Großer Hangar
für kleine Flugzeuge
Modell: Hangar groß
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/72
Verwendeter Bausatz: GPM
Mich hat die Suche nach fotogenen Hintergründen für die Aufnahmen von Flugzeugmodellen zur Beschäftigung mit den Kartonmodellen des polnischen Herstellers GPM geführt. Als Neuling in dem Bereich des Kartonmodellbaues war ich überrascht, wie komplex und dabei gleichzeitig durchdacht der Aufbau eines eindrucksvollen und realistischen Hangars hier vorbereitet ist: anfangs war für mich kaum vorstellbar, was aus diesem flachen Karton und den drei Lagen durchaus unansehnlich wirkender Wellpappe alles zuwege gebracht werden sollte!
Allerdings: schon nach knapp einer Woche sehr entspannten Bauens konnte ich neugierig die ersten Probeaufnahmen aus dem Inneren des Hangars mit meiner „Gopro“ Kamera machen. Dazu muss ich gleich bekennen: es macht wirklich Spaß, mit einem tiefenscharf abbildenden Weitwinkelobjektiv diese kleinen Räume hallengroß wirken zu lassen. Es ist erstaunlich, wie Flugzeugmodelle selbst im kleinen Maßstab 1:72 mit ein wenig architektonischem Hintergrund an Realistik gewinnen! Aber eines nach dem anderen: zu Beginn möchte ich ein paar Hinweise und Erfahrungen teilen, die beim Bau dies Hangars von GPM gemacht habe.
Die schon angesprochene Komplexität des Hangar-Modells zeigt sich gleich zu Beginn beim Aufbau des innenliegenden Tragwerks der Wände: hier sollte man sich in die Bauanleitung gut eingelesen beziehungsweise mit der Logik der Konstruktion vertraut gemacht haben, da sich sonst leicht weitreichende Fehler einschleichen können. Ist diese Auseinandersetzung mit den vorgesehenen Bauschritten jedoch geschehen, nimmt der eigentliche Aufbau nicht viel Zeit in Anspruch und funktioniert wie am Schnürchen.
Allerdings ist an dieser Stelle ein Hinweis zur Farbgebung wichtig: ich rate, rechtzeitig vor Beginn des Aufbauens zu entscheiden, wie man die Farbgebung der Teile bewerkstelligen will. Es kann nämlich sehr mühsam werden, mit einem Pinsel all die vielen Seiten einer fertig aufgebauten Skelettarchitektur bemalen zu müssen! Um dies zu vermeiden, habe ich die Lasercut-Einzelteile noch vor der dem Herauslösen aus den Kartonflächen mit einer kleinen Malerwalze lackiert. Dies geht rasch von der Hand und befriedigt auch insofern, als die schmalen Seitenkanten der Skelettbauelemente durch den satten Farbauftrag mittels Walze gleich mit eingefärbt werden. Die Malerwalze ist passenderweise auch gleich das gegebene Gerät, um die Flächen der Wellpapp-Wände des Hangars zügig farbig fassen zu können.
Für die in zwei Farbtönen gehaltene Bemalung des Hangars habe ich wasserlöslichen Lack eingesetzt. Beim Lackieren der Flächen ist lediglich auf den Umstand zu achten, dass sich der Karton bei einseitigem Farbauftrag wirft, am besten werden also beide Seiten gleichzeitig behandelt. Bei der abschließenden Farbgebung des Architekturmodells macht sich auch gut, das Innere wie auch die Außenseiten mit Gebrauchsspuren und – zurückhaltend aufgebrachter – Verschmutzung zu bedenken. Dafür habe ich Ocker– und Brauntöne von Pastellkreiden eingesetzt. Cyanacrylat – also Superkleber – hat sich zum Verbinden der Papier- und Kartonteile gut bewährt. Bei wenig heiklen Stellen wurde auch auf den Gelkleber einer bekannten Marke zurückgegriffen.
Der Boden des Hangars muss selbst gestaltet werden. Ich habe dazu eine eingescannte Darstellung einer „Betonplatte“ in leichten Variationen mehrfach ausgedruckt und die passend zugeschnittenen Papierflächen auf den Kartonboden des Innenraumes geklebt. Dabei hat es sich angeboten, weitere ausgedruckte Varianten des Betonbodens auf Kartonplatten im Format A3 zu kleben, um so Elemente eines beliebig erweiterbaren Hallenvorfelds zu gewinnen. Die Bilder des Hangars von oben geben einen Eindruck einer möglichen Erweiterung mit diesen Platten.
Eine Empfehlung bezieht sich auf die Recherche des Vorbilds. Dabei sollte man sich insbesondere mit der Funktionsweise der Elemente des großen Schiebetores vertraut machen, bevor man mit dem Montieren von dessen Kartonteilen beginnt. Die Abfolge wie die Position der einzelnen Torelemente zueinander werden in der Bauanleitung nicht näher definiert. Hier muss man also selbst nachdenken, um zu einer sinnvollen und vorbildgetreuen Anordnung zu kommen.
Der Blick auf die möglichen realen Vorbilder dieses GPM-Gebäudemodells ist nicht nur hinsichtlich der Mechanik der Hangartore zu empfehlen. Auch Einzelheiten wie Farbgebung, Anbauten und Ausstattung, aber auch Abnutzungs- und Verschmutzungsspuren dieser großen Architekturen werden dabei anschaulich und können in der Gestaltung des Modells miteinbezogen werden.
Übrigens wird dabei auch noch ein weiterer und äußerst bemerkenswerter Umstand deutlich: der von GPM ausgewählte Hangartyp scheint omnipräsent zu sein. Dies bezieht sich auf die Geografie – dieser Hangar ist buchstäblich auf allen Kontinenten in Verwendung – ebenso wie auf die Dimension der Zeit: die ältesten Gebäude dieser Art scheinen in den späten Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts errichtet worden zu sein und stehen mitunter bis zur Gegenwart in Verwendung. Das bedeutet für den Modellbauer eine große Bandbreite an möglichen Szenarien, in der diese Gebäudemodelle verwendet werden können. GPM hat hier tatsächlich ein gute Vorbildwahl getroffen.
Ich freue mich schon, diesen Hangar zukünftig für die Präsentation fertiggestellter Flugzeugmodelle einsetzen zu können. Dazu wird das Kamerastativ so tief eingestellt, dass die Horizontlinie in maßstäblich geschätzten zwei Metern Höhe über dem Boden zu liegen kommt. Mit diesem menschlichen Maß erscheinen Räume wie Modelle in einer Größe, die ihrem realen Erscheinungsbild sehr nahe kommt. Sobald sich dazu noch ein Schärfentiefebereich gesellt, der die Modelle von weit vorne bis in die hinteren Bereiche scharf abbildet, kann sich der Eindruck einstellen, tatsächlich vor einem realistisch großen Flugzeug beziehungsweise in einer wirklichen Architektur zu stehen.
Abschließend kann ich sagen, dass mir bei diesem Ausflug in den Bereich des Kartonmodellbaus Zeit wie Energie gut angelegt scheinen. Außer der Vorfreude auf den Einsatz beim Modellfotografieren hat der Bau des GPM-Hangars auch wirklich jede Menge erkenntnisreichen Spaß gemacht – und dies so sehr, dass ein zweiter Hangar im Maßstab 1/48 schon bereit liegt!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer