PEUGEOT 205 EV 2
Box & Bausatzinhalt
- rundum farbig bedruckte, oben öffnende Klappdeckelbox
- 3 weiße Spritzrahmen mit 27 Teilen
- 1 weißes Karosserie-Oberteil
- 1 Spritzrahmen mit 4 Klarsichtteilen
- 1 Spritzrahmen mit 5 Vinylrädern
- 1 Decalbogen
- 8-seitige, farbige Bau- und Bemalungsanleitung in A4
Vorwort
Schritt für Schritt bringt das französische Modellbau-Traditionsunternehmen Heller (Glow2B) die bestens bekannten, älteren Bausätze wieder zurück auf den Basteltisch. So auch den hier vorliegenden Peugeot 205 EV2 -Bausatz aus den 1980/90ern, welcher in den vergangenen Jahren schon mehrfach wieder aufgelegt wurde. Nun unter gleicher Artikelnummer wie die letzte Edition, aber mit veränderter (informativerer) Schachtel.
Vorbild / Historie:
Der 205 Turbo 16 war ein für die Gruppe B entwickeltes Rallye-Fahrzeug, das mit dem Serien-205er nicht mehr viel gemein hatte, sondern mit Attributen wie Gitterrohrrahmen, Allradantrieb, Mittelmotor und Turboaufladung als reinrassiges Rennsport-Gerät eingeordnet werden kann. Das Reglement der FIA für die Gruppe B verlangte eine Mindestanzahl von 200 gebauten Exemplaren. Jährlich durften sogenannte Evolutionsstufen nachhomologiert werden, die in jeweils 20 Exemplaren gefertigt und abgenommen werden mussten. Peugeot entwickelte zuerst die Wettbewerbsversion und daraus das Serienfahrzeug. Die 200er Serie (Fahrgestellnummern P1 bis P200) wurde bei Talbot (Simca) gefertigt. Alle diese Fahrzeuge waren gleich ausgestattet und in anthrazitgrauer Metalliclackierung gehalten mit Ausnahme des allerersten Fahrzeugs (P1), das die gleiche weiße Lackierung mit blau und gelb abgesetzten Farbakzenten aufwies wie die Wettbewerbsversionen und bei der Pressevorstellung des Modells 205 zeitgleich mit den Frontantriebs-Großserienversionen gezeigt und als Wettbewerbsversion präsentiert wurde. Zeitgleich mit dieser 200er Serie wurden 20 Evolutionsmodelle der ersten Stufe bei Peugeot Talbot Sport gefertigt (Fahrgestellnummern C1 bis C20) und am selben Tag wie die Serienfahrzeuge der FIA zur Homologation vorgestellt. 1985 wurden bei Peugeot Talbot Sport noch einmal 20 Fahrzeuge der Evolutionsstufe 2 gefertigt (Fahrgestellnummern C201 bis C220) und homologiert. Für den 205T16 wurden normale zweitürige Serienkarosserien vom Fließband genommen und beim Karosseriebauer Heuliez tiefgreifend modifiziert. Dabei wurde die gesamte Heckpartie abgetrennt und zwischen die B-Säulen der Karosserie eine Schottwand eingesetzt. Auch an der Front wurde die Karosserie stark gekürzt und verstärkt. Anschließend wurden in einer Mischbauweise aus Pressblech-Kastenprofilen und Rohren umfangreiche Verstärkungen, Überrollbügel und Heckrahmen angesetzt. Diese Karosserien wurden an die jeweiligen Fertigungsstätten geliefert. Bei den Evo-2-Fahrzeugen entfielen die Kastenprofile, dort waren alle Umbauten als Rohrkonstruktionen ausgeführt. Die Form der Karosserie lehnt sich stark an die des Serienmodells an, das war aus Marketinggründen von Anfang an gefordert. Die Front- und Heckpartie des Fahrzeugs ist jeweils als ein einziges Teil ausgeführt, das jeweils komplett aufgeklappt oder abgenommen werden kann, um Zugang zur Mechanik zu erhalten. Leistungsmäßig lagen die Wettbewerbsfahrzeuge je nach Entwicklungsstufe zwischen 255 und fast 380 kW. Als ihre direkten Konkurrenten seien beispielsweise der Lancia Delta S4, der Audi Sport quattro S1, der Ford RS200 sowie der MG Metro 6R4 genannt. Die meisten dieser Autos befinden sich seit vielen Jahren in den Händen von Sammlern, nur selten wechselt ein 205 Turbo 16 einmal den Besitzer.
Über die Regeln der Gruppe B hinaus modifizierte 205 Turbo 16 nahmen 1987 und 1988 auch erfolgreich an der Rallye Dakar, dem Bergrennen Pikes Peak International Hill Climb und bis einschließlich 1992 an den Rallycross-Europameisterschaften teil.
Bei der Tour de Corse trat 1985 die Evolution 2 Version des Peugeot 205 Turbo 16 in Erscheinung. Mit den zuvor gesammelten Erfahrungen profitierten die Piloten Bruno
SABY und Timo SALONEN und gewannen 1986 die 30. Tour de Corse. Bei nur 910 Kilo Leergewicht und 500Nm reichte das für einen 0-100-Sprint in nur 2,9 Sekunden, wobei es fast keinen Unterschied machte, ob auf Asphalt oder losem Untergrund. Quelle: Wikipedia
Der Bausatz
Im sehr leichten, rundum in Hochglanz bedruckten und mehrfach gesiegelten Klappdeckel-Karton finden sich die wenigen Teile des Kits, samt Anleitung und Decalbogen. Die 3 Spritzrahmen, das Karosserieoberteil und die Bereifung liegen lose bei, die Klarsichtteile sind zusätzlich in Folie verschweißt.
Wie ich es bereits bei Heller´s Wiederauflage des R5 Turbo geschrieben hatte, ist das Besondere an diesem Bausatz die grundsätzlich andere Konzeption, zu der Masse an 1/24er Modellen. Gerade einmal 41 Teile im Gesamten sind zu verbauen! Heller machte hier damals keinen großen Aufwasch und ließ die normalerweise nicht sichtbaren Fahrwerksteile samt Federbeine und Bremsanlage einfach unter den Tisch fallen. Auch z.B. das Getriebe und die gesamte Kraftübertragung ist fest auf der Bodengruppe integriert. Ebenso wie an der Karosse Teile des Käfigs oder etwa die Scheibenwischer, was natürlich mit einem gewissen „Mehraufwand“ an Bau- bzw. Bemalungsarbeit verbunden ist. In Bezug auf die oben erwähnte Andersartigkeit, kann man aber die Türen, Fronthaube und Motorsektion offen anbauen, was aber eben nur den Vorteil des „nicht sägen müssens“ mit sich bringt, denn die Details der Innenseiten fehlen. Insgesamt entspricht die Detaillierung dem damaligen Stand, also der 1980/90er Jahre und schreit regelrecht nach üppiger Detailarbeit, möchte man den Evolution 2 in einer Dio-Szene verbauen.
Auf der Qualitätsseite lässt sich feststellen, dass der Spritzguss der weißen Rahmen als „ok“ zu betiteln wäre. Lediglich einige Sinkstellen sollte man verfüllen, Grate und Häutchen entfernen. Etwas gelitten hat beim vorliegenden Bausatz der Rahmen mit den Klarsichtteilen. Hier sind trotz separater Verpackung leichte Scheuerstellen vorhanden, was sich aber mit einem Glanzlack-Auftrag egalisieren sollte. Es macht den Eindruck von Lagerschäden, von schon früher in großer Anzahl produzierter Spritzguss-Komponenten. Die Streugläser der Frontscheinwerfer sind auf dem Klarsichtrahmen vorhanden, für die Heckleuchten muss man zu farblichen Tricks greifen.
Bei der Bereifung setzt Heller auf die üblichen Vinylräder. Diese sind ohne Profil und Herstellerschriftzüge vollkommen glatt.
Decalbogen
Der Decalbogen ist mit leuchtenden Farben auf dünnem Träger gedruckt. Sonst absolut in Ordnung, hat das vorliegende Exemplar einige Schwachstellen in der bündigen Weß-Grundierung der Rotfelder.
Bauanleitung
Die Bauanleitung führt in sehr überschaubaren 7 Schritten zum fertigen Modell. Alle Baustufen sind in angenehmer Abbildungsgröße dargestellt und mit Farbnummern zum Heller- und Humbrol-System versehen (auf der Kartonrückseite zusätzlich für Revell-Farben). Mit 5 Ansichten, bleiben bei der Markierungsanleitung keine Frage mehr offen.
Fazit
Heller´s 205 EV.2 sollte man mit zweierlei Maß messen! Im direkten Vergleich zu den derzeitigen Mainstream-Bausätzen fällt er definitiv hinten herunter. Aber! Als Einsteigermodell oder für den Liebhaber von unkomplizierten schnellen Modellen ist er genial. Ebenso bietet er, durch die Möglichkeit der offenen Darstellung, gerade dem Dioramenbauer eine sehr gute Basis für Werkstattprojekte etc. Der Phantasie sind hier bekanntlich keine Grenzen gesetzt.
Diesen empfehlenswerten, einfach zu bauenden Bausatz erhalten Sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(April 2021)