ICM 48281 - B-26B-50 Invader
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 8 graue Spritzrahmen mit 238 Teilen
- 1 transparenter Spritzrahmen mit 10 Teilen
- 1 Decalbogen
- 24-seitige Bau- und Lackieranleitung in A4
Vorwort
Als Valeriia Buzina, die rechte Hand des CEO der ukrainischen Modellschmiede ICM und anlässlich der Spielwarenmesse 2017 bei den Review-Partnern anfragen ließ, welche Modelle denn in unseren Augen interessant wären, da viel natürlich auch das Stichwort „Invader“ bei uns und vielen unserer Kollegen. Wer ICM kennt, der weiß, dass man solchen Vorschlägen sehr wohlwollend gegenübersteht und Mitte 2019 hielten wir dann auch schon die erste (hier nun auch von uns vorgestellte) Variante der A/B-26 in Händen.
Vorbild / Historie:
Die Douglas A-26 Invader war ein zweimotoriger leichter Bomber aus US-amerikanischer Produktion, der in verschiedenen Versionen (unter anderem A-26, B-26, A-26A) sowohl im Zweiten Weltkrieg wie auch im Korea-, im Portugiesischen Kolonial-, im Vietnamkrieg sowie während der Kongo-Krise eingesetzt wurde. Der Erstflug der XA-26 fand am 10. Juli 1942 statt, die letzte Maschine wurde 1972 ausgemustert. Ungewöhnlich für die damalige Zeit war die Auslegung mit nur einem Piloten (also keine der damals üblichen Doppelsteuerungen) und mit ferngesteuerten MGs in zwei Türmen. Beeindruckend war die Anzahl der starren Rohrwaffen. Die Versionen mit unverglastem Rumpfbug trugen sechs, später acht 12,7mm-MGs in der Nase, in den Tragflächen konnten weitere sechs Waffen eingebaut werden. Wahlweise waren stattdessen auch acht Tragflächen-MGs in vier Doppelbehältern unter den Tragflächen möglich. somit konnte die maximale Bewaffnung sechzehn starre MGs und vier ferngesteuerte MGs betragen.
Die Douglas Aircraft Company stellte 2503 Exemplare her. 1948 wurde die Bezeichnung von A-26 (A wie Attack = Angriff) auf B-26 (B wie Bomber) umgestellt, nachdem die letzten Martin B-26 Marauder ausgemustert wurden, mit denen dieses Flugzeug nichts zu tun hat.
Im Vietnamkrieg wurde diese Bezeichnung aus politischen Gründen wieder von B-26 K in A-26 A umgeändert um die Maschine nicht als Bomber, sondern als Angriffsflugzeug zu deklarieren, und sie in Thailand mit der 609th SOS (Special Operations Squad) stationieren zu können. Damit wurden Angriffe auf Nachschubwege geflogen.
Die ersten vollständig ausgerüsteten Bombergruppen in Europa waren die 416th und 409th Bombardement Group, die im November 1944 ihre ersten Einsätze flogen. Ihnen folgten Gruppen in Italien, und auch auf dem Kriegsschauplatz im Pazifik wurde das neue Modell Mitte 1944 eingeführt. Insgesamt flogen A-26 trotz ihres späten Erscheinens auf dem europäischen Kriegsschauplatz noch über 11.000 Einsätze.
In Korea flogen die B-26 insgesamt 60.096 Einsätze. Dabei gingen 210 Flugzeuge verloren. Die Einsatzverluste beliefen sich auf 168 Flugzeuge, davon 56 durch Feindeinwirkung (zum größten Teil durch Bodenbeschuss). 41 fielen Unfällen zum Opfer, 71 Flugzeuge blieben vermisst. 283 Besatzungsmitglieder wurden getötet, 324 waren vermisst und 63 verwundet. Die Aufklärer RB-26/WB-26 flogen 11.944 Einsätze bei insgesamt 16 Verlusten, davon 7 im Einsatz. Die Personalverluste betrugen 4 Tote und 1 Verwundeter.
Im Indochinakrieg flogen die französischen Truppen ab 1951 72 B-26 und 8 RB-26, die von den USA im Rahmen des Mutual Defense Assistance Program geliefert wurden. Dabei gingen mindestens 24 Flugzeuge verloren, davon 13 im Kampfeinsatz. Am 30. Juni 1954 betrug der Flugzeugbestand 79 B-26 und 7 RB-26, sodass weitere Flugzeuge außerhalb des MDAP geliefert worden sein müssen (unter Berücksichtigung der Verluste mindestens 18 B-26).
Bei der Invasion in der Schweinebucht flogen A/B-26 auf beiden Seiten, die USA verloren zwei.
1961 traten bei dem betagten Muster Flügelbrüche auf, und die Maschinen wurden zurückgezogen. Gleichzeitig beauftragte die Regierung die Firma On Mark Engineering damit, die B-26 zu modernisieren und mit verstärkter Struktur auszurüsten. Noch einmal kehrten A/B-26 nach Vietnam zurück.
In Vietnam betrugen die Einsatzverluste 22 A-26 zwischen 1962 und 1969 mit 51 getöteten Besatzungsmitgliedern. Dort erwarb sich die Maschine einen Ruf als „Truck Killer“ und zerstörte auf den Nachschubrouten über 4000 LKW.
Ende der 1960er-Jahre hatten fast alle Zellen ihre maximale Lebensdauer erreicht, und die A-26 verschwand 1971 aus den Arsenalen. Dennoch wurden einige Maschinen instandgesetzt und fungierten noch lange als Feuerlöschflugzeuge in Kanada oder auch als schnelle Geschäftsreiseflugzeuge vor der Einführung strahlgetriebener Muster.(Quelle: Wikipedia)
Der Bausatz
Der mit einem attraktiv gestalteten Hochglanz-Deckelbild versehene Stülpkarton sitzt wieder einmal sehr streng auf der praktischen, ICM-typischen Innenklappschachtel, so dass man doch leichte Schwierigkeiten hat an den Inhalt dieser Neuheit aus 2019 zu kommen. Hat man es dann schließlich geschafft die Kartonage nicht zu beschädigen, hält man 8 hochwertig produzierte Spritzrahmen (davon ein Klarsichtrahmen), samt großem Decalbogen und der Bauanleitung in den Händen.
Bei genauerer Betrachtung stellt man ein ganz neues Level an Detaillierung im Innenraum bei diesem Modell fest. Auf der Qualitätsseite erhält man den üblichen und sehr guten Formenbau aus dem Hause ICM, modernste CAD generierte Duraluminium-Formen liefern das Werkzeug für die gefälligen Spritzrahmen. Die Oberflächen sind leicht „rau“, oder besser gesagt „matt“ gehalten, Grate, größere Formtrennlinien und Häutchenbildung sucht man vergebens. Lediglich einige Sinkstellen sind zu bemängeln, dazu aber weiter unten mehr…
Auch an die Angabe eines Buggewichtes mit 40g hat man dankenswerterweise gedacht. Schön gemacht sind auch die Optionen des Kits. Neben der Wahl zwischen den Unterflügellasten als Bomben, Zusatztanks oder Waffengondel, sind natürlich die Steuerflächen separat ausgeführt und ermöglichen somit ein angelenktes Anbauen und ein dynamischeres Gesamtbild des Modells. Wer den Bombenschacht geschlossen halten möchte, der wird mit einem eigenem Gesamtteil bedient. Ein umständliches Anpassen und den Spalt vermeidendes Ankleben der beiden Schachtklappen entfällt somit. Für die Fahrwerksklappen hat sich ICM eine Kombination aus Schachtverkleidung mit fest angebauten Klappen einfallen lassen. Der Vorteil liegt auf der Hand, man hat somit garantiert den richtigen Öffnungswinkel. Allerdings erschweren diese bereits angebauten Klappen das Lackieren…
Als vermeintliche Option entdeckt man eine zusätzliche (geöffnete) Kabinenhaube auf dem sehr gut und ohne Schlieren etc. abgespritzten Klarsichtrahmen. Es handelt sich tatsächlich um zwei verschiedene Kabinenhauben, wobei die nicht „geblasene“, also flachere, für die meisten WW2 Invaders Verwendung findet. Ab 1945 hat man, der verbesserten Sicht wegen, auf die leicht knubbelige Version umgestellt.
Der ambitionierte Modellbauer wird sich sicherlich der Räder und der cal.50 Bugbewaffnung annehmen wollen. Nicht dass diese schlecht wären, nur eben nicht abgeflacht und zweitere produktionstechnisch nicht hohl. Hier lohnt sich evtl. auch der Einsatz von inzwischen erhältlichen, fein detaillierten Resinteilen oder Ausführungen in Messing von z.B. Master (Polen). Nochmal zurück zu den Rädern, diese sind aufgeteilt in jeweils zwei Felgen- und Reifenteile. Die feinen Details beider können sich wirklich sehen lassen, wobei durch das Verschleifen der zusammengeklebten Reifen sicherlich das typische „Diamond“-Muster leiden wird. Interessant ist auch die Umsetzung des Fahrwerks mit den separat anzubauenden Fahrwerkscheren. Es kann später, also nach dem Lackieren in die Schächte als Ganzes eingestzt werden.
Ein weiteres Highlicht sind die beiden Pratt & Whitney R-2800-27-Double-Wasp Sternmotoren. Mit satten 26 fein detaillierten Teilen pro Motor fehlt eigentlich nur das Zündgeschirr für einen originalgetreuen Einblick von vorne.
Beim Cockpit haben wir mit überschaubaren 14 Teilen zwar nicht die große Fülle, aber auch hier zeigt ICM ein Händchen für Realismus. Decalelmente für die Instrumente sind vorhanden, die des großartigen Einblicks zwingend notwendigen Sitzgurte muss man aber selbst erstellen oder vom bekannten Zurüster beziehen.
Wie bereits weiter oben geschrieben, sind die tollen Innenstrukturen eines der Highlights des Kits. Egal ob in den Fahrwerkschächten, dem Rumpf oder im Bombenschacht, alles wurde sehr akkurat umgesetzt. Leider kommen wir somit auch zum etwas arbeitsintensiveren Thema Sinkstellen, was sich bei vorliegendem Kit an den Rumpfhälften deutlich bemerkbar macht. Auf der rechten Seite mehr als links, zeichnen sich die Spanten und Träger von Cockpit und Bombenschacht nach außen hin ab. Der Modellbauer sollte hier vor dem Zusammenbau entscheiden, ob man diese als „gestresste Paneelen“ akzeptiert, oder ob man zu Spachtelmasse und Füller greift. Im zweiten Fall ist ein sehr sauberes Arbeiten angesagt, um die messerscharfen und feinen Gravuren nicht verschwinden zu lassen.
Weitere Sinkstellen finden sich an den Cowlings.
Bauanleitung
Die Bauanleitung der Invader ist in puncto Übersichtlichkeit und Abbildungsgröße vorbildlich umgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die diversen zu bohrenden Löcher und die Farbhinweise des Interieurs. Farbcodes sind im System der ICM Kooperationspartner Tamiya und Revell aufgeführt. Zur Lackierung liefern die letzten beiden Seite farbige 3-Seiten Ansicht.
Markierungsoptionen:
- B-26B-30-DL „BC-396“, 8th BS, 3rd BG, Iwakuni, Japan, Frühjahr 1951
- B-26B-56-DL „BC-372“,13th BS, 3rd BG, Iwakuni, Japan, August 1950
- B-26B-61-DL „BC-532“, 730th BS, Miho AB, Japan, Herbst 1950
Bauanleitung in Auszügen:
Decalbogen
Gleichzusetzten mit dem eigentlichen Bausatz sind die Wasserschiebebilder. Scharf, versatzfrei, mit dünnem Träger, farbecht und perfekt im Raster gedruckt, lassen sie keine Wünsche offen.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Lange mussten wir Modellbauer auf eine zeitgemäße „Invader“ in 1/48 warten… …und es hat sich definitiv gelohnt! Mit einer phantastischen Arbeit der ICM Designabteilung präsentiert sich ein Bausatz mit WOW-Charakter! Die deutlich in die Jahre gekommenen und noch mit erhabenen Gravuren ausgestatteten Monogram-Kits, die auch unter ProModeler und Revell vertrieben wurden, haben nun ausgedient.
Einziger Schwachpunkt sind die teils stark hervortretenden Sinkstellen der Rumpfhälften, welche eine gewisses Geschick voraussetzen, möchte man diese bereinigen. Alles in allem aber „Hut ab“ ICM, für diesen tollen Kit!
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(August 2020)