CR. 42 LW with German Pilots
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 4 mittelgraue Spritzrahmen mit 192 Teilen
- 1 transparenter Spritzrahmen mit 4 Teilen
- 1 grauer Spritzrahmen (Figuren) mit 29 Teilen
- 1 Decalbogen
- 20+2-seitige Bau- und Lackieranleitung in A4
Vorwort
Nach Chaika, Jungmann, Gladiator und Stearman brachte ICM vor kurzem einen weiteren der wahren Klassiker der Luftfahrt, im großen Maßstab 1/32, auf die Basteltische. Mit der italienischen Falco hat die Serie an Doppeldeckern nun also Zuwachs bekommen und erfreut nicht nur den Sammler und Profi, sondern, der leichten Baubarkeit wegen, auch den Einsteiger und weniger erfahrenen Bastler. Vorliegend nun in der dritten Edition, im Set mit passenden Figuren.
Vorbild / Historie:
Die Fiat CR.42 war die nochmals verbesserte und leistungsgesteigerte Nachfolgerin der bereits im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzten CR.32, ebenfalls ein Jagdeinsitzer in herkömmlicher leinenbespannter Doppeldecker-Auslegung; sie wies jedoch im Gegensatz zu dieser einen luftgekühlten Doppelsternmotor auf. Entwickelt wurde sie wie schon ihre Vorgängertypen vom Ingenieur Celestino Rosatelli, woraus sich die Modellbezeichnung CR ergibt.
Das Doppeldecker-Jagdflugzeug war bereits bei seiner Einführung veraltet. Es entstand zu einer Zeit, als es im Deutschen Reich, in Großbritannien, Frankreich oder in den USA bereits moderne Jäger als Eindecker mit einziehbarem Fahrwerk gab, wie etwa die Messerschmitt Bf 109, Hawker Hurricane oder die Morane-Saulnier M.S.406-Jäger. Selbst in Italien gab es modernere Entwicklungen, wie die Fiat G.50 Freccia, Macchi MC.200 Saetta oder die Reggiane Re.2000 Falco. Der Grund hierfür war, dass es in der Regia Aeronautica (italienische Luftwaffe bis 1943) viele Verfechter der Idee des akrobatischen Luftkampfes gab, wie sie bislang mit der CR.32 perfekt ausgeübt werden konnte. Man war davon überzeugt, dass die Entschlossenheit des Piloten und die Wendigkeit allein genügten, um in Luftkämpfen zu siegen. Diese Luftkampftaktik vertraten auch die japanischen Militärs zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Darüber hinaus war für diese Entwicklung der große Erfolg des agilen Jagd-Doppeldeckers CR.32 im Spanischen Bürgerkrieg förderlich, sodass die Regia Aeronautica zum Zeitpunkt des Erstfluges der CR.42 sich noch nicht eindeutig für den Eindecker entschieden hatte. Diese erkannte ihre Fehleinschätzung indes erst 1939 und damit sehr spät, was dazu führte, dass die Falco zu Kriegsbeginn mit die Hauptlast bei den Luftkämpfen tragen musste.
Der Erstflug der CR.42 fand am 23. Mai 1938 statt. Die Maschine unterschied sich von ihrer Vorgängerin CR.32 durch einen moderneren Rumpf und einen luftgekühlten Doppelsternmotor vom Typ Fiat A.74 RC.38 mit einer Leistung von 840 PS. Zwar gehörte die „Falco“ zu den besten je gebauten Jagdflugzeugen ihrer Art; sie war jedoch zur Zeit des Kriegseintritts des faschistischen Italiens im Juni 1940 veraltet. Trotzdem war sie sehr beliebt bei den italienischen Verbänden, so dass einige Einheiten sogar ihre moderneren Macchi MC.200-Jäger gegen die CR.42 austauschten.
Auch ausländische Streitkräfte fanden schnell Interesse an dem wendigen Fiat-Jäger, immerhin zählte die italienische Luftwaffe in den 1930er-Jahren zu den Spitzenreitern der Luftkriegsführung, die auch zahlreiche Rekorde für sich verbuchen konnte. So kauften die belgischen Luftstreitkräfte 42 „Falcos“, Ungarn 68 Flugzeuge und Schweden (als J11) 72 CR.42. (Quelle: Wikipedia)
Der Bausatz
Da der Bausatz der Falco, der diesem Set zugrunde liegt, bereits von Guido Veik äußerst treffend beschrieben wurde, zitiere ich hiermit seine Betrachtung:
Der Inhalt dieses Bausatzes ist, wie dem von ICM eigens vorgegebenen Standard, einwandfrei verpackt. Sehr gut geschützt sind die Spritzgussrahmen A,B,C,D und zweimal E1 in einer wiederverschließbaren Tüte zusammengefasst. Separat eingetütet ist der Rahmen F, womit die empfindlichen Klarsichtteile bestens vor Kratzern geschützt sind. Eingebettet in der stabilen Klappdeckelschachtel, die wiederum mit einem hochglanzbedruckten Deckel versehen ist, geht ICM hier keinen Kompromiss ein. ICM hat hier sicher einen sehr guten Weg hinsichtlich Kosten, Nutzen und Erscheinungsbild der Verpackung gefunden. Dem Modellbauer freuen auch solche Wertschätzungen abseits des eigentlichen Bausatzes!
Kernfrage eines jeden Bausatz-Reviews ist, wie denn der Hersteller dieses Modell umgesetzt hat. Technisch gesehen ist die CR.42, im Original wie im Modell, vergleichbar mit dem hauseigenen Modell der Gladiator gleichen Maßstabs. Nicht nur, dass durch diese Neuerscheinung zwei ehemalige Duellisten, des sich auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz der 1940iger Jahre vollführten Luftkämpfen, endlich im großem Maßstab zum letzten, friedvollem Nebeneinander in der Vitrine antreten dürfen, sondern auch ein weiteres willkommenes Modell Einzug in die Bastelstube hält.
Die Rohrrahmenkonstruktion, die in weiten Bereichen des Rumpfes mit Aluminium beplankt ist, kommt auch innerhalb des Cockpits dank der filigranen Nachbildung aller Rohre samt Verbinder zur Geltung. ICM hat hier sehr gut recherchiert. 19 Baustufen benötigt man dafür, beide Rumpfhälften miteinander zu verkleben. Die komplexe Formgebung der Rahmenstruktur um den Pilotensitz herum erfordert eine mehrteilige Ausführung dieser Baugruppe. Vorbildlich sind die einzelnen sichtbaren Details von ICM umgesetzt worden. Im Prinzip hängen ja die einzelnen Gerätschaften optisch betrachtet an den Rohren. Der Sitz, beide Seitenkonsolen, die Sauerstoffflasche und das zweigeteilte Instrumentenboard lassen jede Einzelheit erkennen. Lediglich auf der linken Seitenkonsole sollte man die Gas- und Gemischhebel laut Vorbildfotos ergänzen. Der Steuerknüppel samt Anlenkung des Höhenruders wird auf der Bodenplatte befestigt und das doppelt angewinkelte Rohr mit den Pedalen des Seitenruders wird unten an dem vor den Instrumentenboard befindlichen Bauteil B10 geklebt. Hier wird die Rahmenstruktur plastisch angedeutet. Ohne jedwede Beeinträchtigung sind die Bauteile gefertigt. Allenfalls ein bisschen Nacharbeit muss im entfernen von ganz feiner Fischhaut investiert werden. Da diese sich an den Klebenähten befindet, erwähne ich sie der Vollständigkeit wegen, wobei sie sich beim Überschleifen der Klebenaht sehr leicht entfernen lässt. Für alle Bauteile gilt hier diese Beschreibung. Hervorzuheben ist die Ausführung vom Motor und die Darstellung der mit Stoffbespannten Flächen am Rumpf und am Tragwerk. Feinste Kühlrippen zeichnen den Fiat-Motor Typ A 74 R1C 38 aus. Egal ob Propellerreduktionsgetriebe, Stößelstangen des 2-Ventilers oder die von hinten kommenden Ladeluftleitungen zum Einlassventil, sind vorbildlich gestaltet. Dadurch kann sich ICM natürlich erlauben, den Motor einmal mit und ohne Verkleidung darstellen zu lassen. Sofern die Verkleidungsteile der Cowling (in Form von Bauteil B3, B5, B25 und B26) weggelassen werden, müssen an den Zylinderköpfen die Ventildeckel D1 befestigt werden. Je Seite ist der Auspuff dreigeteilt. Ein schon offenes Ende ist das Resultat dieser Aufteilung. Gerne kann man hier noch etwas weiter aushöhlen. Zusätzlich bietet der Kit auch noch geschlossene oder geöffnete Kühlluftklappen an. Jetzt schon eine hervorragende Basis, um mit dem in Eigenregie anzufertigenden Zündgeschirr und den Druckluftleitungen der Druckluftstartanlage (nur am vorderen Stern vorhanden) ein Mastermodell zu kreieren. Der weitere Aufbau geht dann schnell vonstatten. Wegen dem stabilen Plastik und der zu prognostizierenden Passgenauigkeit, eignet sich -dank der stabilen Konstruktion- dieser Typ ganz besonders für den Anfänger. Dazu tragen auch die Aussparrungen für die Streben am jeweiligen Flügelpaar bei. Lediglich eine sich kreuzende Verspannung (aerodynamische Spannbänder) wird an den äußeren Flügelstreben angebracht. Die Anschlusspunkte sind wie in der Zeichnung Seite 18 Baustufe 97 unten an der Oberkannte der Hosenverkleidung und oben in etwa dem ersten Drittel (von oben gesehen) an den Streben zu befestigen. Als Übung für die Kreuzverspannung sind die Steuerseile der Querruder anzugehen. Höhen- Seiten- und Querruder liegen einzeln bei. Wobei bei den letztgenannten auf eine Auslenkung verzichtet werden muss. Erstens, ist bei abgestellten Maschinen und gesicherten Maschinen der Steuerknüppel in Flugzeuglängsachse gesichert und zweitens ist die zweimalige rechteckige Verkleidung der Gelenkmechanik auf der Oberseite des Flügels nur graviert. Über Landeklappen verfügte die Fiat CR. 42 nicht, da sie mit ca. 130 km/h Landegeschwindigkeit gut im Anflug beherrschbar war. Optional bietet der Kit einmal die Fahrwerkstreben mit der Verkleidung der Radgabel, ein zweites Mal ohne. Bei den Laufrädern hätte ich mir welche im belasteten Zustand gewünscht. Wer die CR. 42 der Nacht Schlacht Gruppe 9 verwirklichen will, kann sich das weitere Aufweiten des Auspuffs sparen. Die bis hinter dem Cockpit ragenden Flammenvernichter (aus 2 Teilen bestehend) klebt man direkt auf das Ende auf. Wer bis ins letzte Detail vorgehen will, kommt um ein Aufbohren der kleinen, an die Zähne einer Holzraspel erinnernden Abgasöffnungen nicht umher. Pro Seite sind es 21 Stück!
Bringt man noch den wohlproportionierten und einteiligen Dreiblattpropeller mit variabler Steigung an und hängt die 50 kg Bomben ein, müsste nach dem gelingen der Lackierung eine sehr gute Replik im Maßstab 1:32 vor einem stehen.
Bauanleitung
Die Bauanleitung der Falco ist in puncto Übersichtlichkeit gut bis sehr gut und augenscheinlich fehlerfrei umgesetzt. Lediglich der Verspannungsplan auf Seite 18 ist etwas vage. Ebenfalls auf Seite 18 erhält man eine Schablone um selbst Lackiermasken für die Windschutzscheibe zu schneiden. Farbcodes sind im System der ICM Kooperationspartner Tamiya und Revell aufgeführt. Zur Lackierung liefern die letzten Seiten jeweils farbige 4-Seiten Ansicht.
Markierungsoptionen:
- CR. 42 LW,2/Nacht Schlacht Gruppe 9, Luftwaffe, Turin, April 1944
- CR. 42 LW, Nacht Schlacht Gruppe 20, Luftwaffe, Strasbourg, Oktober 1943
Decalbogen
Der nur aus relativ wenigen Elementen bestehende Bogen Wasserschiebebilder ist mit satten Farben, auf dünnem Träger und versatzfrei gedruckt. Auch die kleinen Elemente sind ausreichend scharf wiedergegeben. Positiv: einzeln zu verarbeitende Cockpitinstrumente sind mit von der Partie.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Die Figuren
Wie üblich bei ICM, stammen die Figuren aus einer handwerklich geschaffenen Kleinserienform. Dies bedingt zwar einige typische Qualitätsmerkmale, wie Grate und Häutchenbildung, wird aber durch das gekonnte Modellieren der Figuren an sich mehr als nur ausgeglichen. Alles wurde fein säuberlich in 32er Verkleinerung repliziert, ausdrucksstarke Gesichtszüge, Fliegerjacke mit Pelzkragen, Faltenwurf, Knöpfe, Reißverschluss und sogar gerade noch erkennbare Eiserne Kreuze unter den Halstüchern. Der Zusammenbau gestaltet sich einfach, technologiebedingt wird wohl etwas Spachtelmasse zum Verfüllen der Fugen notwendig sein.
Fazit
Kurzum gilt auch hier, der vielfache Wunsch nach einem zeitgemäßen Bausatz dieses Klassikers wurde mehr als nur erfüllt! Mit einer überschaubaren Teileanzahl und einem durchdachtem Design wird auch gerade der unerfahrene Bastler ein tolles Modell auf das Fahrwerk stellen können. Inzwischen kann man sogar aus 4 Bausätzen wählen; die Besonderheit dieses, eben mit fliegendem Personal.
Zwei kleine Kritikpunkt des ansonsten hervorragenden Kits wären das fehlende Gurtzeug im Cockpit. Toll wäre es, würde ICM einen doppelten Satz der Sitzteile anbieten, einmal mit angegossenen Gurten und einmal glatt für weitere Detaillierungen und einen deutlicheren Verspannungsplan. Denn bei der CR.42 reichen die Spannseile in die Strebenbecher hinein.
Mehr als nur wett macht dies das hervorragend gestaltete Figurenset, welches ICM hier beilegt. Und, nicht zu vergessen der Preis, liegt er doch beim Set in gleicher Höhe wie die Einzelmodelle der Falco!
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Thomas Schneider
(Juni 2021)