ICM 35901 - Chernobyl#1, Radiation Monitoring Station 1/35
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 8 graue Spritzrahmen mit 201 Teilen (Fahrzeug)
- 1 grauer Spritzrahmen mit 40 Teilen (Wachpsten)
- 1 grauer Spritzrahmen mit 37 Teilen (Figuren)
- 3 Rahmen Klarsichtteile mit 33 Teilen
- 8 Vinylräder
- 2 Decalbögen
- 1 Base mit Hintergrund ca. 24x24x40 cm
- 20+2+2 Seiten, teils farbige Bau- und Lackieranleitung (A4)
Vorwort
Geschichtliche Ereignisse im Modellbau dazustellen, ist nun wirklich nichts neues. Denken Sie nur an die aus der Szene nicht mehr wegzudenkenden und meist mit viel Akribie umgesetzten Vignetten und Dioramen zu den Kriegsschauplätzen. Hier teilt sich aber das Lager der Bastler in diejenigen, die das Thema mit teils drastischen Szenen (für sich) aufarbeiten und in diejenigen, die jedes Modellprojekt in erster Linie von der technischen oder menschlichen Seite angehen und die lichten Momente zwischen den Auseinadersetzungen thematisieren. Definitiv für die ersteren Modellbauer hat ICM nun eine neue Serie an 1/35er Dioramensets gestartet. Die Reaktor-Katastrophe von Chernobyl, mit Tod, Leid und Spätfolgen, ist sicherlich jedem ein Begriff, genau diese Stimmung vermittelt auch das erste ICM Set zum Thema…
Vorbild / Historie:
Da die Ereignisse um den April 1986 hinlänglich bekannt sind, widme ich mich in der “Historie” dem Hauptbausatz des Sets, dem ZIL-131 LKW.
Auszug aus Wikipedia: Die Entwicklung des Fahrzeugs reicht zurück bis Mitte der 1950er-Jahre. Während der Entwicklung des ZIL-157 wurde damit begonnen, einen neuen dreiachsigen Militärlastwagen mit Allradantrieb zu konzipieren. Das Projekt erhielt zunächst den Namen ZIS-131, 1956 wurde ein erster Prototyp präsentiert, der große Ähnlichkeiten mit den ersten Prototypen des ZIL-130 hatte. Drei Jahre später, 1959, waren die Tests an den Prototypen erfolgreich abgeschlossen und das Fahrzeug aufgrund der Entstalinisierung in ZIL-131 umbenannt. Es wurde ein Produktionsstart für 1961 oder 1962 geplant, der jedoch nicht eingehalten werden konnte. Zunächst begann 1964 die Serienproduktion des ZIL-130, erst 1967 konnte mit der Herstellung des komplexeren ZIL-131 begonnen werden. Einige Baugruppen des Fahrzeugs wie Achsen und Winden wurden ab diesem Zeitpunkt in einem Zweigwerk von ZIL, dem Brjanski Awtomobilny Sawod, gefertigt. 1974 wurde das Fahrzeug mit dem staatlichen Gütesiegel der UdSSR ausgezeichnet. 1986 überarbeitete der Hersteller die Lastwagen, die neue Version wurde mit ZIL-131N bezeichnet. Ein Jahr später begann auch im Uralski Awtomotorny Sawod (UAmZ) die Produktion der Fahrzeuge. Im Sawod imeni Lichatschowa endete die Produktion des ZIL-131 im Jahr 1990. Bis dahin wurden insgesamt 998.429 Lastwagen dieses Typs gebaut, alleine 48.000 im Jahr 1989. Bei UAmZ lief die Fertigung unverändert weiter bis 2002. In diesem Jahr änderte das Werk den Namen in AMUR, der Lastwagen wurde zum AMUR-531340. Als das Werk 2010 beziehungsweise 2011 in Insolvenz ging, befand sich der Lkw noch immer im Angebot und wurde somit 43 Jahre lang in Serie gebaut. Das ZIL-Werk in Moskau produziert seit 1994 mit dem ZIL-4334 einen Nachfolger für den ZIL-131. Viele Armeen des Warschauer Pakts nutzten den ZIL-131, unter anderem als Basisfahrzeug für den Mehrfachraketenwerfer BM-51 „Prima“ (einer Variante des BM-21). Auch die DDR importierte ihn, sowohl für zivile Zwecke als auch für die NVA. Dort kam auch die Ausführung als Sattelzugmaschine zum Einsatz.
Der Bausatz
Bei vorliegendem Diorama-Set handelt es sich um zwei Einzelbausätze, dem “Zil-131KShM” (35517), welcher eine Formneuheit aus dem Jahr 2014 darstellt und dem neu entwickelten Figuren-Set “Road control” (35622), welches es zu einem späteren Zeitpunkt auch separat zu kaufen gibt. Ergänzt durch das speziell für dieses Set entworfene Wachhäuschen ”Radiation Monitoring Station” und einer hochwertig bedruckten Bodenplatte mit Hintergrund aus Karton (ca. 24x24x40 cm), ist das Set komplett.
Das Wellblechhäuschen samt Zubehör stammt, ebenso wie der LKW, aus modernen CAD generiertem Formenbau. ICM liefert einen makellosen Spritzgussrahmen hierfür ab. Die Dicke des Wellblechs ist im für diesem Maßstab akzeptablen Bereich, vernachlässigbare Auswerfermarken sind auf der Innenseite der großen Bauteile vorhanden. Häutchen, Grate und ausgeprägte Formversätze sucht man vergebens.
Die Figuren wurden wie üblich bei ICM mittels einer handwerklich hergestellten Kunstharzform produziert. Alle Teile weisen feine Details auf, sind so gut wie gratfrei abgespritzt und leicht zu verbauen. Die Uniformen und Schutzanzüge mit ihrem sehr realistischen Faltenwurf, aber auch die Gesichtszüge und Posen, wurden hervorragend umgesetzt.
Beim ZiL-131 mit Koffer- bzw. Katastrophenschutzaufbau handelt es sich um die unveränderte Erstausgabe des Kits von 2014. Auch hier sind alle Teile gegen Beschädigung und Verlust von Teilen sicher in Folie eingetütet; die Klarsichtteile natürlich separat. Wie oben bereits erwähnt, stammen alle Teile des Fahrzeugs aus modernsten, mittels CAD- Technik erstellter Formen und weisen ICM-typisch ausgezeichnete Oberflächen und feinste Details auf. Auch hier sucht man die üblichen Spritzgussmängel vergebens. Lediglich die Auswerfermarken an den Innenseiten von Kabine und Aufbau sollten bereinigt werden.
Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass ICM großen Wert auf eine realistische Umsetzung aller Komponenten legt und eine perfekte Kopie des Originals ermöglicht. Alles wirkt stimmig und durchdacht. In diesem Zusammenhang ist auch klar, dass man die Motorhaube und Türen allesamt offen anbauen kann. Dynamische Szenen sind somit gewiss.
Das Highlight dieses Kits ist natürlich der Kofferaufbau mit seinen umfangreichen Einrichtungsgegenständen, welche neben den Schränken, Lampen und Schraubstock bis zum Luftfiltersystem und Kompressor reichen. Die Verglasung des Fahrzeugs stammt von den beiden hochtransparent abgespritzten Klarsichtrahmen, welche als perfekt zu bezeichnen sind.
Typischerweise legt ICM Wert auf Vynilräder. Diese sind mit ihrem groben Profil sehr gut getroffen, aber sicherlich nicht jedermanns Sache. Wer möchte kann belastete Resinräder aus dem Zubehörhandel ergänzen.
Zubehör:
Die Karton-Base mit zweiseitigem Hintergrund stellt eine Zufahrtsstraße zum havariertem Reaktor dar.
Bauanleitung
Die drei übersichtlich aufgebauten Bauanleitung halten keine großen Überraschungen bereit. Die Titelseite und der Bemalungsteil beim Fahrzeug, sowie der Bau-/Bemalungsplan der Figuren sind in Vollfarbe ausgeführt. Beim Zil-131 beziehen sich die Farben noch auf das inzwischen veraltete System von ModelMaster. ICM stellte ihr Farbsystem erst 2017 auf die Kooperationspartner Revell und Tamiya um.
(Bauanleitung in Auszügen)
Decalbogen
Der Decalbogen des Zil-131 stammt ebenfalls aus dem Originalbausatz von 2014. Im Prinzip wird dieser aber nicht benötigt, da alle Markierungen, inkl. Armaturenbrett, auf dem neuen Bogen vorhanden sind. Letzterer wurde mit leuchtenden Farben, sauber, versatzfrei und mit minimalem Trägerüberstand gedruckt.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Man kann dazu stehen wie man möchte! Von der modellbauerischen Seite her aber betrachtet, liefert ICM mit diesem durchdachten Set eine hervorragende Grundlage zu Dioramen rund um das schicksalhafte Ereignis des April 1986.
Erstklassiger Spritzguss, gepaart mit tollem Zubehör, dieser Mix macht einen besonderen Bausatz aus.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten Sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(Februar 2020)