RENAULT R8 GORDINI
Box & Bausatzinhalt
- rundum farbig bedruckte, oben öffnende Klappdeckelbox
- 3 weiße Spritzrahmen mit 53 Teilen
- 1 Karosserie-Oberteil
- 1 Klarsichtrahmen mit 18 Teilen
- 1 verchromter Spritzrahmen mit 31 Teilen
- 1 schwarze Vinylrahmen mit 17 Teilen
- 12-seitige, farbige Bau- und Lackieranleitung
Vorwort
Hand aufs Herz! Wann hattet Ihr das letzte Mal einen Bausatz in Händen, der Euch so richtig überrascht hat? Bei mir waren es zwei aktuelle Heller Reboxes aus der 1/24er Auto-Linie, nämlich der Alpine A110 und gerade eben der Renault R8 Gordini. Denn, dieser Bausatz hatte sein Debüt bereits 1968! Also vor satten 50 Jahren und dann auch noch wegweisend in Sachen Detaillierung und Werkzeug.
Wie beim bereits besprochenen Alpine A110 kam dieser Bausatz 1984 vorerst das letzte Mal in die Händlerregale. Der Grund hierfür war der Verkauf der Form nach Japan. Die Nachfrage der Sammler und Fans war seit diesem Zeitpunkt ungebrochen und durch Heller 2018 erhört. Die Werkzeuge von Gordini und Alpine kamen zurück zu Heller, was uns nun eine Wiederauflage dieser tollen Heller-Kits in aktueller Verpackung beschert.
Vorbild / Historie:
Der Renault 8, oder nur R8, ist eine viertürige Limousine, die von Mitte 1962 bis Sommer 1973 hergestellt wurde. Der Motor mit vier Zylindern in Reihe und hängenden Ventilen war längs im Heck eingebaut und wassergekühlt. Das Fahrzeug besaß Einzelradaufhängung, vorn eine Doppelquerlenkerachse und hinten eine Pendelachse. Es gab hydraulisch betätigte Scheibenbremsen rundum und eine Zahnstangenlenkung.
Der R8 Gordini -Gordini stand bei Renault für erschwingliche Sportler- wurde auf dem Pariser Autosalon 1964 präsentiert. Er war mit einem 1100 cm3 Motor ausgestattet. 1966 wurde sein Hubraum auf 1300 cm3 vergrößert und die Frontpartie ab Frühjahr 1970 dann mit dem sehr begehrten Kühlergrill mit vier Scheinwerfern ausgestattet. Viele Standard R8 wurden durch diesen Kühlergrill und die sportlichen weißen Streifen zu „Gordini´s“ gemacht. Davon gibt es auch heute noch einige bei Liebhabern. Von der technischen Seite wurden das Chassis des Gordini mit speziellen internen Verstärkungen versehen, insbesondere in Richtung der Windschutzscheibe, sowie einer Änderung unter dem Rücksitz, die wegen dem längeren 5-Gang-Getriebe, im Vergleich zum normalen R8, notwendig wurde. Insgesamt wurden 11.607 Renault Gordini produziert, davon allein 8.981 für die 1300er-Version. Der R8 Gordini war ein waschechtes Trainingsgerät für angehende Rennfahrer und hat an vielen Rallyes und Rundstreckenrennen teilgenommen, insbesondere am berühmten „Gordini Cup“. Viele französische Rennfahrer, von denen sich einige einen große Namen machten, sind mit diesem Auto gestartet. Heute ist der „Gord“ mit seinem Cousin Alpine zur Ikone der Sportwagen der 1970er Jahre geworden und als solcher preislich leider sehr hoch angesiedelt.
(Bildquelle: Wikimedia)
Der Bausatz
Im Inneren der rundum farbig und mit Informationen bedruckten Klappdeckelschachtel befinden sich die Spritzrahmen lose, nur die Spritzrahmen mit den Klarsicht- und Chromteilen sind zusätzlich zum Schutz eingetütet. Mit der in Farbe gedruckten Bauanleitung und dem Decalbogen ist der Inhalt dann auch schon komplett.
Was ich im vorherigen Review zum Alpine A110 geschrieben hatte, gilt uneingeschränkt auch hier, oder ist vielleicht sogar noch etwas höher zu bewerten. Denn, hat man den Bausatz zum ersten Mal in Händen, glaubt man gar nicht so recht, dass es sich um einen Modell von 1968! handelt. Die Form, die damals von erfahrenen Heller-Ingenieuren hergestellt wurde ist immer noch makellos, was man an den Spritzrahmen sofort erkennen kann. Sicherlich sieht man es aber hier und da an der Umsetzung einiger Bauteile und vor allem an der recht ungewöhnlichen Auslegung der Sitze und einiger Karosserieteile in Vinyl, dass der Kit aus einer anderen Zeit stammt. Und trotzdem, vor aktuellen Produktionen braucht sich der Gordini nicht zu verstecken! Gerade der Detaillierungsgrad, sprich die Anzahl der Teile, ist wirklich gut.
Beginnen wir mit den Glasteilen, die gut und weitgehend verzerrungsfrei abgespritzt daherkommen. Auch der Lupeneffekt, der Materialstärke wegen, hält sich in Grenzen und ist akzeptabel. Die Blinkergläser und Rückleuchten werden -wie üblich- mit transparentem Farben lackiert. Auf dem Vinylrahmen sind neben den Reifen auch Schläuche und eine Rahmenverstärkung enthalten. Kann man die Sitze aus diesem Material als „mit schwarzem Kunstleder überzogen“ und ohne Lackierung durchgehen lassen, so machen Rahmenteile doch etwas Kopfzerbrechen, der zu verwendenden Farben wegen. Die Reifen sind ausreichend gut profiliert, besitzen aber auch eine mittig auf der Lauffläche umlaufende Trennnaht, die entfernt werden muss. Prägungen auf den Reifenflanken gibt es nicht. Weiter mit dem Karosserieteil, was makellos erscheint. Nimmt man die Karosse eines aktuellen z.B. Hasegawa Kits und stellt es diesem hier gegenüber, sind diese qualitativ gleich auf! Ebenso wie die 3 Spritzrahmen mit den restlichen Teilen, gibt es hier weder relevante Sinkstellen oder Formversätze zu bemängeln. Der Spritzguss ist wirklich gut und der Detaillierungsgrad kann ebenfalls sehr überzeugen, was sich vor allem am durchbrochenen Lüftungsgitter der Motorhaube, an den exakten Delta Mics-Felgen, den Türverkleidungen oder am schön strukturierten Instrumentenbrett bemerkbar macht. Der Motor (an dem eigentlich nur die üblichen zusätzlichen Schläuche und Kabel zu ergänzen wären), würde geradezu für eine offene Darstellung in der Werkstattszene einladen. Hierfür liefert der Decalbogen sogar den kleinen Aufkleber, der sich in der Motorhaube des Gordini befand. Auch das Instrumentenbrett bekommt seinen letzten Schliff natürlich durch Elemente des Decalbogens.
Decalbogen
Der Decalbogen ist mit Markierungen für zwei Rennen ausgestattet. Dünn gedruckt lässt sich nur ein minimaler Versatz in den Weißflächen (z.B. Tachometer) erkennen. Andererseits werden aber kleinste Details sauber wiedergegeben.
Bauanleitung
Die Bauanleitung ist gut bis sehr gut umgesetzt und führt in überschaubaren 21 Schritten bereits zum fertigen Modell. Alle Baustufen sind in angenehmer Abbildungsgröße dargestellt und mit Farbnummern zum Heller- und Humbrol-System versehen. Auf der Kartonrückseite erhält man zusätzliche Hinweise zum Revell-Farbsystem. Hinweise auf nicht zu verklebende Bauteile, oder speziell notwendige Fixierungen, sind klar und deutlich erkennbar. Lobend erwähnen sollte man die ausführliche Information zum Original, was bei vielen Herstellern heutzutage gerne vergessen wird.
Fazit
Heller traf die richtige Entscheidung und holte auch die Form zu diesem wirklich überzeugenden Bausatz zurück in die eigene Produktion! In puncto Auslegung und Machart ist dieser Kit den erfahrenen Bastlern zu empfehlen. Gerade die ungewöhnliche Umsetzung mancher Teile in Vinyl erschwert den Bau, oder besser gesagt das Lackieren, ein wenig. Das wichtigste Argument für diesen Heller Kit ist allerdings der Preis! Für unter 25 Euro bekommt man einen top Bausatz, der, bei ähnlicher Ausstattung bei anderen Herstellern, mindestens 10 Euro mehr kosten würde.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten Sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(September 2021)