ICM 32042 - Gloster Sea Gladiator Mk.II
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 6 graue Spritzrahmen mit 139 Teilen
- 1 transparenter Spritzrahmen mit 10 Teilen
- 1 Decalbogen
- 20-seitige Bau- und Lackieranleitung in A4
Vorwort
Um das Trio komplett zu machen, reicht uns ICM die derzeit letzte Version der Gloster Gladiator, im Maßstab 1:32 und kurz auf die neuerschienenen Versionen der Mk.I und Mk.II, nach. Es handelt sich um die Ausführung für die britische Marine, die Gloster Sea Gladiator Mk.II.
Vorbild / Historie:
Die Gloster Gladiator war ein einmotoriges Jagdflugzeug aus britischer Produktion und das letzte als Doppeldecker ausgelegte im Dienst der Royal Air Force. Sie bildete den Abschluss einer langen Entwicklungsreihe von erfolgreichen Doppeldeckerkonstruktionen des Herstellers Gloster Aircraft Company. Die Gladiator flog zuerst im September 1934 und wurde im Januar 1937 bei der Royal Air Force eingeführt. Die Konstruktion der Gladiator zeigte noch einige für Doppeldecker typische Merkmale: verstrebte und verspannte Tragflächen, einen stoffbespannten Rumpf und ein festes Fahrwerk. Fortschrittlicher waren das geschlossene Cockpit und hydraulische Landeklappen. Die Gladiator war bereits vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs den als Eindecker ausgelegten moderneren Jagdflugzeugen unterlegen. Im Zweiten Weltkrieg kam es jedoch noch zu einzelnen Konfrontationen zwischen der Gladiator und anderen Doppeldeckermustern. So wurde sie über Malta im September 1940 gegen italienische Fiat CR.42 eingesetzt. Dabei konnten wahrscheinlich zwei CR.42 durch Gladiator abgeschossen werden. Auch im Sowjetisch-Finnischen Winterkrieg 1940 kam es zu Luftkämpfen finnischer Gladiator mit sowjetischen I-15- und I-153-Doppeldeckern.
(Quelle: Wikipedia)
Der Bausatz
Ganze drei Teile benötigt man dafür, um aus einer Gladiator Mk.II eine navalisierte Version zu schaffen. Eben diese drei Teile finden sich, im neuen ICM-Kit mit der Nummer 32042, auf dem Rahmen G.
Vollkommen identisch mit dem Vorgängerbausatz 32041 (bis auf die Decals und der Bauanleitung natürlich) kommen mit dieser Version die Freunde der Marinefliegerei zum Zug.
Anstelle des unteren Rumpfabschnitts B10 kommt hier das Neu-Teil G2 zum Zuge. In ihm ist die Aussparrung für den V-förmigen Fanghaken (Neu-Teil G3) eingearbeitet. Für die zu verwirklichenden Versionen 1,2 und 3 benötigt man diese beiden Teile. Ob nun die von ICM angegebene Version 4 ohne Fanghaken flog, gilt es zu überprüfen. Per tropfenförmiger Verkleidung ist das Schlauchboot unter und genau vor dem Cockpit angebracht. Dieses Neuteil G1 kann hier ohne jedwede Passstifte mehr oder weniger stumpf auf die Unterseite angeklebt werden. Genau hier befand sich der Sammelkasten für die verschossenen Hülsen und die der zerfallenen Glieder des Gurtes. Um den Wegfall dieses Kastens zu kompensieren, verlängerte man die Hülsenkanäle und leitete sie ins Freie ab. Ich habe mich gefragt, warum das Rettungsboot ausgerechnet unter dem Rumpf montiert war. Ich denke, durch das feste Fahrgestell ist ein Überschlag nach einer Notwasserung unumgänglich. Der relativ schwere Motor und kurze Überhang der Masse zum Drehpunkt der Räder unterstützt den Überschlag. Somit ist das Rettungsboot auf der Oberseite und kann vom auftauchenden Piloten ausgepackt werden. Sollte ich mit meiner Annahme falsch liegen, wäre ich dankbar, wenn ein Leser mir hierzu gesicherte Information liefern könnte.
Die Fleet Air Arm, kurz FAA, forderte eine bessere Start und Steigleistung für die Sea Gladiator. Der Fairay-Reed 3 Blatt Metall Propeller mit fester Steigung (3,2 m Durchmesser) brachte mehr an dieser geforderten Leistung als der Watts-Holz-Propeller mit zwei Blättern. Die etwas geringere Gesamtleistung mit dem dreiblättrigen Propeller, man bewegt sich hier in einen Bereich von ca. 6 km/h weniger an Höchstgeschwindigkeit und eine um ca. 370 m verminderter Höhenleistung, nahm man dabei in Kauf. Sicherlich hat auch das um knapp 50 kg erhöhte Leergewicht, was insgesamt zu einem maximales Startgewicht von 2277,1 kg geführt hat, beigetragen. Die ersten 38 Maschinen wurden aus vorhandenen Gladiators Mk.II umgebaut, die folgenden 60 Sea Gladiator kamen aus den Werkshallen als Neuproduktionen. Von miles per hour auf knots wurde der Air Speed Indicator (ASI) recalibriert und ein TR.9 Funkgerät der Marine eingerüstet. Das Erstere ist für unser Modell belanglos, beim zweiten bin ich nicht sicher, ob sich das Funkgerät im Cockpit befindet oder hinter dem Sitz, wo es nicht zu sehen ist.
Ausgepackt und fein säuberlich auf dem Tisch ausgebreitet, liegen die sieben Rahmen auf meinem Basteltisch und lassen aus der Distanz von einem halben Meter jetzt schon feinsten Spritzguss erkennen. Rahmen für Rahmen unterziehe ich meinem doch verwöhnten Auge die angegossenen Bauteile einer ersten Prüfung. Beide Rumpfhälften trägt der A-Runner und zeigt pikobello saubere Details wie eine ebenso saubere Ausführung vom Spritzguss. Wunderbar wiedergegen sind die erkennbaren, längsverlaufenden Rohre der Rumpf-Rohrkonstruktion, in deren Zwischenraum sich die Stoffverspannung absolut realistisch einschnürt. Die auf beiden Seiten aufgesetzten Rahmen dreier Verkleidungen könnten nach meinem Geschmack etwas weniger ausgeprägt ausfallen. Auf zeitgenössischen Aufnahmen und Fotos aktuell restaurierter Gladiators sind diese Verkleidungen, zwei links und eine rechts, sofort erkennbar, treten aber nicht so in den Vordergrund. Wahrscheinlich täuscht mich dieser Eindruck und verschwindet nach dem lackieren. Im direkten Vergleich mit der Gloster Gladiator G-AMRK, haben die Entwickler dieses Modells ganze Arbeit geleistet. Jedes erkennbare Detail ist minutiös umgesetzt worden. Eine wahre Freude für den Betrachter. Gleichermaßen gefällt Rahmen B. Neben den vier Motor- und den MG-Verkleidungen
(befindlich unter dem Unterflügel), trägt er das Seiten- und Höhenruder und den in Ober- und Unterschale aufgeteilten Oberflügel. Gerade zu perfekt ist die dargestellte Bespannung getroffen worden. Überdies sind alle Steuerflächen beweglich ausgeführt, was weiterhin zu einem realistischen Erscheinungsbild der Gladiator beiträgt. In gleicher Manier wie der Oberflügel überzeugt der auf den Rahmen C angebrachte Unterflügel. Genauso aufgebaut wie der obere Teil des Flugwerks, trägt die Ausführung der Bauteile zu einer hervorragenden Stabilität des Modells bei. Für beide Flügelpaare sind mittig vom Rahmen C die Querruder als einzelnes Bauteil angebracht. Auch diese können mit einem leichten Ausschlag am Gladiator angeklebt werden. Zum landen, sind die zum Rumpf hin als Spreizklappen ausgeführten Landehilfen nur als Gravur auf beiden Flügeln dargestellt. Das ist auch gut so, denn nur beim Verlassen seiner eigentlichen Bestimmung des Fliegens, wurden sie ausgefahren und nach der erfolgten Landung wieder eingefahren. Auffallend sind die großen Räder. Ohne viel Schnick schnack wie im Original, sind sie zweigeteilt ohne Belastung mit einem leichten Profil versehen abgespritzt worden. Einige Bauteile des Cockpits, die zweigeteilten Stiele zum Rumpf hin, die Propellernabe, das Wellblech vor dem Cockpit zur weiteren Kühlung des Ölkühlers und ein in Ober- und Unterteil aufgeteiltes Instrumentenbrett vervollständigen nebst weiteren Teilen Rahmen C. Dabei gefallen die als einzelne Instrumente gedruckten Decals besonders gut. Deren Anordnung ergibt sich von selbst, da sie wie die erhaben gravierten Instrumentengehäuse auf dem Trägerfilm angeordnet sind. Ein Tropfen Klarlack darauf gesetzt und schon hat man ein perfekt realisiertes Instrumentenboard, das unseren imaginären Piloten alle wichtigen Daten zum Flug mitteilt. Die Teile, die sehr viel an Details erkennen lassen, sammeln sich um den Rahmen D. Zwei Motorhälften des luftgekühlten 9-Zylinder Bristol Mercury VIIIA Motors, die Abgaskrümmer, der Townend-Auspuffsammelring, alle Streben, die MG´s (zwei synchronisierte .303 cal. Vickers MG´s und 2 auf der Druckseite des unteren Flügels per Waffengondel montierte .303 Lewis MG´s) und die meisten Kleinteile vom Cockpit. Ins Auge sticht der gut 10 cm messende Zweiblattpropeller von Watts, dessen Blatttiefe und Blattsteigung durchaus als gewaltig bezeichnet werden darf. Für eine sehr interessantes Konstruktionsmerkmal halte ich die hintereinander liegenden Stößelstangen des Vierventil-Motors. Bauteil D 36 gibt diese technische Besonderheit der Motorenfamilie gekonnt wieder. Zugleich zeichnet sich der ganze Kit durch liebevoll ausgearbeitete Details aus, die bemerkenswert sind. Alle Teile zeigen wie gesagt einen sehr guten Spritzguss, der zum Besten gehört was derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Dieses Urteil unterstützen geradezu die Klarsichtteile. Klare Sicht, wo immer man durchschauen möchte. Ohne Nacharbeit sehen sie so aus, als wären sie vor dem nächsten Flug auf Hochglanz poliert worden.
Rein technisch gesehen bietet der Kit den selbigen einmal mit und ohne Motorabdeckung darzustellen. Die Bauanleitung geht hier auf Seite 16 genauestens darauf ein. Hierfür muss für jeden Zylinder ein Bauteile D14 (der Gehäusedeckel der Nockenwellen für die Ein- und Auslassventile) in Baustufe 54 angeklebt werden. Mit Bauteil D14 kann die Verkleidung den Motor nicht abdecken. Wer denn dann eine genaue Replik des Motors darstellen will, kommt ohne die Zündkerzen und deren Verkabelung nicht umher. Gut ist, dass für den offenen Motorraum zwei separate Auspuffrohre mit den zugehörigen Anschlussstücken an den Sammelring beileigen (D21 u. D22, D28 u. D29).
Bauanleitung
ICM bleibt seiner Ausführung ihrer Anleitungen treu. Leicht verständlich und überaus übersichtlich führt sie dank großer Zeichnungen der einzelnen Baustufen logisch und unmissverständlich durch den Bau. 16 1/2 Seiten sind für 67 Baustufen da, 1 1/2 Seiten für die Verspannung und 2 Seiten für die Lackierung samt Übersicht der Decals. Der Grafiker zeichnet die Anordnung der Steuerseile und den Verlauf der Spannbänder richtig ein, geht aber leider nicht genau darauf ein, um was es sich dabei handelt. Die Engländer benutzten sog. Spannbänder, an deren Enden sie in ein Gewinde übergingen, mit dessen Hilfe sie dann gespannt wurden. Stromlinien gerecht, hatten sie eine leicht ovale Form. Gewiss ist dies nicht leicht umzusetzen. Derzeit bietet nur AIMS ein fotogeätztes Set der Spanndrähte an. Ganz unten links auf der 18ten Seite ist ein MASK TEMPLATE gedruckt, mit dessen Hilfe man sich Maskier-Schablonen aus Kabukiband schneiden kann. Ein sehr gute Idee.
Der Farbteil ist übersichtlich, aber nicht gerade üppig. Ein bisschen Einarbeitung erfordert die grafische Darstellung schon. Alle 4 Versionen sind in einem Grün/Braunton lackiert. Die Unterseite ist in Sky lackiert, die rechte untere Flügelseite ist weiß lackiert, die linke in schwarz. Für die Farben dienen die Kooperationspartner Revell und Tamiya. Wie gewohnt, sind sie als Produzent der für den Kit benötigten Farben auf der ersten Seite der Anleitung aufgeführt.
Markierungsoptionen:
- Gloster Sea Gladiator Mk.II, No 804, RNAS Hatston, Orkney Islands, October 1940
- Gloster Sea Gladiator Mk.II, No 804, HMS Furios, May 1940
- Gloster Sea Gladiator Mk.II, No 813, HMS Eagle, Summer 1940
- Gloster Sea Gladiator Mk.II, Hal Far, Malta, June 1940
Decalbogen
Gleichzusetzten mit dem Kit sind die Wasserschiebebilder. Hier erlaubt sich ICM keine Schwäche. Ganz im Gegenteil, hier zeigen Sie einmal mehr, wie sie sein sollten! Scharf, versatzfrei, dünn, farbecht und perfekt im Raster gedruckt, erfreuen Sie mein Auge. Auch der Trägerfilm verspricht die Ideale Stärke zu haben. Ausgezeichnet!
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Wie die Mk.I und Mk.II, reiht sich ICM mit dieser Gloster Sea Gladiator Mk.II nahtlos in die Reihe der qualitativ sehr guten Modellhersteller ein. Ausführung und Ausarbeitung der Details mit einem sehr guten Formenbau können als Resultat nur ein gutes, ein sehr gutes Modell hervorbringen. Die Decals sind von gleicher Qualität und versprechen eine einfache Verarbeitung. Vier zu verwirklichende Varianten der Abziehbilder sind mehr als gut, wobei diesmal alle vier Markierungsmöglichkeiten in Tarnbemalung gehalten sind.
Die wenigen augenscheinlichen Änderungen wurden gekonnt umgesetzt und benötigten nur 3 Bauteile.
Für uns Detailverliebten fehlen leider die Sitzgurte. Eine kleine Ätzplatine wäre schon angebracht gewesen. Wie wir aber die Verspannung bewerkstelligen, bleibt jedem Modellbauer selbst überlassen. Dafür kann man den Hersteller von Spritzgussmodellen auch nicht verpflichten. Zu aufwendig und Komplex ist dieses Thema. Dafür hat der Zubehörhandel einen gewissen Spielraum, sich um dieses Modell zu kümmern.
Darüber hinaus kann man auch die Mk.I verwirklichen, Abziehbilder hierfür müssen aber selbst gestellt werden.
ICM hat eine wunderbare Replik der Gloster Sea Gladiator Mk.II auf dem Markt gebracht, an der sich auch der Nachwuchs im Modellbau herantrauen sollte. Uneingeschränkt zu empfehlen ist der Kit dem erfahrenen Modellbauer, weil wie gesagt die Verspannung ansteht und auch noch Raum für die Detailfreaks vorhanden ist. Zudem ist er für deutlich unter 50,00 Euro im Fachhandel erhältlich.
Freuen wir uns auf die nächste Version mit Skiern!!
Happy Modelling,
Guido Veik
(Oktober 2020)