Übersicht
Artikelbezeichnung: Handley Page Victor K.2 / SR.2
Maßstab: 1/72
Hersteller: Airfix
Material: Spritzguss, Decals
Preis: ca. € 66,–
Artikelnummer: A12009
Produktlink: Handley Page Victor
Einleitung
Zum Glück hat es „nur“ zwei Jahre gedauert bis Airfix sich dazu entschieden hat die Victor neu rauszubringen und dieses Mal auch noch als Tanker. Bei diesem Bausatz handelt es sich um ein Rebox der 2016 erschienenen Bomberversion, aber jetzt zusätzlich mit dem entsprechenden Tanker Equipment.

Box & Inhalt
Hier der Inhalt des Bausatzes in Kurzform:
9 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff
2 Rahmen mit Klarsichtteilen
1 Decalbogen
24-seitige Bauanleitung im Format A4
3x doppelseitige Bemalungs- und Stencilanleitung im Format A3
Das Original
Die Handley Page H.P.80 Victor war ein vierstrahliger Bomber der Zeit des Kalten Krieges aus britischer Produktion. Sie war einer der drei für den Abwurf von Atombomben vorgesehenen Typen der „V-Bomber“-Reihe (neben der Vickers 667 Valiant und der Avro 698 Vulcan). Entwickelt und hergestellt von der Handley Page Aircraft Company, reichte ihre Entwicklung bis in das Jahr 1947 zurück.
Die Victor geht auf die Spezifikation B.35/46 zurück. Damals forderte die Royal Air Force einen strategischen Mittelstreckenbomber für den schallnahen Geschwindigkeitsbereich in großen Höhen, der gleichzeitig in der Lage sein sollte, Kernwaffen zu tragen. Die Victor ist ein freitragender Mitteldecker in Ganzmetallbauweise mit T-Leitwerk und gepfeilten Tragflächen, das Fahrwerk ist komplett einziehbar. Sie erhielt wie die Valiant einen Sichelflügel, war jedoch moderner und erreichte zudem eine höhere Geschwindigkeit als die Vulcan. Während eines Testfluges durchbrach einer der Prototypen sogar die Schallmauer, obwohl die Konstruktion dafür ursprünglich nicht ausgelegt war.
Am 24. Dezember 1952 startete der Prototyp zum Erstflug, ging jedoch am 18. Juli 1954 bei einem Testflug verloren, was die Aufnahme der Serienflugerprobung um drei Jahre verzögerte. Erst 1958 übernahm die RAF die ersten von 50 Victor BMk.1. Abgeleitet aus dieser wurden die verbesserte B.1A, der Aufklärer/Bomber B(PR).1 sowie der Tanker B(K).1. In ihrer Rolle als Trägersystem wurde die Victor auch mit der nuklearen Luft-Boden-Rakete Blue Steel ausgerüstet.
Nach dem Erstflug am 20. Februar 1959 wurde 1962 die Victor B.2 in Dienst gestellt. Aus ihr entstand 1965 der strategische Aufklärer B(SR).2.
Aus der Victor sollte auch ein Truppentransporter mit der Bezeichnung Handley Page HP.111 mit zwei Decks abgeleitet werden, der insgesamt 200 Soldaten befördern konnte (145 auf dem Oberdeck, 55 auf dem unteren Deck). Parallel dazu sollte eine zivile Version dieses Truppentransporters unter der Bezeichnung Handley Page HP.111C als Passagierjet und Frachtflugzeug entwickelt werden, der auf dem Oberdeck ebenfalls 145 Passagiere oder auf beiden Decks Frachtpaletten aufnehmen sollte.
Die Umschuleinheit, die 230. Operational Conversion Unit, in RAF Waddington, die zuvor Valiant-Crews ausbildete, erhielt im November 1957 ihre ersten Exemplare und die erste Einsatzstaffel, die 10. Squadron, wurde im April 1958 in RAF Cottesmore aufgestellt. Nach dem kompletten Zulauf besaß das RAF Bomber Command sechs Einsatzstaffeln. Neben der strategischen Rolle wurden Victors auch konventionell bewaffnet und kamen erstmals Mitte der 1960er Jahre bei der Konfrontasi in Indonesien in den 1960er Jahren zum Einsatz (siehe nächster Abschnitt). Die Flugzeuge waren in RAF Cottesmore, RAF Marham, RAF Waddington, RAF Wittering und RAF Wyton stationiert.
Die 55. Squadron verlegte im Mai 1965 von RAF Honington nach RAF Marham, wo sie die erste Victor-Staffel in der Luftbetankungsrolle wurde. Alle verbliebenen Victor wurden ab 1969 bei drei Staffeln nur mehr als Tanker eingesetzt. Die letzte Staffel wurde erst 1993 außer Dienst gestellt.
Während des Borneo-Konfliktes der Jahre 1962–1965 flogen zwei Victor BMk 1A die einzigen offensiven Bombereinsätze in der Geschichte dieses Flugzeugtyps.
Im Falklandkrieg 1982 war bei der Operation Black Buck die Victor als Luftbetankungsflugzeug für die Avro-Vulcan-Bomber eingesetzt. Die Victor wurde zudem auch in der Operation Desert Storm 1991 eingesetzt und blieb bis 1993 als Tanker im Dienst der RAF; sie war zugleich das letzte von Handley Page produzierte Kampfflugzeug und auch der langlebigste „V-Bomber“, jedoch nicht in der Rolle des Bombers.
Quelle: Wikipedia
Bausatz & Teile
Die Spritzgussteile kommen in der heute für Airfix-typisch guten Qualität und sind sehr sauber und detailliert. Es sind feinste Nietenreihen auf den Tragflächen oder Rudern vorhanden, aber auch Blechstöße oder die Wartungsklappen am Rumpf z.B. sind von sehr guter Qualität und sprechen für den heutigen Stand der Technik im Modellbau. Da die Formen noch sehr frisch sind, findet man auch keine Fischhaut an den Teilen.
Ein großes Manko, welches von vielen Leuten bei den neuen Airfix Kits bemängelt wird, sind die wirklich tiefen Paneel Linien, welche mittlerweile den Kosenamenräben“ erhalten haben. Meiner Meinung nach ist dieses Thema nicht mehr aktuell und die Panel Lines sind sehr fein und sauber dargestellt.
Ein etwas negativer Aspekt sind aber leider die Sinkstellen, welche bei den neuern Airfix Kits teilweise an sehr ungünstigen Stellen vorkommen. Ich habe einige bei der Victor gesehen, aber kann nicht einschätzen wie sehr diese am Ende im sichtbaren Bereich liegen werden. Ich denke nicht, dass man ums Spachteln herumkommen wird.
Airfix-typisch bietet das Modell auch mehrere Features und Auswahlmöglichkeiten, auf welche in der Anleitung separat eingegangen wird.
So kann man die Victor entweder mit einem offenen oder geschlossenen Bombenschacht darstellen.
Auch wird einem die Möglichkeit gegeben, die Luftbremsen offen darzustellen.
Mit ein bisschen Scratcharbeit kriegt man bestimmt auch ein Betankungsdiorama hin, welches zwar nicht wirklich klein wäre, aber definitiv ein Eye-Catcher!
Der restliche Aufbau des Modells ist sehr gut und „straight forward“. Es dürften somit beim Bau selbst kaum Fragen entstehen und auch das erste „Dry-Fitting“ versprach einen guten Eindruck.
Sehr löblich sei hier der Hinweis zu erwähnen, wie viel Gewicht man in die Nase stecken muss, um am Ende keinen Tail-Sitter zu haben.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung von Airfix ist gewohnt übersichtlich und gut durchdacht. Auf der Vorderseite wird kurz auf das Vorbild und dessen Geschichte eingegangen. Die nächsten Seiten erklären die einzelnen Bauschritte sehr gut und die zusätzlichen zwei DIN-A3 Seiten (in Farbe) beziehen sich auf die Lackierung und die Anbringung der Decals/Stencils. Bei den Farben bezieht sich Airfix ausschließlich auf das hauseigene Sortiment von Humbrol.
Wie das Seitenteil der Schachtel verrät, wurde der Decalbogen bei Cartograf in der Matt-Variante hergestellt. Die Elemente weisen einen dünnen Trägerfilm ohne Überstand auf.
Erfreulich, auch das Instrumentenbrett wurde berücksichtigt.
Die Decals können auf ganzer Linie überzeugen. Es ist kein Versatz zu erkennen und der Überstand des Trägerfilms ist minimalst. Sie ermöglichen folgende drei Markierungsoptionen:
- Handley Page Victor K.2 – No. 57 Squadron, Royal Air Force, Operation „Black Buck“, Ascension Island, Mai 1982
- Handley Page Victor K.2 – No. 55 Squadron, Royal Air Force, Operation „Granby“ (Desert Storm), Bahrain, 1991
- Handley Page Victor SR.2 – No. 543 Squadron, Royal Air Force, Operation „Attune“, Lima Airport, Peru, 1971
Fazit
Die Freude und auch die Erwartungen waren groß, als Airfix die Ankündigung einer Neuauflage dieses wunderschönen Cold War Jets gemacht hat.
Konnten diese Erwartungen erfüllt werden? Definitiv!
Mit diesem Release hat Airfix ein weiteres tolles Modell auf den Markt gebracht, welches nicht schwierig zu bauen sein dürfte und am Ende ein schönes, aber auch großes Modell, in der Vitrine zeigen wird.
Ich oute mich, gerade nach solchen Kits, immer wieder gerne als echter Airfix Fan und bin auch von diesem Bausatz mehr als überzeugt.
Von meiner Seite gibt es eine Kaufempfehlung für jeden „Cold War Jet“-Fan, welche zu 100% Ihren Spaß mit der Victor haben.
Sören Reifert, Oktober 2020