Übersicht
Artikelbezeichnung: Fw 190F-8, ProfiPack
Maßstab: 1/48
Hersteller: Eduard – Model Accessories
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Abdeckmasken, Decals
Preis: ca. € 33,–
Artikelnummer: 82139
Produktlink: Fw 190F-8
Download: Bauanleitung
Einleitung
Die tschechische Modellschmiede Eduard hat 2017 eines ihrer bisher erfolgreichsten Modelle von Grund auf neu konstruiert. Die Rede ist von der Focke-Wulf Fw 190 in 1/48. Der Bausatz war zu dieser Zeit revolutionär (Erstauflage 2006), doch die Neuheit hatte auch ihre Tücken. Eduard versuchte damals einen vollwertig ausgestatteten Bausatz für eine breite Fangemeinde unter den Modellbauern zu entwickeln. Möglichst alle Optionen, wie z.B. offen darstellbarer Motor, oder Rumpf-/Tragflächenbewaffnung sollten umsetzbar sein. Genau da lag aber für viele weniger erfahrene Bastler der Knackpunkt, welcher den Bau unnötig verkomplizierte und in die Länge zog.
Eduard hat diesen Umstand erkannt und legte 2017 mit der Fw 190A-4 einen “Basis”-Kit auf, welcher noch mehr Möglichkeiten bietet wie der Vorgänger, diese Optionen aber allesamt als Zubehör anbietet. So kann sich jeder, je nach Erfahrung, angedachtem Projekt oder Budget, seine individuelle 190er zusammenstellen. Wie beim Original wurde auch das Modell aus der A-Variante entwickelt und liegt nun als Fw 190F-8 im ProfiPack-Level vor.
Focke-Wulf Fw 190F-8
Box & Inhalt
Das neue Layout der Bausatz-Boxen von Eduard gefällt mir sehr gut. Gebürstetes Messing und Schwarz rahmen nun das Deckelbild eines ProfiPacks ein. Die Box-Art an sich ist schon fast fotorealistisch und zeigt in diesem Fall zwei Fw 190F-8 beim Angriff auf eine russische Panzerkolonne. Diese Box-Art bietet Eduard unter der Artikelnummer 82139-ART 82139-ART übrigens auch als Poster im Format A2 an. Der Inhalt des Kits setzt sich wie folgt zusammen:
7 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff
1 Rahmen mit den Klarsichtteilen
2 Fotoätzteilplatinen
1 Bogen Abdeckmasken
2 Decalbögen
20-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Hier nur ein paar Worte über die Geschichte der Focke-Wulf Fw 190: Die von Kurt Tank konstruierte Maschine hob am 1. Juni 1939 zu ihrem Jungfernflug ab und flog im September 1941 ihren ersten Kampfeinsatz über dem Ärmelkanal. Der neue Jäger überraschte die RAF, denn er war viel schneller und wendiger als die Spitfire. Rasch erhielt die Fw 190 in England den bezeichnenden Beinamen „Butcherbird“. Sie war eines der luftkampfstärksten Flugzeuge in ganz Europa und zeichnete sich als sehr erfolgreicher Jagdbomber der deutschen Luftwaffe aus.
Die Entwicklung umfangreicher Rüstsätze für die Fw 190 ab der Variante A-3 hatte im Einsatz die ungewöhnlich vielseitige Verwendbarkeit der Fw 190 für die verschiedensten Einsatzrollen aufgezeigt. Neben ihrer ursprünglichen Bestimmung als Jagdflugzeug zeigte sich die Fw 190 vor allem im Stande, immer größere Außenlasten mit sich zu führen – eine Eigenschaft, die aus der Maschine im Vergleich zur Bf 109 ein überlegenes Erdkampfflugzeug beziehungsweise Jagdbomber machte. Anfang 1943 wurde dieser Eignung Rechnung getragen, indem auf einer Fw 190 A-4/U3 basierend der Prototyp der Fw 190 F-1 entwickelt wurde. Diese Maschine wurde schon nach wenigen Exemplaren von der F-2-Untervariante abgelöst, die auf der verlängerten Fw 190 A-5 aufbaute. Die Fw 190 F zeichnete sich in Anbetracht der hohen Gefährdung eines Erdkampfflugzeuges beziehungsweise Jagdbombers durch die gegnerische Flak, vor allem durch eine verbesserte Panzerung und ein verstärktes Fahrwerk aus.
Die F-8 basierte auf dem Rahmen der Fw 190 A-8, dementsprechend waren die beiden rumpfmontierten 7,92-mm-MG 17 gegen stärkere 13-mm-MG 131 mit jeweils 475 Schuss ersetzt worden. Ein Teil der F-8-Produktion wurde mit einer neuen gewölbten Kabinenhaube versehen, die dem Piloten mehr Bewegungsfreiheit gewährte und gleichzeitig die bei Erdkampfeinsätzen so wichtige Bodensicht verbesserte. Um das immer weiter ansteigende Abfluggewicht zu kompensieren, wurde bei der F-8 zusätzlich die Tragflächenstruktur im Bereich des Fahrwerks verstärkt. (Quelle: Wikipedia)
Bausatz & Teile
Wie bei Eduard – und natürlich auch anderen Herstellern – üblich, überlegen sich die Konstrukteure eines neuen Bausatzes schon zu Beginn der Planungsphase, welche Varianten des Originals möglich sind, und wie sich diese mit wenig Zusatzaufwand als Modell verwirklichen lassen. Das ist der Grund, warum so viele Teile auf den Spritzgussrahmen des vorliegenden Bausatzes nicht benötigt werden, weil sie eben für andere Versionen der Fw 190 vorgesehen sind. Man entwirft also wenige Rahmen, packt alle möglichen variantenspezifischen Teile drauf und spart damit Kosten für den Formenbau – auf das Bisschen Plastik, das beim Spritzvorgang mehr benötigt wird kommt es nicht an.
Die Spritzgussteile stammen aus modernen, mittels CAD-Programm generierten Stahlformen. Alle Teile verfügen über traumhafte Oberflächen mit feinsten, scharfkantigen Details. Nietenreihen, Wartungsklappen, Blechstöße und z.B. die Verschlüsse der Motorverkleidung sind extrem fein ausgeführt. Alles in allem sind die Spritzrahmen sehr sauber hergestellt. Gussgrate und Sinkstellen sind an den Bauteilen nur minimalst erkennbar. Sogar die meist als obligatorisch zu betrachtenden Formtrennlinien erkennt man nur bei genauestem hinsehen.
Trockenpassungen der Hauptkomponenten bestätigen eine hervorragende Passgenauigkeit. Im Gegensatz zu anderen Neuentwicklungen, z.B. der 1/48er Bf 109 von Eduard sind hier Passstifte an den Rumpf- und Tragflächenteilen vorhanden, was den Zusammenbau erleichtern wird. Der komplette Motor ist nicht vorhanden, sondern es liegt nur der erste Zylinderkreis bei, was aber bei geschlossener Motorabdeckung vollkommen ausreichend ist. Auch der Waffenschacht bleibt leer. Quer-, Seiten- und Höhenruder liegen separat bei und können so recht einfach in ausgelenkter Stellung angebracht werden.
Einen Jagdbomber des Zweiten Weltkriegs machen natürlich seine Außenlasten aus. Hier geizt Eduard wirklich nicht und legt jede Menge an Bomben, Abwurftanks, Kanonenbehältern (MK 103) und Raketen (Panzerblitz 1) bei. Seite 12 der Bauanleitung zeigt, welche Kombinationen möglich sind, doch schon auf Seite 5 muss man sich entscheiden, womit man seine Fw 190F-8 beladen möchte, weil hier die entsprechenden Löcher in die Tragflächenunterseite gebohrt werden müssen. Die Stabilisierungsflossen der Bomben und Raketen werden entsprechend dünn aus Fotoätzteilen aufgebaut.
Die Seiten drei und vier der Bauanleitung widmen sich dem herausragend detaillierten Cockpit, das mit den beiliegenden, bereits farbig lackierten PE-Teilen für das Instrumentenbrett und die Sitzgurte super aussehen wird. Als Alternative zu den Fotoätzteilen könnten die Anzeigen auch mittels Decals dargestellt oder handbemalt werden, das wäre für mich aber die zweite bzw. dritte Wahl. Selbstverständlich kann das Kabinendach sowohl in geöffneter als auch geschlossener Position angebracht werden. Die Klarsichtteile wurden in guter Qualität gespritzt.
Und wie es sich für einen ProfiPack von Eduard gehört, liegen dem Bausatz natürlich auch Lackiermasken bei. Sie vereinfachen und beschleunigen die Abdeckarbeiten an der Cockpithaube und den Rädern des Hauptfahrwerks wesentlich. Die entsprechende Maske vom Trägerpapier ablösen, an der richtigen Stelle aufkleben, die noch freien Stellen mit Flüssigmaske ausfüllen und schon kann mit der Airbrush lackiert werden. Einfacher und sauberer geht’s nicht mehr.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung im Format A4 ist typisch Eduard sehr exakt gezeichnet. Viele Klebeflächen sind hellblau markiert, das erleichtert die Positionierung der Anbauteile. Bei praktisch allen Teilen ist angegeben, wie sie lackiert werden sollten, das erspart viel Recherchearbeit.
Die sieben (!) Markierungsmöglichkeiten sind jeweils als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen in angenehmer Größe dargestellt. Die Anbringung der Stencils wird auf einer eigenen Seite gezeigt. Zu den darstellbaren Maschinen und ihren Piloten gibt es jeweils eine kurze Info in englischer Sprache. Als Farbreferenz verweist Eduard auf die Paletten von Gunze aqueous bzw. Mr. Color und auf das Angebot von Mission Models.
Die Qualität der Nassschiebebilder ist gut. Die Farben sind satt, es ist kein Versatz zu erkennen, die Schärfe ist sensationell, nur der Überstand des Trägerfilms könnte etwas kleiner sein. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Decals von Eduard zum Einrollen neigen. Man muss also beim Verschieben der Decals vom Trägerpapier auf das Modell ziemlich aufpassen. Obwohl sie sehr dünn sind, sind sie doch überraschend reißfest und legen sich praktisch ohne Weichmacher schön in alle Vertiefungen. Der Decalbogen bietet folgende sieben Markierungsoptionen für eine Focke-Wulf Fw 19F-8:
Stab I./SG 2, Csar oder Raab, Ungarn, Winter 1944/45
1./SG 4, Airasca, Italien, Juni 1944
Werk-Nr. 586188, Stab III./SG 10, Hohenmauth, Protektorat Böhmen und Mähren, Mai 1945
Werk-Nr. 581632, 1./NSGr. 9, Villafranca di Verona, Italien, Mai 1945
Major Karl Schrepfer, Kommandeur III./SG 1, Krakau, Polen, August 1944
Stab SG 77, Schönfeld-Seifersdorf, Schlesien, August 1944
Werk-Nr. 584205, III./SG 3, Zabeln, Lettland, Mai 1945
Fazit
Hinsichtlich der Oberflächengestaltung und -detaillierung sind die Bausatzkonstrukteure von Eduard nur schwer zu schlagen. Das zeigt sich natürlich auch bei der neuen Focke-Wulf Fw 190F-8. Es erstaunt mich immer wieder, welche Detailfülle auf den Hauptkomponenten Rumpf, Tragflächen und Leitwerk zu erkennen ist. Sieben Markierungsmöglichkeiten, Fotoätzteile und Abdeckmasken sprechen noch zusätzlich für Eduards Butcherbird. Wer hier nicht zugreift ist selber schuld.
Stefan Fraundorfer, Juni 2021