Übersicht
Artikelbezeichnung: Heinkel He 115B
Maßstab: 1/48
Hersteller: Special Hobby
Material: Spritzguss, Resin, Fotoätzteile, Acetatfilm, Decals
Preis: ca. € 50,–
Artikelnummer: SH48110
Produktlink: Heinkel He 115B
Download: Bauanleitung
Einleitung
Special Hobby bringt seine 2013 erstmals aufgelegte Heinkel He 115B erneut in die Händlerregale. Und das aus gutem Grund: Der Hersteller hat mit diesem Bausatz in 1/48 ein Alleinstellungsmerkmal. Niemand sonst bietet die He 115 in diesem Maßstab an. Im Prinzip handelt es sich um eine unveränderte Wiederauflage – nur die Schwimmer wurden etwas modifiziert.
Heinkel He 115B
Box & Inhalt
Die Farben Blau, Weiß und Grau kennzeichnen bei Special Hobby den Maßstab 1/48. Das Deckelbild des Stülpkartons zeigt eine He 115B, die gerade Kontakt mit einem britischen Kriegsschiff hat. Hier der Inhalt des Stülpkartons in Kurzform:
10 Spritzgussrahmen mit 115 Teilen in hellgrauem Kunststoff
1 Rahmen mit 15 Klarsichtteilen
29 Resinteile
1 Fotoätzteilplatine mit 57 Teilen
1 Acetatfilm
1 Decalbogen
16-seitige, farbige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Die Heinkel He 115 war ein zweimotoriges Wasserflugzeug, das in den 1930er Jahren in Deutschland entwickelt wurde und im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. Die Entwicklung der Heinkel He 115 begann 1935 nach einer Ausschreibung des RLM über ein Mehrzweckflugzeug als Ersatz für die He 59. Im Gegensatz zu dieser war die He 115 als Eindecker in Tiefdeckerbauweise für drei Besatzungsmitglieder ausgelegt. Der Erstflug fand im August 1937 statt. Die Serienfertigung begann im Dezember 1938 und endete bereits im Juli 1940. Mit den Prototypen wurden insgesamt 223 Flugzeuge bei Heinkel Rostock gebaut. Es erfolgte keine Lizenzproduktion und auch kein weiterer Serienbau nach dem Juli 1940. 1940/41 wurden mindestens 66 Flugzeuge als Langstreckenflugzeuge umgebaut.
Die Flugzeuge wurden als Aufklärer, Bomber, Torpedoflugzeug und Minenleger eingesetzt, erwiesen sich in den letzten drei Rollen aber als wenig geeignet. Allerdings gelang es Heinkel He 115 der Küstenfliegergruppe 706 am 11. November 1940, zwei Frachtschiffe zu versenken, die im Geleitzug EN 23 vor der ostschottischen Küste fuhren. Nachdem die entsprechenden Kampfaufgaben im Verlauf des Krieges auf Landflugzeuge übertragen worden waren, wurden die He-115-Staffeln nach und nach umgerüstet. Im April 1942 befanden sich die letzten zwei Staffeln (1./406, 1./906) in Norwegen, wo sie gegen Nordmeergeleitzüge eingesetzt wurden. 1944 existierte nur noch die 1.(F)/406 in Norwegen als Aufklärungsstaffel mit etwa zehn He 115.
Insgesamt wurden im zweiten Halbjahr 1939 und Anfang 1940 18 Flugzeuge exportiert: zwölf nach Schweden und sechs nach Norwegen. Die He 115 erwies sich auf Grund der Auslegung als Wasserflugzeug und der damit verbundenen geringen Geschwindigkeit als wenig geeignet für den vorgesehenen Kampfeinsatz. Konsequenterweise wurde das Flugzeug Mitte 1940 aus dem Bauprogramm und im Anschluss daran auch aus dem Kampfeinsatz genommen.
Von der Version B wurden 122 Stück gefertigt, die sich auf vier Untervarianten verteilten.
He 115 B-1/R1: Aufklärer mit zwei Rb-Kameras
He 115 B-1/R2: eine Außenstation für SC- oder SD-500-Bombe
He 115 B-1/R3: Ausrüstung mit zwei magnetischen Luftminen LMA III
He 115 B-2: Ausführung mit Skiern für Einsätze am Nordkap (Quelle: Wikipedia)
Bausatz & Teile
Das Modell der He 115 wird in 1/48 ein ordentlicher Brocken. Die Länge wird bei ca. 36 cm und die Flügelspannweite bei etwa 46 cm liegen. Mit den Schwimmern und dem großen Seitenleitwerk wird sie auch ziemlich hoch.
Die Heinkel He 115 zählt mit Sicherheit nicht zu den Mainstream-Modellen. Um die Auflage dieses Modells wirtschaftlich gestalten zu können, muss in günstiger Kleinserien-Technologie mit überschaubaren Kosten für den Formenbau produziert werden. Das bedeutet im Fall der He 115B unter anderem: Angegossene Quer- Seiten, und Höhenruder sowie Landeklappen, fehlende Nietenreihen und keine Nummerierung der Teile an den Spritzgussrahmen. Fehlende Details werden durch Resin- und Fotoätzteile ersetzt. Vereinzelt sind Gussgrate vorhanden, die sich aber leicht entfernen lassen. Stellenweise sind die Oberflächen der Großbauteile sehr rau und müssen vor dem Lackieren unbedingt geschliffen und geglättet werden.
Kommen wir nun aber zu den positiven Merkmalen dieses Bausatzes: Die Detaillierung der Oberflächen der Hauptkomponenten Rumpf, Tragflächen, Leitwerk und Schwimmer sieht überzeugend aus. Fein und akkurat ausgeführte Gravuren stellen die Blechstoßlinien dar. Fischhaut oder Formversatz ist nicht zu erkennen. Wartungsklappen und -deckel wurden mit versenkten Nieten versehen.
Das Cockpit, der vordere Waffenstand und der Funkraum werden mit Plastik, PE- und Resinteilen ordentlich detailliert. Die Anzeigen der Instrumente werden dabei mittels bedrucktem Acetatfilm dargestellt. Für die Sitzgurte und Instrumentenbretter liegen Fotoätzteile bei, die noch bemalt werden müssen.
Die beiden 9-Zylinder-Sternmotoren wurden sehr ansprechend in Resin abgegossen. Special Hobby empfiehlt zur weiteren Detaillierung die Stösselstangen aus 0,4 mm Draht darzustellen. Es ist zwar ein ziemlicher Aufwand, 36 dieser Stangen anzufertigen und zu verbauen, er wird sich aber lohnen, weil die Motoren recht gut einsehbar sind.
Auch die mächtigen Schwimmer werden mit einigen PE-Teilen so nahe wie möglich dem Original angepasst. Hier warnt sogar der Hersteller vor möglichen Passproblemen. Weniger entspannt sehe ich den Anbau der Tragflächen an den Rumpf. Die Klebelaschen sehen für die anzubauenden großen Flügel ziemlich schwachbrüstig aus. Gut es kommen noch die Schwimmer dran, die die Tragflächen abstützen werden, aber man hätte diesen Bereich von vornherein stabiler konstruieren können.
Die vielen Klarsichtteile sind nicht perfekt, aber noch brauchbar. Hier sollte man sich die Anschaffung von Abdeckmasken überlegen, damit wird man sich viel Arbeit ersparen. Die beiden markanten Einstiegsleitern von den Schwimmern zum Rumpf sind als Fotoätzteile vorhanden.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung ist durchgehend farbig gestaltet, übersichtlich und exakt gezeichnet und führt in 29 Schritten zum fertigen Modell. Bei manchen Teilen ist allerdings nicht zu 100 % klar, wo sie genau positioniert werden müssen. Bei allen Teilen für das Cockpit und das Fahrwerk ist angegeben, wie sie bemalt werden sollten, wobei sich die Farbangaben auf die Palette von Gunze beziehen.
Alle drei Markierungsoptionen sind jeweils als Vier-Seiten-Risszeichnung in angenehmer Größe dargestellt. Der Decalbogen wurde sauber und versatzfrei gedruckt, der Überstand des Trägerfilms ist minimal. Folgende Markierungsmöglichkeiten stehen zur Auswahl:
He 115B-1, K6+TH, 1./KFlGr. 406, Trondheim, Norwegen, 1942
He 115B, M2+BL, 3./KFlGr. 106, Borkum oder Schellingwoude, Mitte 1940
He 115B, 8L+FH, Werk-Nr. 2398, KFlGr. 906, Hafrsfjord, Stawanger, Norwegen, Dezmber 1942
Gebautes Modell einer Heinkel He 115B von Special Hobby in 1/48
Bildquelle: Special Hobby
Fazit
Special Hobbys Heinkel He 115B bietet eine sehr gute Basis, um daraus ein nicht alltägliches Modell im 48er Maßstab entstehen zu lassen. Der grundsolide short run Kit richtet sich wegen der teilweise recht filigranen Fotoätz- und Resinteile an den erfahrenen Bastler, der daraus ein beeindruckendes Modell zaubern kann.
Stefan Fraundorfer, Dezember 2020