von 200 Fuji T-1 auf insgesamt 66 Exemplare gekürzt wurde.
Mit dem Beginn des neuen Millenniums endete in Japan auch die Ära dieses Trainers, auf dem eine ganze Generationen japanischer Militärpiloten ihre Profession erlernt hatten: im Jahr 2000 war die Einführung der Kawasaki T-4 bei den Trainingseinheiten abgeschlossen, 2006 erfolgte die Ausmusterung der letzten Fuji T-1B.
Die Lackierungen von Trainingsmaschinen der JSDF sind traditioneller Weise ebenso sehenswert wie geschmackvoll, jedenfalls aber spektakulär: mein Modell zeigt eine Fuji T-1A der 13. FTW aus den 1990er Jahren, also schon gegen Ende der langen Einsatzzeit dieses Musters.
Zum Bausatz
Die Markierungen dafür stammen aus dem Bausatz des Herstellers Platz, gedruckt worden sind sie von Cartograph in Italien. Die Kunststoffteile sind – und ich sage das bewusst in schlichten Worten – das Beste, was ich je die Freude hatte, zusammenzubauen. Sauberkeit des Gusses, Passgenauigkeit und Logik des Teileaufbaues sind einfach wunderbar. Details sind da, wo sie sein müssen und Sinn machen, in hoher Qualität gegeben. Der Zusammenbau fällt so leicht und geht zügig von der Hand. Das Abenteuer beginnt dagegen erst danach!
Das eigentlich spektakuläre Moment dieses Projektes hat man nach einem Blick auf die Bauanleitung schnell identifiziert: Im Wesentlichen muss als Farbe nur das Weiß aufgetragen werden, der ganze restliche Farbgebung folgt in Form von Nassschiebebildern. Sehr vieler Nassschiebebilder, um genau zu sein! Ich habe es als überaus spannend empfunden, zu erproben, ob denn das alles wirklich mit dem zweidimensionalen Medium der Decals gelingen kann.
Um eine lange Geschichte kurz zu machen: es gelingt! Als Voraussetzung ist eigentlich nur ein planvolles Vorgehen sowie etwas Geduld gefordert, dafür entsteht Schritt für Schritt ein immer farbkontrastreicher aufblühendes Modell, das, einmal fertig gestellt, durchaus an einen kleinen, präzis geschliffenen Edelstein denken lässt.
Das schon gut detaillierte Cockpit habe ich noch mit ein paar Ätzteilen sowie Decals aus der Restekiste aufgewertet. Wichtig war mir dabei ins besonders eine stimmige Darstellung des Verriegelungsmechanismus der einteiligen Kabinenhaube. Weiters habe ich das am Bauteil ursprünglich angegossene Pitot-Rohr gegen ein aus zwei ineinander geschobenen Spritzenkanülen selbst gefertigtes Ersatzteil ausgetauscht.
Fazit
Den Bausatz hatte ich aus einer Laune heraus und recht schnell entschlossen gekauft. Aus dieser Zufallsbekanntschaft ist binnen kurzem nicht nur eine recht informative Auseinandersetzung mit einem mir bis dato wenig bekannten Vorbild, sondern auch eines der farbenfrohesten und attraktivsten Modelle meiner Vitrinen entstanden. Das Fazit überrascht nicht: ich kann dieses Modellbauvergnügen jedem Interessierten nur wärmstens empfehlen!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer