MiG-25 PD Soviet Interceptor Fighter
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 12 graue Spritzrahmen mit 140 Teilen
- 1 transparenter Spritzrahmen mit 4 benötigten Teilen
- 2 Decalbögen
- 24-seitige Bau- und Lackieranleitung in A4
Vorwort
ICM´s neue Serie an kleinen 1/72er MiG-25 Modellen steht in puncto Detaillierungsgrad und Variantenreichtum dem bestens bekannten, großen 1/48er Modell in nichts nach. Die aktuelle Version behandelt den Abfangjäger MiG-25PD, der durch 4 zusätzlich Spritzrahmen mit Außenlasten und einer neuen Bugsektion umgesetzt wurde.
Vorbild / Historie:
Anfang der 1960er-Jahre wurden in der Sowjetunion auf Basis der Mikojan-Gurewitsch Je-166 erste Untersuchungen angestellt, wie einer vermuteten Bedrohung durch US-Überschallbomber wie der Convair B-58 und vor allem der Mach-3-schnellen Lockheed A-12 begegnet werden könnte. Ausgeschrieben wurde ein Mach-3-schnelles Jagdflugzeug, das ebenso schnelle Luftziele in Flughöhen bis zu 25.000 Metern abfangen können sollte. Der Hauptzweck der darauf in Entwicklung gegangenen MiG-25 sollte aber schließlich sein, das Mach-3-Aufklärungsflugzeug Lockheed A-12 abzufangen, von dessen Bau das sowjetische Militär 1960 erfahren hatte. Der offizielle Programmstart für Voruntersuchungen war der 10. März 1961. Die Einsatzdoktrin beruhte auf der Erkennung des Ziels durch ein leistungsfähiges Radarsystem und der Bekämpfung mit eigens hierfür entwickelten weitreichenden Luft-Luft-Raketen vom Typ Wympel R-40 (Natobezeichnung AA-6 „Acrid“), wobei klassische Luftkämpfe nicht vorgesehen waren.
Beim Radar handelte es sich um ein Pulsradar Smertsch-A (smertsch, russisch смерч für Windhose, Tornado; NATO-Name Foxfire) mit begrenzter Look-Down-Fähigkeit. Um eine gute Entfernungs-auflösung zu erreichen, arbeitete das Radar mit einer hohen Impulsfolgefrequenz. Noch im selben Jahr fiel die Entscheidung, die Maschine im Wesentlichen als geschweißte Konstruktion herzustellen, die hauptsächlich aus kriechfestem, rostfreiem Nickelstahl bestehen sollte. Als Fügeverfahren wurde ein halbautomatischer Schweißprozess entwickelt, um Gefügeveränderungen im Material kontrollieren zu können.
1970 ging die wichtigste Variante, das RB-Modell in Produktion. Sie entsprach bis auf eine geänderte ELINT-Elektronik in der Aufklärungsfähigkeit der MiG-25R. Neben der Aufklärungsrolle konnte die Maschine jedoch auch als Bomber verwendet werden. Es konnten dabei bis zu sechs Bomben zu 500 kg des speziell hitzefest ausgelegten Typs FAB-500 an Unterflügel- und Rumpfstationen getragen werden. Dazu waren einige strukturelle Verstärkungen nötig. Versuche, die Bombenlast weiter zu erhöhen, waren nicht erfolgreich, da es zu nicht beherrschbaren strukturellen Problemen kam. Die Navigationsgenauigkeit wurde durch den Einsatz eines digitalen Orbita-155-Computers und der Dopplerkorrektur DISS-7 so verbessert, dass mit dem Bombenzielgerät Pelleng ein vollautomatischer Angriff ohne Erdsicht aus 20 Kilometern Höhe mit Mach 2,35 möglich war, wenn die Position des Zieles hinreichend genau bekannt war. Die Produktion der MiG-25RB begann 1970 und dauerte, mit Modifikationen, bis 1982 an. Die ersten sowjetischen Einheiten wurde Anfang 1972 mit dem Typ ausgerüstet. Maschinen dieses Typs wurden nach Algerien, Bulgarien, Indien, Irak, Libyen und Syrien exportiert. MiG-25RB der sowjetischen Streitkräfte waren von 1973 bis 1974 in Ägypten stationiert. Sie hatten ägyptische Kennungen und ägyptischen Tarnanstrich, wurden aber von sowjetischen Piloten geflogen. NATO-Bezeichnung Foxbat-B.
Mikojan-Gurewitsch MiG-25PD/PDS: 1978 wurde die MiG-25P in der Produktion durch die MiG-25PD mit verbesserten Triebwerken und verbesserter Avionik sowie Bewaffnung abgelöst. Die Bugsektion wurde um 250 mm verlängert, um einen Luftbetankungsstutzen und das wesentlich leistungsfähigere Puls-Doppler-Radar Saphir-25 mit einer Pulsleistung von 50 MW aufnehmen zu können. Dazu kam ein Infrarotsichtgerät. Zur Versorgung der neuen Verbraucher wurde die elektrische Ausrüstung verstärkt. Es war nun auch möglich, die Luft-Luft-Raketen vom Typ R-60 abzufeuern. In den 1980er-Jahren kam auch die Möglichkeit der Verwendung von R-23 und R-73 hinzu.
Die etwa 370 im Jahr 1978 existierenden sowjetischen MiG-25P-Jäger wurden auf den Ausrüstungsstand der MiG-25PD gebracht und erhielten die Bezeichnung MiG-25PDS.
Die MTBO des Triebwerks betrug nun 1000 Stunden. Die Produktion lief bis 1982. Die NATO-Bezeichnung lautete Foxbat-E. Von diesen Typen befand sich 2001 keine Maschine mehr im aktiven Truppendienst der russischen Luftwaffe, 131 waren eingelagert. Quelle: Wikipedia
Der Bausatz
Alle Einzelteile weisen eine hervorragende Oberflächengüte und Detaillierung auf, Nietenreihen, Wartungsklappen, Blechstöße oder feine erhabene Strukturen, sind am ganzen Modell zu finden und machen einen sehr realistischen Eindruck. Die Steuerflächen und Klappen sind separat ausgeführt und können angelenkt angebaut werden.
Auch die Spritzgussqualität kann sich wieder einmal mehr als nur sehen lassen. Sinkstellen, Grate oder Häutchenbildung sind nicht zu erkennen. Gewöhnungsbedürftig ist u.U. das relativ weich wirkende Polystyrol.
Auf der Design-Seite hat ICM gute Arbeit geleistet, denn die Triebwerksbereiche, Fahrwerksbeine und die Räder sind dem Maßstab entsprechend originalgetreu umgesetzt. Letztere sind aber nicht in belastetem Zustand ausgeführt. Die Fahrwerksschächte verfügen ebenfalls über Strukturen, ein gewisses Nachdetaillieren in Eigenregie verschafft diesen aber noch mehr Realismus.
Bei der MiG-25 wirkt das Cockpit überdurchschnittlich klein und man erhält am Modell entsprechend einen eher begrenzten Einblick. Trotzdem setzt ICM diesen Bereich mit 12 Bauteilen völlig ausreichend um. Für die Instrumente gibt es ein Decalelement, womit man bei entsprechender Bemalung ein gutes Ergebnis erzielen sollte. Typischerweise handelt es sich um einen Basisbausatz, der ohne Gurtmaterial daherkommt. Wer möchte kann auch hier selbst Hand anlegen oder auf den Zubehörmarkt ausweichen.
Die Klarsichtteile sind sauber abgespritzt und weisen ebenfalls feine Details auf, die nach entsprechender Lackierung sicherlich gut zur Geltung kommen. Die Cockpithaube kann natürlich offen oder geschlossen angebaut werden. Im Gegensatz zum 1/48er Bausatz gibt es keinen Hinweis auf ein Buggewicht.
Der Unterschied zu den vorangegangenen 1/72er Versionen liegt in abgeänderten Spritzrahmen F und G, sowie einem neuen Rahmen H. Für die Bewaffnung sorgen 4 identische Spritzrahmen K, auf denen die AA-6 ACRID R-40 Raketen zu finden sind.
Bauanleitung
Die ICM typische Bauanleitung führt uns in satten 83 (!) Baustufen zum fertigen Modell. Vorbildlich umgesetzt und mit Farbangaben versehen, ist auch die Abbildungsgröße sehr ansprechend. Farbcodes sind im System der ICM Kooperationspartner Tamiya und Revell aufgeführt. Zur Lackierung und dem Anbringen der Wasserschiebebilder liefern die jeweils letzten Seiten farbige 3-Seiten Ansichten. Der Stencil-Plan wirkt im ersten Moment verwirrend, aufgrund der schier erdrückenden Menge. Jeweilige Pfeile geben aber dennoch die exakte Position an. Ratsam wäre es sich eine vergrößerte Kopie dieser Seite zu erstellen.
Markierungsoptionen:
- MiG-25 PDS, 146th Guard Fighter Regiment, Vasilkov, 1989
- MiG-25 PD, Soviet Air Force, 1986
- MiG-25 PD, Iraqi Air Force, late 80s
- MiG-25 PD, Libya Air Force, 90s
Decalbogen
Die beiden kleinen Decalbögen sind versatzfrei mit minimalem Trägerüberstand und leuchtenden Farben gedruckt. Auffällig sind hier vor allem die roten Wartungshinweise, die einen verwaschenen Druck aufweisen. Inwieweit man dies -bei diesem Maßstab- am fertigen Modell noch erkennen kann, ist fraglich. Erfreulicherweise wurde ein Decalelement für die Cockpitinstrumente berücksichtigt.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Ohne Umschweife kann ich mein Fazit der vorhergegangenen Modelle hier nochmals wiedergeben. ICM hat die Umsetzung der gewaltigen MiG-25 in 1/72 sehr gut gemeistert. Die Teile sind durchweg hervorragend gestaltet und laden ein, direkt zu Zange und Kleber zu greifen. Trockenpassungen, sowie die Berichte über bereits gebaute Modelle, bescheinigen eine gute Passgenauigkeit, womit nicht gerade der Einsteiger, aber der Bastler mit etwas Erfahrung zurecht kommen sollte.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(März 2021)