ICM 35658 - Type AG 1910 London Taxi 1/35
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 4 graue Spritzrahmen mit 91 Teilen
- 1 Klarsichtrahmen mit 8 Teilen
- 5 schwarze Weichgummireifen (Vinyl)
- 1 Decalbogen
- 22-seitige Bau- und Lackieranleitung
Vorwort
Nicht nur in Paris verwendeten die Taxi-Unternehmen den Renault Typ AG 1, auch die Kollegen auf der Insel setzten auf dieses kleine, robuste Fahrzeug. Optisch ist es leicht mit dem erfolgreichen Model T von Ford zu verwechseln, doch handelt es sich hier um ein ganz anderes Fahrzeug. ICM legt mit dem 1910er Model eine frühe Variante des bereits erhältlichen Typs von 1914 auf.
Vorbild / Historie:
Der Renault Type AG war ein frühes Personenkraftwagenmodell von Renault. 1907 wurde daraus der Renault Type AG-1. Beide wurden auch 8 CV bzw. 8/9 CV im Jahre 1909 bzw. ab 1910 9 CV genannt. Mehrere tausend Exemplare wurden als Taxi eingesetzt. Das Modell löste 1905 den Renault Type Z in der Variante Type Z (b) ab. Varianten stellten der Renault Type AL und der Renault Type AN dar. Nachfolger wurde 1919 der Renault Type FD. Die nationale Zulassungsbehörde erteilte am 26. September 1905 seine Zulassung. Ein wassergekühlter Zweizylindermotor mit 75 mm Bohrung und 120 mm Hub leistete aus 1060 cm³ Hubraum 8 PS. Die Motorleistung wurde über eine Kardanwelle an die Hinterachse geleitet. Die Höchstgeschwindigkeit war je nach Übersetzung mit 34 km/h bis 46 km/h angegeben. Bei einem Radstand von 262 cm und einer Spurweite von 126 cm war das Fahrzeug 360 cm lang, 155 cm breit und 215 cm hoch. Das Fahrgestell wog 540 kg, das Komplettfahrzeug 1050 kg. Die Karosserieversion Landaulet ist überliefert. Das Fahrgestell kostete 5700 Franc.
Diese Ausführung erhielt am 18. November 1907 seine Zulassung von der nationalen Zulassungsbehörde. Die Bohrung war auf 80 mm erhöht, sodass sich ein Hubraum von 1206 cm³ ergab. Die Leistung war nun mit 7 PS angegeben. Steuerklasse und Geschwindigkeit blieben unverändert. Der Radstand betrug zunächst 255 cm, ab 1910 253 cm, ab 1911 258 cm und ab 1913 258,5 cm. Die Spurweite maß 132 cm. Das Fahrzeug war zunächst 351 cm lang und ab 1911 oder 1913 375 cm. Die Breite betrug zunächst 155,6 cm, 162,5 cm ab 1910und 160 cm ab 1911 oder 1913. Das Fahrgestell kostete zunächst ebenfalls 5700 Franc. Im Dezember 1907 oder 1909 stieg der Preis auf 5900 Franc und 1913 sank er auf 5600 Franc. Ab 1912 war die Ausführung G 3 für die Taxigesellschaft Compagnie Générale des Voitures à Paris mit Linkslenkung erhältlich. Die Taxis waren üblicherweise als Landaulet karosseriert. Daneben gab es Ausführungen als Limousine, Phaeton, Doppelphaeton und Kastenwagen. Renault gründete im März 1905 die Taxi-Gesellschaft Compagnie Française des Automobiles de Place. Diese Gesellschaft nahm 1905 250 Fahrzeuge, 1906 1000 Fahrzeuge und 1909 erneut 1500 Fahrzeuge ab. Daneben gab es zwei weitere Pariser Taxigesellschaften, die bevorzugt dieses Modell abnahmen. Die Fahrzeuge dieser drei Gesellschaften erhielten unterschiedliche Kennzeichen, die auf G 2 (für die Taxigesellschaft Kermina Métropole), G 3 und G 7 endeten. Von den rund 10.000 Taxis, die 1914 in Paris existierten, waren über 80 % von diesem Modell. (Quelle Wikipedia)
Der Bausatz
Vorbildlich verpackt, benötigt man gegenüber dem Kit mit der Nummer 35659 “Taxi de la Marne (1914)” einen zusätzlichen Rahmen F für das 1910er Modell. Die Glasteile sind wie gewohnt einzeln eingetütet, transparent und ohne erkennbare Mängel sehr sauber abgespritzt. Desweiteren sind die 5 Vinylreifen in schwarz ohne Haut und mit einem leichten Profil versehen gefertigt. Außer dem Anguss erkennt man weder eine Nahtstelle der Formenhälften oder anderweitige Beschädigungen. Diese sind so gut ausgeführt, dass sie ohne weitere Nacharbeit verbaut werden können. Nach dem vollendeten Bau bleiben fünf Bauteile übrig. Die Krabbelkiste freut sich darüber. Den Grund dafür findet man in dem nicht überdachten Arbeitsplatz des Fahrers. Gegenüber dem Paris – Taxi, sitzt der englische Taxichauffeur im Freien. Eine neue Trennwand zum Fahrgastraum, eine Hupe und ein zylinderförmiger Behälter sind die Hauptbestandteile des neuen Rahmen F. Zwei Halterungen zum Befestigen der Leuchten vervollständigen die Neuteile. Ich vermute mal, dass in diesem Zylinder, der auf dem rechten Trittbrett hinter dem Ersatzrad angebracht wird, die Regenschirme während der Fahrt transportiert wurden. Dafür muss ein Loch in Baustufe 02 wie angegeben in der Stärke von 0,9 mm in das rechte Trittbrett gebohrt werden. Gleich zwei Löcher dergleichen Stärke benötigt die Hupe auf der rechten Seite (Bauteil B3) neben dem Fahrersitz.
Zum Plastik: Sehr filigran und ohne erkennbare Fischhaut mit viel Liebe zum Detail abgespritzt , zudem mit einer vorbildlichen Reproduktion der Fahrwerksteile nebst kleinen Zweizylinder Motor versehen, versprechen die Plastikteile so gut wie keine Nacharbeit. Dementsprechend müsste auch die Passung ohne Beanstandung einhergehen. Die unvermeidbaren Auswerfermarken sind an die Innenseite verlegt und falls doch erkennbar, leicht zu eliminieren. Alle vier Räder haben 12 Speichen und ein kleines Ventil, wobei die hinteren auf eine Trommelbremse mit 6 Verschraubungen aufgesetzt werden. Bei gerade einmal 10-12 PS reicht eine Bremsanlage an der Hinterachse aus. Aber auch 1060 kg wollen bei einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h sicher zum Stillstand gebracht werden. Interessantes Detail ist das Ersatzrad. Da die Felgen untereinander nicht austauschbar waren, musste der „Kutscher“ bei einer Reifenpanne Mantel und Schlauch von der Felge abziehen und komplett neu aufziehen.
Als Elementares Instrument im damaligen Verkehr anzusehen, muss man etwas Arbeit in die Hupe investieren. Dem verschlossenem Schallbecher rückt man mit Bohrer oder Fräse zu Leibe und öffnet den konischen Ausgang. Ich würde auch die Sitze etwas nacharbeiten. Sei es durch beziehen mit „Stoff“, oder die allzu glatten Sitzflächen mit Knöpfen, Sitzkissen und dergleichen mehr Struktur zu verleihen. Als Vorbild kann man sich den Fahrersitz nehmen. Mit einem leicht welligen Sitzkissen versehen, schaut der Fahrerplatz gleich realistischer aus.
Die vordere Achse erlaubt dem Modell, durch die Konstruktion am Original (nach einem kleinem Umbau) ein Einschlagen der Räder. An den Verschraubungspunkten können Spezialisten noch Schraubenköpfe und Muttern links und rechts am Differential anbringen, nach Vorlagen noch einzelne Kabel im Motorraum hinzufügen; was angesichts einer kompletten Verkleidung der Unterseite des Motors wenig Sinn ergibt, sofern man nicht die Motorhaube abnehmbar macht. Apropos Antriebsstrang: es befindet sich zwischen Motor und Differenzial ein Getriebe welches über dem rechts vom Fahrer angebrachten Schaltstock über eine Handkupplung betätigt wurde. Zwei hinter dem Fahrer links und rechts montierte Petroleumleuchten müssen dem Modell wie auch dem Original genügen. Kurios finde ich den hinter dem Motor angebrachten Kühler. Einen Einfüllstutzen für den Benzintank fand ich nicht. Ich vermute ihn unter der Fahrersitzbank. Sei es drum, dem mir zur Verfügung stehenden Bildern zum Vergleich hat ICM sehr gute Arbeit geleistet und das Modell hervorragend umgesetzt.
Bauanleitung
Als Bauanleitung für dieses Auto legt ICM ihre bekannten A4 großen Hefte bei. Ganze 52 leicht verständliche Baustufen zeigen auf 22 Seiten den Zusammenbau. Dabei legt ICM besonderen Wert darauf, die einzelnen Bauabschnitte nicht mit allzu viel Information zu überfrachten. Auf der vorletzten Seite zeigt eine Übersichtszeichnung in grau den AG 1 im Großformat. Alle 4 Ansichten des Autos werden auf der letzten Seite grafisch dargestellt. Deren Symbole der Farbangaben schlüsselt die Eingangs der Anleitung gezeigte Tabelle auf. Zwei Hersteller an Farben, Revell und Tamiya stehen zur Wahl.
Decalbogen
Der 5,3 x 2,0 cm kleine Decalbogen trägt 7 sauber und versatzfreie Bilder. Vier davon sind Nummernschilder in schwarz mit weißer Schrift, zwei kleine Schilder in rot mit weißer Schrift (FOR HIRE) und ein kleines weißes Schild für das „Taximeter“. Der Trägerfilm ist dünn und die Farben sind kräftig gedruckt.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Wie ich bei der Vorstellung des ersten Kits dieser Serie (Taxi de la Marne) bereits schrieb, durfte ich durch die Vertiefung in diesen Bausatz und dessen Umsetzung vom Original zum Modell ein für mich bis dato unbekanntes Automobil kennen und lieben lernen. Ich denke, dass ICM uns Modellbauern für dieses schöne Modell einen Figurensatz mit zeitgenössischer Dame und Herren als Taxigäste samt Fahrer schuldig ist. Der Renault AG 1 ist ganz klar eine tolle Bereicherung für unser schönes Hobby. Ob Anfänger, Profi oder der Fahrzeugliebhaber, alle werden mit diesem Modell ihre große Freude haben.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten Sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Guido Veik,
Mai 2020