NO SMOKING
Modell: GMC CCKW 2 ½-ton Airfield Fuel Truck
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: Tamiya (32579)
Manchmal hat es ja auch so seine Vorteile, in einem Gebiet kein Experte zu sein – was für mich in Hinsicht auf Lastwagen unwidersprochen gilt. Diese Behauptung hat sich für mich unlängst beim Bau dieses GMC Tankwagens bewahrheitet: zum einen macht der Blick auf Unbekanntes neugierig und lässt, alte eingefahren Wege verlassend, neue Perspektiven zu. Zum anderen gibt es mitunter Gelegenheit, staunend vor Tatsachen zu stehen, die man vorher einfach nicht gewusst hat. Die Auseinandersetzung mit dem „GMC 2 ½ ton Fuel Truck“ hat mich jedenfalls viel Neues gelehrt – und das kann ja mitunter schon Belohnung genug sein. Was ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben?
Zum Vorbild: GMC CCKW 2 ½-ton Airfield Truck
Zum einen ist es die schiere Menge an produzierten Einheiten dieses Fahrzeuges: in der kurzen Zeit von 1941 bis 45 wurden nicht weniger als 572.000 Einheiten aller Varianten ausgeliefert! Damit schreibt der „GMC 2 ½ ton“ als eines der meistgebauten Fahrzeuge Geschichte, überholt wird er dabei nur von einem anderen Produkt der hyperventilierenden US-Rüstungsindustrie jener Tage, dem „Willys Jeep“. Dieser darf mit geschätzten 648.000 Einheiten die Führung beanspruchen. Vergleicht man diese Zahlen mit den ebenfalls beeindruckenden Angaben zu den meistgebauten Flugzeugen, erkennt man schnell, welche Größenordnungen hier dazwischen liegen. Die Liste führt bei den Flugzeugen die Cessna 172 mit 44.000 Stück an. Die Bf 109 wurde in etwa 33.000 Exemplaren ausgeliefert, während Spitfires aller Varianten etwa 20.350 mal vom Band gelaufen sind.
Der GMC CCKW wurde durch diese Produktionszahlen und die damit verbundene weltweite Verbreitung zu einer der Ikonen des ungeheuren amerikanischen Rüstungspotentials und einem allgegenwärtigen Symbol des enormen kriegswirtschaftlichen Beitrags, die der so unsanft „geweckte schlafende Riese“ USA für die alliierte Sache geleistet hat.
Übrigens: hinter der rätselhaften Buchstabenfolge CCKW in der Typbezeichnung steckt folgende Aussage: C= Baujahr1941, C=konventioneller Kabinenaufbau, K= Allradantrieb, W= doppelte Hinterachsen. Der „GMC CCKW 2 ½ Ton“ wurde in zahlreichen Varianten und Adaptionen für die verschiedensten Zwecke genutzt. In Auswahl seien angesprochen: Ambulanzwagen, chemische Kriegsführung/Dekontamination, Feuerbekämpfung, Bombenentschärfung, Flakwagen, Instandhaltung/Werkstattwagen, Artillerieträger – und einiges mehr.
Produziert wurden die Fahrzeuge von General Motors in der konzerneigenen „Yellow Truck and Coach Division“ in Pontiac, Michigan. Im späteren Verlauf des Krieges wurde auch eine Fertigung beim GM-Werk Chevrolet in St. Louis, Missouri eingerichtet.
Interessant für mich war, wie relativ klein diese Fahrzeuge ausgefallen zu sein scheinen. Mit 6,86 m Länge bei einer Breite von 2,24 m erscheint mir das Fahrzeug als schwerer Lastwagen nicht wirklich ein Riese. Beeindruckender war da für mich das Leergewicht von 4 Tonnen, maximal beladen kam man dann auf 7.400 kg. Nachdem das hier vorgestellten Exemplar einen Tankwagen darstellt, sei auch noch das Fassungsvermögen des aufgesattelten Tanks genannt: dieser fasste 2.800 Liter Treibstoff. Angertrieben wurden diese Fahrzeuge durch 6-Zylinder der GMC 270 Baureihe. Diese zuverlässigen Motoren leisteten um die 100 PS, genug, um den GMC CCKW auf gut 70 km/h zu beschleunigen – beste Straßenverhältnisse vorausgesetzt!
Eine Besonderheit dieser GMC CCKW Tankwagen war die vom Motor des Fahrzeugs angetriebene Treibstoff-Förderpumpe. Im Verband mit den anderen Vorzügen dieses Fahrzeuges machte dies den Tankwagen zu einem ausgesprochen effektiven Unterstützungsfahrzeug auf dem Flugfeld. Dementsprechend fand der „2 ½ Ton Fuel Truck“ bei den US-Streitkräften auch weiteste Verbreitung und war an buchstäblich allen Einsatzorten der US-Luftwaffe anzutreffen. Durch die Fähigkeit, unter eigener Kraft den vorrückenden Frontlinien folgen zu können, stand dieses Fahrzeug nach der Landung in der Normandie auch auf den vorgeschobenen Einsatzbasen und provisorischen Flugfeldern zur Verfügung. Verwendung fand der Tankwagen aber natürlich nicht nur in Europa, sondern war über den gesamten Verlauf des Krieges an allen Schauplätzen weltweit anzutreffen.
Abertausende dieser beliebten und bekannten Tankwagen wurden – so wie auch ihre weniger spezialisierten Lastwagen-Brüder – nach dem Krieg an ihren jeweiligen Einsatzorten belassen, um verkauft und einer friedlichen Weiterverwendung zugeführt zu werden. Die USAAF beziehungsweise die USAF verwendete den GMC 2 ½ Ton Tankwagen noch bis über das Ende des Koreakrieges hinaus.
Zu Bausatz und Bauprozess
Mit dem Schachtelinhalt bereitet Tamiya in bewährter Art die Grundlage für ein problemfreies und komfortables Bauvergnügen: die Passgenauigkeit ist beeindruckend, die Qualität des Spritzgusses ohne Makel und die Bauanleitung führt in klar strukturierten Bauschritten selbst einen Fahrzeug-Anfänger wie mich komfortabel durch den Bauprozess. Loben darf ich auch die beigelegten Decals. Diese lassen sich wunderbar verarbeiten und ergeben bei entsprechender Vor- und Nachbereitung ein glaubhaft „lackiertes“ Erscheinungsbild.
Die bei all diesen Qualitäten eingesparte Energie wollte ich in etwas Mehraufwand beim Erscheinungsbild des Modells investieren! Um das einheitliche Olive Drab des Fahrzeuges etwas aufzulockern und zu beleben, habe ich einen mehrstufigen farbigen Unterbau in folgender Weise vorbereitet: die einzelnen Schichten aus unterschiedlichen farbigen Varianten von Gunze H-52 wurden jeweils mit aufgetupften Maskol getrennt. Rubbelt man dieses nach dem Trocknen der Farbe ab, wird die darunterliegende Farbschicht sichtbar. Man kann dies so oft wiederholen, bis man mit der farbigen Lebendigkeit der Oberfläche zufrieden ist.
Eine Besonderheit dieses Modells ist die Verwendung von 3D-Decals des Herstellers Quinta. Diese finden sich am Armaturenbrett und als Wartungshinweise in der Kabine wie auch als prominiente rote „Positionslampen“ an den Ecken des Tankwagen-Aufbaus.
Mit diesem Bau habe ich, wie eingangs beschrieben, einen Ausflug auf unbekanntes Terrain gewagt und bekommen, was man sich von einem Ausflug gern verspricht: etwas Abwechslung, modellbauerische Frischluft und ein paar interessante Perspektivwechsel! Der US-Tankwagen wird sich jedenfalls in Zukunft auf der einen oder anderen Abbildung eines fertig gestellten Flugzeugmodells als stummer Statist wiederfinden!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer