MiG-25PU Soviet Training Aircraft

Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 8 graue Spritzrahmen mit 139 benötigten Teilen
- 2 Klarsichtrahmen mit 7 benötigten Teilen
- 2 Decalbögen
- 24-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Vorwort
ICM´s neue Serie an kleinen 1/72er MiG-25 Modellen steht in puncto Detaillierungsgrad und Variantenreichtum dem bestens bekannten, großen 1/48er Modell in nichts nach. Die aktuelle Version behandelt den exotisch anmutenden Waffen-Trainer MiG-25PU, der durch seinen verlängerten Bug und das zweite Cockpit einen nicht allzu oft anzutreffenden Kit im Modellbau darstellt.
Vorbild / Historie:
Die MiG-25 ist ein einsitziger, zweistrahliger Abfangjäger und Aufklärer/Bomber der in der Sowjetunion von Mikojan – Gurewitsch entwickelt und gebaut wurde. Der Erstflug fand im März 1964 statt. Ursprünglich als Antwort auf die überschallschnellen US Bomber und vor allem die Mach 3 schnelle Lockheed A-12 gedacht, wurde die MiG-25 dann in einer Reihe von Abfangjäger- und Aufklärervarianten gebaut. Die Einsatzdoktrin der Abfangjäger beruhte hierbei auf dem Einsatz eines leistungsstarken Radars und weitreichender Luft – Luft Raketen. An klassischen Luftkampf wurde weniger gedacht.
Die offizielle Freigabe für die Entwicklung einer Jagdflugzeugvariante (MiG-25P) und einer Aufklärungsflugzeugvariante (MiG-25R) wurde im Februar 1962 erteilt. Kurz darauf gab es auch die Entwicklungsfreigabe für die entsprechenden zweisitzigen Schulversionen (MiG-25PU und MiG-25RU).
Der erste Prototyp, noch mit der Entwicklungsbezeichnung MiG Je-155R-1 (ein Aufklärer) startete am 6. März 1964 zum Erstflug. Der Prototyp des Jagdflugzeuges, MiG Je-155P-1, folgte am 9. September 1964.
Der Westen nahm die MiG-25 als Gegenmaßnahme gegen den geplanten US-amerikanischen Überschallbomber North American XB-70 wahr. Wie der Begleitjäger F-108 wurde aber auch die größere XB-70 nie in Dienst gestellt. Als eine der letzten verbliebenen Bedrohungen, für welche die MiG-25 geschaffen wurde, wurde die Convair B-58 Hustler Ende der 1960er-Jahre aus dem aktiven Dienst genommen, und die Einsatzdoktrin für die Dassault Mirage IV wurde Anfang der 1970er-Jahre dahingehend geändert, dass diese im Tiefflug mit Unterschallgeschwindigkeit angreifen sollte. Insgesamt wurden von allen Varianten der MiG-25 1190 Stück gefertigt.
Die Variante PU diente der Ausbildung der Jagdpiloten. Bei diesen Maschinen wurde im Rumpfbug ein weiteres Cockpit für den Ausbilder eingebaut. Das Radar entfiel. Durch das vordere Cockpit verschlechterte sich die Aerodynamik und es konnte nur noch Mach 2,65 erreicht werden. Es wurde eine Doppelsteuerung eingebaut. Die Maschine war mit einem System ausgerüstet, das es ermöglichte, typische Kampfsituationen nachzubilden und eine entsprechende Radardarstellung zu simulieren. An den Außenstationen konnten Luft-Luft-Raketen-Attrappen mitgeführt werden. Darüber hinaus bestand bei 14 Systemen die Möglichkeit, einen Systemausfall zu simulieren. Der Ausbilder hatte die Möglichkeit, den Schleudersitz des Schülers zu betätigen. Eine Maschine wurde für Swetlana Sawizkaja als Je-133 für Weltrekordversuche der Frauen ausgerüstet, die zwischen 1975 und 1977 durchgeführt wurden. Sie erreichte am 22. Juni 1975 2683 km/h als Weltrekord für Frauen. Insgesamt wurden vier Rekorde durch die FAI anerkannt. Die MiG-25PU flog erstmals 1968 und wurde bis 1980 produziert. NATO-Bezeichnung Foxbat-C. Quelle: Wikipedia / Foto: (c) Alan Wilson via Wikimedia

Der Bausatz
Alle Einzelteile weisen eine hervorragende Oberflächengüte und Detaillierung auf, Nietenreihen, Wartungsklappen, Blechstöße oder feine erhabene Strukturen, sind am ganzen Modell zu finden und machen einen sehr realistischen Eindruck. Die Steuerflächen und Klappen sind separat ausgeführt und können angelenkt angebaut werden.
Im Vergleich zu den bereits erschienenen einsitzigen Modellen sind die Hauptspritzrahmen Rahmen A, B, C1, C2, G1 und D gleich, hinzu kommt ein zweiter Klarsichtrahmen E2 und neu konstruierte Rahmen F,G und H. Letztere liefern die Versionsspezifischen Teile der „PU“, mit neuer Nachbrennereinheit, geänderter Verkleidung des Bremsfallschirms und natürlich der langen Nase mit dem Schulcockpit.
Die Spritzgussqualität kann sich wieder mehr als nur sehen lassen. Sinkstellen, Grate oder Häutchenbildung sind nicht zu erkennen. Gewöhnungsbedürftig ist u.U. das relativ weich wirkende Polystyrol.
Auf der Design-Seite hat ICM gute Arbeit geleistet, denn die Triebwerksbereiche, Fahrwerksbeine und die Räder sind dem Maßstab entsprechend originalgetreu umgesetzt. Letztere sind aber nicht in belastetem Zustand ausgeführt. Die Fahrwerksschächte verfügen ebenfalls über Strukturen, ein gewisses Nachdetaillieren in Eigenregie verschafft diesen aber noch mehr Realismus.
Bei der MiG-25 wirkt das Cockpit -in diesem Fall beide Cockpits- überdurchschnittlich klein und man erhält am Modell entsprechend einen eher begrenzten Einblick. Trotzdem setzt ICM diesen Bereich mit jeweils 13 Bauteilen völlig ausreichend um. Für die Instrumente gibt es Decalelemente, womit man bei entsprechender Bemalung ein gutes Ergebnis erzielen sollte. Typischerweise handelt es sich um einen Basisbausatz, der ohne Gurtmaterial daherkommt. Wer möchte kann auch hier selbst Hand anlegen oder auf den Zubehörmarkt ausweichen.
Die Klarsichtteile sind sauber abgespritzt und weisen ebenfalls feine Details auf, die nach entsprechender Lackierung sicherlich gut zur Geltung kommen. Die Cockpithaube kann natürlich offen oder geschlossen angebaut werden.
Bauanleitung
Die ICM-typische Bauanleitung führt uns in satten 91 (!) Baustufen zum fertigen Modell. Vorbildlich umgesetzt und mit Farbangaben versehen, ist auch die Abbildungsgröße sehr ansprechend. Farbcodes sind im System der ICM Kooperationspartner Tamiya und Revell aufgeführt. Im Vergleich zum 1/48er Modell fehlen bei den „Kleinen“ die Angaben zu einem Buggewicht. Ob man es gerade bei dieser langen Version wirklich braucht, sollte man durch Trockenpassungen während des Baus feststellen.
Zur Lackierung und dem Anbringen der Wasserschiebebilder liefern die jeweils letzten Seiten farbige 3-Seiten Ansichten. Der Stencil-Plan wirkt im ersten Moment verwirrend aufgrund der schier erdrückenden Menge. Jeweilige Pfeile geben aber dennoch die exakte Position an. Ratsam wäre es sich eine vergrößerte Kopie dieser Seite zu erstellen.
Markierungsoptionen:
- MiG-25 PU, Russia Air Force, Ramenskoye (Zhukovsky) (UUBW), Russia, August 2005
- MiG-25 PU, Russia Air Force, MSN N22036241, Monchegorsk, Russia, August 2012
- MiG-25 PU, MSN 22037313, Belarus
- MiG-25 PU, Libya Air Force,Tripoli – Mitiga – Libya, December 2006
Decalbögen
Die beiden Decalbögen sind mit minimalem Trägerüberstand und leuchtenden Farben gedruckt. Auffällig beim Bogen mit den Stencils sind die roten Wartungshinweise, die einen verwaschenen Druck aufweisen. Inwieweit man auch dies -bei diesem Maßstab- am fertigen Modell noch erkennen kann, ist fraglich. Erfreulicherweise wurde je ein Decalelement für die Cockpitinstrumente berücksichtigt.
Modelldetails
Bildquelle: ICM
Fazit
Ohne Frage, ICM hat die Umsetzung der gewaltigen MiG-25 in 1/72 sehr gut gemeistert. Die Teile sind durchweg hervorragend gestaltet und laden ein, direkt zu Zange und Kleber zu greifen. Trockenpassungen, sowie die Berichte über bereits gebaute Modelle, bescheinigen eine gute Passgenauigkeit, womit nicht gerade der Einsteiger, aber der Bastler mit etwas Erfahrung zurecht kommen sollte.
Ein Hingucker auf Ausstellungen und in der Vitrine ist gerade bei dieser exotischen Schulungsvariante gewiss.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(Mai 2021)
