Übersicht
Artikelbezeichnung: Fw 190A-8, Weekend Edition
Maßstab: 1/48
Hersteller: Eduard Model Accessories
Material: Spritzguss, Decals
Preis: ca. € 15,–
Artikelnummer: 84122
Produktlink: Fw 190A-8
Download: Bauanleitung
Einleitung
Die tschechische Modellschmiede Eduard hat 2017 eines ihrer bisher erfolgreichsten Modelle von Grund auf neu konstruiert. Die Rede ist von der Focke-Wulf Fw 190 in 1/48. Der Bausatz war zu dieser Zeit revolutionär, doch die Neuheit hatte auch ihre Tücken. Eduard versuchte damals einen vollwertig ausgestatteten Bausatz für eine breite Fangemeinde unter den Modellbauern zu entwickeln. Möglichst alle Optionen, wie z.B. offen darstellbarer Motor, oder Rumpf-/Tragflächenbewaffnung sollten umsetzbar sein. Genau da lag aber für viele weniger erfahrene Bastler der Knackpunkt, welcher den Bau unnötig verkomplizierte und in die Länge zog.
Eduard hat diesen Umstand erkannt und legte 2017 mit der Fw 190A-4 einen “Basis”-Kit auf, welcher noch mehr Möglichkeiten bietet wie der Vorgänger, diese Optionen aber allesamt als Zubehör anbietet. So kann sich jeder, je nach Erfahrung, angedachtem Projekt oder Budget, seine individuelle 190er zusammenstellen. Nachdem die Variante A-8 im Vorjahr als ProfiPack aufgelegt wurde, kommt sie jetzt als abgespeckte Weekend-Edition in die Modellbauläden.
Focke-Wulf Fw 190A-8
Box & Inhalt
Der praktische Stülpkarton ist für eine Weekend-Ausgabe von Eduard in den typischen Blautönen gehalten. Die Box-Art zeigt die blaue 4, der 12. Staffel/Jagdgeschwader 5 in Norwegen 1945. Der Inhalt des Bausatzes setzt sich wie folgt zusammen:
5 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff mit 185 Teilen
1 Rahmen mit 10 Klarsichtteilen
2 Decalbögen
12-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Hier nur ein paar Worte über die Geschichte der Focke-Wulf Fw 190: Die von Kurt Tank konstruierte Maschine hob am 1. Juni 1939 zu ihrem Jungfernflug ab und flog im September 1941 ihren ersten Kampfeinsatz über dem Ärmelkanal. Der neue Jäger überraschte die RAF, denn er war viel schneller und wendiger als die Spitfire. Rasch erhielt die Fw 190 in England den bezeichnenden Beinamen „butcher bird“. Sie war eines der luftkampfstärksten Flugzeuge in ganz Europa und zeichnete sich als sehr erfolgreicher Jagdbomber der deutschen Luftwaffe aus.
Die Fw 190A-8, die mit diesem Kit gebaut werden kann, wurde mit einer GM-1-Stickoxid-Einspritzanlage ausgerüstet, die für eine höhere Motorleistung sorgte, um das Gewicht der verschiedenen Rüstsätze auszugleichen. Angetrieben wurde sie von einem 14-Zylinder-Sternmotor BMW 801D-2 mit 1.567 kW (2.130 PS), der ihr zu einer Höchstgeschwindigkeit von 654 km/h verhalf. Der Einsatzradius betrug mit internem Treibstoff rund 800 km.
Bausatz & Teile
Insgesamt 195 Teile klingen nach einem overengineerten Bausatz, wie es so schön auf neudeutsch heißt. Und dann soll er auch noch an einem Wochenende zu bauen sein, wie die Zusatzbezeichnung „Weekend Edition“ suggeriert? Zum ersten Punkt sei gesagt, dass rund 80 Teile bei diesem Modell keine Verwendung finden, weil sie für andere Versionen der Fw 190 gedacht sind. Ob sich aber ein qualitativ hochwertiges Modell wirklich an einem Wochenende bauen lässt, bezweifle ich selbst.
Die Spritzgussteile stammen aus modernen, mittels CAD-Programm generierten Stahlformen. Alle Teile verfügen über traumhafte Oberflächen mit feinsten, scharfkantigen Details. Nietenreihen, Wartungsklappen, Blechstöße und z.B. die Verschlüsse der Motorverkleidung sind extrem fein ausgeführt. Alles in allem sind die Spritzrahmen sehr sauber hergestellt. Grate und Fischhäute sind an den Bauteilen nicht erkennbar. Sogar die meist als obligatorisch zu betrachtenden Formtrennlinien erkennt man nur bei genauestem hinsehen.
Trockenpassungen der Hauptkomponenten bestätigen eine hervorragende Passgenauigkeit. Im Gegensatz zu anderen Neuentwicklungen, z.B. der 1/48er Bf 109 von Eduard sind hier Passstifte an den Rumpf- und Tragflächenteilen vorhanden, was den Zusammenbau erleichtern wird. Der komplette Motor ist nicht vorhanden, sondern es liegt nur der erste Zylinderkreis bei, was aber bei geschlossener Motorabdeckung vollkommen ausreichend ist. Auch der Waffenschacht bleibt leer. Hier kann man mit dem hauseigenen Brassin-Set Nr. 648464 Fw 190A-8 engine & fuselage guns nachrüsten. Motor (648461) und Waffenschacht (648462) sind auch getrennt voneinander erhältlich. Getreu dem Motto, das ich in der Einleitung schon beschrieben habe. Quer-, Seiten- und Höhenruder liegen separat bei und können so recht einfach in ausgelenkter Stellung angebracht werden. Als Außenlast kann zwischen zwei verschiedenen Zusatztanks gewählt werden.
Das Cockpit wird ansprechend detailliert. Das Instrumentenbrett und die Seitenkonsolen können entweder händisch bemalt, oder mittels Decals dargestellt werden. Auch für die Sitzgurte liegen Nassschiebebilder bei. Der Fahrwerksschacht wird out-of-Box schon richtig gut aussehen, kann aber natürlich noch weiter verfeinert werden. Die Bemalung der Räder macht uns Eduard richtig leicht. Die Felgen und der „Gummi“ können getrennt lackiert und erst später zusammengebaut werden. Selbstverständlich kann die Cockpitkanzel offen oder geschlossen angebaut werden, wofür verschiedene Hauben beiliegen.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung im Format A4 ist typisch für Eduard sehr exakt gezeichnet. Viele Klebeflächen sind hellblau markiert, das erleichtert die Positionierung der Anbauteile. Bei praktisch allen Teilen ist angegeben, wie sie lackiert werden sollten, das erspart viel Recherchearbeit.
Die beiden Markierungsmöglichkeiten sind als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen dargestellt. Die Anbringung der Stencils wird auf einer eigenen Seite gezeigt. Zu den darstellbaren Maschinen und ihren Piloten gibt es jeweils eine kurze Info in englischer Sprache. Als Farbreferenz verweist Eduard auf die Paletten von Gunze aqueous bzw. Mr. Color und auf das Angebot von Mission Models.
Die Qualität der Nassschiebebilder ist gut. Die Farben sind satt, es ist kein Versatz zu erkennen, die Schärfe ist sensationell, nur der Überstand des Trägerfilms könnte etwas kleiner sein. Sie ermöglichen folgende Markierungsoptionen:
W.Nr. 732183, Leutnant Rudolf Linz, Kapitän 12. Staffel/JG 5, Herdla, Norwegen, Jänner/Februar 1945
W.Nr. 380374, 3. Staffel/JG 301, Salzwedel, Deutschland, März 1945
Fazit
Zu einem sehr fairen Preis bekommt man einen tollen Basisbausatz, der durch wunderschöne Details und eine perfekte Oberflächengestaltung glänzt. Und man kann aus zwei Markierungsoptionen wählen. Wegen der guten Passgenauigkeit sollten auch Modellbau-Anfänger ihren Spaß an Eduards Focke-Wulf Fw 190A-8 haben.
Stefan Fraundorfer, April 2020