ICM 24041 - Benz Patent-Motorwagen 1886 with Mrs. Benz & Sons
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 4 graue Spritzrahmen mit 107 Teilen, davon 31 für die Figuren
- 1 Spritzrahmen mit einer Montagehilfe
- 1 Ätzteilebogen (Kupfer) mit 12 Teilen
- 1 Kunstdruck ”Patentschrift” in A4
- 16- seitige Bauanleitung in A4 (Motorwagen)
- 2-seitige Bau- und Bemalungsanleitung (Figuren)
Vorwort
Das allererste Automobil der Welt, das in seiner 24-fach verkleinerten Form (hier bereits von meinem Autorenkollegen Thomas Schneider treffend beschrieben), ist auch als Diorama-Set mit den Figuren von Frau Benz und ihren Söhnen zu erwerben. ICM fügt in bester Kaufmannsmanier bereits erschienenen Modellen gerne ein Gimmick oder Figuren bei. Wobei großzügiger Weise der Preis auf gleichem Niveau bleibt.
Historie:
Bertha Benz:
Cäcilie Bertha Benz (geborene Ringer; * 3. Mai 1849 in Pforzheim; † 5. Mai 1944 in Ladenburg) war eine deutsche Pionierin des Automobils. Durch ihren unternehmerischen, technischen und finanziellen Einsatz schuf sie die Voraussetzungen für die Erfindung des Benz-Patent-Motorwagens durch ihren Mann Carl Benz. Mit der ersten Fernfahrt in einem Automobil bewies sie die Eignung des neuen Verkehrsmittels. Bertha war die Tochter des Zimmermeisters Karl Friedrich Ringer. Sie besuchte die Höhere Töchterschule in Pforzheim. 1871 ließ sie sich vorzeitig ihre Mitgift auszahlen, um mit diesem Kapital ihrem Verlobten Carl Benz die Weiterführung seines Unternehmens zu ermöglichen.[2] Am 20. Juli 1872 heirateten die beiden in Pforzheim.
Der Benz Patent-Motorwagen Nr. 3 von 1888:
Als der dreirädrige Benz Patent-Motorwagen Nummer 3 nicht die erhoffte Aufnahme beim zahlenden Publikum fand, unternahm sie im August 1888 eine 106 Kilometer lange Fahrt von Mannheim nach Pforzheim und fuhr drei Tage später über eine andere Route wieder zurück. Diese erste erfolgreiche Fernfahrt mit einem Automobil fand in Begleitung ihrer 15 und 13 Jahre alten Söhne statt, aber ohne das Wissen ihres Mannes. Die Fahrt trug wesentlich dazu bei, die noch bestehenden Vorbehalte der Kunden gegen das Fahrzeug zu zerstreuen, und ermöglichte in der Folge den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Bertha Benz gilt damit als die erste Autofahrerin und als erster Mensch überhaupt, der sich über kürzere Versuchs- und Probefahrten hinauswagte. Auf der Grundlage der Memoiren von Carl Benz wurde später kolportiert, dass nicht sie, sondern ihre Söhne am Steuer saßen. Während der Fahrt hatte sie verschiedene Schwierigkeiten zu meistern, die als Verbesserungsvorschläge in spätere Wagen einflossen; so ein kurzer Gang zum Befahren starker Steigungen und Lederbeschläge auf den Bremsbacken, um die Lebensdauer und Wirkung zu erhöhen. Bertha Benz gilt damit auch als Erfinderin der Bremsbeläge. Die Stadt-Apotheke in Wiesloch bei Heidelberg kam dank der Überlandfahrt zu unerwartetem Ruhm: Sie gilt als erste Tankstelle der Welt, da Bertha Benz dort den nötigen Treibstoff Ligroin kaufte. Noch lange Zeit danach konnte man Benzin und andere Treibstoffe nur in Apotheken erwerben.
Die 84-jährige Bertha Benz soll Adolf Hitler im Jahr 1933 als „Retter der Deutschen“ begrüßt haben. Sie und ihre Familie wurden sehr schnell von der NS-Propaganda vereinnahmt, bereits zu Ostern 1933 gab es eine nationalsozialistisch instrumentalisierte Denkmaleinweihung für Carl Benz in Mannheim, an der Bertha teilnahm. Der Journalistin Angela Elis zufolge ging sie später innerlich auf Distanz zu Hitler, als sie verstand, dass dessen Politik in einen neuen Krieg führte.
Am 3. Mai 1944 wurde sie an ihrem 95. Geburtstag zur Ehrenbürgerin der Technischen Universität Karlsruhe ernannt, wo ihr Mann studiert hatte.
Bertha Benz starb zwei Tage nach ihrem 95. Geburtstag in Ladenburg, dem Sitz des Unternehmens C. Benz Söhne.
Der Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 ist das erste von Carl Benz erbaute Automobil mit Verbrennungsmotor. Das Patent für dieses Dreiradfahrzeug wurde von Benz am 29. Januar 1886 eingereicht und als DRP Nr. 37435 am 2. November 1886 erteilt. Am 3. Juli 1886 führte Benz die erste öffentliche Probefahrt mit dem Unikat in Mannheim durch. Er gilt als der erste praxistaugliche Kraftwagen der Welt und setzt somit die Geburtsstunde des modernen Automobils.
Kernstück des Wagens war ein Einzylinder-Viertaktmotor mit einem Hubraum von 0,954 Litern. Einige Details finden sich heute noch an Motoren: Kurbelwelle mit Gegengewichten, elektrische Zündung und Wasserkühlung.
„Eine Tourenzahl von 250 Touren pro Minute erschien mir genügend, ja sogar sehr viel, und ich konnte feststellen, dass dieser Motor etwa 2/3 Pferdestärke ergab.“ so Carl Benz.
Spätere Messungen ergaben 0,75 PS (551 W) bei 400/min. Der für damalige Verhältnisse mit rund 110 Kilogramm leichte Motor hatte einen Zylinder mit offenem Kurbelgehäuse, einen über eine Exzenterstange gesteuerten Einlass-Gleitschieber und ein Auslass-Tellerventil, betätigt über Nockenscheibe, Stoßstange und Kipphebel. Geschmiert wurde er über Tropföler. Das große Schwungrad konzipierte Benz für den Einbau in das Fahrgestell liegend, weil er befürchtete, dass bei senkrechter Anordnung wegen der Kreiselwirkung die Lenkung und die Standfestigkeit des Fahrzeuges in engen Kurven beeinträchtigt werde.
Ein von Benz entwickelter Oberflächen-Vergaser bereitete das Gemisch auf und enthielt gleichzeitig auch einen Benzinvorrat von 4,5 Litern. Wobei es sich nicht um Benzin im Sinne von Ottokraftstoff handelte, sondern um ein als Ligroin bezeichnetes Leichtbenzin, das in Apotheken erhältlich war. Die Zusammensetzung des Benzin-Luft-Gemisches konnte mit einem Hülsenschieber korrigiert werden, der die Löcher für die Zusatz-Ansaugleitung mehr oder weniger abdeckte und so die Leistungsabgabe regelte. Im Fahrzeug fand sich dieser Schieber gut erreichbar unterhalb des Fahrersitzes.
Der Zündung widmete Benz etliche Versuche, bis er eine Lösung fand, die der damals geringen Leistung des Batteriestromes angepasst war. Er transformierte den Strom mit einem von Heinrich Daniel Rühmkorff entwickelten Funkeninduktor auf höhere Spannung. Auch die Zündkerze war eine Eigenentwicklung. Spätere Untersuchungen zeigten, dass der Werkstoff ihrer Elektroden mit dem handelsüblicher Zündkerzen der 1930er Jahre weitgehend übereinstimmte.
Die Kühlung des Verbrennungsmotors war ein besonderes Problem, denn er konnte nicht wie ein stationärer Motor einfach an eine Kühlwasserleitung angeschlossen werden. Benz verfiel auf eine einfache Verdampfungskühlung (Siedekühlung), die sich bei der geringen Leistung als wirkungsvoll und ausreichend erwies.
Angelassen wurde der Motor durch beherztes Drehen des Schwungrades. Dass der Treibstoffvorrat im Vergaser nicht für eine längere Strecke reichte, störte Benz beim Patent-Motorwagen nicht weiter. Immerhin brauchte der Antrieb des Fahrzeugs auf 100 Kilometer rund 10 Liter des seinerzeit noch immer als gefährlich geltenden Ligroins. Quelle: Wikipedia
Der Bausatz
Neu in diesem Kit sind die drei Figuren, die der Ehefrau Bertha Benz mit den Söhnen Eugen und Richard. Wie oben zu entnehmen ist, kann man hier die historische Fahrt über 100 km im Diorama darstellen. Geradezu vorbildlich hat ICM die Figuren dabei auf das Dreirad abgestimmt. Frau Benz sitzt am Steuer, während beide Söhne „Starthilfe“ leisten. Leider konnte ich nicht feststellen, ob die Söhne bei der Langstreckenfahrt mitgelaufen oder mitgefahren sind. Beide Jünglinge entstehen durch das zusammenkleben wohlproportionierter acht Teile. Frau Benz benötigt derer fünfzehn, da die Kleidung der damaligen Damenwelt wesentlich aufwändiger war als die der Herren. Am allerwichtigsten bei Figuren ist und bleibt das Gesicht. Hier bin ich sehr positiv überrascht, da man die Altersunterschiede der Brüder sehr gut erkennen kann. Gleiches gilt für die weichen Gesichtszüge von Frau Benz. Zweifelsohne eine attraktive Frau, deren Aufgabe, ja sogar die Pflicht des Modellbauers darin besteht, der Figur durch gekonntes bemalen Leben einzuhauchen. Der Faltenwurf der Kleidungsstücke ist sehr gut gelungen, die wenigen Details könnten jedoch etwas mehr an Schärfe vertragen. Für den geübten Figurenmaler stellt dies kein Problem dar. Unsereins muss sich halt ein bisschen mehr bemühen. Kernfrage bei diesem Figuren Set ist; wie sieht es denn mit der Passgenauigkeit der Bauteile, allen voran der Bauteile der Frau aus? Aufschluss kann hier nur ein Zusammenbau klären, was ich zumindest bei einem der Söhne und Frau Benz gemacht habe. Der Jüngling passt nach etwas Feinarbeit so gut zusammen, dass Spachtelmasse nicht benötigt wird. Ein verschleifen der Klebenähte reicht völlig aus. Etwas komplizierter gestaltet sich die Anpassung der Dame. Wegen der komplexen Form der Figur (das wehende Kopftuch), empfehle ich folgendermaßen vorzugehen. Zuerst den Torso aus Teil 23 und 25, folgend den Kopf 26 mit dem Hut 22, das wehende Tuch aus Teil 18 und 30, 20 und 17 dann 19, das Gesäß mit Beinen aus 21,27,28 und 24 zusammenzukleben. Bei dem letzten Teil 24 benötigte ich eine 0,3 mm Plastikkarte als Füllmaterial. Nach dem vollständigen Aushärten der Klebefuge kann man die „Baugruppen“ untereinander schön und gut anpassen. Ein bisschen Füllmaterial benötigte ich noch am Übergang vom Kopf zum Nackenbereich am Kopftuch. Materialabnahme im Innenbereich des großen weißen Schals bewerkstelligte ich mit einer flachen, ovalen Feile. Nach kurzer Nacharbeit flutschte der Torso perfekt hinein. Kurz noch die Passung des Kopfes überprüft und ohne Nacharbeit eingesteckt, steht nach dem zusammenfügen aller Teile und dem Ankleben der Arme nur noch ein versäubern der Klebenähte an. Das ist die bis dato komplexeste Figur, die ich zusammengeklebt habe. Das etwas „mehr“ an Arbeit gleicht die Figur locker durch ihre Darstellung von Frau Benz aus. Da hat sich der Formenbauer sicherlich den Kopf zerbrochen, wie er denn da genau die Trennstellen setzt. Sicherlich könnte man hier noch mehr an Genauigkeit der Form herausholen, ich gebe mich hier aber jedenfalls mehr als zufrieden. Die Zeit, die ich bei dem Zusammenbau des Sohnes gespart habe, habe ich in die Mutter investiert.
Ich darf Thomas Schneider hinsichtlich des Bausatzes des Motorwagens zitieren:
Sehen wir uns nun die Teile etwas genauer an:
Viel ist nun wirklich nicht dran am Erstlingswerk von Benz, genauso verhält es sich mit der um den Faktor 24 verkleinerten Version in unseren Händen, wenn man die nüchtern und doch attraktiv gestaltete Hochglanzschachtel zum ersten Male öffnet. Sicher in Folie verpackt kommen ein Mittelgroßer und drei kleine Spritzrahmen zum Vorschein. Wie gesagt, es ist nicht viel dran an dem Teil… Doch die Spritzgussteile haben es in sich! Selbstredend für ICM´s aktuellen Qualitätsstandard, findet man weder Häutchenbildung, Grate, noch relevante Sinkstellen. Einzig die obligatorische, minimale Formtrennlinie gehört hier und da versäubert. Alles in allem, Spritzgusstechnik in Perfektion. Sehr fein und detailreich kommen die Motorbauteile daher, ebenso wie die Hölzer des Fußbereiches des “Kutschbocks”. Schön abgesteppt wurde das Sitzpolster umgesetzt, vorbildlich natürlich mit sichtbaren Knöpfen. Besonders interessant ist auch der in sich verwundene Antriebsriemen zur Kraftübertragung. Wichtig bei alle dem: Um Bruch beim Heraustrennen der filigranen Einzelteile zu vermeiden, sollte man besser eine Microsäge statt einer Zange nehmen.
Nun zum Highlight des Kits, den Photoätzteilen aus Kupfer. Diese befinden sich in einer separaten, stabilen Papptasche. Darauf befinden sich die Speichen mit Nabenkranz und je eine dreiteilige Kette zum Radantrieb samt der Ritzel. Die Dreiteilung macht daraus eine täuschend echte “Fahrradkette”.
Perfekt gelöst, liefert ICM eine Montage- und Biegehilfe für die Adaption der jeweils zwei Radhälften mit den Kupferteilen. 31 Metallösen an den äußeren Enden des Speichensterns müssen bei den großen Rädern in die filigranen Aufnahmen.
Bauanleitung
Die Bauanleitungen des Motorwagens ist in puncto Übersichtlichkeit und Abbildungsgröße vorbildlich umgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Einsatz der Montagehilfe ab Seite 12. Farbcodes sind im System der ICM Kooperationspartner Tamiya und Revell aufgeführt. Zur Lackierung liefert die letzte Seite eine farbige 3-Seiten Ansicht.
Figuren: Die einseitige Bauanleitung reicht völlig aus. Eine kurze Bauteileübersicht mit den bekannten Farbsystem von Revell und Tamiya befindet sich auf der ersten Seite, die zweite Seite spiegelt im Prinzip die Bau- und Lackieranleitung wider. Farbig gedruckt, zeigt sie einen Überblick der zu verwendenden Farben. Als völlig unbedeutende Abweichung tragen die Söhne keine Krawatten, sondern eine Fliege. Wesentlich mehr an Information als die Anleitung geben kann, gibt das sehr gelungene Deckelbild der Schachtel preis. Derjenige, der die dargestellte Szene des Deckelbildes in etwa so basteln und anmalen kann, bewundere ich jetzt schon.
Zugabe
Die erste Seite der damaligen Patentschrift liegt als Kunstdruck bei. Perfekt für eine ansprechende Präsentation des Modells.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Ich teile den Enthusiasmus meines Kollegen voll und ganz. Zum bekannten Fazit kann ich nur noch die Figuren hinzuziehen, die eine historische Vignette der ersten Langstreckenfahrt erlauben. Wie der Bausatz durch die Verwendung filigranster Teile dem Profi zu empfehlen ist, sollte für den Zusammenbau und die Gestaltung der Figuren zumindest eine gewisse Erfahrung vorhanden sein. Eine Bauaufteilung zweier Modellbaufreunde/Freundinnen, in einem Gemeinschaftsprojekt kann ich mir hier sehr gut vorstellen. Mit der Zugabe der drei Personen ist nun auch der Preis eher zu verschmerzen.
Zweifelsohne ist dies ein modellbauerisches „Highlight“ aus dem Hause ICM!
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
viel Spaß beim Basteln wünscht,
Guido Veik
Februar 2021