ICM 32020 - CR. 42 Falco WWII Italian Fighter
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 5 graue Spritzrahmen mit 158 benötigten Teilen
- 1 transparenter Spritzrahmen mit 4 Teilen
- 1 Decalbogen
- 20-seitige Bau- und Lackieranleitung in A4
Vorwort
Nach Chaika, Jungmann, Gladiator und Stearman brachte ICM vor kurzem einen weiteren der wahren Klassiker der Luftfahrt, im großen Maßstab 1/32, auf die Basteltische der Fans. Mit der italienischen Falco hat die Serie an Doppeldeckern nun also Zuwachs bekommen und erfreut nicht nur den Sammler und Profi, sondern, der leichten Baubarkeit wegen, auch den Einsteiger und weniger erfahrenen Bastler.
Vorbild / Historie:
Die Fiat CR.42 war die nochmals verbesserte und leistungsgesteigerte Nachfolgerin der bereits im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzten CR.32, ebenfalls ein Jagdeinsitzer in herkömmlicher leinenbespannter Doppeldecker-Auslegung; sie wies jedoch im Gegensatz zu dieser einen luftgekühlten Doppelsternmotor auf. Entwickelt wurde sie wie schon ihre Vorgängertypen vom Ingenieur Celestino Rosatelli, woraus sich die Modellbezeichnung CR ergibt.
Das Doppeldecker-Jagdflugzeug war bereits bei seiner Einführung veraltet. Es entstand zu einer Zeit, als es im Deutschen Reich, in Großbritannien, Frankreich oder in den USA bereits moderne Jäger als Eindecker mit einziehbarem Fahrwerk gab, wie etwa die Messerschmitt Bf 109, Hawker Hurricane oder die Morane-Saulnier M.S.406-Jäger. Selbst in Italien gab es modernere Entwicklungen, wie die Fiat G.50 Freccia, Macchi MC.200 Saetta oder die Reggiane Re.2000 Falco. Der Grund hierfür war, dass es in der Regia Aeronautica (italienische Luftwaffe bis 1943) viele Verfechter der Idee des akrobatischen Luftkampfes gab, wie sie bislang mit der CR.32 perfekt ausgeübt werden konnte. Man war davon überzeugt, dass die Entschlossenheit des Piloten und die Wendigkeit allein genügten, um in Luftkämpfen zu siegen. Diese Luftkampftaktik vertraten auch die japanischen Militärs zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Darüber hinaus war für diese Entwicklung der große Erfolg des agilen Jagd-Doppeldeckers CR.32 im Spanischen Bürgerkrieg förderlich, sodass die Regia Aeronautica zum Zeitpunkt des Erstfluges der CR.42 sich noch nicht eindeutig für den Eindecker entschieden hatte. Diese erkannte ihre Fehleinschätzung indes erst 1939 und damit sehr spät, was dazu führte, dass die Falco zu Kriegsbeginn mit die Hauptlast bei den Luftkämpfen tragen musste.
Der Erstflug der CR.42 fand am 23. Mai 1938 statt. Die Maschine unterschied sich von ihrer Vorgängerin CR.32 durch einen moderneren Rumpf und einen luftgekühlten Doppelsternmotor vom Typ Fiat A.74 RC.38 mit einer Leistung von 840 PS. Zwar gehörte die „Falco“ zu den besten je gebauten Jagdflugzeugen ihrer Art; sie war jedoch zur Zeit des Kriegseintritts des faschistischen Italiens im Juni 1940 veraltet. Trotzdem war sie sehr beliebt bei den italienischen Verbänden, so dass einige Einheiten sogar ihre moderneren Macchi MC.200-Jäger gegen die CR.42 austauschten.
Auch ausländische Streitkräfte fanden schnell Interesse an dem wendigen Fiat-Jäger, immerhin zählte die italienische Luftwaffe in den 1930er-Jahren zu den Spitzenreitern der Luftkriegsführung, die auch zahlreiche Rekorde für sich verbuchen konnte. So kauften die belgischen Luftstreitkräfte 42 „Falcos“, Ungarn 68 Flugzeuge und Schweden (als J11) 72 CR.42. (Quelle: Wikipedia)
Der Bausatz
Wie üblich bei ICM, ist der Bausatz in einer neutral weißen Klappdeckelschachtel mit zusätzlichem hochglanzbedrucktem Stülpdeckel verpackt. Ausreichend gut geschützt befinden sich die grauen Spritzrahmen in einem Folienbeutel, die Klarsichtteile nochmals in einem separaten. Die Spritzrahmen an sich sind von gut bis sehr guter Qualität; durch das durchdachte CAD-Design und die daraus geschaffenen Metallformen, sowie einem Detailreichtum, der auch immer die Baubarkeit nicht aus den Augen verliert, hat sich ICM in den letzten 10 Jahren ein sehr guten Ruf mit den erarbeitet.
Auf Bauteilebene haben wir durchwegs einen sauberen und gratfreien Spritzguss. Sinkstellen lassen sich -auch des intelligenten Designs wegen- nicht erkennen, Auswerfermarken sind nur in später nicht mehr sichtbaren Bereichen zu finden. Eine Ausnahme hiervon betrifft die Rückenlehne des Pilotensitzes. Natürlich gilt es auch die obligatorische Formtrennlinie (an vereinzelten scharfen Bauteilkanten auch mit geringer Häutchenbildung) hier und da zu entfernen. Die Oberflächen wurden stimmig umgesetzt, sei es bei den durchdrückenden Rippen der Tragflächen, der Rumpfstruktur, dem beplankten Rumpfbug mit den Verschraubungen oder den Wartungszugängen.
Das bei bei Doppeldeckern leidige Thema „Verspannung“ ist bei der Falco definitiv auf ein Minimum reduziert! Wie auf dem Foto unten zu sehen ist, laufen die wenigen Spannseile in die Strebenbecher und sind somit nicht direkt auf den Flächen verankert. In der Bauanleitung ist dies allerdings nicht zufriedenstellend abgebildet.
Foto unten: (c) Roland Turner via Wikimedia
Die Steuerflächen werden in Neutralstellung verbaut, hierzu sollte man die Steuerseile ergänzen und an den Anlenkhörnern anbringen. Im Vergleich zu dem sehr positiven Gesamteindruck des Kits, fallen die Räder doch deutlich ab. Wenige Details der Felgen, nicht gewichtet und eine glatte Bereifung fallen hier ins Auge.
Der Spritzrahmen C beinhaltet den Sternmotor Fiat-A-74-RC-38. Auch hier gilt wieder, es ist der ultimative Hingucker am Modell. Mit über 50 fein detaillierten Teilen kann sich dieser wirklich sehen lassen. Neben den exzellent umgesetzten Zylindern, feinen Stösselstangen und dem am Ende hohlen Auspuffkrümmer macht der Bau mehr als nur Spaß und man fragt sich, ob man den Bausatz nicht ein zweites mal kaufen sollte, nur des Motors wegen… Wie bei den Gurten im Cockpit gilt auch hier, das Zündgeschirr sollte für einen originalgetreuen Eindruck ergänzt werden.
Möchte man den Sternmotor zeigen, so werden die Ventildeckel (Bauteile D1) verbaut. Bei geschlossenem Motor sind diese wegzulassen! (siehe unten). Im Klartext heißt dies, dass man sich frühzeitig überlegen sollte, wie man das Modell später präsentieren möchte.
Mit insgesamt 24 Teilen (inkl. des typischen Rohrrahmens) hat ICM eine stimmige Replik des Cockpit geschaffen. Decalelemente für die Instrumente sind auf dem großen Bogen enthalten; da es sich aber um den typischen ICM-Basisbausatz handelt, wurden Gurte nicht berücksichtigt. Unabdingbar bei einem derart großzügigen Einblick, wird der ambitionierten Modellbauer diese natürlich nachrüsten.
Die genauere Betrachtung der Klarsichtteile ist auch schon mit wenigen Worten abgehandelt. Hochtransparent, ausreichend dünn und schlierenfrei!
Bauanleitung
Die Bauanleitung der Falco ist in puncto Übersichtlichkeit gut bis sehr gut und augenscheinlich fehlerfrei umgesetzt. Lediglich der Verspannungsplan auf Seite 18 etwas vage. Ebenfalls auf Seite 18 erhält man eine Schablone um selbst Lackiermasken für die Windschutzscheibe zu schneiden. Farbcodes sind im System der ICM Kooperationspartner Tamiya und Revell aufgeführt. Zur Lackierung liefern die letzten drei Seiten jeweils farbige 4-Seiten Ansicht.
Markierungsoptionen:
- CR. 42 Falco, 83 So., 18 Gruppo, 56 Stormo C.T., Ursel, Belgium, November 1940
- CR.42 Falco, 75 Sq., 23 Gruppo Autonomo C.T., Sicily, June 1941
Decalbogen
Der große Bogen Wasserschiebebilder ist mit leuchtenden Farben, auf dünnem Träger und versatzfrei gedruckt. Auch die kleinen Elemente sind ausreichend scharf gedruckt und lesbar wiedergegeben. Positiv: einzeln zu verarbeitende Cockpitinstrumente und Propellerlogos sind mit von der Partie.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Kurzum gilt auch hier, der vielfache Wunsch nach einem zeitgemäßen Bausatz dieses Klassikers wurde mehr als nur erfüllt! Mit einer überschaubaren Teileanzahl und einem durchdachtem Design wird auch gerade der unerfahrene Bastler ein tolles Modell auf das Fahrwerk stellen können. Inzwischen kann man sogar aus 4 Bausätzen wählen, wobei einer sogar mit Bodenpersonal daher kommt.
Einziger Kritikpunkt des ansonsten hervorragenden Kits wäre das fehlende Gurtzeug im Cockpit. Toll wäre es, würde ICM einen doppelten Satz der Sitzteile anbieten, einmal mit angegossenen Gurten und einmal glatt für weitere Detaillierungen…
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Thomas Schneider
(April 2021)