Squadron hack
Modell: Hawker Hurricane Mk.IIb
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: Arma Hobby (40007)
Eine Hawker Hurricane in den Farben und Markierungen der USAAF? Das klingt doch nach einer interessanten Geschichte! Schon das Ergebnis einer ersten Spurensuche, die ich parallel zum Bau dieser besonderen Hurricane begonnen hatte, klang dabei recht interessant!

Hurricane PB654 oder: was ist ein „squadron hack“?
Ausgangspunkt zu diesem Projekt war der schöne Decalbogen „Hawker Hurricane Mk.IIB Part 5“ von ASK. Die ungewöhnliche Vorbildauswahl hatte mich einfach angesprochen: welche Geschichte würde wohl hinter dieser ungewöhnlichen Kombination einer Hawker Hurricane und US-Markierungen stehen?
Nach kurzer Suche waren zwei Dinge schnell herausgefunden: es handelt sich zum einen um eine Hurricane IIb mit der Kennung PB654, deren Bewaffnung ausgebaut worden war und zum anderen: die Einheit, die diese Maschine in den US-Markierungen eingesetzt hatte, war die 346th FS der 350th FG der USAAF: eine mit P-38 und P-47 ausgerüstete Jagdstaffel der 12 US-Air Force. Immerhin zwei Abbildungen dieser besonderen Hurricane habe ich ausfindig machen können, in deren Bildtexten die Hurricane als „squadron hack“ bezeichnet wird. Als Ort und Zeit der Aufnahmen wird die von den Alliierten kurz zuvor übernommene Luftwaffenbasis Elmas auf Sardinien sowie das Jahr 1944 genannt.
Die Bezeichnung „squadron hack“ war mir zwar schon einmal begegnet, aber nachdem ich mich dieses Vorbilds angenommen hatte, wollte ich doch ein wenig genauer wissen, was ich da eigentlich bauen würde. Was versteht man unter diesem Begriff? Die englische Bezeichnung „hack“ stammt eigentlich aus dem Bereich der Reiterei und benennt ein einfaches Gebrauchspferd, dass für all jene alltäglichen Arbeiten verwendet wird, für die ein edles Vollblut zu schade wäre. Analog dazu erledigen „squadron hacks“ oder, wie im britischen Englisch eher geläufig, „station hacks“ allfällige niederrangige Aufgaben, um nicht das teure und hochgezüchtete Flugzeugmaterial der Staffel dafür verwenden zu müssen. „Hacks“ holten also Dokumente und Ersatzteile ab, verlegten Personal, sammelten Piloten ein, starteten zu Radarkalibrierungsflügen oder standen für Gelegenheitsflüge zur Verfügung. Alles Aufgaben, die auch ein abgeflogenes und für den operativen Einsatz nicht mehr verwendungsfähiges Flugzeug erledigen konnte.
Die eingangs schon genannte 349th Fighter Squadron als neue Halterin der von der RAF übernommenen Hurricane war eine mit Oktober 1942 in Duxford ins Leben gerufene Einheit, die ursprünglich mit P-39D Airacobras ausgerüstet worden ist. Nach der Verlegung auf den nordafrikanischen Schauplatz und während des darauf folgenden Einsatzes im Mittelmeerraum wurde für kurze Zeit auf P-38 Lightning umgerüstet, bevor sich die Gruppe schlussendlich ab Jänner 1944 mit P-47D ausgestattet wiederfand. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen der Hurricane PB654 unterstützte die 349th die Offensiven in Süditalien und die alliierte Landung in Südfrankreich. Bei Kriegsende in Europa war die Gruppe mit ihren Thunderbolts in Norditalien stationiert.
Um noch einmal zur Hurricane PB654 zurückzukehren: die Maschine war ursprünglich zwischen März und November 1942 an die RAF ausgeliefert und in Nordafrika eingesetzt worden. Nach ihrer Übernahme durch die USAAF und ihrer Verwendung als „hack“ wurde die Hurricane höchstwahrscheinlich sogar noch zu einem Zweisitzer umgebaut. Den vorliegenden Quellen folgend ging die Maschine allerdings bald darauf am 6. August in der Nähe des libyschen Bardia über See aufgrund eines Motorschadens verloren.
Zum Bausatz
Zur Verwirklichung dieser speziellen Hurricane habe ich den 2023 erschienen Bausatz Nr. 40007 von Arma Hobby verwendet. Die Hurricane-Bausätze dieses Herstellers kenne und schätze ich, seit ich vor einem Jahr eine erst Hurricane dieses Herstellers bauen konnte. Was ich daran gut finde, ist in drei Punkte schnell zusammengefasst.
Zum einen beeindruckt schon eine erste Durchsicht des Schachtelinhalts durch die unglaubliche Detailfülle, die vor allem Cockpit und Fahrwerksschächte auszeichnen. Gleiches gilt aber auch für die gelungene Durchbildung von Details und Strukturen der Oberflächen. Es ist erstaunlich, wie fein und sinnig die Oberflächendetails gesetzt sind, für mich was vom Besten, was ich je gesehen habe.
Zweitens beeindruckt mich, wie durchdacht diese komplexe Detailfülle Schritt für Schritt zu einer überzeugenden Hurricane zusammengefügt wird. Es ist schon richtig spannend und kurzweilig zu verstehen, wie einfallsreich und manchmal auch auf welch ungewöhnliche Weise dabei vorgegangen wird.
Schlussendlich gefällt mir hier die generell hohe Qualität des Gusses sowie die Güte der beigelegten Materialien. Dazu zählt auch, dass Abklebemasken für Kanzelteile und Reifen von Arma Hobby lobenswerterweise beigelegt werden. Infolge dieser top Ausstattung kann ich hier behaupten, dass tatsächlich aus der Schachtel gebaut worden ist. Eine Behauptung, bei der ich nur einen Abstrich machen muss: die Sitzgurte stammen von Eduard.
Nach dieser Rede wird nicht überraschen, wenn dies wohl nicht meine letzte Arma Hobby-Hurricane gewesen sein wird, vor allem, wo von diesem weitverbreiteten Typ doch so viele interessante Varianten existieren. Dabei finden sich solche, die Typ-spezifische Erwartungen erfüllen genauso wie Varianten, die ein wenig aus der Spur des Üblichen gerückt sind – die hier gezeigte „squadron hack“ Hurricane PB654 ist ein gutes Beispiel für die zweite Gruppe!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer