DH. 82A Tiger Moth British Training Aircraft
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 4 graue Spritzrahmen mit 91 Teilen
- 1 transparenter Spritzrahmen mit 2 Teilen
- 1 Decalbogen
- 20-seitige Bau- und Lackieranleitung in A4
Vorwort
Bis auf einem guten, aber teuren Resinbausatz von Silver Wings, konnte man nur noch auf die bereits im Jahr 1978 erschienene Tiger Moth von Matchbox oder deren Wiederauflagen von Revell zurückgreifen. Derzeit allerdings nur auf Flohmärkten oder den diversen Verkaufsportalen im Netz erhältlich. ICM hat sich dieses Typs vor kurzem angenommen und bringt die Tiger Moth in der Version A, ebenfalls im derzeit sehr angesagten Maßstab 1/32, als komplett neuen Bausatz, auf dem Markt. Zum Vergleich ziehe ich das ex Matchbox-Modell heran, in der Version von Revell´s Wiederauflage 04712.
Vorbild / Historie:
Die Tiger Moth ist eines der am häufigsten eingesetzten Schulungsflugzeuge der Welt. Nach dem ersten Flug im Oktober 1931 wurde sie schnell als Standardmäßiges Ausbildungsflugzeug bei vielen Fliegerclubs und Reservegeschwadern eingesetzt. Mit offenem Doppel-Cockpit und Doppelsteuerung konnte sich diese Maschine äußerst gut auf jede primäre Ausbildung einschließlich Flugakrobatik und Blindflug einstellen. Während des zweiten Weltkriegs wurde die Tiger Moth auch von der britischen Luftwaffe eingesetzt. Die meisten Piloten jener Zeit begannen ihre Laufbahn in dieser Maschine. Die Tiger Moth spielte auch eine wichtige Rolle im Luftausbildungsplan des britischen Commonwealth. Große Stückzahlen wurden in Kanada gebaut; manche waren mit Schwimmern und Kufen ausgerüstet und viele mit verglaste, schiebbaren Cockpit -Abdeckungen. Weitere Nutzer waren die australische und neuseeländische Luftwaffe, Portugal, Uruguay, der Iran und der Irak flogen ebenfalls die Tiger Moth. Kurze Zeit nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Tiger Moth bei U-Boot Küstenpatrouillen eingesetzt. Obwohl sie wahrscheinlich durch ihre Kriegseinsätze ihre größte Berühmtheit erlangte, erwies sich die Maschine bei Privatbesitzern als äußerst beliebt. Die Tiger Moth ist ein hervorragendes Beispiel für die Entwicklung von leichtflugzeugen Mitte der 1930er Jahre. Das gesamte Moth-Programm wurde mit enormen Erfolg von De Havilland konstruiert und hergestellt.
DH. 82A Tiger Moth:
Verwendung: Schulungsflugzeug
Erstflug: 26. Oktober 1931
Motor: 1 × de Havilland Gipsy Major 1 oder 1F
Leistung: 130 PS (100 kW) oder 1C mit 145 PS (107 kW)
Spannweite: 8,94 m
Länge: 7,34 m
Höhe: 2,68 m
Leermasse: 488 kg
max. Flugmasse: 829 kg
Höchstgeschwindigkeit: 166 km/h
Dienstgipfelhöhe: 4270 m
Reichweite: 490 km
(Quelle: ICM, Revell; je nach Quelle z. Teil sich ändernde Werte)
Der Bausatz
Mit wie wenigen und wohl proportionierten Teilen man ein schönes Modell auf den Weg bringt, zeigt uns ICM hier mit diesem Typ. Nach ICM-Style, sehr gut und sicher verpackt, zeigen die Teile eine feine Detaillierung auf. Scharf, ohne Verzug und Fischhaut abgespritzt, sind die Teile makellos. Gegenüber dem Kit von Revell, erkennt man deutlich den Fortschritt im Spritzguss. Wobei man fairer Weise sagen muss, dass aufgrund der einfach gehaltenen Maschine im Original, der Kit von Matchbox immer noch zu gefallen weiß. Dessen Vorteile liegen quasi in der Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten, wie z.B. einem geschlossenem Cockpit, mit Schneekufen und den im Bauplan berücksichtigten Schwimmern. Der neue Bausatz von ICM beschränkt sich vorerst auf die Erste, in der A-Version erhältlichen Form. Fast alle Bauteile werden hier verwendet. Lediglich die Stoffabdeckung für das hintere Cockpit und eine verbreiterte obere Abdeckung vor dem Seitenleitwerk sind optional für die zweite Variante vorgesehen. An den Innenseiten beider Rumpfhälften ist der Rohrrahmen der Rumpfkonstruktion feinst plastisch dargestellt. Zugleich beginnt hier mit einem Bohrer der Größe 0,3 mm der Bastelspaß. Mit dessen Hilfe bohrt man die bereits vormarkierten Löcher, wo die Steuerseile durch den Rumpf geführt werden. Mit dieser Methode werden alle Aufnahmepunkte der Verspannung, am einteiligen Oberteil vom unteren Flügel und dem einteiligen Unterteil vom oberen Flügel, durchgebohrt. Dank dieser cleveren Aufteilung der Bausatzteile, erlaubt dies eine Verspannung der Flügel auf einfachste Art, da erst später das Unterteil des unteren Flügels und das Oberteil des oberen Flügels nachträglich anzukleben sind. Auch die beiden vor dem Cockpit auf jeder Seite befindlichen Aufnahmepunkte werden so gesetzt. Dabei sind auf der rechten Rumpfhälfte die beiden Markierungen gerade noch erkennbar. Gegenüber dem linken Rumpfteil dachte ich zuerst, die hat der Formenbauer vergessen. Erst bei ganz genauem Betrachten gegen das Licht konnte ich die beiden Stellen erkennen. Hier sollte der Werkzeugmacher nochmals kontrollieren, ob die Form hier einen kleinen Schaden genommen hat. Die zu bohrenden Löcher bekommen in der Anleitung eine Ziffer, mit deren Hilfe in Baustufe 36 (für den Rumpf) und 37 (für die Flügel) eine glasklare Führung der Spanndrähte gezeigt wird. Eine äußerst praktikable und effektive Lösung. Bitte liebe Techniker von ICM, behaltet diese Lösung für alle zu verspannenden Flugzeuge bei. Respekt!!
Der Rumpf ist mit dem Einkleben beider Instrumentenbretter, den rückseitigen Verkleidungen der Cockpits und beider Gashebel schon fertig zum zusammenkleben. Die Anordnung der Instrumente, die als Decals beiliegen, ergibt sich aus der Größe der gravierten Gehäuse beider Anzeigeboards. Zwei Baustufen später soll der Kompass (Decal Nummer 2) angebracht werden. Diese Arbeit zieht man besser gleich vor und erledigt sie mit dem aufbringen der Decals Nummer 1. Leider muss hierfür der Kompass halbiert werden. Ein Tropfen Klarlack schützt nicht nur die Wasserschiebebilder, sondern suggeriert auch das Glas der Instrumente. ICM zeigt auch an, dass man auf Länge geschnittenes Verspannungsmaterial vorab in die zuvor gebohrten Löcher der Steuerung und Verspannung einkleben soll. Ich fädele lieber einen Dummy-Draht von 0,1 mm stärke ein und ersetze ihn später durch Anglerschnur der Stärke 0,15 mm. Sollte mir dies misslingen, bohre ich später die Löcher mit einem 0,4 mm Bohrer auf und klebe dann am Ende der Anglerschnur eine 0,4 mm Messinghülse mit 0,22 mm Innendurchmesser auf. Dieses Ende kann ich gut in das Loch einfügen und mit Superkleber fixieren. Nach dem befestigen von Höhen- und Seitenleitwerk kommt man zum Motor. Ausreichend modelliert, verschwindet er später unter der Motorabdeckung. Sofern man die linke Verkleidung des Motors weglässt, um den Blick auf den Gipsy Major freizugeben, kommt man um etwas zusätzlicher Verfeinerung nicht umher. Rechts macht es wenig Sinn, da ein Luftleitblech den Blick auf die Zylinder und Anbauteile verhindert. Richtig gut und optisch sehr gefallend hat ICM die stoffbespannte Oberfläche der Flügel wiedergegeben. Genau treffend erkennt man die darunter liegenden Rippen, Spannten und Längsgurte am Rumpf. Leider habe ich kein Bauteil ausfindig gemacht, das eine Benzinleitung vom im Oberflügel mittig platziertem Tank zum Motor darstellt. Diese ist aber schnell aus Kupferdraht zurechtgebogen und laut Vorbildfotos anzukleben. Erst mit dem Anbau des unteren Flügels vervollständigt sich das Cockpit. Auf einem Rahmen werden die Steuerknüppel, die Pedale, der hintere Sitz und der Vordere Spannt, der als Sitz ausgeführt ist, eingebaut. Es liegen weder Sitzgurte als Decals oder Ätzteile bei. Ein Umstand, der wohl nie zur Zufriedenheit von uns Modellbauer zu lösen sein wird. Die letzten Baustufen zeigen in verschwenderischem Großformat die letzten anzubringenden Teile. Fahrwerk, Verstrebungen, separate Querruder und Anlenkfahnen der Steuerung.
Bauanleitung
ICM bleibt seiner Ausführung der Anleitungen treu. Leicht verständlich und überaus übersichtlich führt sie dank großer und deutlicher Zeichnungen der einzelnen Baustufen logisch und unmissverständlich durch den Bau. 17 Seiten werden den Baustufen gewidmet, Seite 18 trägt einen kleinen Plan und ein Muster für die Maskierung. Zu verwirklichen sind auf den letzten Seiten eine in über alles in Silber gehaltene Tiger Moth und eine im typischen RAF Tarnschema mit gelber Unterseite, gelber Motor-Cowling und oberen gelben Flügelspitzen bemalte Moth. Als Partner für die Farben sind wie üblich, Revell und Tamiya Farben angegeben.
Markierungsoptionen:
- DH. 82A Tiger Moth, No 3 Flight Training Squadron, RAF Grantham, 1938
- DH. 82A Tiger Moth, No 25 (Polish) EFST, Summer 1944
Decalbogen
Mit kräftigen Farben, versatzfrei und auf dünnem Trägerfilm gedruckt, zeigen die Decals den hohen Standard von ICM.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Der bisherige Platzhalter (Matchbox/Revell) ist vom Thron gestoßen. Allerdings gebührt ihm die Ehre, bis jetzt die Fahne im Spritzguss der 1/32er Tiger Moth hochgehalten zu haben. Mit den schon angekündigten Varianten hat sich ICM redlich die Krone verdient. Erstklassig haben sie die Verspannung umgesetzt. Die von mir beschriebenen Kleinigkeiten trüben keinesfalls meine Meinung. Auch hier gratuliere ich ICM zu dieser Tiger Moth. Ausführung und Ausarbeitung der Details mit einem sehr guten Formenbau können als Resultat nur ein gutes Modell hervorbringen. Die Decals sind von gleicher Qualität und versprechen eine einfache Verarbeitung. Für uns Detailverliebten fehlen leider die Sitzgurte. Eine kleine Ätzplatine wäre schon angebracht gewesen. Hervorragende Klarsichtteile gehören zum gewohnten Anspruch an diesen Bausatz und an ICM. Als einzigen Wehrmutstropfen hätte ich bei der Preisgestaltung eine Zahl im dreißiger Bereich gesehen.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Viel Bastelspaß wünschend,
Guido Veik
(April 2021)